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Monster Hunter: World im Test

Als Capcom auf der vergangenen E3 die neueste Iteration der Monster Hunter Serie präsentierte, sorgte das für große Aufregung. Eingefleischte Fans der Reihe, die mittlerweile auf eine 14-jährige Geschichte zurückgreifen kann, haben viel zu lange darauf warten müssen, ihr liebstes Game endlcih auf Current-Gen Konsolen spielen zu dürfen. Gleichzeitig hat der Entwickler versprochen einige der überaus komplexen Mechaniken zu entschärfen und damit das für Einsteiger zugänglichste Monster Hunter aller Zeiten zu kreieren, ohne das gewohnte Gameplay zu sehr zu verwässern. Und siehe da, beide Versprechen werden gehalten.

Auf zu neuen Ufern

Seit Jahren werden Flotten von der Hauptlandmasse Minegarde zu einem entlegenen Kontinent entsendet, um mehr über die sogenannten Drachenältesten herauszufinden, uralte und unvorstellbar mächtige Kreaturen, die sich alle zehn Jahre aus unerfindlichen Gründen auf den Weg dorthin begeben.

Die fünfte Flotte ist gerade kurz davor anzulanden, als der gigantische Zorah Magdaros aus den Tiefen des Meeres auftaucht, um das neue Land zu betreten. Obwohl er dabei gehörigen Schaden anrichtet, schaffen es so gut wie alle sicher an Land und machen sich sogleich daran, das Monstrum zu verfolgen und es zu studieren. Als Jäger der frisch eingetroffenen Truppe ist es unsere Aufgabe immer tiefer ins Land einzudringen, dabei neue Lager zu etablieren, diese gegen gefährliche Monster verteidigen und Zorah Magdaros ausfindig zu machen.

Der Sprung ins nicht ganz eiskalte Wasser

Für mich als absoluten Neuling in der Welt von Monster Hunter, war für allem die Ankündigung den Einstieg für Anfänger zu vereinfachen, sehr willkommen. Denn obwohl mich Thematik, sowie das grundsätzliche Spielprinzip immer interessiert haben, hat mich die massiv steile Lernkurve der bisherigen Titel jedes Mal aufs Neue abgeschreckt. Und um es gleich vorweg zu nehmen. Nein, „einfach“ ist der Einstieg auch in Monster Hunter: World nicht.

Ein bis an seine Grenzen belegtes Gamepad, 14 sich in ihrer Handhabung massiv unterscheidende Waffengattungen, dazu ein komplexes Crafting-System, Hundertschaften an verschiedensten Gegenständen und eine Welt in der man mit so ziemlich allem und jedem auf die eine oder andere Weise interagieren kann – all das möchte erst einmal verstanden und dann zielführend genutzt werden. Oh, und dann gibt es da noch den Palico, unseren felinen Begleiter, der zwar von der KI gesteuert wird, aber doch auch ausgerüstet und mit verschiedenen Sonderfähigkeiten ausgestattet werden will.

Und doch ist Capcoms Versprechen keine Lüge. Die ersten Spielstunden nutzt man gekonnt um mit jeder neuen Jagd  nach und nach frische Mechaniken einzuführen. Dazu erklären Tutorial-Fenster die meisten Aspekte, von denen viele vereinfacht wurden. Doch davon gibt es zu viele, so dass es einem ohne Vorkenntnisse recht schwerfällt, das alles aufzunehmen und sich zu merken.  Auf relativ harte erste Stunden sollte man sich also trotz allem einstellen.

Die Qual der Wahl

Bevor man sich zum ersten Mal in die Wildnis wagt, ist ein Besuch in der Trainings-Arena dringen anzuraten. Hier kann man sich mit den verschiedenen Waffen vertraut machen und sich entscheiden, womit man in den Kampf zieht. Wie schon erwähnt könnten die Waffengattungen unterschiedlicher nicht sein. Das betrifft nicht nur deren Aussehen, teilweise bieten die unterschiedlichen Waffen eine komplett neue Spielerfahrung. Ganz unabhängig von seinem bevorzugten Jagd-Werkzeug führt man seine Schleuder, die man mit diversesten Geschossen bestücken kann, immer mit.

So ist man beispielsweise mit den kurzen Doppelklingen zwar wahnsinnig flink, dafür machen sie nur sehr mageren Schaden und erfordern, dass man fast schon unter dem Monster steht, um es zu erreichen. Das genaue Gegenteil ist das Großschwert. Durch seine immense Größe hat es zwar eine beträchtliche Reichweite und richtet gehörigen Schaden an, die besonders langsamen Schwünge wollen aber erst einmal gemeistert werden.

Dazu gibt es so exotisches, wie das Jagdhorn, dass einen quasi zum Barden macht, die Morphaxt, die Schwert und Axt zugleich ist, oder die Gewehrlanze, die…genau das ist was der Name vermuten lässt. Fernkampfwaffen wie große und kleine Armbrust, sowie der Bogen, machen Monster Hunter wiederum fast schon zu einem 3rd-Person-Shooter.

Dabei hat jede der Waffengattungen ganz spezifische Eigenheiten und Special-Moves, die einem nur ansatzweise in den Tutorials erklärt werden und den Rest zum selbst entdecken übriglassen. Je nach gejagtem Monster bietet sich die eine oder andere Waffenart mehr an als andere, machbar ist allerdings jede Kombination.

Auf auf, zum fröhlichen Jagen!

Ist erstmal ein Auftrag angenommen, wird man, gemeinsam mit seinem Palico, in einer Art Basiscamp innerhalb einer der 5 riesigen Zonen abgesetzt und darf sich zuallererst einmal auf die Suche nach Spuren begeben. Hierzu benutzt man die mit Monster Hunter: World frisch eingeführten Spähkäfer, kleine Glühwürmchen die alle in der Nähe befindlichen Dinge anzeigen, die von Interesse sein könnten. Neben Pflanzen, die zur späteren Verwendung gepflückt werden können, oder Munition für unsere Schleuder und vielem mehr, kann das eben auch eine Monster-Spur sein.

Umso mehr von diesen Spuren man untersucht, um so besser kennen unseren kleinen Käferchen die Kreatur und sind schon bald in der Lage, uns den Weg zu ihm zu weisen. Wurde das Monster dann ausfindig gemacht, geht der Spaß erst richtig los. Nun gilt es, das Biest zu erlegen, oder wie in manchen Quests gefordert, gar lebend einzufangen. Doch einfaches Draufhauen bringt einen hier nicht sehr weit. Es gilt die Verhaltensmuster und speziellen Fähigkeiten jedes Monsters herauszufinden und sich Mittel zu überlegen, wie man diesen entgegenwirken kann.

Der Kulu-Ya-Ku schnappt sich etwa große Steine, wenn er angegriffen wird, um damit besonders großen Schaden anzurichten. Außerdem sind Angriffe von vorne so gut wie sinnlos, den der Stein fängt die meisten Schläge ab. Weiters reagieren bestimmte Bestien etwa allergisch auf laute Geräusche, besonders flugfreudige Monster können per Blitzlichtgeschoss vom Himmel geholt werden und es empfiehlt sich zum Beispiel den fischartigen Jyuratodus ans trockene Ufer zu locken anstatt sich mit ihm im brusthohem Wasser anzulegen.

Nach einer Weile des Kampfes beschließt das Biest meist das Feld zu räumen. Wieder gilt es, das Vieh ausfindig zu machen und weiter zu traktieren. Da Monster keine Lebensenergie-Leiste haben ist der einzige Weg einzuschätzen, wie sehr wir es geschwächt haben, das Verhalten des Tieres. Stark verwundete Bestien verfallen oft in einen Blutrausch und wenn sie tatsächlich kurz vor dem Ende stehen beginnen sie stark zu humpeln und versuchen meist, in ihr Nest zu flüchten um sich zu erholen.

Ist der finale und tödliche Hieb getan, geht es sogleich daran die Früchte der harten Arbeit zu ernten. Flugs wird der Kadaver ausgeschlachtet und Felle, Schuppen und andere nützliche Körperteile eingepackt. Diese Gegenstände bilden den Grundstein für den zweiten, großen Aspekt von Monster Hunter, das Crafting.

So viel zu tun!

In Astera, der Hauptbasis aller Unternehmungen, bauen wir uns dann aus den erbeuteten Goodies neue Waffen und Rüstungsteile für uns selbst und unseren treuen Begleiter, oder verbessern die Ausrüstung die wir schon haben. Hier gibt es vielerlei Dinge zu beachten. Jedes Stück verfügt nicht nur über die obligatorischen Grundwerte wie Attacke und Verteidigung, sondern auch über Elementar-Effekte, die je nach bekämpftem Monster Vor- oder Nachteile schaffen. Zusätzlich verfügen Ausrüstungsgegenstände über passive Eigenschaften, die es geschickt zu kombinieren gilt.

Daneben haben wir im Lager Zugriff auf unser gesamtes Hab und Gut, denn im Feld steht uns nur ein recht begrenztes Inventar zur Verfügung. Es sollte also wohl überlegt sein, was man alles zu einer Jagd mitnimmt, wenn man nebenher auch noch ein paar Kräuter, Pilze oder Insekten einsammeln möchte, um später damit Tränke, Fallen oder Munition herzustellen.

Im späteren Verlauf können dann auch besagte Ressourcen im Camp selbst angebaut werden, Palicos auf Expeditionen geschickt werden oder Gegenstände bei einer Art Alchemist in andere umgewandelt werden. In der Kantine wird vor jedem Einsatz gut gegessen, für jeden Geschmack und jeden Anspruch ist gesorgt. Die vielen Gerichte geben verschiedenste Boni, die man auf seinen bevorstehenden Jagdzug abstimmen kann. Im Spielverlauf entdeckt man nebenher immer neue Zutaten, die zusätzliche Rezepte freischalten oder alte verbessern.

Auch Arenakämpfe kann man hier bestreiten. In einem mit Fallen und Waffen gespickten Areal gilt es dabei, sich einem oder mehreren Monstern zu stellen und in Bestzeit zu erlegen. Zu guter Letzt findet sich im Hauptquartier dann noch den Jäger-Treffpunkt. Und dabei handelt es sich um den einzigen Teil der Basis in dem man auf andere Spieler trifft. Was uns zum Multiplayer-Part von Monster Hunter: World bringt.

Um Hilfe bitten ist keine Schande

Beim Spielstart kann man sich entscheiden, ob man einer offenen Online-Session beitreten möchte oder lieber seine eigene beginnt. Hier hat man dann verschiedene Möglichkeit diese öffentlich oder privat zu machen oder die Menge der zugelassenen Spieler zu regulieren. In besagtem Treffpunkt kann man dann mit anwesenden Spielern trinken, sich Gesten zuwerfen, oder eine Runde Armdrücken.

Möchte man eine Jagd starten, postet man diese auf dem Quest-Board und jeder Spieler, der sich im selben Online-Hub befindet, kann sich der Jagd anschließen. Maximal vier Jäger können gemeinsam auf die Pirsch gehen. Es ist ebenso möglich, während einer bereits angetretenen Mission ein SOS-Geschoss abzufeuern, um andere Spieler herbeizurufen, falls man sich mit der gestellten Aufgabe überfordert sieht.

Leider gibt es keinen richtigen offline Modus. Man kann natürlich komplett alleine Spielen, eine Session einzurichten, oder einer bestehenden beizutreten, bleibt einem aber nicht erspart. Das macht es ein wenig umständlich, wenn man sich alleine auf die Jagd begeben möchte, denn all die Mehrspieler-Einstellungen beim Start und wenn man eine Jagd beginnen möchte wären hier eigentlich nicht nötig.

Schöne, neue Welt

Dass Monster Hunter: World das schönste Monster Hunter bisher ist, wird wohl niemanden überraschen. Doch auch im Vergleich zu anderen, aktuellen Spielen muss sich das Game nicht verstecken. Die Welt ist wundervoll detailliert gestaltet und man kann sich eines nostalgisches Jurassic Park Flairs nicht erwehren. An jeder Ecke gibt es Kleintier oder Pflanzen zu entdecken, die man zuvor noch nicht gesehen hat und die eigentliche Hauptattraktion, die Monster, sind liebevoll animiert und respekteinflößend anzusehen.

Das Design der Jagd-Zonen ist besonders beeindruckend. Wirken diese auf den ersten Blick recht überschaubar, stellen sie sich schnell als gigantisch heraus. Denn sie erstrecken sich über mehrere, in sich verschachtelte Ebenen. Recht schnell kann man sich hier verlaufen und selbst nach unzähligen in einer Zone verbrachten Stunden stößt man immer noch auf Plätze, die man noch nie zuvor gesehen hat.

Leider gibt es aber auch ein paar Abstriche zu vermelden. Der neuen Grafikpracht ist es wohl zu schulden, dass hier, im Vergleich zu früheren Monster Hunter Spielen, die Menge an verfügbaren Monstern, sowie Waffen- und Rüstungsmodels deutlich zurückgegangen ist. Das mag Neueinsteigern kaum negativ auffallen, denn der Umfang ist noch immer enorm, doch alten Hasen wird das sich sauer aufstoßen. Und auch die Framerate kann nicht immer mit der brachialen Action auf dem Schirm mithalten. Besonders im späteren Verlauf, wenn die Monster größer werden und mit elementaren Angriffen um sich werfen, oder wenn sich mehrere davon gleichzeitig auf dem Schirm tummeln, kommt die Konsole doch ordentlich ins Schwitzen.

Noch was vor?

Zu tun gibt es reichlich in dieser wilden Welt. Neben den Story-Quests bekommt man immer wieder optionale Aufgaben von diversen NPCs. Dabei kann es sich um weitere Jagden handeln, genauso wie um Sammel-Aufträge oder Ausflüge, um ein bestimmtes Monster lebend einzufangen. Daneben gibt es noch sogenannte Bountys, also Aufgaben von denen man bis zu sechs gleichzeitig annehmen kann und die sich auch während anderer Aufträge erledigen lassen. Mondäne Dinge wie „Sammle acht Käfer“, oder „Fange drei Monster“. Da man die aber quasi im Vorbeigehen erledigen kann, stört das nicht weiter.

Ja und wenn man dann ungefähr zur Halbzeit des Story-Modus im High Rank Bereich angekommen ist, fängt der Spaß erst richtig an. Die Monster werden schwieriger, es kommen weitere dazu, neue Upgrade-Bäume für Waffen öffnen sich und Rüstungen lassen sich färben. Zusätzlich kommt ein Slot-System ins Spiel, mit dem sich Ausrüstungen weiter personalisieren und auf die jeweilige Spielweise zuschneiden lassen.

Und hier liegt der eigentliche Kern eines Monster Hunter Spiels. Jagen, Jagen und nochmal Jagen. In erster Linie, um sich die Komponenten für diese eine, noch bessere Waffe zusammenzufarmen, aber auch, und das ist kein unwesentlicher Teil des Ganzen, weil es einfach unglaublich viel Spaß macht, sich mit diesen Bestien zu messen.

FAZIT

Monster Hunter: World könnte man wohl am ehesten als taktisches Action-Game bezeichnen. Die riesigen Biester zu erlegen erfordert Finesse und überlegtes Handeln, mit Button-Mashing kommt man nicht weit. Das ausgeklügelte und äußerst motivierende Crafting System bietet in Verbindung mit unzähligen Gadgets und Waffen eine unglaubliche Vielfalt an möglichen Herangehensweisen. Auch wenn es dem Spiel keineswegs an Inhalt mangelt, sei der Neueinsteiger aber trotzdem gewarnt. Im Kern geht es hier ums Grinden der immer wieder gleichen Monster, denn nur so kommt man an neue, bessere Ausrüstungen. Abgesehen davon ist der Einstieg, trotz vieler Verbesserungen, noch immer alles andere als einfach. Kenner der Serie dürfte all das kaum erschrecken, dafür werden die aufgrund des doch merklich geschrumpften Inhalts und einiger nicht unbedingt nachvollziehbaren Mechanik-Änderungen vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Doch diese kleinen Makel sollten niemanden davon abhalten, diesem großartigen Titel zumindest eine Chance zu geben.

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Was ist Monster Hunter: World? Pseudo-Open World Action Game mit einem großen Focus auf Crafting und taktischem Vorgehen.
Plattformen: PS4, Xbox One, PC (noch kein Veröffentlichungstermin)
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Capcom / Capcom
Release: 26. Jänner 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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