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MachiaVillian im Test

In Wahrheit haben wir doch alle schon einmal davon geträumt als fieser Schurke eine unüberschaubares Horrorhaus voller Fallen, Monster und Psychopaten zu betreiben, in das wir nichtsahnende Touristen und Teenager locken können, um sie dort auf alle nur erdenklichen Weisen ihres Lebens und ihrer Habseligkeiten zu entledigen. Und selbst wenn nicht, können wir das dank MachiaVillain nun endlich tun!

Aller Anfang ist blutig

Nach langen Jahren des Schuftens im Dienste eines undankbaren und grausamen Schurken, gelingt es einem unbedeutenden, aber ehrgeizigen Untertan endlich, in die ehrwürdigen Reihen der Bösewichte aufgenommen zu werden. Ausgestattet mit drei eigenen Minions, einem Startkapital und ein wenig Grundversorgung, kann er sich nun endlich daran machen, sein eigenes Horror-Haus aus dem Boden zu stampfen.

Die Rolle eben dieses frischgebackenen Oberfieslings übernehmen wir als Spieler in MachiaVillain. Wer alt genug ist, um sich an Dungeon Keeper zu erinnern, hat schon eine ziemlich gute Ahnung davon, was ihn hier erwartet. Es gilt, mit Hilfe der Minions Ressourcen zu sammeln, unser Horror-Haus aufzubauen und einzurichten, und allfällige Besucher um die Ecke zu bringen. Nur so kann man weitere Ausbauten finanzieren und seine Untergebenen satt machen, denn die unvorsichtigen Besucher werden in der hauseigenen Küche zu diversen Leckereien für unsere Diener verkocht!

Alltag im Horror-Haus

Wir haben es bei MachiaVillain also mit einer in Echtzeit ablaufenden Aufbau-Sim zu tun, deren Fokus auf dem Mikro-Management unserer Untertanen liegt. Die kommen etwa als Skelette, Zombies, Psychopaten und dergleichen daher und unterscheiden sich teils massiv in ihren Fähigkeiten sowie individuellen Vor- bzw. Nachteilen. So brauchen Zombies zwar kaum Schlaf und Nahrung, sind dafür aber recht langsam. Skelette wiederum können ihre eigenen Knochen als Waffen benutzen, brauchen dafür aber regelmäßig Nachschub an diversen Opfern.

Und so lässt man seine Handlanger Holz, Stein und andere Ressourcen in der Umgebung einsammeln, um seine Villa des Grauens Raum für Raum zu erweitern und schickt gefälschte Werbeanzeigen hinaus in die Welt um Opfer anzulocken und metzelt diese dann in besagter Villa dahin. Danach werden deren Habseligkeiten eingesammelt, ihre Körper zu Nahrung weiterverarbeitet und die Kampfspuren beseitigt. Der letzte Punkt sollte niemals vergessen werden, denn neue „Gäste“ reagieren nicht allzu positiv auf Blutflecken und herumliegende Körperteile.

Stress auf der Schlachtbank

Das Interface, mit dem wir all unsere bösen Machenschaften planen und ausführen, bietet zwar sehr viele Möglichkeiten, lässt aber leider einige Optionen, die das stressige Leben eines Erzschurken erleichtern würden, vermissen. So kann man beispielsweise seiner Gefolgschaft zwar mehrere Aufgaben gleichzeitig zuteilen, die dann nach einer festgelegten Prioritäten-Liste abgearbeitet werden, oder wir lassen alle per Knopfdruck in den Angriffsmodus wechseln. Eine Möglichkeit Shortcuts anzulegen, um beispielsweise alle seine Zombies auf einmal anzuwählen, gibt es allerdings nicht.

Und da das Spielziel keine Aufgaben im herkömmlichen Sinne beinhaltet, sondern es das alleinige Ziel ist, so viele Tage wie möglich durchzuhalten, ohne von Helden oder Gesetzeshütern besiegt zu werden, wirft einem MachiaVillain schnell größere Aufgaben in immer kürzeren Abständen vor. Und das kann nicht nur recht schnell in Stress ausarten, sondern wird leider auch bald etwas dröge, denn abgesehen von Frequenz und Menge der Besucher, ändert sich am Ablauf nicht viel.

Rohe Gewalt gegen höhere Gewalt

Trotzdem würde das ganze Konzept geneigten Freunden des Genres sicher viel Spaß machen…wenn da nicht dieser, nicht wegzuredende Verdacht wäre, vor einem unfertigen Spiel zu sitzen. Da sind zum einen eine Handvoll ziemlich schwerwiegender Bugs. Besonders das Speichersystem scheint hier betroffen zu sein. Eigentlich getötete Gegner sind nach dem Laden eines Spielstandes quicklebendig, haben aber 0 HP und sind daher unmöglich zu loszuwerden. Oder es fehlen beim Wiedereinstieg einfach alle Wände unserer Villa.

Zusätzlich scheint man sich nicht allzu viele Gedanken über das Balancing gemacht zu haben. So sind beispielsweise einige essentielle Upgrades unverhältnismäßig teuer oder schwer bewaffnete Gegner tauchen ohne ersichtlichen Grund auf, obwohl die Verdachts-Leiste, die anzeigt wie nah wir daran sind aufzufliegen, fast leer ist. All das scheinen Dinge zu sein, die sich mit einem Patch weitestgehend lösen lassen. Nur ist dieser leider weit und breit nicht in Sicht.

Die Kunst des Mordens

All das ist insofern sehr schade, weil sich Entwickler Wild Factor was Präsentation und Atmosphäre angeht, ganz offensichtlich sehr viel Mühe gegeben hat. Die Grafik, die stilistischen ein wenig an Don’t Starve erinnert, ist trotz ihrer Einfachheit sehr liebevoll gestaltet und passt auch perfekt zum abgedrehten und morbiden Setting von MachiaVillain. Sound und Musik fügen sich da ebenfalls sehr gut ein und das gesamte Paket versteht es sehr gut, seinen tiefschwarzen, aber immer augenzwinkernden Humor wunderbar zu transportieren.

Auch technisch gibt es, wenn man die Bugs außer Acht lässt, kaum etwas auszusetzen. Klar, das ganze ist recht simpel aufgebaut, aber es gibt genug Beispiele für ganz einfache Spiele, die trotzdem nicht flüssig laufen oder sonstige Macken haben. Davon bleibt man bei MachiaVillain glücklicherweise aber weitestgehend verschont.

FAZIT

Für Fans von Echtzeit Aufbau-Sims im Stile von Dungeon Keeper, ist MachiaVillain auf alle Fälle einen Blick wert, denn das Subgenre wird leider, trotz der großen Flut an Indie-Titeln, kaum bedient. Das Setting macht Spaß und man wird nach den ersten Spielstunden auch gehörig gefordert. Leider vermiesen aber einige fiese Bugs und das wenig durchdachte Balancing zum momentanen Zeitpunkt die Freude aber doch sehr. Sicher lassen sich viele dieser Probleme mit dem einen oder anderen Patch beheben, bis dahin sollte man sich als geneigter Käufer wohl gedulden oder mit frustigen Momenten rechnen.

Was ist MachiaVillian? Aufbau und Mikro-Management Simulation im Stile des Klassikers Dungeon Keeper
Plattformen: PC
Getestet: PC
Entwickler / Publisher: Wild Factor / Good Shepherd Entertainment
Release: 16. Mai 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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