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Blood & Truth im Test

Fragwürdige Geschäfte, Familienfehden, Geheimagenten und so mancher grausige Todesfall – Blood & Truth setzt die perfekte Bühne für einen gelungenen VR-Action-Thriller, aber geht das Konzept auch tatsächlich auf?

Im Kreuzfeuer

Gleich zu Beginn der Story spielt ihr euch durch ein Tutorial, das eigentlich keines ist: In einer actiongeladenen Rettungsmission in der Wüste müsst ihr euren Soldatenkumpel aus den Fängen eurer Widersacher befreien und lernt dabei, wie ihr euch von Punkt zu Punkt fortbewegt, eure Waffen in die Hand nehmt, nachladet, abfeuert und bei Bedarf im Halfter verstaut, um wiederum Türen zu öffnen, an Stangen und durch Lüftungsschächte zu klettern oder mit Werkzeugen Schlösser zu knacken, Drähte zu kappen und mehr. Und dann wäre da noch die coole Auto-Verfolgungsjagd zum Abschluss, bei der ihr Widersacher von ihren Bikes schießt, Reifen zerfetzt oder euch vor Helikopter-Beschuss duckt. Spätestens jetzt sollte auch eines schon klar sein: Blood & Truth ist kein einseitiger Shooter, sondern vielmehr ein waschechtes Action-Abenteuer in VR.

Auf vorgegebenen Pfaden

Gespielt werden darf der Titel via normalem Gamepad oder Move Controllern. Während beide ihre Vorteile haben – erste vor allem jenen, dass keine zusätzliche Hardware benötigt wird, und sich Zweihandwaffen ruhiger steuern lassen –, ist die Immersion mittels Move Controllern jedoch weit besser, weshalb wir empfehlen, diese Variante zu nutzen.

Anstatt euch frei beweglich durch die Areale zu schleichen, bewegt ihr euch im Spiel per Anvisierung (wörtlich – ihr müsst nämlich in die richtige Richtung schauen) sowie anschließendem Knopfdruck von vorgegebenem Punkt zu vorgegebenem Punkt. Wichtig dabei: Es geht immer nur vorwärts, nie zurück, und oft könnt ihr aus mehreren Pfaden wählen. Ausnahmen stellen Punkte neben euch dar, zu denen ihr euch per weiterer Tasten immer wieder auch seitlich bewegen könnt, um entweder in Deckung zu gehen, Granaten auszuweichen oder auch einfach, um einen besseren Winkel für den Beschuss eurer Gegner zu finden.

Wo wir gerade beim Schießen sind: Zu Beginn seid ihr mit einer simplen Pistole ausgestattet, die ihr links oder rechts führen und in einem der beiden Halfter an euren Hüften verstauen könnt, um euch anderen Aufgaben zuzuwenden. Im Laufe eurer Missionen findet ihr allerdings, je nachdem, welche Wege ihr wählt und wie genau ihr schaut, immer wieder auch neue Faustfeuerwaffen sowie Gewehre. Bis zu vier – zwei Pistolen in den Hüfthalftern und zwei Gewehre an eurem Rücken – könnt ihr dabei gleichzeitig mitführen. Munition gibt es nur einen einzigen Typ, der sich abhängig von eurer gerade angelegten Waffe entsprechend verändert. Generell sei aber zu sagen, dass mir während meines Durchspielens bloß ein einziges Mal die Munition ausgegangen ist – und das auch nur für ein paar Schritte.

Gezielt wird, indem ihr eure jeweilige Waffe auf die Gegner richtet und per Trigger oder Taste abdrückt, was sich vor allem bei der Move-Controller-Steuerung wunderbar intuitiv anfühlt. Nach Wunsch könnt ihr entweder je eine Waffe pro Hand halten und doppelten Beschuss loslassen, oder ihr setzt beide Hände an eine einzige Waffe und verringert somit den Rückstoß für genaueres Zielen. Letzteres ist das einzige Manöver, das tatsächlich mit dem Gamepad besser funktioniert, da sich die Zweihandsteuerung mit Move Controllern rechts schwammig anfühlt und die Führung gewisser Gewehre somit zum Graus wird. Dieser Umstand war übrigens der Hauptgrund dafür, warum die automatische Shotgun schnell zu meiner liebsten Waffe im Spiel wurde: große Schusskraft, wenig Rückstoß und somit einfach zu führen mit nur einer Hand.

Auch beim Nachladen gibt es Unterschiede: Bei den Move Controllern greift ihr euch mit einer Hand neue Munition von eurem Brustgurt und ladet sie in die entsprechende Waffe; beim Gamepad betätigt ihr einfach eine Taste. Selbiges gilt übrigens für beinahe jede Aktion im Spiel – vom Aufheben von Waffen und anderen Gegenständen, dem Greifen von Leitersprossen, dem Verstauen eurer Schießeisen an Hüft- und Rückenhalftern, oder auch dem Nutzen von zweihändigen Tools: Während ihr bei der Move-Controller-Steuerung stehts die tatsächlichen Bewegungen durchführt (oft einhändig, wodurch ihr zwei Dinge gleichzeitig tun könnt), nutzt ihr beim Gamepad in erster Linie die Tasten für einfache Aktionen sowie die beiden Sticks sowie die Trigger-Tasten, um Zweihändigkeit zu simulieren; zudem wird immer mit beiden Händen gezielt.

Filmreife Action

Wie vorhin schon kurz angesprochen, müsst ihr im während eures Spionage- und Gangster-Abenteuers aber nicht nur rumlaufen und schießen. Immer wieder gilt es auch, via Überwachsungskamera Leute und Orte auszuforschen, mittels Werkzeugen Schlösser zu knacken oder automatische Türschlösser und Ähnliches lahmzulegen sowie Sprengsätze anzubringen und scharf zu machen.

Und dann wären da natürlich noch die cineastisch in Szene gesetzten Action-Sequenzen, wie die Flucht aus einem einstürzenden Gebäude, wilde Verfolgungsjagden auf der Straße oder sogar der Sprung aus einem brennenden Flugzeug. Kombiniert man diese Einlagen mit den „ruhigeren“ Filmsequenzen, die die Story erzählen, den Sprüngen zwischen Action und rückblickender Lagebesprechung, wie man sie aus diversen Hollywood-Streifen kennt, dem Präzisionsmodus, bei dem ihr das Geschehen kurzzeitig in Zeitlupe versetzen und somit Widersacher gezielt und ebenfalls besonders filmreif ausschalten dürft, sowie der generell wunderbaren audiovisuellen Präsentation – von der schönen Grafik mit vielen Details über die tolle Cast bis hin zum passenden Soundtrack – hat man hier schon beinahe das Gefühl, Teil eines tatsächlichen Action-Films zu sein, anstatt „bloß“ ein weiteres VR-Game zu zocken.

Blood & Truth im Test

FAZIT

Shooter sind eigentlich nicht so wirklich mein Genre – jedenfalls dachte ich das bis jetzt, denn scheinbar finde ich sie doch große Klasse – zumindest dann, wenn sie VR und so gelungen in Szene gesetzt sind wie Blood & Truth. Die Steuerung via Move Controllern fühlt sich unglaublich intuitiv an und ist bis ins Detail perfekt umgesetzt – einziger kleiner Schwachpunkt: das Führen von zweihändigen Waffen, das vor allem in zeitkritischen Passagen unangenehm werden kann. Ja, ich meine dich, Auto-Verfolgungsjagd im Van. Abgesehen davon ist der Titel Spielspaß pur: Die cineastisch umgesetzten Kapitel bieten abwechslungsreiche Action, die kurzweiliger nicht sein könnte, die Umgebungen sehen fantastisch aus und was man sich in Sachen Thrill-Momenten überlegt hat, könnte direkt aus einem Hollywood-Streifen stammen. Optisch stört einzig, dass die anderen Personen im Spiel oft ein wenig Hobbit-mäßig wirken, und in Sachen Spielfluss hätte die eine oder andere Filmsequenz ein wenig schneller ablaufen können – gerade die 15-minütige „Nur-Zuseh-Sequenz“ nach der ersten Mission bremst beispielsweise deutlich. Das sind aber alles nur minimale Meckerpunkte, die im Angesicht dessen, was uns hier sonst geboten wird, absolut vernachlässigbar sind. Wer auf Action steht und das immersivste Shooter-Abenteuer erleben will, das PSVR bislang zu bieten hat, der kommt um Blood & Truth eigentlich gar nicht herum.

Was ist Blood & Truth? Filmreifes Action-Spektakel für PSVR
Plattformen: PS4 (PSVR)
Getestet: Release-Version
Entwickler / Publisher: SIE London Studio / Sony
Release: 28. Mai 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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