Gamers.at
KonsoleReviews

FOX n FORESTS im Test

Per Kickstarter finanzierten zwei erfahrene Entwickler aus München ihr gemeinsames Erstlingswerk. FOX n FORESTS ist ein 16-Bit 2D-Pixel-Action-Jump’n’Run mit RPG-Elementen, das nicht nur von großen Vorbildern gekonnt abschaut, sondern auch genügend eigene Ideen mitbringt.

Fabel-haft

Im Wald der Jahreszeiten herrscht Aufruhr. Der große altehrwürdige Baum vermisst Teile seiner Zauberrinde und das geht natürlich gar nicht. Daher schickt er kurzerhand Rick, den Fuchs und den frechen Vogel Patty los, um die Borke zurück zu holen. Damit die beiden überhaupt eine Chance haben, gibt er ihnen eine Zauber-Armbrust mit auf den Weg und ein gar kreatives Gimmick: die Macht über die Jahreszeiten. So ausgestattet zieht Rick also los, um sich Ruhm und Ehre zu sichern und dem Wald den Frieden wieder zu geben. Schon früh wird deutlich, dass sich FOX n FORESTS Geschichte und Gameplay-Elemente teilweise zusammen klaut. Da das aber nicht nur sehr effektiv geschieht, sondern auch von so vielen verschiedenen Games, Filmen und Stories zusammen gewürfelt ist, resultiert daraus ein eigenständiges Game mit jeder Menge Retro-Charme. Und das ganz ohne Oldie-IP.

Vom Season Tree erhält Rick seine magische Armbrust. Im Design sind hier deutliche Anleihen von Ocarina of Time sichtbar.
Vom Season Tree erhält Rick seine magische Armbrust. Im Design sind hier deutliche Anleihen von Ocarina of Time sichtbar.

Fox on the run

Ihr übernehmt also Kontrolle über Rick und kämpft euch in Siedescroller-Manier durch vier Welten, die jeweils thematisch an einer der vier Jahreszeiten orientiert sind. Euer Hauptwerkzeug ist dabei die eingangs erwähnte Armbrust, mit der ihr nicht nur Distanzattacken, sondern auch Hiebe und Stiche ausführen könnt. Besiegte Gegner hinterlassen Münzen, mit denen ihr in einer Hub-Welt zusätzliche und stärkere Attacken kaufen könnt. Manche dieser Upgrades erfordern zusätzlich auch das Aufspüren von Mühlsteinen oder Manakristallen, die (teilweise extrem gut) in den Levels versteckt sind. Zudem finden sich in jedem Level fünf magische Samen, von denen ihr insgesamt mindestens 24 sammeln müsst, um alle der vier Welten freizuschalten. Außerdem könnt ihr in manchen Levels leere Flaschen finden, die ihr gegen entsprechendes Entgelt mit speziellen Angriffstränken füllen lassen könnt.

Changing seasons

Per Knopfdruck könnt ihr die in den Levels vorherrschende Jahreszeit jederzeit in eine (vordefinierte) andere Season ändern, vorausgesetzt, ihr habt ausreichend Manaenergie zur Verfügung. So können beispielsweise tiefe Gewässer zugefroren werden, um sie dann gefahrlos zu überqueren. Aber auch Bienen belästigen euch in der kalten Zeit nicht. Schaltet ihr in der Sommerwelt auf Herbst um, helfen Früchte und fallende Blätter dabei, höher gelegene Orte zu erreichen. Auf einem Friedhof müsst ihr euch mittels Wind des lästigen Nebels entledigen, um zu sehen, wohin der Weg führt. All diese (und viele weitere) Effekte der Jahreszeiten sind klug in die Levels eingebaut und führen zu sehr abwechslungsreichem Gameplay. Zusätzlich werden die klassischen Sidescroller-Levels hier und da auch von Flugmissionen unterbrochen. Dabei dürft ihr in bester Super Mario Land oder Rayman Manier auf eurem Vogel reiten und nach Herzenslust Gegner abknallen. Auch hier müsst ihr euch den Wechsel der Jahreszeiten geschickt zunutze machen, um Hindernisse zu überwinden.

Derselbe Flug-Level zu verschiedenen Jahreszeiten
Derselbe Flug-Level zu verschiedenen Jahreszeiten

Harte Nuss

Optisch und auch musikalisch bietet FOX n FORESTS sehr schöne 16-Bit Pixeloptik und perfekt dazu passenden Sound. Wenn man dem charmanten 16-Bit Plattformer-Mix etwas Negatives anlasten will, dann wohl, dass das Spiel relativ kurz und stellenweise knackig geraten ist. In den Flug-Levels habt ihr beispielsweise generell nur einen einzigen Hitpoint, egal wie weit ihr euren Fuchs schon gepimpt habt. Manchmal wäre eine etwas verfeinerte Kollisionsabfrage auch wünschenswert gewesen. Das größte Manko ist aber die Länge: Insgesamt gibt es aber leider nur 16 Levels im ganzen Game, davon acht reguläre sowie je vier Bosse und Bonus-Levels. In den Genuss letzterer kommt ihr allerdings überhaupt nur dann, wenn ihr in den beiden Hauptspielabschnitte der jeweiligen Jahreszeit alle zehn magischen Samen einsammeln konntet, die stellenweise wirklich gut versteckt sind. Doch könnt ihr nur in den Bonuslevels auch die „mysteriöse fünfte Jahreszeit“ erleben, die euch die Entwickler versprechen. Auf Bilder verzichten wir hier, um euch den Flash nicht zu nehmen. Als kleiner Teaser dürfen wir einen Vergleich mit einem Wetterbericht auf LSD bemühen.

Einer der Endbosse. Vor dieser Spinne müsst ihr euch euren Weg nach oben bahnen.
Einer der Endbosse. Vor dieser Spinne müsst ihr euch euren Weg nach oben bahnen.

Wind und Wetter

Die Boss-Kämpfe sind aber ausgesprochen abwechslungsreich gestaltet und auch hier benötigt ihr geschickt eingesetzte Wechsel der Jahreszeiten, um als Sieger hervorzugehen. Ein Spinnen-Boss erinnert schwer an einen Level aus Donkey Kong Country 3 – Dixie Kong’s Double Trouble. Hier flieht ihr konstant weiter nach oben, bis der Level den Boss für euch killt. Dabei haltet ihr regelmäßig per Season-Switch Rollbänder aus und wieder an. Eine riesige Wespe muss mit Windstößen in eine Dornenranke geblasen werden und ein Frosch wird mit gefrorenen Geschossen bedient. Somit wird das Wechsel-Gimmick auch hier stets gut und abwechslungsreich genutzt.

Hochs und Tiefs

Leider müsst ihr euch auch auf einiges an Backtracking einstellen, wenn ihr das Game durchspielen wollt. Nach jedem besiegten Boss erhaltet ihr vom großen Baum ein Upgrade für eure Armbrust in Form von Zauberpfeilen. Diese werden benötigt, um auf farbige Zielscheiben zu schießen und schalten alternative Pfade innerhalb der Levels frei. Diese (können) euch zu bisher unzugänglichen magischen Samen und anderen Collectibles führen. Ihr könnt aber dennoch davon ausgehen, dass ihr auch mit allen Upgrades im Gepäck die einzelnen Welten häufiger spielen werdet (müssen), um die notwendigen Samen zu ergattern. Vierundzwanzig davon werden, wie erwähnt, benötigt, um die letzte Welt freizuschalten. Diese Hürde ist unnötig kompliziert angesetzt und wirkt, als wäre hier krampfhaft versucht worden, das Spiel zu verlängern. Das ist schade und auch nicht notwendig. FOX n FORESTS funktioniert nämlich auch so.

Schönheitswettbewerb wird dieser Boss so schnell keinen gewinnen...
Schönheitswettbewerb wird dieser Boss so schnell keinen gewinnen…

FAZIT

Mit seinem ersten Game beweist das von den beiden erfahrenen Entwicklern Rupert Ochsner (u.a. Saints Row) und Holger Kuchling gegründete junge Indiestudio Bonus Level Entertainment, dass Retrostyle-Games weder alt noch altmodisch sein müssen. FOX n FORESTS hätte auch in der SNES/Mega Drive Generation eine gute Figur gemacht, nutzt aber gekonnt die Möglichkeiten neuerer Hardware und bietet gute Unterhaltung für den Retrostyle-Gamer von heute. Gerne hätte der Umfang etwas größer ausfallen dürfen und auch die Steuerung ist nicht ganz perfekt. Nicht zuletzt aufgrund der gut umgesetzten Jahreszeiten-Mechanik ist das vorliegende Endprodukt ein gut spielbares, spaßiges und kreatives 16-Bit Abenteuer, das seinen Preis jedenfalls wert ist.

Was ist Fox n Forests? 16 Bit 2D-Retrostyle Plattformer mit Elementen aus Action Adventures und RPGs
Plattformen: Switch, PS4, XBOX ONE, PC, Mac, Linux (Steam)
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Bonus Level Entertainment
Release: Mai 2018
LinksOffizielle Website, Facebook, Twitter

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 10 | Motivation: 6

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben