Eine Neuauflage aller Spiele der Gradius-Serie? Dazu mit Salamander III einen komplett neuen Teil? Das klingt nach gutem Stoff für Fans von klassischen Shoot ‚em Up Spielen!
Konami ist eine der bedeutenden alten japanischen Computerspielfirmen, die fast von Beginn des Entstehens unseres Hobbies tätig war (ich liebe ihre alten Klassiker am Sharp X68000 Heimcomputer) und die auch heute noch neues Futter für uns herausbringt – unter anderem mit Überarbeitungen und Fortsetzungen ihrer großen Hits von damals. Contra, Castlevania, Suikoden, Bomberman oder auch Metal Gear sind Marken von Konami.
Aktuell haben sie ihre wohl bedeutendste Shoot’em Up Reihe neu aufgelegt – Gradius. Die Gradius-Serie ist eine der ganz großen Klassiker im Shoot’em Up Genre – Seite an Seite mit Serien wie R-Type oder Raiden. Der Einfluss der Gradius-Spiele auf dutzende spätere Vertreter des Genres war massiv, wer das Genre mag, wird in unzähligen Spielen Referenzen an Gradius erkennen. Verantwortlich für die Adaptierung der alten Spiele für den PC und die aktuellen Konsolen ist die wohl derzeit beste Firma für so eine Aufgabe: M2. M2 hat sich darauf spezialisiert, alte japanische Klassiker für ein neues Publikum zugänglich zu machen. Dabei werden die Spiele nicht nur 1:1 – unter Beachtung unzähliger Feinheiten – portiert, sondern auch mit einer Vielzahl an neuen QoL-Features versehen, um sie bei Bedarf ein wenig zugänglicher (=einfacher) zu machen. Auch die volle Funktionalität auf beispielsweise aktuellen Bildschirmen ist ein Thema, das oft gar nicht so leicht zu lösen ist. Kurz gesagt – die Portierungen von M2 sind im Regelfall die bei weitem beste Möglichkeit, alte Klassiker auf neuen Geräten zu spielen.
Destroy the core!
Also schauen wir uns das mal an – und schon installiere ich die gut 3 GB an Daten von M2 auf meine M.2 SSD. Im Startmenü stehen 7 Spiele (meist in mehreren sich geringfügig unterscheidenden Versionen) zur Auswahl:
- GRADIUS (hat in Europa übrigens NEMESIS geheißen)
Das 1985 in der Spielhalle erschienene Gradius war das erste Spiel, das eine Waffenauswahlleiste namens „Power Meter“ populär gemacht hat, bei der man durch das Sammeln von „Power Capsules“ zusätzliche Waffen erwerben kann. Ihr habt also nicht einfach Extras eingesammelt, sondern habt Power Capsules eingesammelt, die ihr dann zu einem Zeitpunkt eurer Wahl gegen Upgrades eintauschen konntet – je mehr Power Capsules, desto (zumindest meistens) besser das Upgrade. Damit ist ein strategisches Element in das Spielgeschehen gekommen, weil ihr überlegen musstet, welches Upgrade ihr als nächstes haben wollt. - SALAMANDER
Das 1986 erschienene Salamander ist ein Spin-Off von Gradius, mit einem vereinfachten Power-Up System und erstmals einem Zweispielermodus. Die Level sind abwechselnd horizontal und vertikal. Besonders beeindruckend sind die riesigen in Flammen stehenden Gegner und Hintergründe. Während die europäische Version fast ident mit der japanischen Fassung war und nur den Namen Life Force bekommen hat, ist das Spiel in Amerika mit einer völlig neuen Story und auch teilweise ganz anderen Grafiken ebenfalls unter dem Namen Life Force erschienen. Enthalten sind die japanische und nordamerikanische Version. - LIFE FORCE
Das zwei Jahre nach SALAMANDER in Japan erschienene LIFE FORCE ist eigentlich nur eine überarbeitete Fassung von SALAMANDER, aber mit neuen Hintergrundgrafiken und einer völlig anderen Hintergrundstory. Die Namensgebung versteht aber nur Konami. - GRADIUS II: GOFER no Yabou (der amerikanische Name in der Spielhalle war VULCAN VENTURE)
In dem 1988 erschienenen Spiel kämpft ihr wieder mit eurem Vic Viper Raumschiff gegen bösartige Angreifer – die Gofer. Gradius 2 hat erstmals reine „Boss Rush“ Level eingefügt und gilt bis heute als der beste Teil der ganzen Reihe. - GRADIUS III: Densetsu kara Shinwa e
Der (ursprünglich) überaus schwere dritte Teil der Hauptserie schickt euch wieder mit eurem Vic Viper Raumschiff gegen die angreifenden Feinde, in der GRADIUS ORIGINS Sammlung ist auch die etwas zugänglichere neue Version sowie erstmals die Japanese AM Show Version (eigentlich nur ein Prototyp für eine Show aus dem Jahr 1988) enthalten. - SALAMANDER 2
Das 1996 erschienene Salamander 2 ist der optisch anspruchsvollste Teil der Reihe, der nur in japanischen Spielhallen erschienen ist. Es gab zwar einen Prototypen für den Rest der Welt, aber der ging nie in Produktion… angeblich ist dieser Prototyp eines der versteckten Spiele in der GRADIUS ORIGINS Sammlung. - SALAMANDER 3
Das ist wohl das Highlight der GRADIUS ORIGINS Sammlung. SALAMANDER 3 ist ein vollkommen neuer Teil der Reihe, der sie Story von SALAMANDER 2 fortsetzt. Spielerisch ist er mit Teil 2 vergleichbar – ein solider Shooter, wie er auch 1998 hätte erscheinen können.
Die meisten Spiele gibt es in unterschiedlichen Varianten, manche nur auf japanisch. Ist aber nicht sonderlich schlimm, denn wirklich viele Texte gibt es in den Spielen nicht. Alle Spiele sind Emulationen der Spielhallenautomaten (ok, SALAMANDER 3 gab es natürlich nie in der Spielhalle). Diese Automaten wurden damals konzipiert, um den Spielern das (Klein-)Geld aus der Tasche zu ziehen – dementsprechend hoch ist der Schwierigkeitsgrad. Nur durch Übung (und dem Auswendiglernen der Level bzw. Gegnerformationen) ist es möglich, ein Spiel auch tatsächlich zu schaffen. Oder ihr verwendet die QoL-Features der neuen Sammlung und schummelt, aber dann könnt ihr euren Highscore nicht in die Online-Bestenliste eintragen. Das gilt ebenfalls, wenn ihr wie ein „credit-feeding tourist“ (wie die Shmups-begeisterten Japaner sagen würden) spielt und euch einfach durch quasi unendlichen Einsatz von Geld (=Continues) durch die Spiele kämpft.
Quality of Life (QoL) Features
Ihr könnt jederzeit einen Spielstand speichern. Ebenfalls super: Ihr könnt jederzeit zurück spulen, wenn ihr ein Extra verpasst habt oder wieder einmal gestorben seid. Es gibt Online Highscore-Listen, um euch mit dem Rest der Welt (oder besser: nur euren Freunden) zu vergleichen. Dann gibt es im Hauptmenü noch ein paar kleine Boni: Jedes Game hat einen kleinen Guide mit allen Gegnern, in der Bildergalerie könnt ihr euch die originalen Anleitungen der Spielautomaten sowie das eine oder andere Bild (Keyart, Entwicklerskizzen) ansehen, in der Sound Galerie sind die Soundtracks aller Spiele direkt anwählbar. Im Trainingsmodus könnt ihr diverse Einstellungen wie Neustartpunkte und Power-Ups anpassen, um eure Fähigkeiten zu perfektionieren.
Alle Spiele können auch im lokalen Zweispielermodus gespielt werden. Gamepads werden natürlich unterstützt, aber verwendet einen qualitativ hochwertigen Controller mit einer guten Verbindung. Ich habe zuerst mit meinem Billigsdorfer-Controller über Bluetooth gespielt – keine gute Idee. Bei vielen anderen Spielen ist das Ding absolut ok, aber wenn es auf totale Präzision und schnelle Umsetzung eurer Eingaben ankommt, ist das Zeug nicht zu gebrauchen. Und bei den Gradius-Spielen kommt es darauf an – die kennen keine Gnade. Nicht einmal im einfachen Modus (=kleinere Trefferzone für euer Schiff), bei dem eure Lebenserwartung doch deutlich höher ist. Wenn ihr euch die Spiele nur einmal völlig ohne jegliche Herausforderung anschauen wollt, könnt ihr auch eure völlige Unverwundbarkeit einstellen. Dann gibt es zwar keine Achievements, aber dafür könnt ihr sehen, was euch in einem normalen Durchlauf so alles erwartet. Während ich als Kind noch fünf Schilling (oder 100 Lire) für jeden Credit bezahlt habe, könnt ihr nun so viele Credits einwerfen, wie ihr wollt. Damit ist das Spielen zumindest deutlich günstiger als es damals war. Die Sammlung funktioniert problemlos mit Ultrawide-Auflösungen – allerdings mit schwarzen Balken auf den beiden Seiten.
Kaufen könnt ihr GRADIUS ORIGINS über Steam oder in den Xbox, PlayStation oder Nintendo e-Shops.
Zusammenfassung
FAZIT
Mit GRADIUS ORIGINS hat Konami einen Pflichtkauf für Fans klassischer Shoot’em Ups (aka Shmups) veröffentlicht – nicht nur ist die ganze legendäre Gradius-Serie (besser: der in der Spielhalle erschienene Teil) in einer auf aktuellen Geräten spielbaren Version (und mit einer Reihe an QoL-Features) enthalten, sondern mit Salamander III ist auch ein komplett neuer Teil der Serie dabei. Geboten wird grundsätzlich das, was ihr zwischen 1985 bis 1996 auch in der Spielhalle bekommen habt – gradlinige Action im Weltall (oder im Körper einer seltsamen Kreatur in Life Force). Wenn ihr die Spiele nicht ohnehin schon auswendig kennt, dann könnt ihr sie hier in den unterschiedlichsten Varianten und in bewährter M2-Qualität bequem im Wohnzimmer kennenlernen. Wer das Shmups-Genre mag, kommt an Gradius nicht vorbei – das war und ist einer der bahnbrechenden Titeln, den man einfach kennen muss.