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Demon’s Souls im Test

Wer mein Review zu Devil May Cry 5 für die neuen Konsolen gelesen hat, kennt mein Plädoyer: statt „Next Gen“, sollten wir PS5 und XSX als „Re Gen“ bezeichnen. Und der wohl wichtigste Grund für diese, meine Meinung ist das mit Abstand beste Launch-Spiel dieser neuen Spielemaschinen: Demon’s Souls!

Das erste, was einem bei Demon’s Souls unweigerlich ins Auge sticht, ist nicht etwa das scharfe Ende eines Bastardschwertes, sondern die atemberaubende visuelle Präsentation des PlayStation 5-Launch-Titels. Wer hätte gedacht, dass ein im Nebel versunkenes, altes Königreich der ultimative Rahmen für ein Schaulaufen der technischen Fähigkeiten einer Konsole sein könnte. Und doch ist es so. Wobei: Vielleicht ist es ja gerade die allgegenwärtige Tristesse und der Verfall, der die optischen Highlights umso mehr glänzen lässt. Und das tun sie!

Ob es nun die unglaublich detailliert umgesetzte Umgebung ist, die natürlich auch perfekt in jeder Lacke reflektiert wird (#Raytracing), ob es die glaubwürdig lodernden Flammen sind, die von Fackeln und Schwertern aufsteigen oder euch als mal als Feuerball entgegenfliegen, oder ob es die faszinierenden Schattenspiele sind, die in Einklang mit den Flammen und anderen, mystischen Lichtquellen die Atmosphäre in neue Höhen katapultieren: Demon’s Souls sieht zu keinem Zeitpunkt weniger als absolut fantastisch aus.

Fühl den Schmerz!

Aber knackscharfe Texturen und hübsche Raytracing-Effekte sind bei Weitem nicht das einzige, das Bluepoints Remake zu bieten hat um euch die neue Sony-Hardware vom ersten Moment ans Herz wachsen zu lassen. Auftritt Dual Sense-Controller! Er zieht euch auf eine Art und Weise in die Spielwelt, von der das Original aus 2009 nicht einmal zu träumen wagte. Die Kombination aus haptischem Feedback und über das Mikrophon übertragenen Audiohinweisen verleiht fast jeder Aktion eine ganze Reihe neuer Nuancen. Und das Wort „Nuancen“ ist dabei bewusst gewählt. Es ist nämlich nicht so, dass diese Effekte euch mit Nachdruck ins Gesicht klatschen wie ein schwungvoll geführter Morgenstern. Nein, sie sind viel diffiziler – fallen erst kaum auf. Und doch machen sie einen Mords-Unterschied! Perfektes Parieren fühlt sich dank passender Sound-Effekte direkt aus dem Controller noch ein bisschen befriedigender an. Das Zuschlagen und -Stechen bekommt durch die sehr feinfühlig abgestimmten Rumble-Effekte gefühlt noch mehr Wucht. Fein!

Natürlich sollte man sich aber hüten, sich zu sehr an den technischen Feinheiten von diesem außergewöhnlichen Remake zu ergötzen. Denn bei allen Änderungen an der Technik, blieb eine Sache aus dem Original doch fast vollends erhalten: Der saftige Schwierigkeitsgrad. Nur eine kleine Unachtsamkeit, einmal etwas zu ungeduldig oder gierig gewesen und versucht „noch EIN mal“ zuzuschlagen, obwohl man eigentlich schon hätte blocken oder ausweichen sollen und alles kann vorbei sein. Ja manchmal reicht es sogar, nur einen Schritt zu wenig gegangen zu sein – wenn man etwa dem feurigen Atem eines Drachen ausweichen sollte: Instant-Death.

Aber auch hier verschafft moderne Technik ein wenig Abhilfe. Dank Sonys neuer Overlay-Möglichkeiten der PS5 kann man sich direkt im Spiel eines der fast 200 Videos ansehen, die einem zu den unterschiedlichsten Stellen im Spiel Hilfestellungen bieten. Ein Feature, das vor allem Anfänger bzw. Serienneulinge spätestens bei den Boss-Fights sicher zu schätzen wissen werden.

Hart, aber fair

Was hingegen absolut jeden freuen wird – immerhin soll es ja auch vorkommen, dass erfahrene Spieler hier öfter mal ins virtuelle Gras beißen – ist die quasi vollständige Eliminierung von Ladezeiten. Den erwähnten „einen Schritt zu wenig“ gemacht zu haben, führt also natürlich zwangsläufig zur unfreiwilligen Rückkehr in den Nexus (den Hub des Spiels, aus dem man in die unterschiedlichen Welten starten kann um Dämonenseelen zu sammeln), aber nicht dazu, dass man erst mal entspannt in die Küche marschieren kann, um sich was zum Trinken zu holen. Das geht nämlich quasi augenblicklich. Es gleich noch einmal probieren zu können, statt ständig Ladebildschirme anstarren zu müssen, macht das quasi zum Gameplay-Rezept der Souls-Reihe gehörende Trial-and-Error-Hamsterrad deutlich erträglicher … ohne dabei etwas von seiner über die Maßen großen Befriedigung abzuzwacken, wenn man es doch endlich geschafft hat, dieses mit Fallen gespickt Labyrinth zu überstehen oder eben diesen Dämon zu erledigen, der mit Leichtigkeit den gesamten 4K-Bildschirm ausfüllt.

Es sind aber nicht nur die großen Erfolge, die einen hier freuen – auch die kleinen. Die, die so „nebenbei“ zu beobachten sind: Wenn man beispielsweise den einen Ritter, den man in seinen ersten Durchgängen noch „gerade so“ bezwungen hat, nach ein paar Stunden dank gewonnener Routine, hochgeleveltem Charakter und besserer (gefundener oder mit erbeuteten Seelen gekaufter) Ausrüstung mühelos wegputzt.

Und ja: Ihr braucht sie, die paar Stunden des Einarbeitens. Nennenswerte Tutorials gibt es nämlich keine. Und selbst in Sachen Charakter-Entwicklung (was durchaus komplex geraten ist) und Items heißt es oft, einfach mal auszuprobieren was was so bringt und kann. Denn die Beschreibungstexte sind oft vage und wenig-sagend. Klar: Das kann man dem Spiel nun eigentlich als Design-Schwäche vorwerfen. Aber irgendwie auch nicht. Denn euch absolut nichts auf die Nase zu binden ist quasi der Grundpfeiler, auf dem Demon’s Souls aufbaut. Immerhin will hier selbst Story will eigenständig entdeckt werden; so etwas wie „Navigationsmarker“ oder dergleichen sucht man vergebens. Es heißt sich umzusehen, auszuprobieren und zu lernen. Und genau deswegen ist hier auch wirklich jeder Erfolg so erfüllend. Weil es tatsächlich EUER Erfolg ist. Niemand hat geholfen – im Gegenteil.

Zusammenfassung

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