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Iratus: Lord of the Dead im Test

Im Rahmen von Grabungen, finden die leider ebenso tumben wie gierigen Arbeiter eine vergessene Kammer, inklusive eines Sarkophags. Natürlich wird dieser sofort aufgebrochen und das Siegel, welches den bösen Nekromanten eingeschlossen hielt, dabei zerstört. Auf dass er seine Schreckensherrschaft ein weiteres Mal über die ahnungslose Menschheit bringen kann.

So weit, so alt bekannt ist die Vorgeschichte von Iratus – Lord of the Dead. Dem neuen Rogue- like Dungeon Spiel von Entwickler Unfrozen, welches hierzulande unter dem Wappen von Daedalic vertrieben wird. Der nette Twist hieran ist, dass man selbst den verärgerten Nekromanten spielt und den nervigen Lebensformen den Garaus machen kann. Unfrozen ist ein noch recht unbekanntes Studio aus St. Petersburg, welches bereits 2016 mit der Erschaffung des Spiels begann und – laut eigener Aussage – eine Mischung aus Darkest Dungeon und Dungeon Keeper erschaffen wollte. Soviel sei gesagt – es wurde mehr Darkest Dungeon, denn Dungeon Keeper, aber das allein muss ja noch nichts negatives sein.

Als frisch gebackener Nekromant schickt man nun seine Truppe aus vier Monstern auf deren Mission Menschen und anderen Störenfrieden das Fürchten zu lehren. Ganz wie das Vorbild, hat jede der Monsterklassen (von denen es insgesamt 18 verschiedene gibt – neben Dauerbrennern wie Zombie und Skelett auch interessante Neuanfertigungen aus der Leichenkammer wie „Iratus Braut“, „Dhampir“ und den gemein gefährlichen „BlutPhantasma“ -) diverse Fähigkeiten, die sie je nach Position in der Gruppe einsetzen kann. Abgerundet wird dies jeweils von einer Wutfähigkeit, die bei erhöhtem Wut Pegel ausgelöst werden kann und naturgemäß umso vernichtenderen Schaden anrichtet. Der Wut Pegel ist wie auch der Mana Pegel eine sich regenerierende Eigenschaft des Nekromanten. Während Mana für seine Zaubersprüche genutzt wird, ermöglicht die Wut die Sonderfertigkeiten der Monster zu aktivieren.

Dunkel Düster und noch viel schlimmer

Auch wenn Nekromanten gewöhnlicher Weise nicht sonderlich viel für ihre Kreaturen übrig haben (und diese leider auch einiges an Persönlichkeit und Individualität vermissen lassen), sollte man jedoch nicht zu sorglos mit den Untertanen umgehen. Mit jedem gewonnenen Kampf steigern sie nämlich nicht nur Iratus Fähigkeiten und finden Materialien für mehr Kreaturen, sondern sammeln auch Erfahrung, mit denen man ihre Fertigkeiten, sowie Attribute ausbauen kann. Hierbei kann man sie auch noch etwas mehr spezialisieren. Jede Angriffstruppe sollte nämlich eine ausgewogene Mischung aus physischen und psychischen Attacken sein. Das psychische Element, wird Darkest Dungeon Veteranen abermals bekannt vorkommen. Litten damals die eigenen Helden unter den nerven zerreibenden Monsterattacken, kann man nun selbst seine Lakaien die Psyche der lebenden Widersacher anknabbern lassen. Dies kann die Gegner zur Flucht oder gar zum Herzinfarkt treiben.

Der eigentliche Einsatz der maximal vier Monstergruppen, findet dann auch auf insgesamt vier Leveln statt. Diese bestehen jeder aus recht großen Karten, auf denen man sich seinen Weg selbst wählen kann. Man sieht jederzeit die komplette Karte, kann also auch die meisten Kämpfe auswählen, sowie die zu findenden Bonusmöglichkeiten. Einen Rückwärtsgang gibt es für unsere Monster nicht, einmal getroffene Richtungen müssen bis zur nächsten entscheidenden Kreuzung verfolgt werden. Um wieder den Vergleich zum Vorbild zu bemühen, nimmt dies viel aus der Schritt für Schritt Spannung von Darkes Dungeon, ermöglicht jedoch größere taktische Abwechslung innerhalb eines Levels.

Im Dungeon der tausend Zombies

Iratus selbst hat neben alchemistischen und magischen auch einen Zornes- und einen Zerstörungs- Talentbaum, den ihr mit der Zeit und genügend Erfahrung ausbauen könnt. So kann Iratus zum Beispiel pro Runde einen zerstörerischen Zauberspruch auf die Gegner los jagen und dabei die taktische Ausrichtung der Monstertruppe unterstützen. Leider wurde auch das Verschieben innerhalb der Truppe als Zauberspruch eingeordnet, statt wie bei Darkest Dungeon als Aktion des jeweiligen Monsters. Da kann eine Figur, die vom Gegner von hinten nach vorne gezogen wird, schon ziemlich störend wirken.

Mit den Talenten und speziellen Artefakten, welche sowohl Iratus als auch seinen Monstern Boni verleihen ist es aber nicht genug, verfügt ein waschechter Nekromant natürlich auch über einen Friedhof. Hier hat er so nette Gebäude wie die Arena in denen nicht kämpfende Monster Erfahrung im Abmurksen von Helden sammeln können oder auch die Leichenhalle, in welcher die angesengte Mumie ihre Bandagen wechseln kann (sich die Monster also heilen können). Von selbst geschieht dies nämlich nicht. Also müssen die Kreaturen – sofern sie nicht sowieso geopfert werden sollen – entweder aussetzen, oder mittels Iratus Fähigkeit der Alchemie geheilt werden. Hierfür werden jedoch wieder wertvolle Rohstoffe verbraucht, die eventuell an anderer Stelle fehlen.

Die Armee der Verlorenen

Der Verlust der eigenen Kämpfer ist bei Iratus, ein noch viel normalerer Vorgang als bei Darkest Dungeon, so werden diese unter anderem auch zum Arbeiten in den Gebäuden des Friedhofes zwangsverpflichtet oder auf Altären in den Dungeonkarten geopfert. Selbst einige andere Monster haben die Fertigkeiten einen ihrer Kameraden zum Wohle oder Unwohle anderer zu opfern. So stimmig dies auch alles ist, lässt es doch eine Verbundenheit mit den eigenen Recken, wie im Vorbild nur schwerlich aufkommen.

Technisch machen die Untoten und ihr Meister eine durchaus brauchbare Figur. Die UI ist nicht überladen und zeigt trotzdem alles nötige, einzig die Schrift scheint zeitweise etwas sehr klein. Die Animationen sind wie auch die Grafiken nett und zum Thema des Bösen passend. Ebenso die Musik, die stets unheilvoll im Hintergrund der Atmosphäre den letzten Schliff gibt. Auch der Sprecher von Iratus, der gerne diverse Aktionen auf seine eigene Art kommentiert, lässt so manches schadenfrohe Grinsen auftreten.

FAZIT

Wie auch im Text ersichtlich, hat sich Unfrozen, wirklich sehr nahe an ihr großes Vorbild angelehnt. Im Endeffekt hätte ihnen etwas mehr Eigenständigkeit eventuell nicht schlecht getan, kommen sie doch nie wirklich an die Qualität von Darkest Dungeon heran. Um das leidgeprüfte Zombiegenre heranzuziehen, könnte man den Vergleich mit Romeros Dawn of the Dead und einem der bemühten aber qualitativ doch hinterher hinkenden italienischen Zombiefilme bemühen. Leider hatte ich immer etwas das Gefühl einer gewissen „Blutleere“, trotz der eigentlich vielen Möglichkeiten. Dies enttäuscht auf Dauer nicht nur Blutsauger, sondern auch die Langzeitmotivation. Für Fans des Genres ist Iratus – Lord of the Dead jedoch mit Sicherheit einen Blick wert, da es genügend Abwechslung für so manch kurzweilige Zwischendurch Metzelei an den Lebenden bietet.

Was ist Iratus: Lord of the Dead? Ein durch Darkest Dungeon inspiriertes Rouge-like RPG
Plattformen: PC
Getestet: INTEL Classico QuadCore i7-4770K / 32GB RAM [4×3.50GHz]
Mainboard:[1150] MSI Z87-G45 Gaming
RAM:1600MHz RAM Modul(e)
[NVIDIA] GTX1080 8GB
Entwickler / Publisher: Unfrozen/Daedalic Entertainment
Release: 23. April 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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