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Fire im TEST

In der prähistorischen Steinzeit war die Berufswahl ziemlich eingeschränkt: Die mutigen und starken wurden Jäger, der Rest Sammler. Und wer weder für das eine noch das andere zu gebrauchen war, der wurde zur Feuerwache eingeteilt. So wie Ungh, ein selbst für einen Neandertaler etwas unterbelichteter Zeitgenosse. Deswegen pennt er auch gleich während seiner allerersten Nachtschicht ein und wird prompt in hohen Bogen aus dem Dorf geworfen. Neues Feuer gibt es nur am Gipfel eines brodelnden Vulkans, also nichts wie hin!

Weil der Feuer speiende Berg nicht gleich um die Ecke liegt, stärken wir uns zunächst mit einem Apfel, den wir mit einem geschickten Wurf an einer Schlange vorbei vom Baum holen. Moment… Baum – Schlange – Apfel,.. war da nicht etwas? Zu spät, mit nur einem Klick ist die Frucht gegessen und die darin enthaltenen bewusstseinsverändernden Substanzen entfalten ihre Wirkung. Coooooooool,… denn so erkennen wir die zehn Glühwürmchen-ähnlichen Tierchen im Baum, die sogleich genauso viele Spielzonen freischalten. Gelingt es Ungh ein solches Insekt einzufangen, öffnet dieses ein Portal zu einem weiteren Abschnitt in der Steinzeitwelt. Klingt einfacher als es ist, denn da wird beispielsweise ein solches Würmchen von einem Dinosaurier verschluckt, ein Anderes ist im Besitz eines Neandertaler-Kollegen, der es nur im Tausch gegen seine entführte Frau wieder hergibt und einen weiteren dieser Portalöffner hat es sogar auf dem Mond verschlagen. So unterschiedlich die einzelnen Schauplätze sind, so verschieden sind auch die Rätsel ausgefallen. Spätestens wenn Ungh eine Zeitmaschine findet und damit drei verschiedene Epochen bereist, werden bei Day of the Tentacle-Kennern so etwas wie Nostalgische Gefühle aufkommen.

We didn´t start the fire

Auch wenn es Entwickler Daedalic Entertainment nicht schon offiziell angekündigt hättte, bei Fire merkt man vielen Kleinigkeiten, dass Umsetzungen für Tablets bereits fix eingeplant sind. Das liegt in erster Linie daran, dass auf Texte und ein Inventar komplett verzichtet und die Steuerung unverkennbar für Touchscreen-Eingaben optimiert wurde. Alle Objekte mit denen mit denen eine Interaktion möglich ist, werden per Knopfdruck als Icon angezeigt, das Point&Click beschränkt sich somit auf einige wenige Hotspots am Bildschirm. Selbst die eingestreuten Geschicklichkeitseinlagen wie etwa der Ausflug mit dem Raumanzug ins All oder das Space-Invaders Zwischenspiel, werden sich auf einem Tablet mindestens genauso gut steuern lassen, wie per Maus auf dem PC. Der Nachteil dieser “verständlichen und intuitiven Steuerung” (O-Ton Daedalic) liegt buchstäblich auf der Hand, denn durch das Einschränken der Interaktionsmöglichkeiten werden die Rätsel manchmal etwas zu leicht. Vieles lässt sich auch durch einfaches Try-&-Error lösen, was eigentlich sehr schade ist, da einem dadurch viele liebevoll designte Denkaufgaben entgehen.

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Keep the fire burning

Auf gesprochene Dialoge wird komplett verzichtet, die minimalistische Artikulation zwischen den einzelnen Protagonisten erfolgt stilgerecht mittels Gesten und Sprechblasen. Dafür wird das Spielgeschehen vom hervorragenden Soundtrack aus der Feder von Tilo Alpermann (The Night of the Rabbit) begleitet. Auch die farbenfrohe optische Umsetzung strotzt nur so voller liebevoller Details und Anspielungen auf die heutige Popkultur. Schon nach wenigen Minuten hat man den sympathisch chaotischen Neandertaler in sein Herz geschlossen und will ihm einfach nur helfen das gesuchte Feuer zu finden. Und das geht leider viel zu schnell, denn jeder Spielabschnitt dauert meist nicht länger als 15-20 Minuten, womit das Abenteuer nach etwa 3 Stunden auch schon wieder vorbei ist. Die Motivation Ungh nochmal bei seinem Abenteuer zu begleiten um etwa zusätzliche Artworks freizuschalten hält sich, zumindest bei mir, in Grenzen.

Fire-zit

Unghs prehistorisches Abenteuer entpuppt sich aufgrund der eher rudimentären Geschichte nicht als vollwertiges Adventure, sondern eher als ein Knobel- und Denkspiel mit nur lose zusammenhängenden Rätselaufgaben. Macht aber nichts; Fire ist kurzweilig und unterhaltsam, aber leider viel zu schnell auch wieder vorbei! Ideal für eine längere Bahnfahrt oder im Flugzeug, mehr aber nicht. Aufgrund des offenen Endes bleibt zumindest die Hoffnung, dass wir Ungh irgendwann noch einmal wiedersehen. Denn wie singen schon The Doors „Try to set the night on fire, Come on baby, light my fire“…  

Gesamtwertung: 6.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 4 | Motivation: 6

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