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Turrican Flashback im Test

„WELCOME TO TURRICAN, AH-HAHAHAHAHAHAHA!!!!“ Fast 30 Jahre ist es nun bereits her, dass dieser Satz aus den Lautsprechern meines Fernsehers ertönte. Mit Turrican Flashback ändert sich das jetzt aber schlagartig, denn der ikonische Action-Shooter, der eine ganze Generation an Spielern prägte, kehrt endlich wieder zurück: Zwar lediglich als emulierte Playstation 4 und Nintendo Switch Portierung, diese kann aber auf ganzer Linie überzeugen.

Allen Lesern, welche die 8- und 16-Bit Ära noch hautnah miterlebt haben, muss ich wohl nicht viel zu Turrican erklären. Weil aber nicht alle so alt sind wie ich, hier eine kurze Zusammenfassung. Turrican ist ein actiongeladener Run-and-Gun-Shooter der von Manfred Trenz für den Commodore 64 entwickelt und von Publisher Rainbow Arts 1990 veröffentlicht wurde. Er gilt noch heute als eine der Referenzen, die aufzeigen welche technischen Meisterleistungen auf dem hardwareschwachen Heimcomputer möglich sind. Auch die Portierung für den Amiga reizte sämtliche Coprozessoren des Rechners aus und setzte aufgrund der durchdachten Steuerung und der offenen Levelstruktur auch in Sachen Gameplay neue Maßstäbe. Mit Turrican Flashback wurden nicht nur die ersten beiden Teile in einer gemeinsamen Spielesammlung zusammengefasst, sondern darüber hinaus auch die beiden Versionen für das Sega Mega Drive und das Super Nintendo Entertainment System.

Die Story von Turrican könnte aus einem typischen Actionfilm der Achtziger stammen: Das von Menschen durch Bioengineering geschaffene künstliche Ökosystem der Welt Alterra gerät nach einem Erdbeben außer Kontrolle. Der namenlose Held schlüpft in seinen Kampfanzug, um dort den Endgegner Morgul zu finden und zu vernichten. Das Gameplay von Turrican lässt sich am einfachsten als eine Kombination aus Metroid und Contra beschreiben, denn von ersterem übernimmt es den offenen und riesigen Labyrinth-Levelaufbau, vom anderen den temporeichen Spielablauf. Turricans Hauptwaffe ist ein Gewehr, welches durch das Aufsammeln von Power-Ups verbessert werden kann. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Sekundärwaffen, beispielsweise Granaten, Minen und die Blitzpeitsche, ein sehr starker Strahl, der um 360 Grad gedreht werden kann. Zusätzlich kann sich der Held in einen alles zermalmenden Kreisel verwandeln. Klingt heutzutage alles etwas unspektakulär, war aber im Jahr 1990, vor allem für C64-Besitzer, eine kleine Revolution und stellte alles in den Schatten, was man bis dato auf dieser Plattform spielen konnte.

Bereits ein Jahr später erschien mit Turrican 2: The Final Fight ein Nachfolger. Der wurde zwar zuerst auf dem Amiga veröffentlicht, für das Design war aber erneut Manfred Trenz verantwortlich, der auch die Version für den Commodore 64 programmierte. Die Handlung wurde ausgebaut und der Held bekam endlich einen Namen. Das Flaggschiff der United Planets Freedom Force (UPFF), die „Avalon 1“, wurde von Mutanten geentert und nur ein Besatzungsmitglied überlebt diesen Angriff: Bren McGuire. Dieser schnappt sich seinen Turrican-Kampfanzug und zieht in die Schlacht, um Rache zu nehmen und Frieden sowie Freiheit in der Galaxie wiederherzustellen. Das Waffensystem wurde etwas überarbeitet und die Steuerung angepasst. Dadurch spielt sich alles etwas flüssiger. Auch technisch wurde viel Feintuning betrieben und so entstanden für die Amiga 500- und Atari-ST-Version eine eigene, sogenannte 7-Voice-Routine, welche von Chris Hülsbeck und Jochen Hippel gemeinsam programmiert wurde. Insgesamt gilt unter vielen Fans Turrican 2: The Final Fight als der beste Teil der Spielreihe.

In Turrican Flashback findet man übrigens die Amiga Versionen der beiden Spiele, Fans der Ursprungsplattform, dem Commodore 64, müssen sich daher leider anderweitig umsehen.

Turrican in Super & Mega

Faktor 5 begann ursprünglich direkt nach dem zweiten Spiel mit der Entwicklung eines Turrican 3 für den Amiga. Aufgrund einer sehr aktiven Raubkopierer-Szene, wodurch die Spiele-Entwicklung für Heimcomputer einfach nicht mehr lukrativ genug war, wurde das Projekt jedoch zugunsten von Mega Turrican für den Mega Drive/Genesis vorerst eingestellt. Spielerisch blieb man dabei dem actionreichen Gun-and-Run Gameplay treu. Die größte Neuerung war dabei das Plasma-Seil, das eine Bionic Commando-ähnliche Schaukelmechanik in das Spiel integrierte. Im Gegenzug wurde die „Blitzpeitsche“ und ein Zeitlimit für die Verwendung des Kreisels eingeführt. Eine der sicherlich kontroversesten Änderungen betrifft das Leveldesign, denn anstatt der labyrinthartigen Levelstrukturen ist Mega Turrican weitaus linearer und geradliniger aufgebaut – das Erkunden der Umgebung tritt in den Hintergrund.

Super-Turrican wurde zwar zeitgleich mit Mega Turrican programmiert, war aber ansonsten eine komplett eigenständige Entwicklungen für das Super Nintendo Entertainment System (SNES). Das Gameplay orientiert sich dabei wieder näher an den ersten beiden Spielen, denn der Greifhaken ist weg, dafür wurde der Gefrierstrahl eingeführt, der Gegner kurzfristig außer Gefecht setzen kann. Der Levelaufbau bietet zum Großteil ein Recycling aus den Welten von Turrican I und II, sowie aus einigen Stages die aus Mega Turrican übernommen wurden. Im direkten Vergleich zum Mega Drive-Pendant, merkt man Super Turrican doch sehr deutlich an, dass die Entwickler hier ein paar Abstriche machen mussten und damit einen der schwächeren Teile der Reihe abgeliefert haben.

Auch wenn diese beiden Konsolen-Versionen optisch den Amiga-Spielen durch ihre etwas satteren Farben und geschmeidigeren Animationen etwas überlegen sind, spielerisch sind sich zumindest Mega Turrican und Turrican II ebenbürtig. In Sachen Sound hat dagegen Commodores Heimcomputer mit seinem Paula-Soundchip die Nase vorne, was man auch deutlich hören kann. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sehr wohl noch ein drittes Turrican für den Amiga erschienen ist und sogar ein Super Turrican 2 für das SNES, beide sind aber nicht Bestandteil von Turrican Flashback, sondern ausschließlich in der zweiteiligen Anthology-Edition enthalten, die im April/Mai erscheinen soll.

Turrican Flashback Einstellungen

Viele Optionen, kein Bonus

Jedes einzelne Spiel der Sammlung verfügt über ein individuelles Menü, in dem man aus zahlreiche Optionen auswählen darf. Vor allem in Sachen Grafikeinstellungen wird hier nicht geknausert. Das reicht von gestochen scharfer Pixelgrafik, über eine geglättete Widescreen-Optik bis hin zum klassischen Röhrenbildschirm-Effekt, inklusive den typischen Scanlines. Darüber hinaus sollen zusätzliche dynamische Bildschirmanzeigen, für ein noch moderneres Spielerlebnis sorgen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind hier enorm und wer sich lange damit beschäftigt bekommt ein sehr authentisches Spielerlebnis geboten. Sehr vorbildlich! Bei den Audio-Settings hat man dagegen deutlich weniger Möglichkeiten. Hier kann man lediglich den Stereo-Wert der Paula-Emulation bestimmen und das auch nur bei den beiden Amiga-Spielen.

Darüber hinaus lässt sich auch die komplette Tastenbelegung anpassen. Das ist aber grundsätzlich gar nicht notwendig, denn die Steuerung wurde sehr gut an aktuelle Standards angepasst. So werden die Extra-Waffen und Spezialfähigkeiten nun natürlich nicht mehr mittels Leertaste ausgelöst, sondern lassen sich nun mit den Schultertasten aktiviert. Eine sehr coole und vor allem nützliche Funktion bietet dabei die Rückspul-Taste. Solange man diese drückt wird das Spielgeschehen ganz einfach zurückgespult. Fehler können so sehr schnell wieder ausgemerzt werden. Weil dadurch der eigentlich sehr frustrierende Schwierigkeitsgrad ziemlich aufgeweicht wird, steht diese Funktion nur, genauso wie das Speichern des Spielstandes, nur im Standard-Modus zur Verfügung. Wer Trophäen gewinnen will, der muss darauf verzichten.

Zusammenfassung

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