Frisch aus Argentinien für PC und Konsolen kommt das neueste Werk von Indiesruption: Vlad Circus: Curse of Asmodeus. Es ist ein Adventure über die erschreckende Geschichte eines Freak-Zirkus in den 1920er Jahren, der bei einer schrecklichen Katastrophe niederbrannte. Wir spielen den Täter.
Das von den Blowfish Studios herausgebrachte Vlad Circus: Curse of Asmodeus ist bereits das dritte Spiel der argentinischen Entwickler von Indiesruption. Nach dem ganz netten und vor Furzwitzen überquellenden Point and Click Adventure Nine Witches: Family Disruption (2020) ist im Jahr 2023 mit Vlad Circus: Descend Into Madness der Vorgänger des aktuellen Spieles erschienen. Damals haben wir einen schwer traumatisierten Clown gespielt, der in einem alten Landhaus während einer Zusammenkunft seiner ehemaligen Zirkustruppe einige höchst verstörende Dinge erlebt hat. Trotz der sich recht langsam aufbauenden Story mit ein wenig Leerlauf und ein paar uninspirierten Echtzeitkämpfen hat mich das Spiel mit seiner großartigen Atmosphäre und dem dramatischen Ende damals derart in den Bann gezogen, dass ich es innerhalb weniger Tage durchspielen musste. Kann der Nachfolger Vlad Circus: Curse of Asmodeus das ebenso erreichen und mich wieder vor den Bildschirm fesseln?
Die Hinrichtung und danach
Der Anfang beginnt mit unserer Hinrichtung. Dramatischer geht nur schwer. Wir sitzen auf dem elektrischen Stuhl und der Strom rast durch unseren Körper. Hier hält die Keyart des Spieles, was sie verspricht. Allerdings überleben wir das irgendwie und wachen unter einem weißen Bettlacken wieder auf. Ok, wir haben ein paar ordentliche Brandwunden, aber nichts was nicht mit einem Aspirin wieder geheilt werden kann. Aspirin ist der Heiltrank im Spiel. Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich zu verletzen, wie auf Glasscherben zu treten oder von Ratten gebissen zu werden – aber ein Aspirin stellt unsere Gesundheit schnell wieder her. Unsere Stimme kommt allerdings nicht wieder, und einen Schönheitswettbewerb gewinnen wir auch nicht mehr. Außerdem leiden wir unter komplettem Gedächtnisverlust. Wir spielen Josef Petrescu, den Bruder des Zirkusdirektors aus dem Vorgängerspiel. Ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass wir hingerichtet wurden, weil wir für die Feuerkatastrophe im Zirkus unseres Bruders mit vielen Toten verantwortlich gemacht wurden.
Was ist aber damals wirklich passiert? Um das herauszufinden geht es – die Geschichte handelt in zwei Zeitebenen. Einerseits spielen wir direkt nach unserer Hinrichtung und torkeln schrecklich verunstaltetet und ohne Stimme durch das Gebäude, in das unser Leichnam nach unserer Exekution verbracht wurde. Das Gebäude scheint eine Art Folterhaus zu sein, in dem Menschen von religiösen Fanatikern auf extreme Weise gefoltert werden, um den Dämon Asmodeus aus ihrem Körper zu vertreiben. Leider sterben die gefolterten Menschen aber einfach nur unter erbärmlichen Qualen, und der Dämon hat sich bisher nicht gezeigt. Was der Plan mit meinem – ja eigentlich bereits toten – Körper war, ist nicht sofort nachvollziehbar. Wie soll denn der Dämon durch Folter aus einem Leichnam getrieben werden?
Andererseits spielen wir Josef aber auch durch die Ereignisse von vor 76 Stunden – also vor der Katastrophe im Zirkuszelt. Die Justiz damals war scheinbar sehr rasch – Täter gefasst, Täter exekutiert. Immer wenn wir im Folterhaus einen Spiegel finden, können wir eine Sequenz aus der Zeit vor unserer Hinrichtung spielen. Es ist das Jahr 1921, und wir kommen mit dem Zug in der Stadt San Reno an, in der Hoffnung den Zirkus unseres Bruders zu finden. Unser Verhältnis ist zerrüttet – aber wir sind verzweifelt, und außerdem ein Alkoholiker. Wird uns unser Bruder helfen? Zuerst müssen wir einmal vom Bahnhof in die Stadt kommen und dort den Zirkus finden. Diese Teile des Spieles erinnern eher an ein normales Adventure – wir lenken einen Bahnaufseher ab, helfen einem Zigeuner mit seinem Wagen oder reden mit anderen Leuten. Das Durchspielen dieser Sequenzen führt dazu, dass wir uns dann im Folterhaus wieder an diese Ereignisse erinnern können.
Action-Adventure
Vlad Circus: Curse of Asmodeus ist ein Adventure, aber es ist durchzogen von kleinen Action-Einlagen. Minispiele, Echtzeitkämpfe… nichts umwerfend schweres oder komplexes, aber wer die Gemächlichkeit eines Textadventures sucht, wird enttäuscht werden. Die bei weitem meiste Zeit werdet ihr aber mit der Erkundung der Umgebung, der Suche nach benötigten Gegenständen und der Kombination von Gegenständen miteinander oder mit Hotspots verbringen. Das Spiel ist also schwerpunktmäßig klar ein Adventure. Wir steuern Josef mit Tastatur und Maus oder mit dem Controller. Ich habe das Gamepad bevorzugt, damit lassen sich die verdammten Ratten einfacher zertreten und die Umgebung besser navigieren. Ihr geht in Echtzeit durch die Umgebung, kämpft auf Knopfdruck mit den Gegnern, aber vor allem untersucht ihr die Hotspots und verwendet die gefundenen Gegenstände an den richtigen Stellen. Für die richtige Horror-Erfahrung solltet ihr bei abgedrehtem Licht und mit Kopfhörern spielen. Gespeichert wird automatisch an Speicherpunkten, Cloudspeicherstände werden unterstützt.
Vlad Circus: Curse of Asmodeus ist für den PC auf Steam, GOG und im Epic Store erschienen. Die Hardwareanforderungen sind zu vernachlässigen – Steam Deck, Laptop, Potato – so lange der Steam-Client darauf läuft, läuft auch das Spiel. Ultrawidescreen funktioniert problemlos. Neben dem PC gibt es auch Fassungen für PlayStation 4 und 5, Xbox X|S und One sowie Nintendo Switch.
Zusammenfassung
FAZIT
Vlad Circus: Curse of Asmodeus baut auf dem bereits sehr guten Vorgänger Vlad Circus: Descend Into Madness auf und verbessert das Gameplay und Pacing noch einmal deutlich. Von Anfang an werdet ihr in eine brutale Story geworfen, von Anfang an kämpft ihr um euer Leben und lernt die unterschiedlichen Spielmechaniken kennen. Langeweile kommt da keine auf, wenn ihr verzweifelt versucht, euer eigenes Herz wieder in Gang zu setzen und danach aus einem Folterhaus zu entkommen und sich parallel an die Vergangenheit zu erinnern. Die liebevoll animierte Pixel-Art-Umgebung mit dynamischer Beleuchtung und dynamischem Sound hilft, eine bedrückende, klaustrophobische Atmosphäre zu schaffen. Die Geschichte ist spannend und gut aufgebaut – ihr erfahrt immer mehr, wie es zu der Katastrophe im Zirkus gekommen ist – zumindest solange ihr euch nicht auf der Suche nach dem nächsten benötigten Teil irgendwo verirrt. Insgesamt ist Vlad Circus: Curse of Asmodeus aber absolut zu empfehlen – vor allem wenn euch bereits der Vorgänger Spaß gemacht hat.