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Romancing SaGa 3 im Test

Lange Jahre ist es her, seit Romancing SaGa 3 das erste Mal erschien – zumindest in Japan. Mit dem Remaster kommt das beliebte J-RPG der etwas anderen Art nun endlich auch in den Westen.

Welche Story darf es sein?

Romancing SaGa 3 gesellt sich zu einer ganzen Reihe an Serienkumpanen, von denen es zu uns bislang allerdings nur ein einziger geschafft hat: SaGa Frontier 2, das seinerzeit für PlayStation (ja, die erste) erschien. Was in den USA und vor allem in Japan also schon jahrelang bekannt ist, gibt mit der Remaster-Version von Romancing SaGa 3 in Europa somit sein Debüt: das genre-untypische Gameplay der SaGa-Reihe.

Zu Beginn des Spiels wählt ihr zunächst einmal einen von insgesamt acht Hauptcharakteren – vier Frauen und vier Männer -, und dürft dann noch das Quasi-Sternzeichen sowie die bevorzugte Waffe eures Recken aussuchen. Die Wahl des Charakters ist deshalb so interessant, weil hier das erste Serien-eigene Feature zum Tragen kommt: das sogenannte Free Scenario System. Je nachdem, wen ihr zu Beginn des Spiels wählt, verändert sich dabei die Art und Weise, wie ihr die Story erlebt: Unterschiedliche Charaktere sehen unterschiedliche Szenen, während zudem während des gesamten Spielgeschehens gewisse Ereignisse abhängig davon, wer euer Hauptcharakter ist bzw. wer sich in eurer aktiven Party befindet, anders verlaufen. Manche Quests sind sogar überhaupt nur mit bestimmten Charakteren verfügbar. In anderen Worten: Wiederspielfaktor enorm hoch, auch wenn die Story des Titels ganz generell eher nebenbei ablauft und der eigentliche Fokus am Gameplay liegt.

Individualismus pur

Ebenfalls Genre-un-, aber Serien-typisch ist das Skill Levelling in Romancing SaGa 3: Anstatt für Kämpfe traditionelle Erfahrungspunkte zu kassieren, die dann für Level-ups sorgen, oder zumindest Skill-Punkte zu bekommen, die ihr nach Lust und Laune auf eure Werte aufteilen könnt, werden hier im Kampf genau jene Attribute und Fertigkeiten verbessert, die ihr auch tatsächlich nutzt. Auf den ersten Blick macht das durchaus Sinn – immerhin könnt ihr euch so quasi auf bestimmte Aktionen fokussieren und alles bekommt einen leicht realistischen Touch. Schwierig wird das Ganze allerdings durch die Tatsache, dass ihr so mitunter recht lange damit verbringt, einen Kampf nach dem anderen zu absolvieren und dabei immer die gleichen Skills zu nutzen, um bestimmte benötigte Werte und Fertigkeiten hochzuleveln. Kombiniert mit dem durchgehend nicht allzu leichten Schwierigkeitsgrad, könnte das so manchen Spieler, der es lieber locker angeht, abschrecken – Gameplay-Fanatiker werden hingegen ihre Freude haben.

Apropos Kämpfe: In Romancing SaGa 3 dürft ihr nicht nur aus diversen Charakteren wählen und euch dann in Sachen Skills spezialisieren, auch das Kampfsystem bietet Raum für Individualismus: Eure aktive Party besteht im Spiel aus bis zu fünf Charakteren, wobei ihr im Fighter Modus entweder alle selbst steuern, oder im Commander Modus stattdessen allgemeine Kampfstile festlegen dürft und nur euren Hauptcharakter wirklich kontrolliert. Zusätzlich gibt es immer wieder auch große Schlachten, in denen ihr ganze Armeen eurer Streiter gegen die Mächte der Gegenseite schickt.

In neuem Gewand

Typisch für ein Remaster, wurde die neue Version von Romancing SaGa 3 sowohl in Sachen Präsentation wie auch Inhalt aufpoliert: Die Grafik bekam ein Update, das den Retro-Charme immer noch perfekt einfängt, aber dennoch deutlich hübscher als das Original aussieht, der überarbeitet Sound kann sich ebenso hören lassen, und obendrein wurden dem Spiel sogar neue Story-Inhalte hinzugefügt. Sein Alter kann Romancing SaGa 3 dennoch nicht abstreiten: Die Kämpfe gestalten sich oft langwierig, auf Bequemlichkeits-Features wie ein Speed-up wurde leider verzichtet, und wer vor allem später im Spiel nicht wörtlich tausend Tode sterben möchte, der muss sich zwischendurch auch immer wieder mit Grinding-Sessions abfinden.

Positiv sei jedoch erwähnt, dass es zumindest eine New Game+ Option gibt – möchtet ihr den Titel also mehrfach durchspielen, um auch wirklich jeden Quest und jede Szene zu sehen, könnt ihr Dinge wie eure Gegenstände und euer Geld, eure Skill Levels, alle erlernten Taktiken und mehr übernehmen.

FAZIT

Remasters von alten Spielen sind immer so eine Sache: So gut das Spiel zu seiner Zeit gewesen sein und so sehr man Retro-Games lieben mag, hat man das Original nicht schon damals gespielt und deshalb die gewisse rosarote Nostalgie-Brille auf, trüben die unweigerlichen Altersschwächen den Spielspaß eben dennoch. Romancing SaGa 3 hat es hier doppelt schwer: Zum einen gab es den Titel in unseren Breitengraden bislang noch nie und der nostalgische Erinnerungsfaktor fällt somit gänzlich weg, andererseits ist das System womöglich auch ein wenig zu eigen, um Spieler, die mit Final Fantasy, Lufia und Co. aufgewachsen sind mit den typischen Retro-Reizen des Genres abzuholen. Was bleibt, ist ein Titel, der heute wie damals durchaus gelungen ist, viele spannende Ideen mitbringt und sich dank Remaster zumindest technisch immer noch sehen lassen kann, gleichzeitig aber wohl nur eine kleine Gruppe an Hardcore-Retro-Fans so richtig begeistern wird. Wer auf Retro steht, komplexes Gameplay über dichte Story stellt und gerne mal anderes als das typische Final-Fantasy-und-Co. zocken möchte, der kann allerdings bedenkenlos zugreifen.

Was ist Romancing SaGa 3? Remaster des SNES-Ära JRPGs, mit vielen Serien-eigenen Besonderheiten
Plattformen: PS4, Nintendo Switch, PC
Getestet: PS4-Version
Entwickler / Publisher: Square Enix
Release: 11. November 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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