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Harvest Moon: Eine Welt im Test

Der Frühling beginnt und das ist doch eine gute Zeit von daheim loszuziehen und seine eigene Farm zu schmeißen – oder? Nachdem ein richtiger Bauernhof mein Budget etwas übersteigt, musste eine Alternative her und ich habe meine Pläne einfach in Harvest Moon: Eine Welt verlegt. Der neueste Titel der Farm-Simulationsreihe soll euch diesmal in eine ganze Welt voll ulkiger Charaktere und Kulturen abtauchen und abwechslungsreiche Areale erkunden lassen. Klingt nach einem spaßigen Spielerlebnis, doch ich warne euch vorweg, schlüpft lieber in die Gummistiefel, denn es wird schmutzig.

Ein kleiner geschichtlicher Fakt zu Beginn: Harvest Moon ist nicht gleich Harvest Moon – denn die Spielereihe hat die Rechte an seinem Namen verloren und wird seitdem am amerikanischen bzw. europäischen Markt unter Story of Seasons geführt. Das heutige Harvest Moon ist also eher ein naher Verwandter, der hauptsächlich von seinem bekannten Namen und ähnlichem Spielprinzip profitiert. So auch Harvest Moon: Eine Welt.

Eine neue Welt

Harvest Moon: Eine Welt beginnt mit einer mythischen Geschichte aus der Vergangenheit, in der die Menschen noch im Einklang mit der Natur und den Erntegeistern zahlreiche Felder bestellt haben. Dieses Wissen ist im Laufe der Zeit jedoch verloren gegangen und alles was ihr bisher in eurem Leben gegessen habt sind Kartoffeln. Nachdem ihr einen dieser mythischen Erntegeister trefft, wird schnell klar, dass ihr das Zeug zum Superbauern habt, der die Welt verändern kann. Zum Glück wohnt ein Wissenschaftler neben euch, der euch schnell mal eine mobile Farm baut, die euch auf eurem Weg durch die Welt begleiten kann.

Harvest Moon One World Intro

Auf der Farm

Ausgestattet mit eurer mobilen Farm steht eurem Abenteuer nun nichts mehr im Weg und ihr könnt nun als LandwirtIn (Geschlecht und Aussehen können zu Beginn gewählt werden) durchstarten. Gemäß der Farm-Simulations-Tradition verfügt ihr über einige Felder, die ihr bepflanzen und einen Stall, den ihr für die Beherbergung von Vieh, wie Kühe oder Hühner (sowie ausgefallenere Tiere wie Bären und Großkatzen), nutzen könnt. Natürlich gibt es gerade zu Beginn noch einige Hürden, wie das Besorgen von passendem Werkzeug im Shop, um Felder, die wegen Gestein oder Baumstümpfen nicht zu bestellen sind, zu befreien. Eure Zeit und Ausdauer sind auch wie gewohnt begrenzt und ihr müsst eure Schritte stets gut planen, um den Tag optimal nutzen zu können. Saatgut könnt ihr bei Erntegeistern bekommen, die reichlich in der Umgebung versteckt sind. Doch je mehr ihr anpflanzt, desto mehr Zeit müsst ihr natürlich für die Pflege, Ernte und Verkauf aufwenden – das Gleiche gilt für die Aufzucht von Tieren! Wenn ihr gleich ein wenig Geld braucht, so lohnt sich ein Trip in den Laden, ansonsten könnt ihr eure Verkaufsgüter auch in eure Lieferbox packen und ein Händler holt sie anschließend am nächsten Morgen ab. Geschäfte haben fixen Öffnungszeiten, also müsst ihr ständig bedenken, ob sich der Besuch heute noch ausgeht. Wenigstens wird für eure Güter ordentlich gezahlt und gerade zu Beginn kann die Farm auf diese Weise schnell und zügig wachsen.

Neben einem Hauptquest, der hauptsächlich den Zusammenhang und die Vorteile zwischen nachhaltiger Landwirtschaft und einer gesunden Umwelt hervorhebt, gibt es auch einige kleinere Aufgaben, die euch zusätzliche Belohnungen bieten. Und so toll der Ansatz der Hauptstory ist, so enttäuscht bin ich jedoch von den Mini-Quests, die zu absolvieren sind. Da wäre beispielsweise ein Dorfbewohner, der permanent zwei Margeriten haben möchte – immer und immer wieder. Und auch die anderen Aufgaben gestalten sich als repetitiv und verfügen über keinerlei Tiefgang. Ein weiterer Störfaktor sind die sehr spärlich vorkommenden Anhaltspunkte, wie genau vorgegangen werden soll. Ich sollte zu einem Zeitpunkt Erz beschaffen, um meine Farm ausbauen zu können. Als ich endlich in der Mine angekommen war, habe ich jedoch kein Erz, sondern nur einen Rohstoff gefunden, aus dem ich es herstellen kann. Aber wo ich das machen könnte, hat mir das Spiel nicht verraten. (Ich bin an dieser Stelle sehr dankbar, dass es Leute gibt, die Walkthroughs verfassen.) Das Spiel legt sich zudem weitere Steine in den Weg, indem es zwar eine wirklich große Spielwelt bietet, die zur Verfügung stehende Zeit und Ausdauer jedoch einfach nicht ausreichen, um ein entspanntes Spielerlebnis zu haben und den Entdeckerdrang entsprechend zu befriedigen. Habt ihr genug Geld gespart, wird es Zeit in ein Pferd zu investieren, mit dem ihr weitere Strecken ohne Ausdauerverlust zurücklegen könnt. Wenn ihr in einem Bereich den Hauptquest abgeschlossen habt, schaltet ihr zudem einen Schnellreisepunkt frei, mit dem ihr die Areale schneller wechseln könnt. Die Punkte sind jedoch nicht sehr optimal verteilt und die Laufwege dadurch unnötig lang, was euch wiederum Zeit und Geld kostet. Auch Upgrades gibt es sehr selten, so bekommt ihr zwar im Laufe der Hauptquest mehr Ausdauer, doch ich kann euch nicht sagen, wie oft ich die Gießkanne und ihr Wasserlimit verflucht habe. Selbst nach 12 Stunden Spielzeit keine Aussicht auf eine Verbesserung meiner Kanne, oder die Fähigkeit mehrere Felder gleichzeitig gießen zu können.

Keine Zeit

Harvest Moon: Eine Welt bietet wie bereits erwähnt eine große und diverse Spielwelt, die euch klassische Berg und Wiesenlandschaften, Strände oder karge Wüsten im Laufe der Jahreszeiten erkunden lässt. Der Entdeckerdrang wird jedoch durch diverse Spielmechaniken, wie die schnell vergehende Zeit gehemmt. Auch die niedrige Ausdauer, die ihr zwar mit Mahlzeiten wieder füllen könnt, macht euch oftmals einen Strich durch die Rechnung. Auch die Temperatur gilt ständig zu beachten, denn der Anbau in der heißen Wüste kostet beispielsweise zusätzlich Ausdauer. Eure Farm lässt sich zwar immer wieder ausbauen und verbessern, beispielsweise durch den Bau einer Küche, doch der so knapp bemessene Tag hindert euch daran, das gesamte Potential des Spiels auszuschöpfen. Ihr könnt prinzipiell viele unterschiedliche Tätigkeiten durchführen – Fischen gehen, Rezepte zubereiten, dem Bären auf der Lichtung einen Besuch abstatten, um ihn zu zähmen und auf dem Hof aufzunehmen, oder in der Mine nach wertvollen Rohstoffen suchen, doch ihr kippt schneller um, als euch lieb ist. Und solltet ihr nicht genug Schlaf bekommen habt, seid ihr dementsprechend nicht besonders fit am nächsten Tag. Ich persönlich konnte das Spiel nie lange an einem Stück spielen, da es sich sehr schnell repetitiv anfühlt und der Spaß anschließend komplett auf der Strecke bleibt. Ein weiterer Aspekt des Spieles ist die Suche eines passenden Lebenspartners, den es mit Geschenken zu bezirzen gilt. Während meiner Testzeit habe ich mich jedoch schnell als eiskalte Karrierefrau entpuppt, die einfach zu beschäftigt für die Suche nach der großen Liebe ist. Farm-Romantik? Ain’t nobody got time for that.

Ein weiterer Minuspunkt in meinen Augen ist zudem die schwache Performance und Grafik des Titels. Nach einer Runde Zocken auf der Next-Gen Konsole schmerzt das Aufdrehen der Switch grundsätzlich, die Grafik in Harvest Moon: Eine Welt ist jedoch wirklich sehr minimalistisch ausgefallen und ein derartiges Kantenflimmern bei bestimmten Objekten habe ich selten gesehen. Einige Bereiche haben nahezu unfertig gewirkt, als würde der letzte Feinschliff fehlen. Zusätzlich musste ich mit regelmäßigen Einbrüchen der Framerate kämpfen, die das Spiel sehr zum Ruckeln brachten – im TV-Modus mehr als im Handheld-Mode. Lobenswert zu erwähnen sind der Soundtrack, der abwechslungsreiche, zu den Arealen passende Lieder spielt und die Tatsache, dass wilde Tiere gezähmt und auf seiner Farm aufgenommen werden können. Es hat schon sehr viel Flair einen Bären in seinem Stall mit Kuh und Pferd zu halten und einen Fuchs in seinem Haus.

Zusammenfassung

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