Battlefield 1 – Test

Dun dun du dun dun … dun dun du dun dun… hach! Endlich wieder Battlefield! Nach dem eher durchschnittlichen Battlefield 4 (wenn wir uns ehrlich sind, es ja nur ein Grafikupgrade von BF3) und dem grottigen Battlefield Hardline, holt sich DICE mit Battlefield 1 wieder den Thron der Multiplayershooter – und das trotz einiger Macken.

Das Setting des neuen Battlefields ist der erste Weltkrieg und damit kommt ein unverbrauchtes Szenario zum Zuge. Andere Spiele in dieser Periode kann man an einer Hand abzählen. Gleich beim ersten Start des Spiels geht es in den Prolog, die Singleplayerkampagne.

Das ist Krieg!

Ja, der Singleplayer… wer’s braucht… Nein, im Ernst: Der Prolog war für mich überraschend gut gestaltet. Abgesehen vom intensiven Erlebnis (wer den Prolog sofort weggeklickt hat, sollte ihn spielen, die zehn Minuten sind es wert!), lernt man schnell die Grundmechaniken von BF1 und die sind serientypisch solide. Man merkt schon im Prolog, DICE hat sich mit dem Gamedesign richtig Mühe gegeben. Granaten zerpflügen die Landschaft, Kugeln durchlöchern Deckungen und meine Kameraden fallen rings um mich wie die Fliegen. Mittendrin versuche ich als Medic zu retten was noch zu retten ist und bekomme prompt mit einer Keule den Schädel eingeschlagen. Was Battlefield 1 an Atmosphäre liefert ist der Hammer! Der Shooter spielt sich schneller als die Vorgänger und um einiges intensiver. Gefechte finden bis auf Sniper-Duelle auf kurze Distanz statt und öfters als in den Vorgängern, liegt der Griff zum Grabendolch oder zum Spaten näher als ein rettender Schuss.

Ein echter Augenschmaus und knackiger Sound!

Battlefield 1 nutzt die neueste Version der Frostbite Engine. Mit Version 3.0 ist das Shootererlebnis besser als je zuvor. Granaten und Explosionen verändern die Landschaft und graben Löcher, welche die Infanterie als Deckung nutzen kann. Häuser werden in Fetzen geschossen, Panzer rumpeln durch zerstörte Straßen. Kurz gesagt, es ist wunderschön. Also, so schön Krieg halt sein kann, aber in Battlefield 1 schaut er zumindest richtig gut aus. Es sind auch viele kleine Details wie der Dreck der sich auf Waffen festsetzt und sich in der nächsten Wasserlache wieder abwäscht. Gut gemacht ist auch das dynamische Wettersystem. Plötzlich zieht Regen, Nebel oder ein Sandsturm auf, welche die Sichtweite extrem beschränken. Wie gut das funktioniert sieht man daran, dass plötzlich weniger Sniper und Flugzeuge auf der Map unterwegs sind.

Der Soundtrack ist ordentlich, nicht aufdringlich und unterstreicht dramatische Szenen. Die Waffen hören sich knackig an und es kracht und rummst ordentlich. Einziger Wermutstropfen. Beim Zocken hab ich immer wieder bemerkt, dass ich Gegner anhand ihrer Schritt-Geräusche nicht genau orten kann. Entweder ich werde langsam taub oder es gibt da noch Verbesserungspotential.

Was kann man alles spielen?

Neben den klassischen Modi wie „Conquest“ oder „Rush“ überraschte mich DICE mit einem neuen Modus namens „Operation“. Dieser ist ein Mix aus den beiden vorher genannten Spielvarianten und zieht sich über mehrere Kartenvhindurch . Anders als in Rush, wird mit der vollen Battlefieldausrüstung (alle Fahrzeuge, alle Flugzeuge) Meter um Meter um jeden Sektor gekämpft. Jede Karte ist in mehrere Sektoren aufgeteilt. Für die Angreifer gibt es drei Angriffswellen mit denen sie in jedem Sektor bis zu 3 Flaggenpunkte halten müssen erst dann geht es in den nächsten Sektor. Die Verteidiger müssen halten was kommt. Durch diesen klugen Mix entwickelt sich recht schnell eine sehr klare Front. Durch diese Front sieht man schnell welches Team taktisch spielt und welches nicht. Ohne Zusammenarbeit beißt man sich als Angreifer bereits im ersten Sektor die Zähne aus. Für mich der bisher beste Battlefield-Modus!

Was kann man alles fahren?

Battlefield 1 gestaltet sich bis auf das Aussehen nicht historisch korrekt was die Fahr- und Flugzeuge betrifft. Die Panzer heizen in einem Affenzahn über das Schlachtfeld während hundert Meter darüber Doppeldecker in Dogfights verwickelt sind. Was jetzt nicht bedeutet das es nicht lässig ist, im Gegenteil. Battlefield 1 opfert hier historische Korrektheit für Spielspass. Eine gute Entscheidung. Einzig die neue Spawn-Mechanik ist ein zweischneidiges Schwert. Anders als in früheren Teilen stehen Panzer und Co nicht mehr am Schlachtfeld. Im Spawn-Menü kann man an bestimmten Flaggenpunkten direkt in die Dinger springen. Der Vorteil ist, es kann keiner einem anderen ein Vehikel unter der Nase wegschnappen. Der Nachteil ist, die Wartezeiten sind teilweise ewig und jeder kennt solche Situationen: Das Team braucht dringend Hilfe und was macht der einzige Typ der in den neuen Panzer spawnt? Er fährt zu seinem Lieblings-Sniperpunkt und bleibt dort stehen. Aber größtenteils funktioniert die Mechanik sehr gut.

David gegen Goliath!

Eine neues Spielelement sind die Behmoths, unterstützende Kriegsgeräte für die verlierende Partei. Derzeit finden sich im Spiel ein Zeppelin, ein Schlachtschiff und ein gepanzerter Zug. Wenn eine Partei zurück liegt, bekommt sie als Unterstützung diese Großkampfgeräte. Hört sich gut an und spielt sich auch gut aber manchmal gibt es Aussetzer. Eine Partie Conquest gewinnt man mit 1000 Tickets. In manchen Testpartien kam es vor, dass die eine Seite 920 Punkte hat und die andere 870. Plötzlich kommt ein Behemoth ins Spiel, den die eigentlich verdient gewinnende Seite nicht mehr ausschalten kann. Das dämpft dann die Freude immer wieder.

Bugs, bugs, bugs!

Kein Battlefield ohne seine Bugs. Abgesehen von den Kleinigkeiten wie matschige Texturen oder dass das Wiederbeleben von Mitspielern nicht funktioniert gibt es bei BF1 leider einen Gamebreaker. Der Zeppelin der die verlierende Seite unterstützten sollte ist manchmal verbuggt und bleibt am Kartenrand hängen. Wenn man jetzt in das Luftschiff spawnt ist man instant tot. Bis alle Spieler das kapiert haben und den Zeppelin Zeppelin sein lassen vergehen schon mal hundert digitale Tode. Für das eh schon angeschlagene Team meistens das Todesurteil.

Fazit

Battlefield 1 ist einer der bisher besten Teile der Spielreihe. Ich sage bewusst „eines der besten“ und nicht „das Beste“, denn die Spielerfahrung gestaltet sich massiv anders als etwa in BF3. Durch die Waffen aus dem ersten Weltkrieg kämpft die Infanterie meist über kurze bis mittlere Distanz, Scharfschützen ausgenommen. In BF3 war alleine durch die moderne Bewaffnung die Kampfdistanz etwas größer, wodurch richtiges koordiniertes, taktisches Vorgehen eher möglich war. In BF1 findet man sich in einem Schützenloch mit seinen Mitspielern, stürmt den nächsten Graben und splittet sich dann wieder auf. Taktisches Vorgehen wird zwar immer noch belohnt, aber es passiert kurzfristiger. Battlefield 1 ist daher vom Tempo her schneller als seine Vorgänger. Aber er ist auch ein Shooter der neue Maßstäbe setzt und zu Recht sich den Genre-Thron sichert. Wer einen guten Multiplayershooter will, liegt mit Battlefield 1 genau richtig.

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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