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Spannende Indie-Games für den Herbstbeginn

Die Tage werden kürzer, draußen ist es immer noch warm. Der Herbst ist trotzdem da und ich brauche ein wenig Entspannung nach Schwergewichten wie Lords of the Fallen, Starfield und Lies of P. Welche guten Indie-Games sind mir in den letzten Wochen untergekommen? Ich habe die vier ausgewählt, mit denen ich die meiste Zeit verbracht habe.

Einerseits wäre da ein Adventure, das fast völlig ohne Text (und Sprachausgabe) auskommt, aber trotzdem (oder gerade deshalb) viel Spaß gemacht hat. Conquistadorio spielt sich wie die Adventures von Amanita Design (Machinarium, Botanicula). Dann hatte ich großen Spaß, durch die kurzen (aber anspruchsvollen) Levels von Kickback Slug: Cosmic Courier zu fliegen, einem vom Uralt-Klassiker Thrust inspirierten Actionspiel. Mit Faerie Afterlight ist ein niedliches Metroidvania erschienen, das von einem indonesischen Team entwickelt wurde. Und dann wäre da noch Combat Mission Fortress Italy, ein über 10 Jahre alter Klassiker der nun endlich den Weg auf Steam gefunden hat.

Ich hoffe, da ist etwas dabei, um euch in den nun längeren Nächten zu beschäftigen. Die Genres sind sehr unterschiedlich und es handelt sich um keine AAA-Produktionen, aber jedenfalls sind es alles Spiele, die sich aus der aktuellen (Aktuellen? Inzwischen permanenten…) Flut von Steam-Neuerscheinungen abheben und mir jeweils für einige Stunden viel Spaß gemacht haben.

Conquistadorio

Manche mögen es mit, manche ohne – Text. Conquistadorio ist ein klassisches Point and Click Adventure (fast) ohne Text. Ihr spielt einen kleinen Spanier, der offensichtlich (zusammen mit den anderen Conquistadoren) vor langer Zeit verstorben ist. Nun wird er aber wieder auferweckt, und macht sich in einer seltsamen Welt auf den Weg, kreative Rätsel zu lösen. Oder euch geht es wie mir – ihr klickt einfach auf alles was ihr seht, und wundert euch was daraufhin für seltsame (und oft lustige) Dinge passieren. Das Spiel setzt auf nonverbales Storytelling. Also keine langen und langweiligen Dialoge, nur Animationen der Figuren und der Umgebung, die euch erklären worum es geht und was gerade passiert. Das hat auch ganz gut funktioniert. Meine Herangehensweise mit dem wilden Herumklicken hat nämlich nicht lange funktioniert, bald gibt es zu viele Hotspots, betretbare Räume und Inventargegenstände, um so noch vernünftig Voranzukommen. Hier hat es aber gut funktioniert, sich die Umgebung und die Animationen in Ruhe anzusehen, um Hinweise zur möglichen Lösung für das weitere Fortschreiten zu erhalten. Eine kleine Ausnahme zum nonverbalen Storytelling ist euer Inventar, hier erklärt euch ein kurzer Text, um welchen Gegenstand es sich handelt (und gibt auch oft einen kleinen Hinweis, was ihr damit anstellen könnt).

Conquistadorio kostet keine zehn Euro, schaut gut aus und spielt sich auch ganz gut, zumindest wenn ihr Point and Click mögt. Es ist eine Empfehlung wert, wenn ihr schon bisher Spaß an Spielen wie Chuchel, Machinarium oder dem süßen TSIOQUE hattet.

Indies für den Herbstbeginn 1

Kickback Slug: Cosmic Courier

Kickback Slug: Cosmic Courier ist ein pures Actionspiel. Ihr spielt eine Schnecke, die für eine Spedition arbeitet. Leider ist euer Raumschiff auf einem fremden Planeten abgestürzt, und euere Aufgabe ist es nun, die ganzen überall auf dem Planeten verteilten Pakete wieder einzusammeln. Begleitet werdet ihr dabei von einer Fliege, die euch mit Rat und Tat (und blöden Kommentaren) zur Seite steht. Dazu kommen die Kommentare der künstlichen Intelligenz eures Arbeitgebers, die euch Arbeitsaufträge gibt (sich aber nicht um eure Gesundheit schert).

Der Spielablauf ist relativ einfach. Ihr könnt durch den Rückstoß eurer Pistole vom Boden abheben und euch in verschiedene Richtungen bewegen. Macht ihr nichts, sinkt ihr wieder langsam nach unten. Die Herausforderung liegt also darin, sich nur mit dem Rückstoß durch ein Höhlensystem voller tödlicher Gefahren (wie Dornen oder Flammen) zu bewegen. Das Spielprinzip mit dem dauernden Kampf gegen die Schwerkraft erinnert sehr an den Evergreen Thrust (Firebird, 1986) oder auch den Automaten Gravitar (Atari, 1982), ist aber bei weitem nicht so schwer (und frustrierend). Ihr könnt mit eurer Pistole auch schießen, um Schalter zu aktivieren oder Gegner zu bekämpfen. Die Pistole verfügt auch noch über einen besonders starken Energiestoß zur Anwendung in speziellen Fällen. Die Levels (es gibt in der Kampagne insgesamt fünf Welten mit jeweils 10 Level) sind relativ überschaubar und der Spielablauf ist immer sehr ähnlich – findet das Paket, weicht Gefahren und Gegnern aus, aktiviert und benutzt den Ausgang. Nachdem das Anfangs noch recht einfach ist, wird es im Laufe des Spieles deutlich anspruchsvoller und ihr benötigt einiges an Fingerspitzengefühl bei der Steuerung eurer Figur. Auch die Bosse am Ende der jeweiligen Welten erschweren euch das Vorankommen. Durch die Unterteilung in viele kleine Level eignet sich das Spiel hervorragend für ein kurzes Spiel zwischendurch, durch das Messen der Zeit ist es auch für Speedrunner interessant.

Indies für den Herbstbeginn 6

Faerie Afterlight

Faerie Afterlight ist ein ziemlich niedliches (und nicht zu schweres) Metroidvania. Die Geschichte ist einfach erzählt – die sechs Scherben des Lichts wurden gestohlen, und die Helden versuchen, sie zurückzuholen. Die Helden? Ja, wir spielen Kimo, einen laufenden Blob, der von der Fee Wispy begleitet wird. Kimo kann ziemlich hoch springen und Feinde angreifen (weitere fortgeschrittene Fähigkeiten sind natürlich im Laufe des Spieles zu finden), und Wimpy kann kleinere Feinde kontrollieren. Es macht Spaß, einen fliegenden Käfer zu steuern und sich auf seinem Rücken fortzubewegen oder einen Feind als Sprungkissen zu benutzen. Wimpy kann auch (einige) schwebende Plattformen steuern, auf denen wir uns fortbewegen können, und sie kann die Landschaft verwandeln, wenn wir bestimmte Punkte erreichen. Darüber hinaus kann uns helfen, (ausgewählte) Plattformen von fest auf durchlässig (und umgekehrt) umzustellen. Der Jump’n’Run-Teil hat sich extrem gut gespielt. Normalerweise sterbe ich bei Jump’n’Run-Spielen sehr oft, aber Kimo lässt sich wirklich gut steuern und es war eine Freude, durch die Umgebung zu hüpfen. Wenn man stirbt, nachdem man seinen Lebensbalken aufgebraucht hat, wird man zum letzten Speicherpunkt zurückgesetzt. Nur eine Warnung – wenn ich ein Jump’n’Run-Spiel liebe (trotz der tödlichen Stacheln), könnte es für Jump’n’Run-Süchtige (zumindest in den ersten Leveln) zu einfach sein. Wobei – spätestens ab dem zweiten Boss wird es dann ein wenig herausfordernder.

Um weiterzukommen muss man Schlüssel und Fähigkeiten finden, mit den Bewohnern sprechen sowie Geld von besiegten Gegnern sammeln, mit dem man beim Händler Gegenstände und Upgrades kaufen kann. Wenn man versteckte Tagebücher findet, sieht man einen kurzen Text mit ein wenig Hintergrundgeschichte und erhält etwas Geld. Es gibt eine detaillierte Karte (die nicht automatisch gezeichnet wird, sondern erst gefunden werden muss), Teleportationsportale (die einen speziellen Verbrauchsgegenstand kosten), Fähigkeiten und ein Inventar. Besiegte Insektenbosse geben einem besondere Fähigkeiten, wie die Spinnenbeine von der großen Spinne. Mein PlayStation 5-Controller wurde erkannt, ebenso wie der Stadia-Controller. Cloudsaves werden unterstützt, ebenso wie die 21:9 Ultrawide-Auflösung. Wer Lust auf ein kleines Metroidvania hat, liegt bei Faerie Afterlight absolut richtig. Jedenfalls war es nicht so höllisch schwierig wie Ori and the Blind Forest.

Indies für den Herbstbeginn 11

Combat Mission Fortress Italy

Mit Combat Mission Fortress Italy hat Slitherine nun das letzte der ursprünglich von Battlefront herausgebrachten Combat Mission-Spiele auf Steam veröffentlicht. Combat Mission Fortress Italy ist ursprünglich schon im Jahr 2012 veröffentlicht worden, hat aber im Laufe der Jahre zumindest drei große Updates und außerdem zwei Erweiterungen (Gustav Line und Rome to Victory) erhalten. Die einzige (allerdings überaus willkommene) offensichtliche Verbesserung der Steam-Version gegenüber der alten Fassung ist das Management der Updates und Erweiterungen, was nun vollkommen automatisch über Steam erfolgt (und nicht mit diversen Patches und DLCs in unterschiedlichen Versionen und mit einem völlig verblödeten Seriennummernmanagement sowie Einschränkungen der erlaubten Installationen).

In Combat Mission Fortress Italy spielt ihr die Gefechte in Italien im zweiten Weltkrieg nach. Die Alliierten sind in Sizilien gelandet, um sich von dort nach Norden bis zum Deutschen Reich vorzukämpfen. Eigentlich hat man mit wenig Widerstand gerechnet, aber die Deutschen haben sich verbissen verteidigt. Nur unter hohen Verlusten konnte die deutsche Armee langsam nach Norden zurückgedrängt werden, Schlachten wie Monte Cassino oder die Landung in Anzio sind in die Geschichte eingegangen. Diese und unzählige andere Gefechte (vier große Kampagnen und 17 Einzelgefechte) könnt ihr nachspielen, wobei ihr das Kommando sowohl über deutsche und italienische Einheiten als auch alliierte Truppen übernehmen könnt. Auch ein Zweispielermodus ist vorhanden. Die Spezialität der Combat Mission-Reihe ist die Simulation jedes Details eines Feuergefechtes. Nicht nur jeder einzelne Soldat wird im Detail simuliert, auch die Umgebung, die Fahrzeuge und Kanonen, sogar die einzelnen Geschosse werden in Echtzeit berechnet. Die Grafik schaut für heutige Verhältnisse nicht mehr sonderlich attraktiv aus und die Steuerung ist nicht gerade selbsterklärend, aber ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass sich ein Einarbeiten für Fans von realistischen Gefechtssimulationen absolut lohnt. So sehr ich mir ein modernes, gut aussehendes und einfacher zu steuerndes Spiel dieser Art wünschen würde, es gibt bis heute keine ernsthafte Konkurrenz am Markt. Graviteam Tactics: Operation Star (2012) kommt wohl noch am ehesten in die Nähe, aber das ja sogar noch sperriger zu spielen als die Combat Mission Spiele. Für Fans realistischer Gefechtssimulationen ist und bleibt Combat Mission Fortress Italy ein absolutes Pflichtspiel.

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