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Nioh im Test

Habt ihr einen leichten Hang zur Selbstquälung – starke Nerven und kein Problem damit oft zu sterben und einige Bosse für mehrere Stunden zu bearbeiten? Dann ist Nioh auf der PS4 genau das Richtige für euch!

Ich selbst habe mir nach den Dark Souls Spielen und Bloodborne eigentlich geschworen nun endlich die Finger von solchen Games zu lassen, haben mir diese doch bestimmt ein paar Lebensjahre gekostet und mir eine leicht graue Haarpracht verpasst! (Nein, das liegt nicht an meinem Alter!) Doch das Action-Rollenspiel Nioh hat es mir dann nach einigen Stunden Spielzeit doch wieder angetan! Entwickelt von Team Ninja, den Herrschaften hinter „Ninja Gaiden“ haben zwar nicht unbedingt von Dark Souls kopiert, aber sich dann doch einige Dinge abgeguckt und schlußendlich meiner Meinung nach ein Meisterwerk erschaffen, aber schön der Reihe nach.

Wie immer halte ich mich zur Story eher zurück, gerade bei einem Rollenspiel ein sehr wichtiges Element, das nun mal von euch gespielt und erlebt werden sollte.

Nioh spielt zum größten Teil im alten Japan. Euer Protagonist, ein hartgesottener Pirat, sitzt zu Beginn in Unterhosen im Londoner Gefängnis. Bei seiner Flucht überhört er ein Gespräch von einem Schatz, einem Stein, dem Amarita, der seinem Besitzer undenkbare Macht verleiht. Dieser soll sich in Japan befinden und sowohl die spanische Armee als auch die britische Flotte sind am Weg das Artefakt zu finden. Kurzerhand entscheiden wir uns, uns ebenfalls auf den Weg ins vom Bürgerkrieg gezeichnete Japan zu begeben um den Amarita für unsere Pläne an uns zu reißen.

Ein Abenteuer mit schrecklichen Scharen an Gegnern und spannenden Wendungen beginnt, willkommen in Nioh!

Ein visuelles und akustisches Gemetzel

Was gleich zum Start des Spiels auffällt ist die gelungene Grafikkulisse. Müsste ich diese in einem Wort beschreiben wäre dies „eindrucksvoll“. Ich habe Nioh sowohl auf der PS4 als auch auf der PS4 Pro getestet, der Unterschied ist nicht spielentscheidend aber auf jeden Fall spür- und sehbar. Die PS4 Version sieht schon verdammt gut aus, Details soweit die Sichtweite reicht, flüssige Animationen und eine sehr stabile Framerate. Team Ninja hat einen guten Job abgeliefert, die Kulisse des alten Japans um ihre Fantasie und Kreativität erweitert und damit eine Atmosphäre geschaffen, die einen sofort in seinen Bann zieht.

Auf der Pro Version kommt man in den Genuss eines vollkommen ruckelfreien Spielerlebnisses mit noch mehr Details in superscharfem 4K. Verbesserte Schatten und Kantenglättung und meiner Betrachtung nach auch deutlich mehr Sichtweite bzw. Details in der Ferne.

Aber fast schon genauso wichtig wie der Look eines Spiels ist ja mittlerweile auch der Sound. Auch hier geizt Nioh nicht mit seinen Reizen. Fabelhafter Soundtrack, sehr stimmig in allen Situationen und grandios auf die jeweilige Umgebung angepasst. Sowohl über Stereo, Heimkino und Kopfhörern ein reines Klangwunder!

Der Kampf gegen euch selbst

Wußten Grafik und Sound zu überzeugen, kann da die Steuerung nicht ganz mithalten. Diese ist bei Gott nicht schlecht, einfach nur sehr umfangreich und jede Taste am Controller kommt zum Einsatz. Nun stellt man sich vor man befindet sich in einem Endfight, da kann es gerade anfangs schon mal passieren, dass man sich verdrückt oder nicht rechtzeitig einen Heiltrank zu sich nimmt. Es ist wichtig stets den Gegner mit „R3“ zu fixieren, aber wie schon erwähnt, im Eifer des Gefechts kann eine leichte Überforderung zu Spielbeginn auftreten und zu Frustration führen. Aber gebt nicht auf, man lernt sehr schnell und dann steht euch nur noch das leicht komplexe Gameplay im Weg!

Je nach Gegenüber kann man nämlich zum Beispiel noch seinen Stand anpassen. Möchte man sein Katana tief, links, rechts oder hoch halten. Dies beeinflusst dann wiederum wie viel Schaden ihr macht, wie viel Schaden ihr blocken könnt oder ob dies überhaupt nicht möglich ist. Haltet ihr eure Waffe tief wirkt sich dies positiv auf eure Agilität aus, schnelle aber eher schwache Angriffe sind die Folge. Haltet ihr euer Schwert hoch liefert ihr den meisten Damage, könnt im Gegenzug aber nicht blocken.

Eine gut überlegte Strategie ist daher immer euer Weg zum Erfolg. Beginnend mit eurem Stand solltet ihr euch dann auch eine dementsprechende Rüstung zusammenstellen, es hat ja keinen Sinn einen tiefen Stand zu wählen aber dafür schwere Rüstung zu tragen, die euch wieder langsamer macht. In Nioh hat jede Entscheidung was Rüstung, Waffe und Stand betrifft eine Konsequenz, eine gute Abstimmung ist daher unumgänglich für eine erfolgreiche Schlacht!

Licht am Ende des Tunnels

Ihr werdet unfreiwillig immer wieder in eine Sackgasse geführt, sodass euer Level bzw. eure Attribute nicht ausreichend sind um die beste Rüstung oder Waffe anzulegen. Entweder ihr habt dann genug „schlechte“ Rüstung über und tauscht diese an einem Schrein gegen XP oder Attributpunkte ein und habt das Glück, dass es für einen Aufstieg reicht oder ihr müsst die Umgebung nach nützlichem Zeug absuchen. Meist dauert dies aber nicht sehr lange und wir kennen doch alle diese Elemente, die ein Spiel mehr oder weniger künstlich etwas mehr Spielzeit verschaffen. Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass es Nioh daran mangeln würde aber Team Ninja wird schon seine Gründe dafür haben. Allgemein finde ich das Gameplay sehr abgerundet und grundsolide, ist es doch in guten Rollenspielen fast immer alles sehr umfangreich und braucht halt seine Zeit bis man alles meistert.

Neben eurem Katana gibt es dann noch Fernwaffen und Zauber, auch Ninjutsu genannt. Fernwaffen sind in vielen Lagen hilfreich, ist ein Gegner schon geschwächt reicht oft noch ein Schuss mit dem Bogen um dessen Leiden ein Ende zu bereiten. Ninjutsu sind ebenfalls nicht wegzudenken, diese sind immer nützlich, es bedarf aber einige Zeit um im Skilltree die richtig guten Dinge freizuschalten! Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass sowohl ihr als euch eure Feinde eine Ausdauerleiste besitzen, ist diese leer, ist man Attacken hilflos ausgesetzt!

Der heilige Schrein

Speichern, Aufleveln und Gegenstände eintauschen, all dies passiert an fixen in der Spielewelt platzierten Schreinen. Solltet ihr sterben beginnt eure Reise beim letzten Schrein, aber euer Inventar ist verloren, nur die Dinge die ausgerüstet sind bleiben euch. Aber keine Panik, am Ort eures Dahinscheidens wartet ein Phönix mit all euren Sachen, könnt ihr euch bis dorthin zurückschlagen, ist euer Hab und Gut gerettet. Dies verhindert in vielen Fällen einen Rage-Quit, bedeutet, ihr werdet selbst wenn ihr gestorben seid nicht den Controller ins Eck werfen und die Konsole abstellen. Sondern zumindest euer Inventar retten, in dieser Zeit wieder zur Ruhe kommen und es erst recht nochmal versuchen…ein Teufelskreis!

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Sollte euch das alles zu anstrengend werden, dann gibt es da noch eine sehr angenehme und einfache Lösung! Den Koop-Modus! Hier bietet Nioh drei verschiedene Varianten. Ihr habt gerade keine Lust bei euch weiterzuspielen, dann zeigt doch Größe und tretet einem fremden Zocker bei und helft ihm bei seiner Misere! Ihr habt gerade keinen Kumpel online und könnt nicht aufhören zu zocken? Holt euch Hilfe von anderen Gamern, legt im Spiel fest um welche Mission oder Aufgabe es geht, stellt euer Spiel auf offen und hofft ein paar bittere Minuten, dass euer Ruf nach Hilfe erhört wird!

Das ist schon mal ganz nett aber mein Favorit ist diese Variante – Ihr habt einen Zockerkompanen, der auch Nioh spielt und sich durch Nioh kämpft. Im Gegensatz zu den anderen zwei Varianten wo euer Leben nicht an dem Helfer hängt ist es mit Freunden anders. Ihr teilt euch eine zusätzliche Lebensleiste, sollte einer von euch sterben beginnt sich diese langsam zu entleeren, dies könnt ihr stoppen indem ihr euren Mitstreiter wiederbelebt. Die Leiste füllt sich aber nicht wieder, ist sie zu Ende – Game Over – Start beim letzten Schrein! Bei eben diesen könnt ihr aber glücklicherweise einmalig eure Leiste wieder befüllen, überlegt also gut ob eure Leiste es nötig hat oder ihr noch lieber damit wartet!

Loot gibt es in allen drei Modi immer für alle, keiner geht leer aus. Und der Boss-Fight zu zweit? Mit Unterstützung viel angenehmer zu schaffen aber versteht mich nicht falsch, es ist immer noch eine harte Nuss, aber wie sagt man so schön? Geteiltes Leid ist halbes LEID!

FAZIT

Nioh ist meiner Meinung nach zauberhaft! Nach nicht allzu langer Eingewöhnung und meistern der etwas komplexen Steuerung kann man sich in der Welt von Nioh verlieren und muss aufpassen die Uhr nicht aus den Augen zu verlieren. Die Boss-Kämpfe sind episch, schwer und herausfordernd, umso größer das Hochgefühl wenn man einem dieser Ungetümer mal ordentlich eines verpasst hat! Die Grafik ist gerade auf der PS4 Pro in 4K eine absolute Bereicherung, aber auch auf HD Systemen ist Nioh sehr attraktiv. Abgerundet mit einer genialen Story und perfekt musikalisch hinterlegt, sowie dem außergewöhnlichen Koop-Modus hat dieses Spiel alles, was es für mich benötigt um mich für ein paar Wochen wieder absolut zum Süchtigen zu machen. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für alle Action-Rollenspiel Fans die es gerne mal etwas komplizierter haben möchten!

Ein Gastartikel von A. Wittek

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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