Gamers.at
KonsoleReviews

Battlefield V im Test

Die Entwickler von DICE gelten als Mitbegründer des Genres der Massively Multiplayer First Person Shooter (MMOFPS) und doch konnten sie in der letzten Zeit nicht mehr an alte Erfolge der Vergangenheit anknüpfen. Das nur mäßig erfolgreiche Battlefield 1, als Nachfolger des Flops Battlefield: Hardlines aus dem Jahr 2015, konnte nicht an die Glanzzeiten von Battlefield 3 und 4 anschließen. Ein möglicher Grund dafür:  EA hat der Community zu viel Verantwortung entrissen und an sich gebunden. Trotzdem war die negative Resonanz der Spieler nicht immer gerechtfertigt. In unserem Battlefield V Test könnt ihr nachlesen wie der neueste Teil bei uns abschneidet.

EA wollte viele Fehler der Vergangenheit, dieses Mal nicht wiederholen und hat vermehrt begonnen sich der Community zu öffnen und auch auf diese zu hören. Dennoch darf man sich vom recht starren Apparat des Publishers nicht zu viel erhoffen, aber man muss es positiv anerkennen, wenn sich etwas bewegt. Im Fall von Battlefield V hat sich dies in zwei Punkten sehr stark geäußert, zum einen hat EA auf den, fast schon notwendigen, Premium Pass und dadurch auf einen beträchtlichen Teil an Zusatzeinnahmen verzichtet. Der zweite sehr überraschende Punkt: Zum ersten Mal in der Geschichte der Battlefield-Serie, hat man sich dazu entschlossen, den Releasetermin nicht auf Biegen und Brechen zu halten und kurz vor Veröffentlichung den Start nochmal um ein Monat nach hinten verlegt.

Der neue Krieg ist ein alt bekannter

Wie schon der große Konkurrent Call of Duty, geht auch Battlefield V zurück zu seinem Ursprung und siedelt sich wieder im zweiten Weltkrieg an. Der Schritt ist nicht verwunderlich, denn der erste Weltkrieg in Battlefield 1 war kein Thema, welches  bei den Spielern gut ankam. Es gab zu wenig an Kriegsmaterial das genutzt werden konnte, auch die Materie war den meisten nicht geläufig, und sagen wir wie es ist, Nazis geben immer noch die besten Bösewichte ab. Auch in den spielbaren Klassen gibt es keine Überraschung, es finden sich, mit dem Sturmsoldaten, Supporter, Medic und Aufklärer alles wieder was man braucht. Etwas, das man Battlefield oft zu Unrecht vorwirft ist, dass es nicht historisch korrekt ist. Das will es aber auch nicht, vielmehr will es unterhalten. Es bedient sich natürlich der Geschichte und gibt Tatsachen frei erzählt wieder, ist aber kein Geschichtsbuch.

Filmreifer Auftritt

Wie schon im vergangen Teil setzt auch Battlefield V wieder auf einen Singleplayer, doch entgegen so vielen anderen FPS gibt es hier keine durchgängige Geschichte. Der Krieg wird in Episoden erzählt, die sich so natürlich nicht zugetragen haben. Hier hat DICE eine sehr geschickte Form der Erzählweise gewählt, die Dank der Frosbite Engine nahtlos zwischen Cutscenes und dem eigentlichen Spiel hin und her springt. „War Stories“, zu Deutsch Kriegsgeschichten, sind wie ein Hollywood Blockbuster inszeniert und ziehen einem schnell in Ihren Bann, so dass man unbedingt wissen will, wie das Schicksal des jeweiligen Protagonisten verläuft. Doch nicht nur die Art und Weise wie die Geschichten erzählt werden lässt einem in diese Welt, rund um den cineastischen zweiten Weltkrieg eintauchen. Die Liebe zum Detail mit der sich DICE hier verewigt, ist schon fast normal für die Battlefield-Teile der letzten Jahre und doch setzten sie immer wieder noch eines drauf. Es fühlt sich fast real an und erzeugt, obwohl es „nur“ Computer-Grafik ist, immer wieder ein beklemmendes Gefühl, wie es nur ein Krieg auslösen kann. Diese schöne, schaurige Idylle ist schon in Full-HD ein Augenschmaus und trotzdem wirkt es erst in 4k so richtig bombastisch. Wenn man Details wie Schweiß, Tränen und auch Blut an den Figuren erkennt, werden sie erst so richtig lebendig.

Doch EA und DICE leisten sich ein paar kleine Patzer, vor allem in der Synchronisation. Als Person, die sowohl dem Deutschen, als auch des Englischen mächtig ist, ist man bei Spielen die während des Zweiten Weltkriegs handeln ein wenig bevorzugt und so empfiehlt es sich Battlefield in Englisch zu genießen. Aber genau hier hat man ein wenig geschlampt, denn bei den deutschen Soldaten hat man keine einheitliche Linie gefunden, so gibt es drei Versionen wie Deutsch gesprochen wird. Zum einen gibt es Gespräche und Rufe von Personen mit Deutsch als Muttersprache, dann aber auch von englischsprachigen Menschen, die Deutsch mit Akzent sprechen und dann gibt es noch englische Kommandos mit deutschem Akzent. Das fällt natürlich nur Menschen mit Deutsch als Muttersprache auf, aber ist ein klein wenig nervig und darf, gerade bei dem Budget nicht passieren. Doch noch ein kleines Detail regt einem zum Schmunzeln an, denn scheinbar hat EA mit einigen Synchronsprechern einen längerfristigen Vertrag und so hört man vor allem bei den britischen Soldaten, die Stimme von Danny Williams aus FIFA, ohne das jemals Fußball gespielt wird.

Der Krieg ist nichts für einsame Wölfe

Battlefield ist und wird vermutlich immer eines sein, nämlich eine massive Multiplayer-Schlacht, auf deren großen Schlachtfeldern es nur so von Spielern wimmelt und in diesem Sinn stellt auch Battlefield V keine Ausnahme dar. Zur Auswahl stehen aktuell sechs Varianten, mit denen ihr euer Online Erlebnis gestalten könnt. Mit dabei ist der klassische Conquest/Eroberung-Modus, in dem ihr Fahnen erstürmen und halten müsst, bis der gegnerische Punktestand auf Null gebracht ist. Ein Team Deathmatch ist genauso mit dabei, wie der bekannte Breakthrough/Durchbruch-Modus, bei dem es gilt, in mehreren Etappen und mit begrenzter Respawn-Möglichkeit zwei bis drei Flaggenpunkte pro Sektor einzunehmen, während die Gegner versuchen diese zu verteidigen. Im Operation Modus müsst ihr als Verteidiger oder Angreifer einen Feldzug, welcher über mehrere Spieltage läuft, absolvieren. Dabei werden alle Spielmodi die zur Verfügung stehen in verschiedener Art und Weise kombiniert, um einen Abwechslungsreichen Feldzug zu garantieren. DICE hat aber nicht nur diese Spielmodi aufgepeppt, nein es wurde auch ein paar neue taktische Elemente in Battlefield V integriert.

Fahrzeuge haben nun keine unbegrenzte Munition mehr. Das ist insofern spannend, da nun Panzer keine unüberwindbaren Hindernisse mehr darstellen, denn auch sie, müssen immer wieder Munition aufnehmen. Natürlich haben die bekannten Supporter zwar Munition für die Truppen mit im Gepäck, aber so ein paar Panzergranaten sind doch etwas anderes und daher können diese nur an bestimmten Stellen nachgeladen werden. Und hier kommt gleich die zweite taktische Neuerung zum Einsatz: Von nun an hat jede Klasse einen „Werkzeugkoffer“ mit dabei. Damit lassen sich an bestimmten Stellen Barrikaden und Munitionsstationen für Fahrzeuge errichten. Das Element der Barrikaden hat bei dessen Ankündigung wohl am stärksten für Spekulationen gesorgt, doch DICE hat nicht, wie von vielen befürchtet einen Fortnite Abklatsch integriert, sondern ein strategisches Element eingebaut, dass sich als recht nützlich erweist, da Befestigungen nur an dafür vorgesehenen Positionen errichtet werden können.

Aufträge, Skins, Outfits, Avatare und Credits

EA hat aus dem Drama um Battlefront II scheinbar einiges gelernt, weshalb sie es auch nicht wiederholen und doch gibt es Anzeichen, dass sie es nicht ganz lassen wollen, beziehungsweise können. Ihr dürft euch für euren Avatar neue Outfits und euren Waffen andere Skins kaufen. Positiv anzumerken ist, dass es hier auch Frauen bzw. Outfits für diese gibt. All das muss mit Credits bezahlt werden, diese können durch Level-Aufstiege oder Abschließen von Aufträgen (je nach Version stehen euch mehr oder weniger zu Verfügung bzw. werden euch zeitlich begrenzten Aufträgen immer wieder bereitgestellt) sammeln. Es ist aktuelle nicht möglich irgendwie Credits käuflich zu erwerben und doch scheint alles dafür vorhanden zu sein – nur eben nicht aktiviert.

Die Schattenseiten des Krieges

So spannend Battlefield V inszeniert ist, so weist es leider auch einige Schwächen und auch verpasste Chancen auf. Man merkt, dass es schlicht noch nicht fertig ist. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass es keinen Premium-Pass gibt und alle DLC’s gratis kommen noch zu einem großen Teil verschmerzbar, trübt aber den Spielspaß. Das weit größere Problem ist allerdings die Netzwerkperformance, welche von hohen Latenzen geprägt ist. So ist man selbst schon länger hinter einer Deckung und stirbt, weil der Treffer des Gegners eigentlich schon früher stattgefunden hat. Leider wurden, wie schon in der Vergangenheit, viele weitere Chancen ausgelassen. Die bei PC-Spieler am meisten geforderte Option, ist das Betreiben von eigenen Servern, mit entsprechenden Administrationsrechten. Schon in Battlefield I gab es hier nur sehr eingeschränkte Möglichkeit. Diese Idee kam gar nicht gut an, da einige der wichtigsten Optionen, wie das Entfernen von störenden Mitspielern, fehlte. Ob und wie EA dies wiedereinführen will, ist aktuell nichts bekannt. Aber nicht nur hier enttäuscht man die Community etwas, auch XBox- Spieler werden nicht mit allen Möglichkeiten versorgt die es gäbe. So wäre seit dem November-Update ein Spielen mit Maus und Tastatur auf der Microsoft-Konsole möglich, doch bei EA und DICE ignoriert man dieses Feature und bietet diese Option nicht an. Ob man sich vor einem weiteren Shitstorm fürchtet, wenn man Controllerspieler gegen Maus/Tastatur antreten lässt ist nicht klar, doch Konkurrent Epic hat es bei Fortnite vorgemacht wie es funktioniert und ist damit nicht negativ aufgefallen.

FAZIT

Battlefield V geht wieder zurück zu seinen Wurzeln und ist dabei erfrischend neu. Viele Ängste, die man noch bei der Ankündigung hatte, wurden mittlerweile zerstreut, wie etwa dass die Befestigungsbauten ein Fortnite Abklatsch werden. Am Ende des Tages macht es wieder Spaß und ist nicht nur ein ungeliebter Hybride wie sein Vorgänger. Trotzdem bleibt abzuwarten, wie EA und DICE das Spiel komplettieren und welche Auswirkungen der Wegfall des Premium-Passes auf das Spiel haben wird. Man kann nur hoffen, dass EA sein Ohr weiter in der Community belässt und Ratschläge auch annimmt.

Was ist Battlefield V? Der insgesamt 16. Teil der Battlefield-Spielereihe inklusive Rückkehr zum Zweiten Weltkrieg.
Plattformen: PC, XBox One, Playstation 4
Getestet: XBox One X, PC Intel Core i7-2600k, 16GB RAM,NVIDIA GTX 1060
Entwickler / Publisher: DICE / EA
Release: 20.Oktober 2018
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben