Gamers.at
Editor's PicksPCReviews

We Are Football im Test

Gerald Köhler – der Mann hinter Anstoß und dem EA Fußball Manager – hat vom populären Ballsport offensichtlich immer noch nicht genug. Ganze elf Jahre nach seinem letzten Streich bringt er mit We Are Football sein neuestes Werk auf den Markt. Nach eigener Aussage will er damit den traditionellen, deutschsprachigen Manager ins 21. Jahrhundert bringen und die legendäre Anstoß-Reihe inoffiziell fortführen.

Zuhause auf der Couch, ausgestattet mit Bier, Chips und Fernbedienung, weiß man ganz intuitiv was der Trainer falsch gemacht hat, wenn die Lieblingsmannschaft wieder einmal verliert. Nichts wünscht man sich in diesem Moment mehr, als am Spielfeldrand zu stehen und den Jungs einmal zu erklären wie Fußball eigentlich geht. In so einem Moment hilft es auch nicht, den Fernseher anzubrüllen. Egal wie laut man dabei ist oder welches Vokabular man verwendet. Da schafft We Are Football Abhilfe!

We are Football Screenshot5

Willkommen auf dem Rasen von We Are Football

Um die Nerven zu beruhigen und das eigene Team endlich zum verdienten Erfolg zu führen, gibt es zum Glück ein digitales Spielfeld auf dem endlich alles richtig gemacht werden kann. Gerald Köhler hat vor knapp dreißig Jahren dieses Spielfeld das erste Mal betreten. Im Jahr 2021 soll sich alles wie damals anfühlen. Im modernen Gewand.

We Are Football lässt uns zu Beginn die Wahl, wie wir unsere Karriere starten wollen. Entweder wählen wir einen vorhandenen Club oder wir stellen uns einer lockeren Fragerunde, die unseren Charakter analysieren soll und uns aufgrund des Ergebnisses drei passende Vorschläge unterbreitet. Da wir als frisch gebackener Manager natürlich bei null starten, hören die gebotenen Alternativen dann auf weltbekannte Namen wie SV Rödinghausen oder SC Wiedenbrück.

Leider beschränken sich die vorhandenen Lizenzen auch ausschließlich auf die deutsche Bundesliga sowie 2. Liga. Als österreichischer Fan muss man sich dann mit Violett Wien oder Angriff Graz begnügen. Aufgrund des umfangreichen Editors und mittlerweile frei verfügbaren Datensätzen kann das aber schnell geändert werden.

Schließlich unterschreiben wir unseren ersten Managervertrag und machen uns an die Arbeit.

Ein Plan muss her

Der erste Arbeitstag in We Are Football fungiert gleichzeitig als In-Game-Tutorial. Alles was wir anklicken, wird von einer sprechenden Pfeife erklärt, die starke Ähnlichkeit zum allgegenwärtigen Ball aus Anstoß aufweist. Überhaupt wirkt das ganze Interface sehr verspielt und versprüht vom ersten Moment das Flair von anno dazumal.

Neu und gewöhnungsbedürftig ist der Kalender, in den wir jeden Termin eintragen müssen, den wir in der folgenden Woche wahrnehmen wollen. Unser Arbeitspensum wirkt sich nämlich auf unsere Gesundheit aus und wenn wir es übertreiben, landen wir ganz schnell im Burnout. Wir verabreden uns also mit dem Vorstand für Budgetverhandlungen, schauen einen Vormittag lang der Jugend beim Training zu und organisieren nebenbei noch eine Charity Gala. Das muss für den Anfang reichen denn ist der Wochenverlauf erst einmal gestartet, gibt es kein Zurück mehr. Nachträgliche Änderungen sind nicht vorgesehen.

Die Organisation sollte daher stets gut durchdacht sein und weniger wichtige Aufgaben von den dringenden Fällen getrennt werden. Es ist aber auch vorgekommen, dass an einem Mittwoch plötzlich die Hälfte der Mitarbeiter einer bestimmten Abteilung in Krankenstand geht und man keine Möglichkeit hat, darauf zu reagieren. Das ist dann eben einfach so.

Spieltag

Nachdem wir also unseren Wochenkalender mit allerhand Terminen vollgekritzelt haben, sehen wir uns den Kader einmal genauer an. Schließlich wird am Platz über Sieg oder Niederlage entschieden.

Wirklich viel erfahren wir über unsere Mannen allerdings nicht. Grundstärke, Talent und ein paar oberflächliche Informationen zu den individuellen Fähigkeiten. Dazu noch eine spezielle Rolle wie Anführer oder Analytiker. Ein wirkliches Bild über die Vor- und Nachteile eines Spielers lässt sich aus den vorhandenen Informationen aber nicht zeichnen und so entscheidet oft auch der Zufall, ob das Team zusammenpasst. Was bei der Vereinsorganisation an Detail im Überfluss vorhanden ist, fehlt bei der Darstellung der Spielerdaten umso mehr. Irgendwie seltsam.

Im Training lassen sich die individuellen Fähigkeiten immerhin weiter hochschrauben aber an diesem Punkt offenbart sich erstmals die Dualität von We Are Football. Offensichtlich hielten die Entwickler die Möglichkeit jedem Neugeborenen der Stadt einen Strampler in Vereinsfarben schenken zu können für wichtiger, als die Hauptprotagonisten mit ordentlichen Statistiken und Werten auszustatten.

Sobald wir alles organisiert haben und unser Spieler mehr oder weniger gut kennen, fiebern wir dem ersten Match entgegen. Endlich können wir uns mit unseren Rivalen messen und die ersten Schritte Richtung Erfolg gehen.

Die Präsentation der Begegnungen lässt uns allerdings ganz schnell mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen auf den Bildschirm starren. 3D-Spiel mit flüssigen Animationen? Textmodus mit launigen Sprüchen und Zitaten? Ein mitreißender Zusammenschnitt der besten Szenen? All das bleibt Wunschdenken. Stattdessen wird uns das Foto des jeweils ballführenden Spielers auf einem Spielfeld angezeigt. Dazu die ausgeführte Aktion. Irgendwann wird das unterbrochen durch Tore, Fouls und was sonst noch so im Fußball passiert. Ernsthaft? Das hat man schon lange vor dem Jahr 2021 wesentlich besser und mitreißender gesehen. In dieser Form verkommen die Spieltage leider zu einem unmotivierten Herumgeschiebe eines virtuellen Balles.

Zusammenfassung

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben