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Interesse an eSport steigt nicht mehr in Deutschland – warum?

Der eSport war noch vor einigen Jahren der letzte Schrei: Riesige Preisgelder bei den professionellen Turnieren in Asien und den USA, Millionen Spieler auf den beliebtesten Titeln und immer weiter steigende Einschaltquoten im TV und bei Streamingdiensten. Doch seit einigen Jahren ist das Wachstum in Deutschland ins Stocken geraten – warum eigentlich?

Kein Wachstum des Interesses seit 3 Jahren

Eine Studie der FH Westküste legt uns spannende Zahlen rund um den eSport vor, die wir so nicht erwartet hätten. Denn das grundsätzliche gesellschaftliche Interesse am elektronischen Sport steigt bereits seit drei Jahren nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kam die Studie nach einer repräsentativen Umfrage in den verschiedenen Altersgruppen.

Sowohl die Gesamtbevölkerung von 14 bis 75 Jahren als auch die beiden anderen zentralen Gruppen von 14 bis 49 sowie von 14 bis 29 Jahren verzeichneten allesamt kein gewachsenes Interesse. Vielmehr ist letzteres sogar leicht rückläufig. Das zeigt, dass die sich gerne selbst feiernde Branche in den vergangenen Jahren nicht alles richtig gemacht haben kann und in Deutschland bei Weitem nicht ihr volles Potential ausschöpft.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig und noch immer mit vielen Fragezeichen versehen. Grundsätzlich sind die meisten professionellen eSport-Spiele auf dem PC zu finden. Eine Studie von ExpressVPN aus dem Jahr 2021 gibt einige Anhaltspunkte, dass sich die junge Zielgruppe eher mit Social Media denn eSport beschäftigt. So pflegt eine hohe Anzahl von ihnen Fake-Accounts bei Instagram, während andere (oder dieselben jungen Personen) wiederum stundenlang TikTok-Clips ansehen.

Dank der immer weiteren Verschiebung in Richtung mobiles Internet sind die traditionellen eSport-Games wiederum im Hintertreffen, da sie eine Steuerung benötigen, die auf dem Smartphone einfach nicht vorhanden ist. Dazu kommt der immer härtere Wettbewerb gegen die Anwendungen anderer Konzerne, die ihrerseits versuchen, die jungen Nutzer auf ihre Apps zu ziehen.

Brauchen Sportvereine nur mehr Zeit?

Ein deutlicher Anstieg der Akzeptanz ist in der Bevölkerung hingegen festzustellen, wenn es um den eSport-Einstieg von bereits bekannten Sportvereinen geht. Hier stiegen die positiven Bewertungen innerhalb der jungen Zielgruppe unter 30 Jahren von  24 Prozent (2017) auf 38 Prozent (2020). Bei einem solchen Anstieg stellt sich die berechtigte Frage, ob Sportvereine einfach nur mehr Zeit benötigen, um den eSport auf stärkere Beine zu stellen.

Nicht hilfreich ist bei der gesamten Diskussionen rund um die Sportvereine, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den elektronischen Wettkampf nach wie vor nicht als offizielle Sportart anerkennen will. Nur virtuelle Sportspiele seien laut offizieller Aussendung an die Vereine anschlussfähig. Hauptkritikpunkte an anderen eSport-Spielen sind derweil die dargestellte Gewalt in Shootern sowie die Orientierung der Szene nach den Interessen großer Unternehmen statt der Gemeinheit.

Die Frage ist, inwiefern sich die Interessen des DOSB letztlich mit jenen der Zuschauer in eine gemeinsame Zukunft bringen lassen. Die beliebtesten eSport-Spiele zeigen zwar FIFA an der Spitze der Liste, doch danach folgt erst einmal lange Zeit kein Sportspiel mehr. Das wiederum zeigt, dass man von oberster Stelle aus Politik an der Realität des eSports in Deutschland vorbei betreibt. Letztlich sorgt dies mit dafür, dass das Wachstum sich nicht in der Form fortsetzen kann, wie es bereits längst bekannt war.

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