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Dragon Age Inquisition TEST

Über zehn Jahre sind vergangen, seit die Verderbnis das Land bedrohte und ihr in Gestalt eines Grauen Wächters der Gefahr trotztet („Dragon Age: Origins“). In „Inquisition“ steht  die Welt erneut vor dem Kollaps: Der im Finale von „Dragon Age II“ beginnende Aufstand der Magier gegen die Kirche soll endlich ein friedliches Ende finden; doch dazu kommt es nicht. Eine dämonische Kraft macht die Friedensbemühungen zwischen Magier und Templer zunichte und bedroht in der Folge ganz Thedas. Die schnell reaktivierte Inquisition (mit euch als Anführer) soll dieser Bedrohung nun Herr werden …

Um dieses hehre Ziel zu erreichen, braucht es Verbündete. Und die müssen erst einmal gewonnen werden. Macht und Einfluss der Inquisition müssen vergrößert werden, weshalb man sich in zahllose Nebenaufgaben stürzt. Das kann insbesondere zu Beginn schon mal überfordern, mit der Zeit stellt sich jedoch Übersicht ein. Neben unspektakulären Sammel- und Bringquests gibt es ausreichend Missionen, die spannend oder lustig sind, und die persönlichen Anliegen eurer Begleiter sind sowieso besonders spielenswert. Neben Loot, Gold und Erfahrungspunkten sind die sogenannten Machtpunkte  von besonderer Bedeutung, denn sie allein schalten zahlreiche neue Gebiete und Missionen frei und sind nötig, um die Geschichte voranzutreiben.  Auf diesem Wege steigt ebenfalls euer Einfluss, der Boni wie etwa Erfahrungspunkte-Plus und neue Dialogoptionen ermöglicht.

Lasst uns Reisen

Die Gebiete von Dragon Age: Inquisition sind wesentlich größer als die der Vorgänger und allesamt frei begehbar. Vorbei die Zeiten der Schlauchlevels und festgelegten Pfade – und man kann endlich hüpfen. Das ist an sich praktisch, um kleinere Hindernisse zu erklimmen. Nervig wird die Sache allerdings dann, wenn man einen leicht erhöhten Punkt erreichen möchte, dafür aber erst von allen Seiten raufzuhopsen versuchen muss, um es irgendwann auch wirklich zu schaffen.

Landschaftlich bietet das Spiel alles, was das Herz begehrt: malerisches Hügelland, geheimnisvolle Sümpfe, verschneite  Einöden und sogar eine Oase in der Wüste laden zur Erkundung ein. Daneben gibt es ein Wiedersehen mit aus den Vorgängern bekannten Orten – wie das verschlafene Kaff Redcliff. Zahlreiche Geheimnisse verstecken sich in den bereisbaren Reichen Orlais und Ferelden, diesmal wahlweise sogar auf dem Rücken eines Pferdes oder per Schnellreisefunktion zu bestimmten Punkten – komfortabel.  Und dass ein paar ausgewachsene Drachen auf euch warten, ist vielleicht keine große Überraschung, jedoch zweifellos eine der spielerischen Highlights.

Politik machen, Intrigen spinnen

Neben dem klassischen Questen mitsamt euren Gefährten, stehen drei Berater bereit, um spezielle Einsätze auszuführen. Das erinnert an die Assassinen-Missionen aus Assassin’s Creed: Brotherhood: auf einem Kartentisch werden bestimmte Ziele ausgewählt und in Echtzeit (z.B. zwei Stunden) absolviert. Dieser Tisch befindet sich ebenso in der heimatlichen Festung wie die Möglichkeit, Waffen und Rüstungen herzustellen und zu verbessern, Tränke zu brauen und diverse Gegenstände und Gebiete zu erforschen. Nicht selten passiert es während der Hauptstory, dass Ränke zu schmieden sind oder Partei zu ergreifen ist. Ersteres gewährt zu wenig Handlungsspielraum, um auf Dauer spannend zu bleiben, letzteres ist gelegentlich frustrierend, wenn keine annehmbare Lösung für alle Parteien zu finden ist.

Rollenspiel light mit großer Spielwiese

Im Gegensatz zum simplifizierten Dragon Age II wirkt der aktuelle Serienteil komplexer und ein ganzes Stück düsterer. Den Vergleich mit dem grandiosen Erstling Dragon Age: Origins hält es dagegen nicht stand. Zu unausgegoren wirkt regelmäßig das Kampfsystem; und der Taktik-Modus geriet leider arg sperrig. Die Charaktere sind teils interessante Persönlichkeiten – an jene aus „Origins“ kommen sie trotzdem nicht heran. Überhaupt wirkt Dragon Age: Inquisistion polierter als seine Vorgänger. Das ist insofern positiv, als es über weite Strecken schöne Grafik und herausragend schöne Orchestralmusik bietet. Demgegenüber steht das Gefühl, es gewissermaßen mit einem „Rollenspiel light“ zu tun zu haben: sowohl die Interaktion mit den Gefährten als auch Stufenaufstiege mitsamt Fertigkeitenausbau ist stark beschränkt. Das dürfte vor allem Hardcore-Gamer sauer aufstoßen. Alle anderen freuen sich über ein über weite Strecken flüssiges – gelegentlich geht die Bildrate in die Knie und es gibt unschöne Popups – und riesiges Rollenspiel, das immer etwas Neues zu bieten hat und dadurch eine nicht zu unterschätzende Sogwirkung erzeugt. Und schön, dass es noch Spiele gibt, in die 80 Stunden und mehr investiert werden können. Das ist dann doch wieder ein bisschen hardcore …

FAZIT

Obwohl sicherlich nicht der beste Teil der Serie, so ist er doch einer, den sich Fans natürlich auf keinen Fall entgehen lassen dürfen. Zumal sie für ihr Geld dann auch wirklich eine ganze Menge Spiel geboten bekommen … wohl eines, das an manchen Stellen etwas zu blank-poliert und auf Massenkonformität getrimmt daherkommt. Dennoch: Dragon Age: Inquisition ist sicherlich das Rollenspielhighlight dieser Saison.

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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