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Filmkritik: Assassin’s Creed

Da dachte ich doch glatt einmal ein Jahr ohne einem neuen Assassin’s Creed auskommen zu müssen und was machen die Damen und Herren bei Ubisoft? Richtig, sie liefern uns einen toll inszenierten Action-Film mit großartiger Cast, der es nun auch dank DVD/Blu-ray zu uns ins Heimkino geschafft hat. Doch jeder kennt die Problematik von Verfilmungen bei Videospielen. Oft funktionieren Dinge die im Game fantastisch sind, auf der Leinwand nicht und die „Kürze“ eines Films erlaubt es meist auch nicht den großen Hintergrund zu erzählen, so wie es in Spielen typisch ist. Wie steht es also um Assassin’s Creed, können sich die Fans mit dem Film die Wartezeit auf den nächsten Teil der Serie verkürzen?

Inhalt

Callum Lynch (Michael Fassbender) sitzt im Todestrakt eines Gefängnisses. Als schäbiger Mörder verurteilt, wartend auf seine Hinrichtung, kommt ihm aber die Firma Abstergo Industries zur Hilfe und überstellt ihn in die Einrichtung der Wissenschaftlerin Sophia Rikkin (Marion Cotillard) nach Madrid. Allem Anschein nach sollen hier besonders gewalttätige Personen eine Rehabilitation und Rückführung in die Gesellschaft erhalten. Doch nur wenig Zeit vergeht, bis Callum herausfindet, dass hinter der Organisation des Generaldirektors Alan Rikkin (Jeremy Irons) die moderne Inkarnation des Templerordens steckt. Die Templer sind auf der Suche nach dem legendären Apfel Edens, mit dem sich der freie Wille der Menschheit steuern lässt. Callum soll ihnen, um sein Leben zurück zu bekommen, dabei behilflich sein. Mit dem Animus, einer Maschine die uns durch DNA die Geschichte unserer Vorfahren durchleben lässt, soll er in die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha, einem Assassinen zur Zeit der Spanischen Inquisition, schlüpfen. Doch während er in der Vergangenheit seine Mission ausführt und dem Apfel Edens immer näher kommt, erlernt Callum immer mehr Fähigkeiten, die er in der Gegenwart gegen die Templer einsetzen kann!

Bildnachweis: © 2017 Twentieth Century Fox
Bildnachweis: © 2017 Twentieth Century Fox

Kritik

Ubisoft ist bekannt für sehr gute Spiele und als dann angekündigt wurde, dass Assassin’s Creed verfilmt werden soll, musste schon mit den typischen Vorurteilen von Videospiel-Verfilmungen gekämpft werden. Als dann aber bekannt wurde, dass „X-Men“-Star Michael Fassbender als Hauptdarsteller und Co-Produzent sich dem Projekt annimmt und neben seiner Kollegin Marion Cotillard („Allied – Vertraute Fremde“) auch Regisseur Justin Kurzel an Bord holte, waren viele schon sehr auf diesen Film gespannt.

Visuell bietet Assassin’s Creed furios inszenierte Sci-Fi-Action, aber die überaus kryptisch dargebotene Handlung lässt ein wirkliches Eintauchen in diese doch komplexe Welt, gerade für Seher die keine Erfahrung mit Assassin’s Creed haben, kaum zu. Die Geschichten der zahlreichen, zumindest im Ansatz, spannenden Figuren werden nur oberflächlich und im Eiltempo abgehandelt.

Das Franchise ist eigentlich bekannt für große Hintergrundgeschichten und einer Fülle an Handlungssträngen sowie großartigen Charakteren. Im Film kann man dem aber leider nicht gerecht werden. Alle Geschichten werden regelrecht lieblos und schnell abgearbeitet, als wären sie ein MUSS. Zuerst befindet sich Callum im Gefängnis, plötzlich bei Abstergo und schon ist er im Animus. Ein Fakt, der für viele Zuseher die noch nicht in Berührung mit Assassin’s Creed gekommen sind, schnell zur Verwirrung führen kann. Man hat sich einfach zu wenig auf die Haupthandlung konzentriert und sich mit zu vielen Side-Plots sowie Geschichten zu Nebencharakteren aufgehalten und damit kostbare Zeit für wichtigere Hintergründe verschwendet. Die Geschichte ist trotzdem sehr unterhaltsam, aber es wurde sehr viel Potential verschenkt.

Was aber eindeutig sehr gut gelungen ist, ist das Einfangen der tollen Schauplätze. Kameramann Adam Arkapaw („Macbeth“) schafft es mit faszinierenden Panoramaaufnahmen und Schwenks über lebhafte Städte sowie eindrucksvolle Landschaften zu begeistern. Dazu kommen dynamische Kamerafahrten durch Massen an kämpfenden Tempelrittern oder durch die schmalen Gassen, in denen die Assassinen um Aguilar ihre Free-Runner-Skills zeigen. Und der Höhepunkt ist der bereits aus den Spielen bekannte, schwindelerregende Todessprung in die Tiefe, dem sogenannten „Leap of Faith“!

Doch selbst mit solch pompösen und todesmutigen Einlagen bleibt Michael Fassbender als recht schweigsamer Titelheld eher blass, seine Hintergrundgeschichte ist aber wenigstens noch am Ausführlichsten. Von Aguilar de Nerha erfahren wir dagegen sehr wenig, mal abgesehen von den angedeuteten Gefühlen für die Assassine Maria (Ariane Labed). Auch die Oscarpreisträger Marion Cotillard, Jeremy Irons („Batman V Superman: Dawn Of Justice“) sowie Darsteller Brendan Gleeson („Am Sonntag bist du tot“) können leider wegen der doch sehr oberflächlich geschriebenen Charaktere keinen großartigen Eindruck hinterlassen.

Was dieses Fantasy-Abenteuers aber trotzdem so toll macht sind die imposanten Actionsequenzen. Genau diese lässt Justin Kurzel aber zu kurz kommen. Gerade diese Szenen, in denen Aguilar und seine tödlichen Mitstreiter sich spektakuläre Verfolgungsjagden und Kämpfe mit den abscheulichen Templern liefern, waren es, die den Film aus der Kreide holen könnten. Drei große solcher Action-Einlagen bekommt man in den Animus-Sequenzen geboten, doch das ist leider für viele Seher zu wenig. Dazwischen werden Callum und die Zuschauer nur häppchenweise mit Informationen aus der Geschichte der Assassinen und der Templer gefüttert. Dabei entsteht dann langsam ein zunehmend undurchschaubares Puzzle, dessen Teile sich auch erst sehr spät im Film zu einem Ganzen zusammenfügen. Witzigerweise sind es genau solche erzählerischen Schwächen, die viele „Assassin‘s Creed“-Spieler bei den letzten zwei Teilen der immer komplexeren Reihe beklagten und dann passiert es ihnen im Film unglücklicherweise auch.

Hoch anzurechnen sind einige Easter Eggs aus den Spielen, die  aber vermutlich nur von Kennern entdeckt werden. Ich verrate an dieser Stelle aber nicht welche, wenn ihr eines findet postet es gerne in die Kommentare!

Bildnachweis: © 2017 Twentieth Century Fox
Bildnachweis: © 2017 Twentieth Century Fox

Blu-ray Extras, Bild und Sound

Die Disk liefert uns gestochen scharfes Bild in Full HD (1080p) und 16:9. Enthalten ist 7.1 DTS-HD Master Audio in Englisch und 5.1 DTS in Deutsch, Französisch und Italienisch. Untertitel für diese Sprachen fehlen natürlich auch nicht! Zu den Extras zählen:

  • Hinter den Kulissen von Assassin’s Ceed
  • Unterhaltung mit Justin Kurzel
  • Entfallene Szenen mit Kommentar von Justin Kurzel und Christopher Tellefsen
  • Weitere entfallene Szenen
  • Bildergalerie
  • Original Kinotrailer

Insgesamt sind die Extras der VE nicht gerade sehr umfangreich ausgefallen, erweitern aber nichts desto trotz den Gesamteindruck. Gerade die entfallenen Szenen, bei manchen schade dass sie überhaupt geschnitten wurden, können noch ein wenig mehr Wissen zum Film vermitteln.

Fazit

Als absoluter Assassin’s Creed Fan war ich schon sehr gespannt auf diesen Film. Ich fand Prince Of Persia schon sehr gelungen und hatte für diesen Film ähnliche Erwartungen. Und für meinen Teil wurde ich auch nicht enttäuscht. Ja, die Story ist nicht sehr umfangreich und die Charaktere haben zu wenig Hintergrundgeschichte, aber die Aufmachung des Films ist trotzdem sehr gut! Die Action-Szenen waren mein absolutes Highlight, aber auch die Handlung in der Gegenwart rund um Abstergo fand ich spannend genug, um nicht auf die Uhr zu blicken und mich zu fragen wie lang der Film noch dauert.

Die 116 Minuten sind mir persönlich zu schnell vergangen, aber irgendwie schon leicht mit dem Gefühl, dass ich auf die ein oder andere Sache einfach noch gewartet habe, die dann leider doch nicht kam. Aber es ist einfach so, und das muss jedem einfach klar sein, gerade wenn man die Spiele gespielt hat, kann man es in 116 Minuten nicht schaffen, ein Spiel, dessen Haupthandlung in den meisten Teilen um die 20 Stunden geht, zu implementieren. Bei einigen Dingen muss es da einfach Abstriche geben. Justin Kurzel hat diese leider an manch falscher Stelle getätigt, was den Film subjektiv für mich aber nicht schlecht macht. Diese Art von Verfilmung benötigt nun mal eine perfekte Balance und der Meister, der dies schaffen kann, muss weiterhin noch gesucht werden. Justin Kurzel hat es für mich aber schon beinahe geschafft.

In meine Sammlung hat es Assassin’s Creed allenfalls geschafft und ich werde ihn mir sicherlich noch öfter ansehen, immer auf der Suche nach einem weiteren Easter Egg. Für alle Kenner des Franchise und die, die es noch werden möchten, auf jeden Fall sehr empfehlenswert! In diesem Sinne, „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt!“

Ein Gastartikel von A. Wittek

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