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Wolfenstein: Cyberpilot im Test

The Elder Scrolls, Fallout und DOOM – lediglich eine der großen Franchises aus dem Hause Bethesda fehlt in der Liste der Umsetzungen für diverse VR-Headsets. Diese kleine Lücke wird nun mit Wolfenstein: Cyberpilot geschlossen. In diesem Spin-Off schlüpfen wir in die Rolle eines Hackers des Widerstandes und steuern diverse Maschinen im Kampf gegen das Regime. Gute Idee, aber schlecht umgesetzt – was vor allem daran liegt, da dieses Wolfenstein-Erlebnis nur von sehr kurzer Dauer ist.

Die Handlung von Wolfenstein: Cyberpilot spielt rund zwanzig Jahre nach den Ereignissen von New Colossus und ist gleichzeitig so etwas wie ein Prolog zum zeitgleich erschienen neuen Teil der Blazkowicz-Saga Youngblood, denn grundsätzlich wird zwar eine komplett eigenständige Geschichte erzählt, aber einige Charaktere tauchen in beiden Spielen auf. In Cyberpilot schlüpft man in die Rolle eines Hackers, den man passenderweise nur als “Cyberpilot” bezeichnet und der von der französischen Résistance in einem besetzten Paris der 80er-Jahre in ein verlassenes Kontrollzentrum eingeschleust wird, um von dort aus den Kampf gegen die Nazis  das Regime, zu unterstützen.

Wir nehmen also in einem retro-futuristischen “Hacking Sessel” Platz und bekommen damit die Kontrolle über diverse Kriegsmaschinen. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass wir nicht selbst in das Kampfgeschehen eingreifen, sondern nur indirekt, indem wir von diesem Sitz aus Panzerhunde, Zitadellen und Co. via Bildschirm fernsteuern und gegen ihre Erbauer einsetzen. Die einzelnen Missionen sind zwar durch einen roten Faden miteinander verbunden, eine echte Story wird aber leider nicht erzählt. Mal müssen wir einen Regime-Aussenposten erreichen, um klassifizierte Dokumente sicherzustellen oder die wichtige Brother 3 Anlage infiltrieren und sabotieren. Also Business as usual.

Kurz(weiliges) Vergnügen

In den insgesamt vier Missionen dürfen wir genau drei, für Wolfenstein-Insider sicherlich hinlänglich bekannte, Geräte steuern: Den feuerspeienden Panzerhund, eine unauffällige Drohne sowie die gewaltige Zitadelle. Nachdem wir uns in die jeweilige Roboter gehackt haben, dürfen wir zunächst immer eine Art Tutorial absolvieren, in dem wir mit den grundlegenden Eigenheiten der Maschine kennenlernen. So erfahren wir auch, dass der Panzerhund mit seinem Flammenwerfer für den Nahkampf gedacht ist und wir mit der agilen, aber sehr verwundbaren Drohne auch fliegen können. Die Zitadelle ist dagegen groß, massig und schwer bewaffnet – aber ihre Waffensysteme überhitzen relativ schnell und gehen dann für kurze Zeit offline. Zusätzlich zu diesen Fähigkeiten stehen jedem Roboter ein Reparatursystem, sowie ein einzigartiger Move zur Verfügung, den man über einen Panikknopf im Cockpit aktivieren kann. Dem Panzerhund ermöglicht das etwa Rammgeschwindigkeit aufzubauen, um damit dann kleinere Gegner und Objekte wegzuschleudern. Sein kleiner Kollege aktiviert dagegen eine Tarnvorrichtung, mit der er unbemerkt an Gegner vorbeischleichen kann und die Zitadelle wird nach dem Betätigen des Buttons, dank Schutzschild, für kurze Zeit unverwundbar.

Jede Mission darf stets mit einem bestimmten Roboter absolviert werden und baut auf dessen Fähigkeiten auf. Dadurch spielen sich die einzelnen Spielabschnitte auch sehr unterschiedlich: Während ich mit Panzerhund und Zitadelle die Schergen des Regimes in Schutt und Asche lege, muss ich mit der Drohne auf der Hut sein, denn werde ich entdeckt, bedeutet das meistens auch das Ende meiner Mission. Zwischen den einzelnen Aufträgen müssen wir mittels diversen Minispielchen unsere Können als Hacker und Heimwerker unter Beweis stellen, etwa wenn wir nach einem Stromausfall die Energieversorgung wieder herstellen müssen. In der vierten und letzten Mission gibt Wolfenstein: Cyberpilot nochmals alles, denn diese darf man dann abwechselnd mit allen drei Kriegsmaschinen absolvieren. Leider ist nach nicht einmal zwei Stunden Spielzeit auch schon wieder Schluss. Das liegt nicht nur an den sehr kurzen und simplen Aufgaben, sondern mitunter auch am sehr niedrigen Schwierigkeitsgrad, welcher vor allem der sehr passiven Gegner-KI geschuldet ist. Dazu kommt noch, dass das Leveldesign stets linear ist und es abseits der Geschichte nicht viel zu entdecken gibt. Für einen erneuten Durchgang auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade fehlt dann etwas die Motivation, vor allem auch deswegen, weil sich hier das Gegnerverhalten nicht sehr viel ändert und sich die zusätzliche Herausforderung in Grenzen hält.

Technisch einwandfrei, aber langweilig

In Sachen Optik zählt Wolfenstein: Cyberpilot zu den hochwertigeren VR-Titeln. Die Spielewelt und Charakter-Modelle sind sehr detailliert und das Gameplay läuft flüssig ohne spürbare Einbrüche der Framerate. Was aber die Inszenierung der Story betrifft, so darf man sich nicht den typischen B-Movie-Flair der Hauptreihe erwarten, denn es gibt keinerlei Zwischensequenzen und die Missionen werden lediglich von einer Stimme aus einem Lautsprecher übermittelt oder in Textform präsentiert. Auch die akustische Klangkulisse ist etwas enttäuschend, lediglich die Vertonung der einzelnen Figuren ist gut gelungen. Die Steuerung erfolgt wahlweise über die zwei Move-Controller oder mit dem normalen Dualshock-Gamepad – beide Varianten haben dabei ihre Vor- und Nachteile. So lassen sich die Kampfkolosse natürlich mit dem Analogstick des Gamepads deutlich präziser und intuitiver steuern, beim Zielen und den Mini-Spielen sind die Move-Controller aber klar im Vorteil und sorgen vor allem für deutlich mehr Immersion. Kleiner Wermutstropfen: Des Öfteren kommt es zu Problemen mit der Gestensteuerung  und so wird beispielsweise das Betätigen wichtiger Hebel oftmals zum Glücksspiel. Auf Dauer ist das etwas nervig, aber zum Glück bilden solche Aktivitäten eher die Ausnahme.

FAZIT

Selten hat mich ein Abspann mit einem derart unbefriedigenden Gefühl zurückgelassen, wie Wolfenstein: Cyberpilot. Da nimmt das Spiel nach drei „Tutorial-Missionen“ endlich etwas Fahrt auf, nur um dann kurze Zeit später ziemlich abrupt zu Enden. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern vielmehr ärgerlich, weil das Wolfenstein-Spin-Off eigentlich ein solider VR-Shooter ist, der mit größerem Umfang und etwas mehr Abwechslung locker zu einem erstklassigen Genre-Titeln hätte zählen können. Wolfenstein: Cyberpilot besitzt viel Potential, verschenkt aber das meiste davon aufgrund der sehr kurzen Spieldauer und dem quasi nicht existenten Wiederspielwerts. Meine Hoffnung liegt aber noch darin, dass Bethesda weiterhin am Thema VR festhält und Cyberpilot nachträglich noch die eine oder andere Zusatzmission spendiert bekommt. Ich würde definitiv gerne auch einen Laserhund, ÜberSoldat oder vielleicht sogar das Auge von London steuern. Bitte Bethesda, tut mir den Gefallen!

Was ist Wolfenstein: Cyberpilot? Cyperpilot bringt die Revolution einer alternativen Zeitlinie gegen das Regime in die virtuelle Realität.
Plattformen: PSVR, HTC Vive
Getestet: PSVR
Entwickler / Publisher: MachineGamer / Bethesda Softworks
Release: 26. Juli 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 5.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 4 | Motivation: 4

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