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Marvel’s Iron Man VR Test

Seinen ersten Auftritt hatte „Der Eiserne“ im März 1963, aber erst 45 Jahre später avancierte Tony Stark und sein Alter Ego dank einer hervorragenden Filmumsetzung zum Massenliebling. In Marvel’s Iron Man VR schlüpft ihr in die Rolle des Genies, Milliardärs, Playboys und Philanthropen und werdet darüber hinaus selbst zum Superhelden. Wer schon immer wissen wollte, wie man mit so einen Anzug fliegen kann und welches Gefühl es ist, als Avenger durch die Luft zu donnern, der erhält nun seine Antworten.

Marvel’s Iron Man VR setzt handlungstechnisch an den ersten Iron Man Film aus dem Jahr 2008 an, spielt aber in einem eigenen Universum und hat grundsätzlich nichts mit dem MCU zu tun. Das spürt man auch sehr deutlich in der Inszenierung, denn die Charaktere orientieren sich eher an der Comic- als an der Filmvorlage, was sich auch in Sachen Synchronisation widerspiegelt und so müssen wir etwa auf die Stimme von Robert Downey jr. verzichten, was zunächst doch etwas ungewohnt ist. Die Story wird komplett aus der Ego-Perspektive erzählt und wir schlüpfen dabei zunächst in die Rolle von Tony Stark. Dieser hat sich komplett aus dem Waffengeschäft zurückgezogen und sein Unternehmen auf erneuerbare Energien spezialisiert. Seine Vergangenheit als Waffenhändler holt Tony aber bald ein, denn eine mysteriöse Gestalt namens Ghost versucht ihn und seine Assistenten Pepper Potts mit einem Geschwader an Kampfdrohnen auszuschalten. Dank der Iron Man-Rüstung kann dieser Angriff aber abgewehrt werden, jedoch ist das erst der Beginn des rund zehn Stunden andauernden Abenteuers.

Insgesamt wird die Geschichte gut sowie spannend, aber sehr linear und teilweise etwas vorhersehbar erzählt. An manchen Stellen in der Handlung können wir zwar mittels Multiple-Choice-Dialogen auf bestimmte Ereignisse reagieren, aber die getroffenen Entscheidungen wirken sich nicht auf den Verlauf der Geschichte aus. Nichtsdestotrotz bietet Marvel’s Iron Man VR, anders als viele seiner VR-Kollegen, ein vollwertiges Spielerlebnis.

Ein großer Mann in einer Rüstung. Lassen sie sie weg, was sind Sie dann?

Die meiste Zeit des Spiels verbringt man im Iron Man-Anzug, welcher sich ausschließlich mit den beiden Move-Controllern steuern lässt. Mit den hinteren Trigger aktivieren wir die Triebwerke und über die Bewegung des Handgelenks kann man die Richtung steuern. Wenn wir den Turbo dazuschalten, dann können wir uns darüber hinaus auch schneller fortbewegen. Klingt simpel und intuitiv? Ist es nur bedingt. Es gibt zwar ein Tutorial in Form eines Prologs, aber in diesen etwa fünf Minuten erlernt man nur die grundlegenden Mechaniken der Fortbewegung, mehr auch nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass auch das Kämpfen mit den Move-Controllern erfolgt. Halten wir etwa die Hände nach vorne werden Energiegeschosse abgefeuert und durch Anwinkeln des Handgelenks wechseln wir zu den sekundären Waffensystemen, dazu zählen beispielsweise Raketen oder Granaten. Im Nahkampf kann Tony seine Fäuste benutzen und natürlich darf auch der Unibeam nicht fehlen, ein Laserstrahl der aus der Brust der Rüstung kommt. Wie auch in der Comic-Vorlage muss dieser aber klug eingesetzt werden, denn er benötigt Zeit zum Aufladen. Soweit so gut und sowohl das Fliegen, als auch das Kämpfen funktioniert für sich alleine betrachtet relativ gut, nur in der Hitze des Gefechts macht der Anzug nicht immer, das was ich will. Aber auch Tony Stark hat im ersten Iron Man-Film so seine Startschwierigkeiten gehabt und warum soll es mir als Spieler anders ergehen.

Im Laufe des Spiels bereisen wir also diverse Schauplätze und kämpfen dort gegen verschiedene Arten von Roboterdrohnen. Aufgelockert wird das Spielgeschehen durch diverse Zusatzaufgaben, beispielsweise dem Löschen eines Feuers oder optionaler Herausforderungen, wie etwa Zeitrennen oder Kampfarenen. Trotz der Variationen an Gegner mit sehr individuellen Taktiken, bleibt bei Marvel’s Iron Man VR aber die spielerische Abwechslung etwas auf der Strecke. Dafür darf man aber nach jeder Mission den Iron Man-Anzug mittels gewonnener Forschungspunkte verbessern oder sogar ganze Teile davon austauschen. So bekommen wir etwa einen schnelleren Raketenantrieb oder Upgrades für die Waffensysteme. Zusätzlich kann man auch rein optische Anzugsdesigns freischalten. Dieses Upgrade-System fügt sich optimal sowohl in die Geschichte, als auch in das Spielgeschehen ein und motiviert ungemein zum Weiterspielen.

Manchmal muss man rennen, bevor man laufen kann

Marvels Iron Man VR basiert technisch auf der Unity Engine. Natürlich lebt das Spiel von der VR-Technologie und den zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten, aber die einzelnen Schauplätze und Kulissen wirken oftmals sehr detailarm und leblos. Hinzu kommen noch deutlich merkbare Einbrüche der Framerate während den Kämpfen sowie starkes Kantenflimmern. Wirklich schlimm sind aber die häufigen und teilweise sehr langen Ladebildschirme. Die zerren oftmals am Geduldsfaden. Getestet habe ich das Spiel übrigens auf einer herkömmlichen PS4, ob die Pro-Version hier eine technisch bessere Performance abliefert, darf bezweifelt werden. Dafür ist der orchestralen Superhelden-Soundtrack erstklassig und auch wenn nicht die Original-Sprecher der Filme- und Serien verpflichtet werden konnten, so macht der Ersatz eine gute Figur, sodass der akustische Aspekt von Marvels Iron Man VR keinerlei Anlass zur Kritik gibt. Wer übrigens Angst vor Motion-Sickness hat, den kann ich an dieser Stelle beruhigen: Trotz des actionreichen Gameplays wurde mir eigentlich nie übel und mit genügend Pausen sollen auch leicht empfindliche Spieler keine Probleme haben.

FAZIT

Mein erstes Spiel auf der PSVR war Batman Arkham VR und mit Marvel’s Iron Man VR schließt sich nun der Kreis, denn abgesehen von Star Wars: Squadrons wird es vermutlich einer der letzten großen Titel auf dieser Plattform sein. Während der dunkle Ritter damals noch die deutlichen spielerische Defizite mit einer spektakulären Inszenierung kaschieren konnte, zeigt Der Eiserne sehr deutlich, wie man VR auch spielerisch sinnvoll nutzen kann. Marvel’s Iron Man VR hat für mich aber drei große Kritikpunkte. Um mit dem Anzug coole Manöver fliegen zu können, benötigt man zunächst viel Übung. Hier hätte ich mir ein etwas umfangreicheres Tutorial gewünscht, welches den Anfangsfrust etwas sicherlich etwas gemindert hätte. Die zweite Bemängelung betrifft die auf Dauer fehlende Abwechslung, während der Kämpfe und der dritte die langen und häufigen Ladezeiten zwischen den Spielabschnitten. Aber diese Punkte fallen sicher in die Kategorie Jammern auf hohen Niveau, denn unterm Strich konnte Marvel’s Iron Man VR meine durchaus hohen Erwartungen an das Spiel mehr als erfüllen und ist deswegen für mich eines der wenigen Pflichtspiele für jeden PSVR Besitzer.

Was ist Marvel’s Iron Man VR? Virtuelles „Iron Man“-Abenteuer in der Rüstung des gepanzerten Avengers
Plattformen: PSVR
Getestet: PS4, PSVR
Entwickler / Publisher: Camouflaj / SIEE
Release: 03. Juli 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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