Gamers.at
PCReviews

Journey to the Savage Planet im Test

Was passiert wenn man No Man´s Sky, Kaugummi und Douglas Adams in einen Mixer wirft und den Power-Knopf drückt? Man bekommt es mit der ersten Überraschung 2020 zu tun – Journey to the Savage Planet. Im quietschvergnügten und herrlich bösen Indie-Titel aus der Schmiede der Typhoon Studios versuchen wir uns als Forscher, welcher für ein zwielichtiges Unternehmen einen scheinbar ungezähmten Planeten erkundet. Ziel ist es, eine neue Heimat für die Menschheit zu finden oder möglicherweise eine potenzielle Ressourcenquelle zum Ausbeuten – man ist ja moralisch flexibel! Also erforschen wir aus der Ego-Perspektive die Tier- sowie Pflanzenwelt und sammeln geologische Proben. Doch was, wenn wir herausfinden, dass wir nicht die einzige intelligente Lebensform sind?

Der Weltraum, unendliche Weiten im Jahre 2034. Alleine und als namenloses Individuum gleiten wir durch die Stille des Weltalls. Wobei das mit der Stille nicht ganz zutrifft und alleine sind wir auch nicht wirklich, denn begleitet werden wir von der neunmalklugen und ewig quasselnden KI E.K.O.. Unsere Mission ist es, den Planeten AR- Y 26 zu erforschen und herauszufinden, ob sich dieser als neue Heimatwelt oder potenzielle Ressourcenquelle eignet. Blöd nur, dass unser Auftraggeber, das Unternehmen Kindred Aerospace, uns keinerlei Ausbildung und Training zukommen hat lassen. So kommt es wie es kommen musste: Wir stranden auf dieser fremden Welt, haben keinen Plan wie wir nach Hause kommen sollen und können uns dem Gedanken nicht erwehren, dass es unserem Auftraggeber recht herzlich egal ist was aus uns wird, solange wir nur die benötigten Daten senden – vielleicht sind sie deswegen nur das offiziell viertbeste Unternehmen ihrer Art? Sei´s drum! Vielleicht sind wir nicht ausgebildet, aber beim Vokuhila des mächtigen McGyver: ganz auf die Nase gefallen sind wir nicht! Vielleicht birgt diese wilde Kugel voller abgefahrener Lebensformen ein Geheimnis, welches uns nach Hause führt.

Kunterbunt und rabenschwarz

Eigentlich hatte ich Journey to the Savage Planet nicht auf den Schirm bzw. könnte ich nicht behaupten jemals davon etwas gehört zu haben. Erst als ich durch Zufall den Trailer zu Gesicht bekam war ich verzaubert. Knuffig, schräg und bitterböse – das Teil musste ich mir ansehen. Zu Beginn wählen wir unseren Charakter aus einer Vielzahl ziemlich schräger Portraits. Ein Faktum, welches an sich schon als Gag funktioniert, denn unser Planetenreisender versteckt sich das ganze Game über unter einem undurchsichtigen Astronautenhelm. Die unwahrscheinlichste und skurrilste Option ändert jedoch, welche Geräusche unser Held von sich gibt.

Haben wir unsere Entscheidung getroffen kann das Abenteuer losgehen. Journey to the Savage Planet steckt voller Geheimnisse und genialen Humor. Bestes Beispiel hierfür sind die Werbevideos, welche wir im TV auf unserem Raumschiff sehen können. Darin werden Produkte der Zukunft beworben, wie zum Beispiel der Meat-Buddy – ein hässliches Fleischwesen zum Spielen, das ohne Zweifel direkt aus einem frühen Werk David Cronenbergs entsprungen sein könnte. Oder eine Art Schleim als Nahrungsersatz garantiert zu 100% chemisch!

Auf der Planetenoberfläche ist es unsere Mission, soviele Informationen wie möglich zu sammeln. Ausgerüstet mit einem Scanner, einer Pistole und diversen kreativen Gadgets, die im Laufe der Kampagne verbessert und erweitert werden können, wagen wir unseren Trip ins Unbekannte. Obwohl wir bewaffnet und aus der Ego-Perspektive durch diverse Biome ziehen, ist Journey to the Savage Planet kein Ego-Shooter. Dies merkt man unter anderem an der Steuerung. Sie erfüllt zwar ihren Zweck, ist aber gelegentlich schwammig und ungenau – was zu manchen Verzweiflungsschreien meinerseits bei den,  doch sehr anspruchsvollen, Sprungpassagen geführt hat. Generell ist Journey to the Savage Planet recht fordernd. Was nicht zuletzt daran liegt, dass nur ein Schwierigkeitsgrad existiert und dieser – zum Zeitpunkt des Tests – noch nicht optimal ausbalanciert war.

Kick it like Beckham!

Das Welten- und Kreaturendesign in Journey to the Savage Planet ist zu jedem Zeitpunkt kreativ und unfassbar sympathisch. Exemplarisch dafür sind die liebenswerten Mops-Vögel, kleine kugelförmige Kreaturen mit riesigen Glubschaugen! Diese begegnen uns nicht nur freudig, sondern sind uns regelrecht verfallen. Blöd nur, dass sie Kohlenstoff in sich tragen und ich diese Ressource für zukünftige Gadgets brauche. Also ich richte – unter Tränen – ein regelrechtes Massaker an diesen „Knuffkugeln“ an und kicke die Überlebenden wie Fußbälle durch die Gegend – weil ich es kann, nicht weil es mir Spaß macht natürlich! Momente später finde ich heraus, dass ich die Dinger auch mit einer Chemikalie anlocken kann und die Vögel aufgrund des Durchfalls den sie dadurch bekommen, den Kohlenstoff in Tonnen ausscheiden… ups!

Mit 30 Arten ist die Tierwelt von Journey to the Savage Planet recht überschaubar. Allerdings teilen sich diese wieder in mehrere Untergruppen auf, wodurch sich dann doch etwas Diversität ergibt. Die insgesamt vier Biome sind thematisch abwechslungsreich gestaltet und laden mit vielen Rätseln und Geheimnissen zum Erkunden ein. Etwas das im optionalen CO-OP gleich doppelt so viel Spaß macht.

FAZIT

Journey to the Savage Planet ist trotz kleinerer Kinderkrankheiten, wie der etwas schwammigen Steuerung und dem nicht immer optimal ausbalancierten Schwierigkeitsgrad, ein echter Hit geworden. Dieses Games kommt mit so viel Charme um die Ecke, dass es kaum zu glauben ist. Egal ob die knallbunte Spielwelt, die herzigen Kreaturen oder die mächtigen Bosskämpfe, all das lässt mein Herz höher schlagen. Frustriert fühlte ich mich nur bei einigen der Sprungpassagen oder davon, dass man als Spieler, sobald man das Zeitliche segnet, wieder im Raumschiff erwacht. Das macht handlungstechnisch durchaus Sinn, denn jeder neue Versuch ist nur ein Klon des Originalcharakters, aber der Lange Weg zurück an die Stelle wo man ins Gras gebissen hat, ist manchmal ein wenig ermüdend, besonders wenn man es mit einem Bosskampf zu tun hat. Aber der Frust den ich fühlte ist nichts im Vergleich zu den Tränen die ich stellenweise gelacht habe. Der Humor in Journey to the Savage Planet  ist erstklassig und Fans von Per Anhalter durch die Galaxis werden ihre Freude haben. Vielleicht ist Journey to the Savage Planet mit seinen 10 bis 15 Stunden Spielzeit etwas kurz, aber ich habe jede Minute genossen.

Was ist Journey to the Savage Planet? Ein Action-Adventure auf einem fremden Planeten mit ganz viel Humor.
Plattformen: PC,
Getestet: PC – AMD Ryzen 7 3700 X 8-Core Processor, 16 GB RAM, Radeon RX Vega
Entwickler / Publisher: Airship Syndicate/THQ Nordic
Release:  28. Jänner 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben