Gamers.at
Magazin

Onkel Toms Spieleecke #5 – Juli 2014

Was ich eigentlich überhaupt nicht mag, ist Unpünktlichkeit. Darum ist es vielleicht ein ganz guter Indikator dafür, wie viel ich in letzter Zeit um die Ohren hatte, dass sich meine monatliche Kolumne gleich um ein paar Tage verschoben hat.

Ich will euch auch gar nicht mit den Details langweilen, aber wenn man innerhalb von gut 14 Tagen eine umfangreiche (dafür letzte!) Seminararbeit abgeben, überraschend 22 angehende Medienpädagogen zwei volle Tage unterrichten und einen 10 Wochen-Kurs abschließen soll; eine Hochzeit besuchen und einen neuen Job beginnen darf; und dann noch mit einer Behörde streiten muss, weil – von der Behörde wohlgemerkt – Daten falsch eingepflegt wurden,  die dazu geführt haben, dass man der Republik Österreich angeblich zig tausende Euro schuldet, dann nützt auch (relativ) gutes Zeitmanagement irgendwann nichts mehr … 🙂

Aber es ist alles gut ausgegangen, ich habe gelernt und gelehrt und das Budgetdefizit muss ich auch nicht im Alleingang stopfen. Entsprechend wenig gespielt habe ich die letzten Wochen, aber zumindest Ende Juni waren noch ein paar nette Neuerwerbungen dabei:

Heute Nachmittag erobere ich die Welt

Auch wenn Microsoft gerne und oft vergisst, dass Sie eigentlich auch ein Betriebssystem für PCs vertreiben, habe ich gegen die anhaltenden Re-Releases ihrer Spieleklassiker auf Steam absolut nichts einzuwenden. Nach Age of Mythology hat nämlich auch Rise of Nations eine Frischzellenkur in Form einer „Extended Edition“ bekommen. Erneut sind die technischen und grafischen Verbesserungen zwar hauptsächlich Augenwischerei, aber im Gegensatz zum holprigen Start von Age of Empires II: HD läuft es wenigstens flüssig, verzichtet dafür aber auf eine Steam Workshop Integration. Auf zusätzlichen Content muss man also im Moment noch verzichten, aber was nicht ist, kann ja noch werden …

RoN

Was das Spiel selbst betrifft war ich schon früher etwas gespalten: Dank des umfangreichen Zeitrahmens, der vielen unterschiedlichen Einheiten und der (wahlweise) riesigen Kampagnen gehört es immer noch zu den Besten seines Fachs. Das komplette Fehlen einer Geschichte oder eines roten Fadens hat mich hingegen immer etwas gestört. Darum jetzt bitte noch das Steampunk-Quasi-Sequel Rise of Legends veröffentlichen – das hat nämlich eine ganz nette Geschichte – und Onkel Tom ist glücklich!

Schattenspiele

Es stand bereits im Seitenplan der Dezember-Ausgabe, aber die hat ja nicht mehr sollen sein: Contrast. Vielleicht bin ich da einfach gestrickt, aber sobald mehreren Quellen ein Spiel als „ungewöhnlich“ beschreiben, ist mein Interesse bereits geweckt. In diesem Fall sogar zu recht: Der Puzzle-Plattformer spielt in einer fantastischen Traum/Schattenwelt in der die „Realität“ sich in den zweidimensionalen Schatten abspielt, während die physikalische 3D-Welt Kindern und ihrer Fantasie vorbehalten ist. Das ist auch gut so, denn man spielt Dawn, die imaginäre Freundin der kleinen Didi. Das Mädchen hat es nicht gerade einfach, denn der Vater ist ein erfolgloser Glücksritter und die Eltern leben schon länger getrennt. Die Mutter kann die beiden aber kaum über Wasser halten und das Jugendamt droht damit einzuschreiten, weil Didi regelmäßig ausbüxt. Die Geschichte ist durchaus gut erzählt, aber den besonderen Reiz machen natürlich die schattenbasierten Puzzles aus. Dawn kann nämlich auf Knopfdruck zwischen 2D-Schatten- und 3D-Realwelt wechseln. So kann ein Schatten eines Sonnenschirms zur Brücke zwischen zwei Balkonen werden, oder eine Handgeste hinter einem beleuchteten Fenster als Lift zweckentfremdet werden. Umgekehrt kann der Schatten eines Laternenmasts aber auch zum unüberwindlichen Hindernis werden und eine hellbeleuchtete Stelle wird plötzlich zum bodenlosen Abgrund. Ungewöhnlich und nett bieten die Puzzles auf Dauer aber doch etwas wenig Abwechslung und sind oft nur wegen der schwerfälligen Steuerung mühsam, nicht weil man den Lösungsansatz nicht verstehen würde.

Contrast

Ein Weltkrieg als Kinderbuch

Nach den letzten beiden Rayman-Titeln und Child of Light ist Valiant Hearts der vierte UBIart-Titel aus dem Hause Ubisoft. Wie auch die anderen grafisch in einem ganz eigenen Stil gehalten – ich fühle mich etwas an Kinderbücher erinnert – fasziniert mich bei Valiant Hearts wie nüchtern und harmlos man eine Katastrophe wie den ersten Weltkrieg darstellen kann, ohne sie dabei aber zu verharmlosen. Klingt vielleicht nach einem Widerspruch, aber vielleicht wird die Sinnlosigkeit des Krieges gerade deswegen offensichtlich, weil Gewalt und Tod eben nur die zweite Geige spielen und die Einzelschicksale einer Hand voll Menschen in den Vordergrund rücken. Im Zentrum stehen dabei Emil und Karl, französischer Schwiegervater und deutscher Schwiegersohn, getrennt durch einen Krieg, mit dem beide eigentlich nichts zu tun haben wollen. Es wird auch (bis auf ein, zwei kurze Abschnitte) nicht geschossen, sondern gerätselt, auch wenn der Schwierigkeitsgrad dabei sehr, sehr niedrig ist. Ein gutes, anspruchsvolles (Geschichte) und zugleich anspruchsloses (Rätsel) Spiel, das man mit wachem Verstand konsumieren sollte.

Valiant Hearts

Das war es für diesen Monat auch schon wieder. Nächsten Monat sollte die Kolumne eigentlich wieder pünktlich kommen, denn in nächster Zeit erwartet mich „nur“ die ganz normale Arbeitswoche, die wir alle kennen. Ich freu mich richtig darauf!

Bis dahin, euer Onkel Tom

Links des Monats

Contrast
http://store.steampowered.com/app/224460/

Rise of Nations: Extended Edition
http://store.steampowered.com/app/287450/

Valiant Hearts: The Great War
http://store.steampowered.com/app/260230/

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben