Was als DLC geplant war, wurde mit der Zeit zum vollständigen Game. Dying Light: The Beast, bringt nicht nur einen alten Bekannten zurück, sondern besinnt sich auch auf frühere Stärken und kombiniert diese mit der besseren Technik des zweiten Teils. Wir durften den Titel schon 2024 bei Techland auf der Gamescom bestaunen und jetzt auch endlich selbst zocken. Verlieren wir aber keine Zeit hier. Unleash the Beast!
Mein Name ist Kyle Crane und manch einer von euch kennt mich vielleicht noch von früher, bin ziemlich viel rumgekommen. Mittlerweile nicht mehr, ich hänge in diesem verdammten Labor fest, seit 13 Jahren! Jeden Tag Folter und Schmerzen! Experimente von im Auftrag eines Typen, den hier alle nur den „Baron“ nennen. Ich hasse den Kerl! Er versucht mich zu seinem Werkzeug zu machen, einem Supermutanten, und zwar keinen von der guten Sorte. Ich hab‘ die Schnauze endgültig voll, ich verschwinde von hier. Ich bin ziemlich gezeichnet durch diese ganzen Misshandlungen, aber selbst, wenn ich kriechen muss, ich komme hier raus.
Endlich frei, jetzt geht’s ab!
Draußen angekommen, staune ich nicht schlecht. Castor Woods heißt die Gegend also. Sieht aus wie auf na verdammten Postkarte, na ja bis auf diese ekelhaften Zombies und Mutanten und von denen gibt’s hier einige. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es gut 245 Variationen an menschlichen und nicht mehr ganz so menschlichen Gegnertypen. Dazu kommen noch acht sogenannte Chimären, das sind besonders ekelhafte aber auch starke Fabrikate, die der irre Wissenschaftler ausgelassen hat.
Für mich persönlich sind die meisten von ihnen nur Sandsäcke. Ich wähle eine aus knapp 160 Waffen aus und verteile damit Hiebe oder auch ein paar Kugeln. Ballern lass ich allerdings lieber, denn die Dinger da draußen haben gute Ohren, außerdem ist Munition knapp und das Ressourcenmanagement knallhart. Man muss hier so viel Zeug zusammenbekommen, nur für ein paar Waffen, da lohnt es sich, die die man hat einfach zu reparieren, immerhin klappt das bis zu siebenmal, bevor sie endgültig hinüber sind.
Wenn ich aber so richtig pissed bin, dann pack ich meine Spezialkräfte aus. Bei den ganzen Experimenten, die mit mir gemacht wurden, hat man mir so einige Mittelchen verabreicht und die dröhnen ordentlich. Klar ich bin immer auf der Kippe zwischen Mensch und Beast, aber hey, wer ist schon perfekt? Geb‘ ich mich dem Beast in mir hin, schlag ich das ganze Mutantengesindel hier mit bloßen Händen zu Brei, da kenn ich nichts!
Für meine Beast-Mode-Skills habe ich sogar einen eigenen Skill-Tree, den ich nach jedem Bossfight mit einer neuen Fähigkeit füttern darf. Manche davon sind zwar cool, aber ich verwende sie nicht oft, wie zum Beispiel, mich kurze Zeit unter den Zombies bewegen zu können, ohne angegriffen zu werden. Ehrlich gesagt lauf ich da lieber über die Dächer von Castor Woods.
Ja ja, im Parkour macht mir keiner so schnell was vor. Ab und an greife ich mal daneben und stürze zu Boden, aber das Gefühl für Entfernungen habe ich schnell wieder raus. Einen Enterhaken habe ich auch dabei, für die ganz großen Sprünge… Oder um Ekelmutanten damit zu Fall zu bringen, um dann mit meinem Stiefel ihren Schädel zu zertreten. Ihr merkt schon, zimperlich geht es hier bei mir nicht zu. FSK 18 Baby, Wuuhuuuu!
Angst!
Es gibt aber auch eine Sache, die selbst mir Angst macht… die Dunkelheit. Wenn die Sonne untergeht, bin ich mehr am Rennen als am Kämpfen. Was soll ich sonst auch anderes machen? Meine Taschenlampe sieht jeder Zombie auf ’ne Meile Entfernung, da kann ich mich gleich aufhängen. Leg‘ ich einen von den Mistkerlen um, stehen gleich mal ein Dutzend seiner Freunde um mich herum, weil ich zu laut war. Ach und dann wären da noch die „Schattenjäger“, eine ganz besonders gefährliche Art von Mutant. Sie sind schnell, gnadenlos und alleine schon sehr stark, blöd nur, dass sie immer in Gruppen auftauchen und da kann ich kaum dagegen ankommen. Also nichts wie weg und so schnell wie möglich einen Unterschlupf finden, der mit UV-Lampen ausgekleidet ist. Um ehrlich zu sein, gibt es aber auch so gut wie keinen Grund nachts rauszugehen. Ist nicht so als würde ich da den richtig fetten Loot abstauben oder so.
Um schneller und auch etwas amüsanter durch dieses wunderschöne Dorf zu kommen, nehm‘ ich manchmal einen Wagen. Also nicht meinen, die stehen da einfach so rum und wenn ich sie mit ein paar Perks aufmotze, kann ich fast schadenfrei durch die Horden von „Hängefleischwichten“ rasen. Irgendwer hat mal was von ’nem Gleitschirm erzählt, muss wohl vor meiner Zeit gewesen sein, oder irgendwo dazwischen, denn ich hab‘ so ein Ding definitiv nicht.
Postkartenidylle!
Zu schnell will ich aber auch gar nicht durch die Gegend fahren, denn ich könnte hier einiges verpassen. Die Leute, die hier noch leben, haben ab und an einen Job für mich oder brauchen einfach Hilfe. Da ich die ganze Sache hier bestimmt nicht alleine überstehen werde, stell ich mich gut mit ihnen und ehrlich gesagt, haben die teilweise echt herzzerreißende Stories auf Lager. Ihre Augen sehen auch oft sehr traurig aus, die Münder allerdings eher zum Fürchten. Zum Glück muss ich mich selbst nicht ansehen, First Person nennt sich das glaub ich. Dafür sprechen die hier sogar meine Sprache, damit habe ich nicht gerechnet, und die haben so tolle Stimmen und wirken sehr „menschlich“, is‘ ja keine Selbstverständlichkeit mehr hier. Heutzutage rennen ja nur noch Zombies, Mutanten oder KIs herum…
Perfekt ist es hier nicht, muss ich zugeben. Ab und zu poppen einfach mal Objekte vor meinem Auto auf, da wechselt man gerne mal in den Performance-Modus, vor allem weil der Qualitäts-Modus seine 30 FPS nicht immer halten kann. Sonst sieht’s hier aber wirklich schön aus und auch für meine Ohren gibt’s hier nichts zu meckern. Ich liebe die glitschigen, blutigen Sounds, wenn ich wen umlege und die Musik im Hintergrund ist auch richtig klasse!
Mit Freunden einen drauf machen!
Ich muss nicht mal alleine durch die Gegend laufen, sondern kann bis zu drei Freunde mitnehmen und das Beste kommt jetzt, die behalten ihren Fortschritt in der Story sogar, auch wenn ich der Host bin, Wahnsinn oder? Ich liebe es einfach so sehr, zusammen schnetzeln macht noch viel mehr Spaß. Läuft auch alles ganz flüssig hier und die Gegner sind nur noch halb so schwer zu besiegen, wenn wir sie zusammen angreifen. Mit den Autos können wir Rennen fahren, zusammen oder gegeneinander, ganz wie wir wollen.
Sven hat für euch die PC-Version getestet!
Das polnische Studio Techland hat sich einst mit den Call of Juarez-Spielen einen Namen gemacht. Shooter im Wilden Westen gibt es ja nicht übermäßig viele, und bei Erscheinen von Call of Juarez im Jahr 2007 wurde der alte Genreprimus Outlaws (LucasArts, 1997, derzeit ist ein Remaster in Arbeit) endlich von seinem Thron verdrängt. Mir persönlich hat dann der zweite Teil Call of Juarez: Bound in Blood sogar noch besser gefallen, während wir über den dritten Teil Call of Juarez: The Cartel (nicht mehr auf Steam erhältlich) lieber den Mantel des Vergessens hüllen sollten. Call of Juarez: Gunslinger war dann wieder ein super Spiel, allerdings eher kurz und außerdem fast mehr Comedy als Shooter. Mit dem 2015 erschienen Dying Light wurde dann das Setting radikal gewechselt – Zombies statt Wilder Westen. Zombiehorden, extrem schnelles Gameplay mit vielen Parkour-Elementen, dazu eine DLC-Hölle mit rund 40 größtenteils kostenpflichtigen DLC-Paketen. Nunja, man tut was nötig ist, um zu überleben. Die Serie wurde dann mit Dying Light 2 Stay Human (diesmal nur mehr mit 20 DLCs) fortgesetzt.
Und in dieser Welt spielt auch das neue Dying Light: The Beast. Die Welt wie wir sie kennen ist untergegangen, 99% der Bevölkerung sind tot, Zombies beherrschen die Umgebung. Und ich rede von der agilen Sorte von Zombies, nicht von der lahmarschigen Walking Dead-Variante. Manche der Zombies laufen wie Usain Bolt auf Drogen, da hilft nur, wenn ihr auch selber Reflexe wie John Wick habt. Tötet die Kreaturen im Nahkampf, Fernkampf, mit euren übernatürlichen Fähigkeiten oder mit Hilfe der Umgebung. Übernatürliche Fähigkeiten? Nunja, wir sind nach den Experimenten des Barons mit unserem Körper kein normaler Mensch mehr, sondern… ein Beast (auf deutsch: eine Bestie)!
Dying Light: The Beast ist auch technisch ein Beast. Ihr braucht natürlich einen entsprechenden PC, mindestens mit NVIDIA GeForce 1060 oder AMD Radeon 5500 XT Grafikkarte und 16 GB RAM, aber dann erwartet euch ein grafisch hervorragendes Game. Habt ihr eine etwas bessere Grafikkarte (und entsprechend schnelle CPU) und könnt Ray-Tracing aktivieren, spielt Dying Light: The Beast in der Oberklasse der aktuellen Grafikmonster mit. Aktiviert DLSS 4 mit Multi Frame Generation, DLSS Super Resolution, Ambient Occlusion, Global Illumination und genießt latenzfreies Spielen dank NVIDIA Reflex. Ich habe am PC auf der Couch vor dem 85 Zoll Fernseher mit 4K/120Hz/HDR bei aktiviertem Ray-Tracing gespielt – und war total geflasht von der realistischen – und auch ruckelfreien – Grafik. Wirklich gut gemacht, Techland!
Zusammenfassung
FAZIT Martin
Dying Light: The Beast geht ganz zurück an den Anfang und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zum einen bekommen wir Kyle Crane wieder, zum anderen ist die Nacht endlich wieder eine gefährliche Zeit. Ja klar, war sie im Vorgänger auch, aber nach einiger Zeit und mit gewissen Verbesserungen, war es schnell egal, ob es gerade Tag oder Nacht war. Das ist jetzt endlich wieder anders und ich liebes es.
Die Steuerung funktioniert richtig gut. Das Parkoursystem ist nicht umsonst das Aushängeschild der Reihe, denn es läuft einfach so unglaublich geschmeidig ab. Selbst Dinge für die, die Reihe nicht bekannt ist, wie Schusswaffen oder Fahrzeuge verursachen keinen Krampf in meinen Händen.
Die deutsche Sprachausgabe ist ganz gut gelungen bzw. wurde gut überarbeitet, denn das Studio und die Regie dahinter, haben sich nicht blauäugig an die Texte gehalten, sonst würden uns alle unsere bekannten im Game mit „Sie“ ansprechen. Manchmal klingen die Dialoge, aufgrund der gewählten Zeitform, nicht ganz natürlich, sondern eher wie ein Hörbuch, aber das stört nur jemanden der richtig großen Wert auf so etwas legt.
Alles zusammen ergibt aber ein wirklich tolles Abenteuer mit dem ihr je nach Schwierigkeitsgrad und Können 25 Stunden oder auch gut und gerne doppelt so viel Zeit verbringen werdet.
FAZIT Sven
Im neuen Dying Light: The Beast spielt ihr ein Versuchskaninchen eines sadistischen Wissenschaftlers… das nach 13 Jahren seiner Folterhölle entrinnt. Klar, dass ihr da nicht gut gelaunt seid. Die Welt ist voller hungriger Zombies, und der Wissenschaftler mit seiner Armee jagt euch ebenfalls. Zum Glück findet ihr auch Verbündete, um vielleicht die nächste Nacht zu überleben – und euch irgendwann am Baron zu rächen!
Revenge-Porn wäre das Genre, wenn Dying Light: The Beast ein Film wäre. Es schaut grafisch eh fast aus wie ein Film. Spielen tut es sich aber bestenfalls wie ein interaktiver Film, und dabei meine ich nicht fünf Handlungsmöglichkeiten während dem Film, die vielleicht irgendeinen Einfluss auf die Handlung haben – sondern permanente Interaktion im Kampf mit den Zombies und menschlichen Gegnern. Also wie ein interaktiver Film auf Speed. Ihr vernichtet Zombies einzeln oder gleich in großer Menge, ihr baut kleine Basen auf, in die ihr euch zurückziehen könnt um eure Wunden zu lecken, und ihr verfolgt euer großes Ziel – Rache an eurem Folterknecht, der euch über ein Jahrzehnt lang im Namen der Wissenschaft sadistisch gequält hat.
Das Gameplay erinnert an die früheren Dying Light – Teile – Erforschung der Welt bei Tag, Überleben gegen die Zombies bei Nacht. Nur diesmal seit ihr kein verletzlicher Mensch – sondern selbst fast ein Zombie mit übermenschlichen Kräften! Dummerweise werdet ihr dadurch kein Alpha-Zombie, sondern bleibt eine lebende Nahrungsquelle für die den Planeten beherrschenden Zombies. Die Gameplay-Mischung macht jedoch unheimlich Spaß – Parkour, Kampf – und Ressourcen-Sammeln in einer Open World -Welt. Insgesamt ist Dying Light: The Beast eine gelungene Fortsetzung der inzwischen 10 Jahre alten Reihe. Wer an den alten Teilen Spaß hatte, wird auch mit dem „Biest“ seine Freude haben.