Filmkritik: Maleficent: Mächte der Finsternis

Es ist Zeit, in die magischen Moore zurückzukehren: die dunkle Fee Maleficent ist zurück. Mit Maleficent: Mächte der Finsternis erhält das an das Märchen „Dornröschen“ angelehnte Abenteuer aus dem Jahre 2014 endlich eine Fortsetzung. Im menschlichen Volke immer noch verhasst, muss sich Maleficent neuen Gegnern stellen – und findet dabei unerwartete Verbündete.

Inhalt

Einige Jahre sind vergangen, seit die dunkle Fee Maleficent ihre Ziehtochter – die einst von ihr selbst verfluchte Prinzessin Aurora – aus dem ewigen Schlaf erweckte, und zur Königin der magischen Moore gekrönt hat. Seither hat Aurora mit ihren täglichen, königlichen Aufgaben viel zu tun. Ob der große Baumritter, die Pusteblumen-Fee, oder ein kleiner Pilzling: Aurora schenkt jedem ein offenes Ohr. Auch das Band zwischen ihr und Maleficent wurde von Jahr zu Jahr stärker. Eines Tages jedoch, wird Maleficents schlimmster Alptraum wahr: Prinz Philip, langjähriger Freund von Aurora, hält um die Hand der Prinzessin an.

Das Ja-Wort der Prinzessin stellt das familiäre Verhältnis von Aurora und Maleficent auf eine harte Probe. Obwohl sie selbst Aurora rettete, ist Maleficent doch im gesamten Königreich außerhalb der Moore gefürchtet. Auch ein intriganter Gegner erscheint auf der Bildfläche, und bedroht die gesamte Existenz des magischen Moores. Es gilt also für Maleficent erneut, ihre Familie und die Moore zu schützen, und neue Verbündete zu finden.

© 2019 Walt Disney Pictures

Kritik

Wie bereits im ersten Teil liefert Angelina Jolie erneut eine grandiose Leistung ab, und verleiht ihrer Figur, der dunklen Fee, wahnsinnig viel Charisma und Charakterstärke. Denn obwohl Maleficent im eigentlichen Märchen den Bösewicht darstellt, kann man Jolie’s Figur im Film nur lieben und verzeiht ihr gar jede böse Tat. In Maleficent: Mächte der Finsternis, erhält Jolie jedoch um einiges weniger Screentime als noch im ersten Abenteuer. Dafür rückt Prinzessin Aurora, gespielt von Elle Fanning, mehr in den Mittelpunkt. Die ist zwar eine talentierte Schauspielerin, kann Jolie aber bei weitem nicht das Wasser reichen. Dadurch schwächelt die Fortsetzung sehr.

Angelina Jolie erhielt dieses mal dafür in Michelle Pfeiffer eine würdige Gegenspielerin. Pfeiffer übernimmt die Rolle von Prinz Philips intriganter Schwiegermutter Ingrith, und schafft es spielend, vom ersten Auftritt im Film an, eine düstere Aura auszustrahlen. Ihre Motive werden jedoch zu schnell offen gelegt und dem Zuschauer gleich zu Beginn des Films offenbart. Obwohl ganz klar für ein jüngeres Publikum ausgelegt, wäre es dennoch für die Spannungskurve förderlich gewesen, den Zuschauer wenigstens eine kleine Zeit lang im Dunkeln tappen zu lassen, anstatt ihm die bösen Missetaten der Königin direkt auf die Nase zu binden.

Der Soundtrack hingegen überzeugt ab der ersten Sekunde an, und unterstreicht jede Szene dezent aber dennoch bestimmt. Die visuelle Aufbereitung des Films ist ebenso wunderbar gelungen, und wird von dem Soundtrack nur noch intensiver unterstützt. Der Märchen-Stil wird wie im Vorgänger wunderbar getroffen. Die Waldbewohner des magischen Moores bewegen sich stets in einer Gratwanderung zwischen: „Das könnte es ja wirklich geben“ und „Das ist definitiv eine magische Fee!“.

© 2019 Walt Disney Pictures

Es ist dieser magisch angehauchte Realismus, der dem Film erneut eine ganz eigene Note verleiht. Speziell die Lichtführung hat mich in dem Film absolut überzeugt. Die Kamera spielt immer wieder mit einfallenden Sonnenstrahlen, und das Licht wird somit fast malerisch in die jeweilige Szene eingebunden. Sei es ein eingefangener Sonnenuntergang, oder das Kerzenlicht, welches sich im Gesicht von Bösewichtin Ingrith spiegelt – visuell ist der Film einwandfrei.

Positiv fielen mir auch die erneuten Anspielungen auf das Märchen „Dornröschen“ auf. Dadurch, dass die Geschichte im ersten Teil ja eigentlich bereits zu Ende erzählt wurde, hatte ich nicht erwartet, erneut Referenzen zu dem Märchen im Film zu bekommen. So hat beispielsweise Prinzessin Aurora immer noch die Wunde der verfluchten Spindel an ihrem Finger. Diese erinnert sie beispielsweise daran, Prinz Philips Familie nicht sofort zu vertrauen. Die Anspielungen werden über die gesamte Laufzeit hinweg immer wieder dezent eingesetzt und bringen eine gewisse, märchenhafte Atmosphäre mit sich. Dies ist wirklich sehr geglückt!

Doch sei es die wunderschöne Musik, oder bildgewaltige Landschaften. Nichts davon kann den größten Schwachpunkt von Maleficent: Mächte der Finsternis erfolgreich verbergen: die dem Film zu Grunde liegende Geschichte. Es werden diesmal zu viele, unterschiedliche Geschichtsstränge in einen gemeinsamen Film verpackt, ohne diese wirklich miteinander zu verbinden. Das Material von Maleficent: Mächte der Finsternis hätte locker für zwei eigenständige Filme gereicht. Dies wäre im Nachhinein wohl auch eine viel schlauere Umsetzung gewesen.

Speziell ab der zweiten Hälfte des Filmes wird die bereits mangelhafte Story zusätzlich noch von unzähligen, wilden CGI Effekten verdrängt. Die emotionalen Dialoge des ersten Teiles mussten einer ausgewachsenen Schlacht weichen, die jedem Marvel-Film Finale Konkurrenz gemacht hätte. Hier war so ein pompöses Finale jedoch komplett fehl am Platz. Das erste Abenteuer lebte von der Emotionalität, von ruhigen und lustigen Momenten zwischen Maleficent und Aurora. Diese wurden in der Fortsetzung leider auf ein Minimum reduziert und die beiden sind überhaupt nur wenige Male gemeinsam auf der großen Leinwand zu sehen.

© 2019 Walt Disney Pictures

Fazit

Sowohl visuell, als auch beim wunderschönen Soundtrack, glänzt Maleficent: Mächte der Finsternis vom ersten Moment an. Man fühlt sich in der magischen, computeranimierten Welt sofort wieder wie Zuhause. Dazu liefern Angelina Jolie und Michelle Pfeiffer überzeugende schauspielerische Auftritte – doch auch sie können das wenig geglückte Drehbuch nicht retten. Speziell ab der zweiten Hälfte des Films schwächelt die Story leider sehr, und endet in einem großen CGI-Feuerwerk, welches eher zu einem Marvel Film passt, als zu der emotionalen Märchen-Verfilmung.

Bereits vor Release von Maleficent: Mächte der Finsternis würde über einen möglichen dritten Teil spekuliert. Ich hoffe sehr, dass sich Disney hier wieder auf die Wurzeln des Franchises besinnt und vor allem die Beziehung von Maleficent zu Ziehtochter Aurora wieder in den Vordergrund rückt. Gleichzeitig gilt es, die eigentlichen Stärken des ersten Abenteuer wieder zu finden: emotionale Momente, ganz viel Humor und einfach ein wunderbares, positives Gefühl, mit dem der Zuschauer den Kinosaal verlässt. Ich bin gespannt, ob das Franchise wieder zu alter Form zurückfindet. Mit Maleficent: Mächte der Finsternis ist dies Disney leider nicht wirklich geglückt.

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