Gamers.at
GamingKonsoleReviews

FIFA 23 im Test

Mit FIFA 23 wurde am 30. September 2022 die aktuellste Ausgabe der wohl berühmtesten Fußball-Spielreihe der Geschichte veröffentlicht. Ob es ein würdiger Abschied des Vorgängers ist, sei jedoch dahingestellt. Denn Jahr für Jahr beklagen sich zahlreiche FIFA-Anhänger*Innen über die zum Großteil unveränderten Spielmodi des Games. Insbesondere der Karrieremodus bekommt bei der jährlichen Veröffentlichung des Spiels konstant berechtigte Kritik. Die größte Veränderung, auch dieses Jahr, beruht leider auf der Änderung des Spieletitels – Aus FIFA 22 wurde FIFA 23.

Die oben genannte Behauptung ist zugegeben etwas grob und kritisch formuliert. Denn im Vergleich zum Vorgänger, wurden im neusten Ableger der Fußballsimulation doch ein paar Änderungen vorgenommen. Allen voran steht die verbesserte Hypermotion2-Technologie, die dafür sorgt, dass die Bewegungen der Spieler*Innen um einiges realistischer wirken. Die doppelte Anzahl an Motion Capture-Aufnahmen, die hierfür nötig war, ist beim Spielen nicht zu übersehen. An der Qualität und Quantität der Player Faces wurde ebenso gefeilt, wie auch an der Auswahl bespielbarer Ligen und Stadien. Und grafisch sieht FIFA 23 toll aus. Im Großen und Ganzen ist ein Match auf einer Next-Gen Konsole, wie in meinem Fall der PS5, beim Schnellen Hinblicken oft gar nicht von einer realen Partie zu unterscheiden. Dies ist einer der größte Pluspunkte, die ich an FIFA 23 ausmachen konnte. Aber, wie bereits oben erwähnt, handelt es sich hier nur um eine minimale Verbesserung zu seinem Vorgänger. Dies ist in meinen Augen schlichtweise zu wenig für ein solch bekanntes Produkt der Marke EA Sports.

FIFA 23 Matcheröffnungszeremonie

Mein Hauptaugenmerk galt dem so bekannten Karrieremodus, der seit zig Jahren ein fester Bestandteil des Spiels ist. Er war vor FIFA Ultimate Team (FUT) sogar der beliebteste Spielmodus des Games. Es war innovativ, abwechslungsreich und spannend sein eigenes Team zu gestalten, sich als Manger*In eines realistischen Teams zu versuchen und gleichzeitig die Spiele selbst in die Hand zu nehmen. Auch eine Karriere als Spieler, der sich von kleinen Vereinen bis in die Crème de la Crème des Clubfußballs hochspielen konnte, war eine aufregende Sache. Damals war man auch für die vielen weiteren Aspekte der wirtschaftlichen Lage seines Vereins verantwortlich, womit dem Spiel noch mehr Abwechslung verliehen wurde. Im Laufe der Jahre wurde der Fokus dann allerdings mehr und mehr auf den Geldregen, den der Lootbox-Modus FUT bringt, gelegt und somit war der Karrieremodus nur noch ein Produkt für die Minderheit der FIFA-Spieler*Innen. Dieser wachsende Fokus auf die Monetarisierung seiner Inhalte macht sich jedes Jahr stärker bemerkbar. Erst im letzten Jahr widmete man sich wieder vermehrt dem Karrieremodus, indem man zum Beispiel nach Jahren Abstinenz wieder sein eigenes, fiktives Team gestalten konnte. Doch wie vorhin bereits erwähnt, die Veränderung betrifft letztes Jahr, also stellte sich mir die Frage was 2022 an neuen Ideen hervorgebracht wurde. Und die Antwort hierzu fällt relativ mau aus.

Eine dieser Ideen, die ihren Weg in FIFA 23 gefunden haben, ist es einen Verein mit realen Trainern führen zu können. Obwohl es sich hierbei um einen guten Einfall handelt, ist die Ausführung leider nicht ganz so gut gelungen. Denn zur Verfügung stehen nur eine Hand voll Trainer – eine größere Auswahl wäre hier wünschenswert gewesen. In der beliebten deutschen Bundesliga konnte man überhaupt nur einen einzigen Trainer auswählen, während es in der Liga noch 19 andere gäbe. In kleineren Ligen, wie der dänischen Superliga, war aus allen Coaches frei wählbar. Kurz und knapp ist mein Fazit zu dieser Neuerung: Gut gedacht, schlecht gemacht.

Eine weitere Änderung stellt die intensivierte Auswahl an Trainings vor einem Match dar, die dazu dienen seine Mannschaft voranzutreiben. Ich persönlich finde daran keinen Gefallen, da dies während meiner Testzeit schnell sehr monoton geworden ist. Sobald man mehrere Wochen mit einem Verein trainiert und Saisonspiele absolviert hat, sehnt man sich schon wieder nach Abwechslung. Auch die Erstellung eines eigenen Vereins ist zwar eine gute Idee, allerdings stark ausbaufähig. Wir kennen diesen Modus schon aus FIFA 22 und haben uns gewünscht mehr Kontrolle über seinen eigenen Verein zu bekommen. Leider vergebens. Viele Fans hätten sich über zusätzliche Features wie Sponsorenverträge, mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Trikotauswahl oder Budgetkontrolle gefreut, doch leider ist alles beim Alten geblieben.

Auch bezüglich der Spielerkarriere wären mehr Möglichkeiten, seine Spieler*Innen zu individualisieren, wünschenswert gewesen. Ein anderer Sportstitel aus dem Hause EA hat auf diesem Gebiet die Messlatte nämlich hoch angesetzt. Die Rede ist von der Kampfsport-Reihe UFC, die den Spieler*Innen weitaus mehr Tools zur Individualisierung der Spielfigur in die Hand gibt. Allen voran das Feature, seinem Kämpfer im Editor eigens erstellte Tattoo-Kreationen zu verpassen, wäre auch in FIFA 23 ein deutlicher Bonuspunkt gewesen. Im Endeffekt wird man mit dem klassischen (Achtung das Folgende ist meine eigene Formulierung hierzu) PlayStation-FIFA-Face zufrieden gestellt.

Ich weiß es handelt sich grob gesagt um Kleinigkeiten, die den Karrieremodus aufpeppen würden. Doch diese minimalen Verbesserungen des von zahlreichen Fans geliebten Modus, sind mittlerweile seit Jahren überfällig. Oft sind es eben Kleinigkeiten, die das Große und Ganze umso besser machen. Möglicherweise sind meine Erwartungen hier viel zu hochgesteckt, doch es ist ein Fakt, dass sich der Fokus der Reihe im Laufe der letzten Releases vom Karrieremodus abgewandt hat. Lasst uns doch wieder dorthin zurückkehren wofür wir FIFA einst so liebten und die Zusagen und Lobeshymnen für das Spiel bei weitem mehr Gewicht hatten, als die zahlreichen, berechtigten Kritiken der letzten Jahre. Möglicherweise ist das Ende der FIFA-Reihe eine wichtige Veränderung, um das Spiel nicht, langsam aber sicher, ins Grab zu führen. Vielleicht glänzt EA mit einem gänzlich neuen Konzept, innovativen Verbesserungen oder komplett neuen Ideen, die Fans und Kritiker*Innen zurück ins Boot holen. Und noch viel wichtiger: Vielleicht wird das Hauptaugenmerk endlich wieder  mehr auf den Karrieremodus gelegt. Auch die Rückkehr eines gut durchdachten Journey-Modus würde ich begrüßen. Doch vielleicht werde ich auch einfach nur enttäuscht und wünsche mir in Zukunft FIFA zurück. Ich bin ein Optimist und verspreche mir Vieles vom nächsten Jahr. Aber bis dahin, wird noch etwas FIFA gezockt, auch wenn es nicht mehr die große Liebe, wie früher, ist.

Zusammenfassung

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben