Travis Strikes Again: No More Heroes im Test

Ein Auftragskiller, ein von Rache getriebene Vater, jede Menge Videospiele und eine Konsole wie sie nur in der Hölle entstehen kann. Dies sind die abgedrehten Zutaten  von Travis Strikes Again: No More Heroes, dem dritten Teils der No More Heroes Reihe, in der Travis Touchdown sein Comeback feiert.

Antiheld Travis Touchdown hat sich nach den Ereignissen in No More Heroes 2: Desperate Struggle in die Einöde von Texas zurückgezogen, um sich wieder seinem Leben als Otaku hinzugeben. Die Zeit voll von Videospielen und Wrestling Videos dauert nicht lange, denn schon bald spürt ihn Badman, der Vater seines letzten Opfers, dort auf. Badman will Travis für den Tod seiner Tochter leiden sehen und so entsteht ein heftiger Kampf in mitten eines Wohnwagens, der abrupt sein Ende nimmt, als die „Death Drive MK.II“, ihre Fähigkeiten offenbart und beide in das Spiel integriert. Im Death-Ball, so heißen die Cardridges des Death Drives, angekommen, wird beiden schnell bewusst, wo sie sich befinden und auch welche Konsequenzen es hat, hier sein Leben zu lassen. Stirbt man dort, bedeutet auch gleichzeitig den Tod im richtigen Leben.So  versucht ihr euch den Weg durch die Welt der Videospiele zu bahnen und werdet dabei von Dr. Juvenile, die Entwicklerin der Death Drive, unterstützt.

Verworrene Geschichte und ironische Branchenkritik

Wer jetzt denkt, „hätte ich doch bloß, die anderen Teile gespielt“, dem muss ich gleich sagen, dass dies die Story nicht einfacher macht. Es gibt auch kaum Hinweise oder Anspielungen auf Vergangenes, so dass es eigentlich nicht nötig wäre, die Vergangenheit zu kennen. Das größere Problem ist die recht verworrenen Geschichte, die erst im Laufe des Spiels an Struktur gewinnt und uns zu Beginn in einer surrealen Welt zurücklässt, die eher an ein Pollock-Gemälde erinnert, als an eine durchgängige Story. Dieser Makel hält euch leider lange gefangen, wodurch man geneigt ist, alles als absurd abzutun, sich irgendwann seinem Schicksal zu ergibt und die Story links liegen lässt – was sie aber nicht verdient hat.

In Travis Strikes Again: No More Heroes wird ein großer Teil an gängiger Genres und Epochen von Videospielen als „Levels“ des Spiels umgesetzt, angefangen von Crime-Puzzles, über Jump n‘ Run, bis hin zu klassischen Textadventures. Gerade weil man hier so viel verwendet, gibt es zahlreiche Momente, in denen das Spiel, sich selbst, das jeweilige Genre oder gar die gesamte Branche, fast schon anprangert oder schlicht aufs Korn nimmt. So wird mal darauf hingewiesen, dass das Spiel schon so abartig und absurd ist, sodass es fast Devolver hätte stammen können, oder das hier unnötig lange Textpassagen eingebaut sind, bevor überhaupt etwas passiert. All diese kleinen Seitenhiebe, sind gut versteckt und manchmal nur Menschen mit Insider Wissen offensichtlich, doch gerade deswegen geben sie dem Spiel einen einzigartigen Charakter

Die simple Spielidee, mit Schwächen

So komplex und verworren, die Story auch ist, so simpel ist das Spielprinzip. Ein einfaches Hack n‘ Slay Abenteuer begleitet euch durchs gesamte Spiel. Aufgefrischt wird das Ganze nur durch die Suche nach neuen Death Balls in der realen Welt und kleineren Rätseln, die zum Genre des gerade laufenden Spielabschnittes passt. Dennoch beschränkt sich das Gameplay auf ein reines Button Mashing, bei der eure größte Herausforderung ist, die Sonderfähigkeiten taktisch perfekt einzusetzen. Auch die Länge der Level wird oft künstlich in die Länge gezogen und so gibt es immer wieder den Moment, in dem der Frustpegel steigt, weil es sich wie eine Wiederholung anfühlt. Das Spielerlebnis wird aber nicht nur durch Wiederholungen getrübt, auch die Steuerung stellt euch, in gewissen Momenten, vor Herausforderungen. Diese ist zwar nicht sonderlich komplex und hat durch Bewegung mittels Analogstick, sowie schlagen und springen über Button, eine sehr klassische Art und Weise, aber der Teufel steckt im Detail. Denn euer Katana verliert im Kampf Energie, diese muss man natürlich wieder aufladen. Das geht auch recht einfach, in dem ihr euch durch drücken des linken Analogsticks in die Ladeposition begebt und dann mittels schütteln der Joycon oder des Procontrollers diese wieder regeneriert.

Das klappt ganz gut, sofern man die Switch Konsole am TV angeschlossen hat, ist aber im Handheldmodus fast nicht durchzuführen. Selbes gilt für einen Powerangriff, der auch eine Verstärkung erfährt, je heftiger geschüttelt wird. Einen weiteren Pferdefuß hat Travis Strikes Again: No More Heroes bei den Ladezeiten. Während des Spiels sind sie zwar merkbar, befinden sich aber meist noch im erträglichen Rahmen, doch während des Startens und größeren Leveländerungen des Spiels, wird der Screen für eine Minute und mehr einfach schwarz und man weiß nicht ob es nun lädt oder schlicht kaputt ist. Nur durch das plötzlich aufploppende Menü wird man wieder etwas besänftigt. Auch an einen Multiplayer haben die Entwickler gedacht und so könnt Ihr gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin das Spiel im Ko-Op bestreiten, welcher dann die die Rolle von Badman übernimmt.

Ein unverwechselbarer Stil

Bei aller Kritik, muss der gewählte Grafikstil positiv hervorgehoben werden. Die Zwischensequenzen werden in einem schön animierten Cell-Shading Look erzählt, die dazu in der Art von Mangas und Animes gehalten sind. Diese passen extrem gut ins Gesamtbild und sind mit viel Liebe zum Detail ugmesetzt. Die Levels, oder besser die einzelnen Death Ball-Spiele, sind ganz im Stil des jeweiligen Genres oder dessen Originalvorlage gehalten und egeben somit eine grafisch perfekt visualisierte Welt, die einem innerhalb kürzester Zeit richtig viel Freude macht und sogar über einige Unzulänglichkeiten hinwegtröstet.

FAZIT

Travis Strikes Again: No More Heroes ist eine gelungene Mischung aus absurd verwirrender Story, schöner stimmiger Grafik und schnell zu erlernendem Gameplay, doch es verlangt einem eine Menge an Durchhaltevermögen ab. So wird man zu Beginn von der verwirrenden Story abgeschreckt und später durch das simple, sich wiederholende Gameplay und den unnötig langen Levels jeglicher Motivation beraubt. Und genau in solchen Momenten kommt der Spritzer Humor, wie das Speichern auf Toiletten und die Selbstironie wieder ins Spiel, so dass man doch weitermachen will. Alles in allem bleibt ein unterhaltsames Hack n‘ Slay Spiel für zwischendurch übrig, welches nicht umsonst ein PEGI 16-Rating hat. Dank den beiden bereits angekündigten DLC’s Black Dandelion und Bubblegum Fatale ist auch bereits für Nachschub gesorgt.

Was ist Travis Strike Again: No More Heroes? Ein Hack n‘ Slay Adventure Game mit dem No More Heroes-Protagonisten Travis Touchdown in der Titelrolle.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet auf: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Grasshopper Manufacture /  Grasshopper Manufacture
Release: 18. Jänner 2019
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 5.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 4 | Motivation: 4

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