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Immortals Fenyx Rising – Angespielt

Höret her, ihr sterblichen, denn die Götter zwitschern es vom Him... äh, sorry… Olymp herab: Helden brauchen Vorbilder, denn sie sind der Nektar, welcher sie zu großen Taten inspiriert. Warum also ein mittelmäßiges Heldenepos mit eigenen Wurzeln schreiben, wenn sich doch mit den Versen der alten Sagen etwas Neues (Besseres?) erschaffen lässt? Eine alte Weisheit unter uns, die wir das geflügelte Wort zu Papier bringen, sagt, dass gut geklaut meist besser ist, als schlecht selbst gemacht. Darum lasst mich euch von Fenyx erzählen, einer Heldin, welche eine engere Verwandtschaft zu spitzohrigen Schwertschwingern und apokalyptischen Reitern nicht abstreiten kann, doch trotzdem die Chance hat, selbst eine der Großen zu werden.

Lange war es still um den 2019 angekündigten Titel Gods and Monsters, dessen Trailer mit seinem Charme durchaus Sympathie bei mir wecken konnte. Doch letzte Woche war es dann endlich so weit und ich durfte im Rahmen einer digitalen Hands-On Session selbst einen Blick auf das Game werfen. Immortals Fenyx Rising, wie sich der Titel inzwischen nennt, wirkte dabei auf den ersten Blick wie ein etwas befremdliches Potpourri aus populären Gameplayelementen der letzte 10 Jahre. Der zweite Blick lässt jedoch einen Leckerbissen erwarten. Gut gemixt, schön poliert und ganz ohne Rosinen!

Kämpfen wie Krieg…

Bei der rund dreistündigen Hands-On Session zu Immortals Fenyx Rising durfte ich das Reich des Hephaistos erkunden. Dabei stand mir eine weibliche, vorgefertigte Version von Fenyx zur Verfügung. Mir wurde jedoch gesagt, dass es im fertigen Spiel einen Charakter-Editor geben wird, mittels dessen sich der Held, oder wahlweise auch die Heldin frei nach den eigenen Vorstellungen formen lassen werde. An Fertigkeiten hatte ich eine kleine Hand voll zur Auswahl. So konnte ich auf einen Dash (kein Game der letzten Zeit, das etwas auf sich hält, kommt ohne aus), einen Flächenangriff in Form von aufsteigenden Speeren, einen Phönix und einen mächtigen Hammer zurückgreifen. Hierbei handelte es sich um die Spezialattacken der Figur, das Standardrepertoire besteht aus Schwert, Axt und Bogen.

Im Zuge der – wirklich spaßigen – Kämpfe kam bei mir dann auch das erste Déjà-vu-Erlebnis auf: Dieselben erinnern frappierend an jene aus der Darksiders-Reihe. Wir greifen mit Standardangriffen an, füllen dadurch einen Counter und entfesseln dadurch auf Knopfdruck die eben erklärten Fähigkeiten, um dem Feind ordentlich was auf die Backe zu geben. Fenyx ist aber auch in der Defensive alles andere als hilflos. Gut getimtes Blocken und Ausweichen verlangsamt das Geschehen für kurze Zeit und so können wir in Ruhe unsere Schellen verteilen. Wirkten die Kämpfe zu Beginn noch etwas chaotisch, geben sie nach etwas Eingewöhnungszeit diverse taktische Optionen preis und es stellt sich eine schöne Dynamik in den Gefechten ein.

Kommentiert wird das Ganze von Prometheus und dem Göttervater Zeus. Der Titan und der Olympier dienen (zumindest in der Demo) als Erzähler und scheinen sich der digitalen Natur ihrer Existenz bewusst zu sein. So gibt es gelegentlich Seitenhiebe auf Ubisoft, Zeus sucht genervt nach dem Skip-Button, wenn Prometheus Monologe hält und die vierte Wand scheint für sie auch nicht mehr als ein wildes Gerücht zu sein, da auch mit dem Spieler direkt gesprochen wird. Generell scheint Humor eine sehr zentrale Rolle in Immortals Fenyx Rising zu spielen; eine Tatsache, die in der Demo sehr charmant wirkte und zugleich darauf hoffen lässt, dass der Humor im fertigen Spiel gut portioniert eingesetzt und nicht überstrapaziert wird.

… Erkunden wie Link!

Immortals Fenyx Rising bietet eine Open-World, welche sich klar von der altbekannten Ubisoft-Formel emanzipiert, jedoch mehr als deutlich erkennbare Anlehen bei einem anderen Titel nimmt: Zelda – Breath of the Wild! Mit einem Fernglas erkunden wir die Umgebung und enthüllen dadurch interessante Orte – der Shiekah-Stein lässt grüßen. Wir erklimmen Wände, gleiten mit unseren Schwingen durch die Lüfte und verbrauchen dabei Stamina. Dabei ist die Karte nicht mit Markern vollgestopft, sondern will entdeckt werden. Um auch am Boden möglichst schnell voran zu kommen, können wir auf Knopfdruck ein Pferd herbeirufen. In der Demo war es ein mechanisches Reittier, doch im fertigen Spiel wird es möglich sein wilde Pferde zu zähmen und zu Gefährten zu machen.

Beim Erkunden bin ich auf diverse Rätsel und Geheimnisse gestoßen, die zwar sehr an jene des großen Vorbildes erinnern, aber immer einen eigenen Kniff im Ärmel haben. So musste ich in einem Schrein einen Pfeil über Hindernisse zum Ziel steuern oder fordernde Jump’n’Run-Einlagen absolvieren. Auch bekam ich es mit einigen Kopfnüssen zu tun, die es durchaus in sich hatten. Da es immer mehrere Wege zur Lösung gibt, war mitunter auch meine eigene Kreativität gefragt. Zur Belohnung winken neben Loot und Verbesserungen für Waffen und Rüstungen auch Steigerungen für Ausdauer und Lebensleiste.

In Sachen Grafik und Artwork erinnerten mich Immortals Fenyx Rising an eine Mischung aus Zelda – Breath of the Wild und Fable. Eine Kombination, die durchaus stimmig ist und vor liebenswürdigem Charme nur so strotzt.

FAZIT

In meiner Hands-On-Session machte Immortals Fenyx Rising einen weitgehend guten Eindruck. Was auf den ersten Blick wie ein „Best-of…“ beliebter Gameplay-Elemente wirkt, hat beim genaueren Hinsehen das Potenzial eine eigene zarte Seele zu entwickeln. Das Kampfsystem ist hoch intuitiv und lässt einen schnell stylische Kombos vom Stapel lassen, ohne, dass es dabei an taktischen Möglichkeiten einbüßt. Die Open-World ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet, voller Geheimnisse und Rätsel. Will man alles entdecken was einem diese Welt zu bieten hat, ist Forscherdrang gefragt. Das Artwork, mit seinen cartoonigen Zügen und die humorvolle Erzählweise, hatten mich schon von Beginn weg in seinen Bann gezogen.

Doch auch, wenn mich Open-World, Kämpfe und Rätsel begeistern konnten, so wurden doch nicht alle Fragezeichen in meinem Kopf beseitigt werden. Wie gut wird die Story? Bei meiner Demo-Session konnte ich nur einen kurzen Abschnitt spielen, der zwar nett, aber auch etwas nichtssagend war. Gibt es Siedlungen und interessante NPCs mit denen man sich unterhalten kann – wird die schöne Open-World also auch mit Leben gefüllt? Das war meine Hauptsorge, denn so schön die Welt auch ist, ich konnte nirgends Siedlungen oder Bewohner finden, welche keine mir feindlich gesinnten Monster gewesen wären und mir dementsprechend mehr von der Welt hätten erzählen können. Auch gab es irgendwie keine gezielten Nebenquests. Zwar kann man allerhand finden, wenn man danach sucht, aber richtige Aufträge erhielt ich keine. Zugegeben, ich hatte es nur mit einem der insgesamt sieben Gebiete des Spiels zu tun, aber die völlige Abwesenheit der Einheimischen weckte dann doch leichte Zweifel in mir. Wenn es Ubisoft allerdings gelingt diese Sorgen im fertigen Spiel auszuräumen, so bin ich sicher, dass Immortals Fenyx Rising das Zeug zum Hit hat! Ich kann den Release am 3. Dezember 2020 auf PC, PS4, Xbox und Nintendo Switch jedenfalls kaum noch abwarten!

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