Gamers.at
Editor's PicksGamingPCReviews

Terminator: Dark Fate – Defiance im Test

Mit Terminator: Dark Fate – Defiance bringt Publisher Slitherine den verzweifelten Kampf der Menschheit gegen die AI von Skynet als Echtzeitstrategiespiel auf den PC. Eine tolle Story mit vielen Entscheidungen, schwierigen Gefechten und dem Management unserer kleinen Armee. Können wir verhindern, von den emotionslosen Robotern vollkommen ausgelöscht zu werden?

Niemand hätte 1984 erwartet, dass der low-budget Kinofilm Terminator sich zu einer der bekanntesten Marken Hollywoods entwickeln würde. Für den Regisseur James Cameron war er der Durchbruch, und Arnold hat damit seine Rolle als eine DER Action-Ikonen der 80er gefestigt. Heute gibt es nicht nur mehrere Kinofilme, sondern auch unzählige Bücher, Comics, Merchandisingartikel und natürlich Computerspiele aus dem Terminator-Universum. Das letzte große Terminator-Computerspiel war der hervorragende Shooter Terminator: Resistance aus dem Jahr 2019. Ein Echtzeit-Taktikspiel gab es bisher noch nicht – das hat sich nun geändert.

Die Menschheit steht am Rande der Auslöschung. In der Kampagne von Terminator: Dark Fate – Defiance übernehmen wir das Kommando über eine der wenigen verbleibenden Einheiten der Menschen, die verzweifelt gegen die amok-laufenden Killerroboter von Skynet kämpft. Die weltumspannende, künstliche Intelligenz Skynet hat vor 10 Jahren beschlossen, dass die Menschheit die größte Gefahr für sie selbst darstellt und es daher das Beste für Skynet wäre, wenn man die Menschheit auslöscht. Und das versucht sie auch umzusetzen. Was bei Erscheinen des Films 1984 noch von kaum jemanden für möglich gehalten wurde, scheint heutzutage zumindest tatsächlich vorstellbar.

Der Judgement Day ist nun schon 10 Jahre her, und unsere Truppe ist immer noch vergleichsweise gut ausgerüstet. Uns stehen (begrenzte Mengen) der heute (in der Realität) verfügbaren Ausrüstung der US-Army zur Verfügung. Schwere Abrams Kampfpanzer, Stryker-Schützenpanzer, Bradleys, Humvees, Javelin Panzerabwehrrakten… all das Zeug, mit dem heute die Ukraine gegen die Russen kämpft. Auch Blackhawk Hubschrauber und futuristische Geschütztürme sind vorhanden. Keine Ahnung, wer die Dinger noch produziert oder zumindest die Munition dafür herstellt und die Wartung durchführt. Jedenfalls sind wir den Robotern zwar zahlenmäßig deutlich unterlegen, können sie aber im direkten Gefecht unter Ausnutzung taktischer Vorteile durchaus besiegen. Die Situation ist also nicht ganz so dramatisch wie in den Filmen, als die Roboter mit (fast) unzerstörbaren Kampfmaschinen die nur mehr sehr schwach bewaffneten Reste der Menschen gejagt und vernichtet haben.

Terminator: Dark Fate – Defiance ist kein typisches Echtzeit-Taktikspiel. Hier geht es nicht nur um den Kampf und die Bewegung eurer Einheiten, sondern auch sehr massiv um die Geschichte. Während der Missionen prasseln andauernd Konversationen auf euch ein, denen ihr auch zuhören solltet. Die Missionsziele ändern sich regelmäßig. Immer wieder sind in Multiple-Choice Gesprächen Entscheidungen zu treffen. All das kann nervend sein, wenn ihr nur ein typisches Command & Conquer Echtzeitgefecht spielen wollt. Das Spiel erlaubt keine Massenproduktion von Einheiten, sondern  legt seinen Schwerpunkt auf die Geschichte und einzelne kleine Gefechte. Primitive Missionsziele wie „vernichte alle Gegner“ gibt es hier nicht. Auch der Teil zwischen den Missionen ist wichtig, hier müsst ihr nämlich eure Einheiten wieder auf Vordermann bringen (oder auflösen) und auf der Übersichtskarte durch New Mexico navigieren. Hoffentlich habt ihr während der letzten Mission nicht zu viele Verluste erlitten und außerdem genug Ressourcen erbeutet. Das Spiel spielt zwar in einem vollkommen anderen Szenario, aber es gibt doch einige Parallelen zum kürzlich erschienenen Last Train Home.

Terminator: Dark Fate - Defiance defense

Micromanagement

Terminator: Dark Fate – Defiance ist ein Echtzeit-Taktikspiel. Unsere Truppen sind wertvoll, wir können nämlich keine nachproduzieren. Manchmal erhalten wir aber Verstärkung an bestimmten Stellen während der Missionen, oft auch für die Erfüllung von optionalen Nebenzielen. Wir steuern kleine Infanterieeinheiten in der Stärke von 2-7 Mann, je nachdem um welche Einheit es sich handelt. Scharfschützen, Infanterie, Panzerabwehrtruppen, Pioniere und so weiter. Fahrzeuge werden einzeln gesteuert. Jede Einheit kann sich hinlegen oder in Gebäuden (mit unterschiedlich starkem Schutz, je nach Gebäude) positionieren, um weniger Schaden zu nehmen. Auch hinter natürlichen Barrieren kann Deckung genommen werden. Einheiten haben oft Spezialfunktionen, so können Pioniere Minen (Panzer- oder Personenminen) legen oder entfernen. Einheiten haben verschiedene Waffen, die alle ihre eigene Menge an Munition haben. Ohne Munition geht gar nichts, und die vier mitgetragenen Fire-and-forget Panzerabwehrraketen einer Panzerabwehreinheit sind beispielsweise sehr schnell verschossen. Unter Beschuss verlieren Einheiten Gesundheit und Soldaten, aber zumindest die Verletzungen werden geheilt, wenn sich die Soldaten ohne Feindkontakt irgendwo verstecken können. Gefallene Soldaten lassen ihre Spezialausrüstung am Boden liegen, die dann von anderen Soldaten aufgenommen werden kann. Die Sichtbarkeit der Einheiten spielt eine große Rolle – ihr könnt Gegner unter Beschuss nehmen, die euch noch gar nicht gesehen haben.

Fahrzeuge können Truppen transportieren. Beschädigte Fahrzeuge können repariert werden, wenn noch genügend Ersatzteile vorhanden sind. Es werden einzelnen Systeme beschädigt, beispielsweise fällt der Turm aus oder die Räder werden weggeschossen. Oder ein Crewmitglied stirbt. Fahrzeuge benötigen Treibstoff und Munition, dazu natürlich auch eine Besatzung. Verschiedene Einheiten können verschiedene Fahrzeuge bedienen – einen Humvee kann schnell jemand fahren, mit einem Panzer schon weniger und für Hubschrauber braucht man ausgebildete Piloten. Zum Auffüllen der Munition und des Treibstoffes gibt es eigene Versorgungsfahrzeuge und Punkte. (Manche) Einheiten werden von Mission zu Mission mitgenommen, inklusive der verschossenen Munition und der Beschädigungen. Zwischen den Missionen können wir unsere Einheiten mit Ausrüstung versorgen, gefallene Soldaten ersetzen, Fahrzeuge reparieren – sofern wir genug Ressourcen haben. Also im Regelfall nicht. Leicht macht es einem das Spiel nicht gerade.

Terminator: Dark Fate - Defiance hill

Storymode

Die Missionen sind recht zackig durchgetaktet. Verteidigt diesen Punkt, befreit diesen Ort, bringt Munition an die Front, legt hier ein Minenfeld, beschützt diesen NPC, zieht euch dorthin zurück… und am besten alles gleichzeitig. Wie gut, dass ihr das Spiel jederzeit pausieren könnt, und auch während der Pause noch Befehle erteilen dürft. Während der Missionen kommt es kontinuierlich zu neuen Situationen, die von unseren Einheiten, den NPCs und unseren Kommandanten (die auch laufend neue Befehle erteilen) kommentiert werden (mit voller Sprachausgabe und Text). Wir können uns diese Konversationen bzw. Funksprüche jederzeit (auch im Pausemodus) noch einmal anschauen, wenn wir sie im Eifer des Gefechtes überhört oder nicht vollständig verstanden haben. Die (sich immer wieder ändernden) Missionsziele werden jedenfalls laufend angezeigt. Nach der dritten Mission geht es so richtig los und es sind eine Menge Entscheidungen zu treffen. Wir befinden uns mit den Überlebenden aus der dritten Mission in New Mexico, auf der Flucht vor den Robotern. Wir treffen einige in der Gegend lebende Menschen, die in ihren zerstörten Häusern leben, während Gangs Schutzgelder erpressen. Die Gangs und ihre Fahrzeuge könnten direkt aus Mad Max stammen. In Multiple-Choice Gesprächen können wir sie auf unsere Seite bringen oder auch mit ihnen in Konflikt geraten. Wir erhalten Quests innerhalb der Mission, und es gibt mehrere Möglichkeiten, die Hauptziele zu erfüllen – wobei auch die Nebenziele sinnvoll sind und oft Belohnungen mit sich bringen. Die Story entwickelt sich langsam. Die Terminatoren, die Menschen bisher einfach eliminiert haben, beginnen plötzlich Gefangene zu machen. Was sie wohl mit denen vorhaben?

Im Gefecht

Im Kampf schwirren die Geschosse durch die Gegend – aber bei weitem nicht jeder Schuss trifft. Hier ist es nicht wie bei vielen anderen klassischen Echtzeitstrategiespielen, wo jeder abgegebene Schuss automatisch den Gegner beschädigt, sondern es erinnert schon fast an „realistische“ Simulationen wie die Combat Mission Reihe, wenn die Roboter ohne Rücksicht auf Verluste und wild ballernd auf unsere Positionen vorrücken und unsere Soldaten das Feuer aus der Deckung oder liegend erwidern und nicht jeder Schuss tatsächlich trifft. Die Karte kann in alle Richtungen gedreht werden, mit dem Mausrad könnt ihr den Bildausschnitt zoomen. Eine kleine Übersichtskarte zeigt jederzeit eure (und die im Sichtfeld befindlichen feindlichen) Einheiten, ebenso wie die Missionspunkte. Das Spiel kann jederzeit gespeichert werden.

Die Kampagne spielt ausschließlich auf Seiten der Menschen. Das Spiel bietet jedoch einen Multiplayermodus (1v1, 2v2) mit sieben Karten, in dem ihr auch die Roboter übernehmen könnt. Im Multiplayer steht auch eine dritte Fraktion (die NPC-Gangs vom Hauptspiel) mit ihren wie aus Mad Max stammenden Vehikeln zur Auswahl. Ich habe bei meinem Versuch, online zu spielen leider keinen menschlichen Gegner gefunden. Neben dem Online-Modus könnt ihr auch auf vier Skirmish-Karten gegen die KI kämpfen und jede der drei Fraktionen auswählen. 3440×1440 funktioniert nicht ordentlich, es wird oben und unten ein Teil des Bildschirmes abgeschnitten – ziemlich schwach für eine Neuerscheinung einer derart großen Marke. Die Entwickler sind sich dessen inzwischen aber bewusst und es ist eine Fehlerkorrektur in den nächsten Wochen angekündigt. Die Grafikeinstellungen sind generell ein wenig dünn ausgefallen, immerhin wird VSync unterstützt.

Zusammenfassung

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben