Nach dem Mord im Orient-Express gibt es den nächsten Mord bei einer Kreuzfahrt am Nil. Zeit für Hercule Poirot, der Polizei bei den Ermittlungen ein wenig unter die Arme zu greifen. Ihr könnt ihn dabei in Agatha Christie – Death on the Nile am PC, der Switch, Xbox oder der PlayStation tatkräftig unterstützen.
Microids hat in den letzten Jahren bereits drei Detektivspiele mit Hercule Poirot in der Hauptrolle, alle mit einer ähnlichen Spielmechanik, veröffentlicht. Die Qualität der Spiele war dabei unterschiedlich und reicht von mäßig bis hin zu ziemlich gut. Begonnen hat es mit Agatha Christie – Hercule Poirot: The First Cases, das ich bei Erscheinen in wenigen Tagen durchgespielt habe, gefolgt vom etwas enttäuschenden Agatha Christie – Hercule Poirot: The London Case und dann dem vor zwei Jahren erschienenen und ziemlich stimmigen Agatha Christie – Murder on the Orient Express.
Nun geht es weiter mit Agatha Christie – Death on the Nile. Death on the Nile (Tod auf dem Nil) ist einer der berühmtesten Kriminalromane von Agatha Christie, bei dem der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot einen Mordfall während einer Schiffsfahrt auf dem Nil löst. Er wurde bereits mehrfach verfilmt, zuletzt vom Regisseur Kenneth Branagh im Jahr 2022. Er spielt im Jahr 1937, wo Poirot zusammen mit ein paar weiteren Reisenden zwei Bekannte auf ihrer Hochzeitsreise auf einem kleinen Luxusyacht am Nil begleitet. Die Gesellschaft besucht unter anderem den Tempel von Abu Simbel. In weiterer Folge wird die Braut ermordet und die Situation eskaliert – das bedeutet Arbeit für den Meisterdetektiv.
Eine erweiterte Story – und die alte (verbesserte) Mindmap
Das neue Spiel Agatha Christie – Death on the Nile ist vom klassischen Roman inspiriert, nimmt sich jedoch einige Freiheiten, die Story recht massiv abzuändern. Wir spielen Hercule Poirot, der im Jahr 1978 in einer Londoner Disco einem versnobten Aristokraten bei der Suche nach seinem abhanden gekommenen Ring hilft, mit dem er eigentlich um die Hand seiner Freundin anhalten wollte. Wollte ihn die jedoch tatsächlich heiraten? Wir spielen im weiteren Verlauf des Spieles auch die Detektivin Jane Royce, die einen eigenen Fall lösen muss (der mir übrigens nicht so wirklich gut gefallen hat), um schließlich in Abu Simbel auf Hercule Poirot zu treffen – wo die beiden Geschichten dann ineinander fließen.
New York, Mallorca, ein Luxusschiff in Ägypten – dazu ein Mordopfer und unzählige Verdächtige. Einfach hat man es als Detektiv nicht. Aber dafür ist die Spiel-Engine inzwischen recht ausgereift und lässt euch in Ruhe eurer Detektivarbeit nachgehen. Und die besteht vor allem in unzähligen Gesprächen mit anderen Personen – die alle irgendwie verdächtig sind und meistens auch zumindest Irgendetwas zu verbergen haben. Fast jeder lügt euch mehr oder weniger an, oder erzählt zumindest nur die halbe Wahrheit. Ihr sammelt Hinweise, redet mit jedem bis er/sie nichts mehr zu sagen hat und stellt danach logische Verbindungen her, indem ihr eine Mindmap erstellt. Mit dieser Mindmap könnt ihr dann (meistens sogar nachvollziehbare und logische) Schlussfolgerungen ziehen und die Geschichte vorantreiben. Eigentlich klickt ihr aber nur auf alle vorgegebenen Möglichkeiten, bis das Spiel endlich die richtige Lösung akzeptiert. Das fühlt sich aber trotzdem zeitweise wie echte Detektivarbeit an.
Nicht ganz so echt fühlen sich die immer wieder eingebauten Minispiele an. Spiegel drehen, ein Labyrinth durchqueren, Objekte manipulieren. Außerdem solltet ihr einen gemächlichen Spielablauf bevorzugen – manchmal war sogar mir der Ablauf ein wenig zu langgezogen. Euer Charakter muss nämlich die meiste Zeit in der jeweiligen Lokation herumgehen (obwohl wir ihn mit LT ein wenig beschleunigen können) und mit allen Leuten reden und alle Hotspots untersuchen, manche Szenen können nicht übersprungen werden, die (beim erstmaligen Abspielen nicht überspringbaren) Gespräche dauern manchmal auch ein wenig. Dafür ist die deutsche Vertonung gut gemacht. Alles in allem nichts für Hektiker. Nehmt euch einen Kaffee, ein wenig Zeit und genießt das Spiel – und rechnet mit locker 25 Stunden bis zum Finale.
Detektivarbeit in den 70ern
Die 3D Grafik ist höchst stimmig und bringt das typische 70er Flair super herüber. Die Musik ebenso wie die Kleidung und die Frisuren erinnern an die große Zeit von ABBA, Hippies und Schlaghosen. Wirklich gut gemacht. Wir steuern Hercule aus der Third-Person Perspektive durch die Gegend und können mit bestimmten Hotspots interagieren. Wir reden mit anderen Personen, öffnen Türen oder Safes. Es gibt Sammelobjekte zu finden. Das Spiel ist relativ textlastig. In voll vertonten Gesprächen unterhalten wir uns mit den anderen Figuren der Handlung, und müssen sogleich die ersten Denksportaufgaben lösen. In einem Notizbuch über die verschiedenen Charaktere müssen wir im Multiple Choice Verfahren (aus einer relativ langen Liste…) den Vornamen, Nachnahmen, Beruf und eine Besonderheit der jeweiligen Person auswählen – was Anfangs noch recht einfach ist (einfach das Transkript des vorherigen Gespräches lesen), bald jedoch ein wenig komplexer wird. Später haben wir oft erst nach mehreren Kapiteln alle Informationen über eine Person beisammen, die teilweise nicht nur in Gesprächen sondern auch durch Beobachtungen aufgedeckt werden müssen.
Die Steuerung mit dem Gamepad funktioniert hervorragend. Die PC-Fassung benötigt nur einen relativ moderaten Rechner – 8 GB RAM und zumindest eine altersschwache Nvidia Geforce 640 (eine mittelmäßige Karte aus dem Jahr 2012!). Kaufen könnt ihr Agatha Christie – Death on the Nile für den PC auf Steam und im Epic Store, die Sony PlayStation 5, Xbox oder die Nintendo Switch.
Zusammenfassung
FAZIT
Agatha Christie – Death on the Nile ist natürlich ein Spiel für die Fans von Agatha Christie und ihrer erfolgreichsten Romanfigur – dem arroganten Superdetektiv Hercule Poirot, dem ganz wie Sherlock Holmes einfach jede Kleinigkeit auffällt. Ein wenig unterstützen müsst ihr ihn dabei jedoch schon. Das gründliche Untersuchen der Umgebung, das Befragen von Zeugen und Verdächtigen, und dann vor allem das Ziehen von logischen Schlussfolgerungen – das bleibt eure Aufgabe. Dazu noch eine Menge an unterschiedlichen Minispielen. Wer die Vorgängerspiele gemocht hat, der bekommt auch im neuen Teil wieder stundenlange Rätselarbeit mit einigen unerwarteten Wendungen in der Geschichte, um schlussendlich die Hintergründe des Kriminalfalles aufzudecken. Fazit: Eines der besseren Detektivspiele am Markt!