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Mortal Kombat 1 im Test

Wer im Mathematik-Unterricht etwas aufgepasst hat, der weiß, auf elf folgt zwölf. Haben die Entwickler von NetherRealm Studios da etwa gefehlt? Der neue Teil ihrer Mortal Kombat Reihe trägt nun nämlich einfach die Ziffer Eins im Titel. Oder handelt es sich dabei etwa nicht um eine klassische Fortsetzung, sondern um ein Remake oder Reboot? Wir klären auf.

Zugegeben, die Einleitung war jetzt etwas billig, denn so ähnlich habe ich meinen Test zu Mortal Kombat 9 aus dem Jahr 2011 ebenfalls begonnen. Dieser stellte eine Art Soft-Reboot der Reihe dar und schrieb die Geschichte der ersten drei Teile teilweise komplett um. Diesen Umstand entsprechend entfernte man die Neun einfach aus dem Titel und nannte das Spiel schlichtweg Mortal Kombat. Jetzt, zwölf Jahre und drei Iterationen später, ist man wieder bei Eins angekommen. Dabei setzt die Story nahtlos an den letzten Vorgänger an, sodass man weder von einem Reboot und schon gar nicht von einem Remake sprechen kann – vielmehr handelt es sich um eine klassische Fortsetzung der Spielreihe, aber in einer alternativen Zeitlinie.

Nachdem Feuergott Liu Kang am Ende von Mortal Kombat 11 Kronika und Shang Tsung besiegt hat, benutzt er die Sanduhr Kronikas, um das Universum neu zu erschaffen. Dabei geht er ein schwaches Bündnis mit Outworld ein, um die Mortal Kombat-Turniere fortzusetzen. Als Champions für das Erdreich rekrutiert Liu Kang die Bauern Kung Lao und Raiden, den erfolglosen Schauspieler Johnny Cage und das ehemalige Yakuza-Mitglied Kenshi Takahashi. Aber auch der mächtige, bösere Zauberer Shang Tsung ist zurück und schmiedet ganz eigene Pläne.

Keine Sorge, wer mit diesen vielen Namen nun gar nichts anfangen kann, der wird dank des Neustarts der Zeitlinie behutsam eingeführt. Alle anderen dürfen sich über viele Easter-Eggs und eine spannende Fortführung der bekannten Geschichte mit rund vier Stunden Zwischensequenzen freuen.

Viel zu tun für Einzelkämpfer

Genau in diesem Fokus auf die Story, sehen viele Kritiker auch den größten Schwachpunkt der Spielreihe, denn nach jedem Kampf, der in einem Best-of-Three-Modus ausgetragen wird und meisten nie länger als fünf Minuten dauert, muss man anschließend ausufernde Zwischensequenzen über sich ergehen lassen, um im Spiel weiter voranzukommen. Natürlich kann man diese auch überspringen, dann dauert die in vier Akte mit 15 Kapiteln unterteilte Kampagne aber nur mehr einen Bruchteil der üblichen 6 Stunden. Einem neuerlichen Anlauf auf einem höheren Schwierigkeitsgrad steht zwar nichts im Wege, aber mit jedem Durchgang sinkt die Motivation aufgrund fehlender Variationen rapide ab.

Erfreulicherweise gibt es aber abseits der Kampagne für Einzelspieler erneut einige zusätzliche Beschäftigungen. Zwar ist die aus Mortal Kombat 11 bekannte Krypta dem Rotstift zum Opfer gefallen, dafür dürfen aber mit den „Türmen“ erneut aufeinanderfolgenden Kämpfe ausgetragen werden, welche an die klassischen Mortal-Kombat Arcade-Automaten erinnern. Ganz neu dabei ist der Invasionsmodus. Dabei handelt es um einen saisonalen Einzelspielermodus mit Brettspiel und RPG-Elementen, welcher Quests, Herausforderungen und traditionelles Mortal Kombat – Gameplay miteinander kombiniert und besondere Belohnungen sowie andere einzigartige Inhalte verspricht. Mit eurem Lieblingskämpfer bewegt ihr euch über vorgegebene Aktionsfelder und müsst bestimmte Aufgaben lösen, wie etwa Wettkämpfe bestreiten oder Durchhalteprüfungen absolvieren. Mit gewonnen Erfahrungspunkten könnt ihr im Level aufsteigen und dann die Werte eurer Figur steigern. Loot gewährt euch darüber hinaus zusätzlich bestimmte Boni. Alle sechs Wochen soll sich zukünftig der Invasionsmodus ändern und einen neuen Charakter als Gegner präsentieren. Zum Zeitpunkt unseres Tests mussten wir beispielsweise eine Variante von Scorpion aufhalten, alle bekannten Zeitlinien zu eliminieren.

Kameo-Auftritte

In Sachen Mehrspielermodus setzt man bei Mortal Kombat 1 auf Altbewährtes. Neben der lokalen Variante, um ein Match auf derselben Konsole zu spielen, den Onlinemodus, um gegen Gegner auf der ganzen Welt anzutreten, kann man mit dem Turniermodus ein Wettbewerb mit einem einheitlichen Regelwerk für die Matches veranstalten. Große Neuerung oder Veränderungen sucht man aber Multiplayer vergeblich, sodass hier die Stärken und Schwächen der Vorgänger 1:1 übernommen werden.

In Sachen Kampfmechanik hat sich dafür aber einiges getan. So können mit dem aus Mortal Kombat: Armageddon bekannten Air Kombat-Kombosystem Feinde länger in der Luft gehalten werden und die Dual-Bar aus Mortal Kombat 11 wurde abschafft. Stattdessen gibt es nur mehr eine einzige Energieanzeige. Dafür kehren die Fatal Blows mit veränderter Funktionalität zurück. Diese Spezialattacken können immer noch ausgelöst werden, wenn die Lebenspunkte eines Spielers einen bestimmten Wert unterschreitet und fügen dem Gegner größeren Schaden zu. Damit können vermeintlich schon verloren geglaubte Partien nochmals spannend werden. Und keine Sorge, die berühmt-berüchtigten Fatalities sind ebenso zurück, auch wenn diese nicht mehr ganz so spektakulär ausfallen wie etwa in den beiden Vorgänger-Spielen.

Die größte Neuerung sind aber sicherlich die sogenannten Kameos. Ähnlich wie die Tag-Assist-Kämpfer bei den Towers of Time in Mortal Kombat 11, unterstützen diese Kameo-Fighter den Spieler während der Kämpfe. Abseits des rund 23 Charakter umfassenden Rosters können diese Buddies vor Beginn einer Partie ausgewählt und danach in regelmäßigen Abständen zur Unterstützung herbeigerufen werden können. Diese erscheinen anschließend in der Arena, führen eine Aktion aus und verlassen dann die Bühne – und das alles während der normale Kampf weitergeht. Die Wahl seines Partners sollte man sich dabei gut überlegen, dann dank unterschiedlicher Fähigkeiten können damit Schwächen eines Spielcharakters kompensiert werden und auch neue, komplexere Combos sind möglich. Das Kameo-System wird so nicht nur zu einem netten Feature, sondern zu einem zentralen, taktischen Spielelement, welches vor allem in Mehrspielerpartien über Sieg und Niederlage entscheiden kann.

Warnhinweis

Natürlich verfügt auch Mortal Kombat 1 über den aus den Vorgängern bekannten Ingame-Shop. Darin können kosmetische Ausstattungen wie Skins, Farben, Ausrüstung mittels Drachenkristallen gekauft werden, welche man aber wiederum mittels Echtgeld erwerben muss. Diese haben aber keinen Einfluss auf die Charakterattribute oder das Gameplay. Wer also sein Konto nicht durch Mikrotransaktionen belasten will, der muss das auch nicht tun. Positiv zu erwähnen ist darüber hinaus, dass auch sämtliche andere Spielmodi wie Invasion oder Türme frei von diesen Kaufoptionen sind. Hier können dafür Koins gewonnen werden, mit denen ihr im Schrein ebenfalls Ausrüstungsgegenstände und sonstige Goodies freischalten könnt. Hat mich in Mortal Kombat 11 die Fokussierung auf Mikrotransaktionen und die damit einhergehende Ausrichtung der Spielmodi auf Ressourcen- und Item-Grind noch massiv gestört, tangiert mich dieser nun im neuesten Ableger nur mehr peripher, weil ich ihn schlichtweg ignorieren kann.

Gespielt haben wir übrigens ausschließlich die Playstation 5 Version von Mortal Kombat 1. Zu nahezu gleichen Preis ist aber auch die Nintendo Switch Version erhältlich. Diese nutzt zwar die Unreal Engine 4, muss aber aufgrund der technischen Restriktionen der Hybridkonsole sowohl die Auflösung als auch die Framrate stark limitieren. Das Ergebnis ist eine matschige Darstellung sowie lange Ladezeiten. Zumindest inhaltlich sind aber alle Versionen identisch.

Zusammenfassung

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