Wie Gaming unser Gehirn trainiert – Neue Studien zu kognitiven Effekten

52 Prozent der Deutschen spielen regelmäßig Video- und Computerspiele. Das zeigt die aktuelle Bitkom-Studie vom August 2025. Überraschend: Frauen spielen täglich 20 Minuten länger als Männer – 2,2 Stunden versus 1,9 Stunden.

Gaming ist längst kein Nischenhobby mehr, sondern Massenphänomen quer durch alle Altersgruppen. Aber was macht das mit unserem Gehirn? Die Wissenschaft liefert differenzierte Antworten – zwischen neuroplastischen Veränderungen und kognitiven Vorteilen.

Was die Ulmer Studie zeigt

Professor Christian Montag von der Universität Ulm hat in einer Langzeitstudie untersucht, wie World of Warcraft das Gehirn verändert. 119 Teilnehmer, aufgeteilt in erfahrene Spieler und Neulinge. Eine Gruppe sollte sechs Wochen lang täglich mindestens eine Stunde spielen, die Kontrollgruppe nicht. MRT-Scans zu Beginn und Ende der Studie zeigten deutliche Effekte.

Ergebnis: Abnahme der grauen Substanz im orbitofrontalen Kortex – dem Bereich, der für Emotionsregulation und Entscheidungsfindung zuständig ist. Bereits nach sechs Wochen messbar. Bei Langzeit-Spielern war das Volumen noch geringer, korreliert mit höheren Suchttendenzen. Die Schlussfolgerung: Das reduzierte Hirnvolumen ist Folge des Gamings, nicht Voraussetzung.

Die andere Seite der Medaille

Aber Gaming hat auch positive Effekte – das zeigt die gleiche Bitkom-Studie. 43 Prozent der Befragten sehen Vorteile bei der Problemlösungskompetenz, 33 Prozent bei der Reaktionsgeschwindigkeit, 32 Prozent bei der Konzentration. Diese Einschätzungen decken sich mit neuropsychologischer Forschung.

Strategiespiele fördern Planungskompetenz – 74 Prozent der Gamer spielen solche Genres laut Bitkom. Action-Spiele verbessern räumliches Denken und Hand-Auge-Koordination. Geschicklichkeitsspiele trainieren präzise Feinmotorik. Die Frage ist nicht ob Gaming das Gehirn verändert, sondern wie.

Risikobewertung und Entscheidungsfindung unter Unsicherheit

Besonders interessant sind die kognitiven Effekte von Spielen, die strategisches Denken mit Wahrscheinlichkeitsrechnung verbinden. Während Strategie- und Managementspiele (laut Bitkom von 74% der Gamer gespielt) vor allem Planungskompetenz fördern, trainieren andere Genres die Risikobewertung. Psychologen betonen, dass gerade Spiele mit transparenten Mechaniken positive Lerneffekte haben: Die besten Plinko Casinos im Test etwa basieren auf nachvollziehbarer Physik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, sodass Spieler mathematische Zusammenhänge verstehen können – anders als bei reinen Glücksspielelementen wie Lootboxen, deren Mechanik oft verschleiert wird. Solche transparenten Systeme können die Fähigkeit verbessern, Risiken rational zu bewerten – eine Kompetenz, die auch außerhalb des Gaming-Kontexts wertvoll ist. Entscheidend ist dabei die bewusste Auseinandersetzung mit Wahrscheinlichkeiten statt impulsiver Entscheidungen.

Wo die Balance kippt

Die Bitkom-Studie zeigt auch Schattenseiten. 44 Prozent sorgen sich um unzureichenden Jugendschutz, 41 Prozent fürchten sozialen Rückzug, 37 Prozent warnen vor Suchtgefahr. Diese Sorgen sind nicht unbegründet – die Ulmer Studie belegt messbare Gehirnveränderungen bereits nach sechs Wochen.

Entscheidend ist die Dosis. Durchschnittlich zwei Stunden täglich – damit liegt der Großteil unter fünf Stunden (84 Prozent). Sieben Prozent spielen fünf Stunden oder mehr. Hier wird die Grenze kritisch. Problematisches Spielverhalten zeigt sich nicht an der Spielzeit allein, sondern an Kontrollverlust, Vernachlässigung anderer Bereiche, Weiterspielen trotz negativer Konsequenzen.

Motivation verstehen

54 Prozent der Gamer wollen der oder die Beste sein – ein starker Wettbewerbstrieb. Ein Drittel spielt am liebsten gegeneinander (33 Prozent), ein Viertel bevorzugt kooperatives Teamplay (24 Prozent). Diese Motivation ist nicht per se problematisch – sie kann Leistung fördern, soziale Bindungen stärken, Erfolgserlebnisse vermitteln.

Kritisch wird es, wenn Gaming zum einzigen Bereich wird, in dem Erfolgserlebnisse möglich scheinen. 45 Prozent können sich ein Leben ohne Computerspiele nicht mehr vorstellen. 36 Prozent wünschen sich, in echt in ein Spiel eintauchen zu können. 20 Prozent träumen von Videospielen. Das zeigt starke emotionale Bindung – nicht automatisch pathologisch, aber ein Indikator für Intensität.

Welche Spiele haben einen ähnlichen Einfluss?

Mit 76 Prozent sind Casual Games die Dominatoren – sie sind Spiele für zwischendurch, haben eine niedrige Einstiegshürde und bieten kurze Sessions. Strategie- und Managementspiele liegen mit 68 Prozent vorn, gefolgt von Jump’n’Run und Geschicklichkeitsspielen (65 Prozent) sowie Action-Spielen (58 Prozent). Verschiedene Genres trainieren unterschiedliche kognitive Fähigkeiten.

  • Gelegenheits-Spiele: Musteridentifikation, rasche Entscheidungen.
  • Aufbauspiele: Planung über längere Zeiträume, Management von Ressourcen, Antizipieren.
  • Aktionsspiele: Reaktionszeit, räumliche Wahrnehmung, geteilte Aufmerksamkeit.
  • Geschicklichkeitsspiele: Feinmotorische Fähigkeiten, Timing, Frustrationstoleranz.

Die Vielfalt ist riesig – allgemeine Aussagen über „Gaming“ sind daher unzureichend.

Wichtige Informationen für Eltern und Spieler

Die Gehirnstruktur und -funktion wird durch das Spielen von Videospielen verändert – wie durch alles, was wir regelmäßig tun. Das Spielen von Musikinstrumenten hat einen Einfluss auf motorische Areale, das Taxifahren vergrößert den Hippocampus und Gaming hat Auswirkungen auf die Emotionsregulation sowie die Entscheidungsfindung. Die Fragestellung lautet: Wohin, mit welcher Stärke, und welche Nebenwirkungen?

Gesundes Gaming umfasst: Bewusste Zeitlimits setzen, Aktivitäten variieren, soziale Kontakte außerhalb des Spiels pflegen und Schule, Arbeit oder Beziehungen nicht vernachlässigen. Warnsignale von großer Bedeutung: Soziale Isolation, Rückgang der Leistungen, Gereiztheit ohne Gaming, heimliches Spielen, Minimierung der Spielzeit. Kinder und Jugendliche brauchen klare Regeln – keine Verbote, sondern Strukturen.

Die Zukunft ist ausgeglichen

Videospiele stellen ein Kulturgut dar. Das belegen die Zahlen – über alle Altersgruppen und Geschlechter hinweg, ist es tief im Alltag verankert. Die Bundeswehr zielt darauf ab, talentierte Gamer für Drohneneinsätze zu rekrutieren. Die Integration von KI in Spiele sorgt für mehr Dynamik; 56 Prozent sind der Meinung, dass sie die Gaming-Welt revolutionieren wird. Es schreitet voran.

Das bewusste Anwenden ist das Entscheidende. Nur wer versteht, wie Gaming das Gehirn beeinflusst – sowohl zum Guten als auch zum Schlechten – kann kluge Entscheidungen treffen. Das Problem liegt nicht im Gaming selbst, sondern in unkontrolliertem, einseitigem und sozial isolierendem Gaming. Die Menge entscheidet über die Giftigkeit. Und die Zahlen belegen: Die Mehrheit der Gamer hat diese Balance gefunden.

Passende Beiträge

Die Rolle der Bundesliga-Vereine im eSport-Markt

Gamification in Gaming und darüber hinaus – Erklärung: Was ist Gamification?

Level Up fürs Wochenende: Game Night Rituale für jeden Spielertypen