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A Total War Saga: TROY im Test

Der neueste Ableger der A Total War Saga Serie führt uns so weit in die Vergangenheit wie kein anderer Total War-Titel bisher. Und zwar in die Zeit des Trojanischen Krieges, wie nicht schwer zu erraten ist. Die Saga Serie wird laut Entwickler gerne für Experimente hergenommen, sehen wir uns also an was in A Total War Saga: TROY für Neuerungen zu finden sind und wie gut sie mit dem Kern-Gameplay zusammenspielen.

Wer kennt sie nicht, die Geschichten des Trojanischen Kriegs in denen von Heldentaten, epischen Schlachten und einem gigantischen hölzernen Pferd berichtet wird – oder so ähnlich. Für diejenigen an denen die Ilias komplett vorbeigezogen ist, oder so wie mir eine kleine Auffrischung nicht schaden würde, sei hier nochmal die Kurzfassung angeführt: Paris, Sohn des trojanischen Königs, entführt Helena, die Ehefrau des Königs von Sparta. Das lassen sich die Griechen natürlich nicht gefallen und machen sich auf, Helena zurückzuholen. Und genau an dieser Stelle beginnt A Total War Saga: TROY auch schon. Zunächst darf man sich aussuchen, ob man dem Konflikt auf Seite Trojas oder der Achaier, sprich Griechen, beitreten will. Dabei wählt man nicht unbedingt Herrscher aus, in deren Rolle man schlüpft, sondern einen sogenannten Helden. Zur Auswahl stehen dabei unter anderem Achilles, Odysseus, aber auch Menelaos und Paris. Aber keine Sorge, das ändert nichts daran, dass man wie für die Total War Serie üblich, Siedlungen und Armeen verwaltet. An diesem Kern hat sich auch allgemein wenig geändert. Man rekrutiert Einheiten, baut Verbesserungen in Städten, verteidigt diese und erobert neue Gebiete. Dazwischen gilt es noch sich mittels Diplomatie den einen oder anderen Vorteil zu verschaffen. Wie gehabt darf man bei Schlachten selbst Hand anlegen, um zu versuchen eine aussichtslos wirkende Situation in einen heroischen Sieg umzuwandeln. Dies gelingt, nicht zuletzt dank der Helden, die nicht nur als Generäle fungieren, sondern auch Spezialfähigkeiten und besondere Ausrüstung erlangen können, durchaus des Öfteren und fühlt sich richtig gut an. Der stärkere Fokus auf Personen schlägt sich auch darin nieder, dass man Agenten rekrutieren kann. Diese haben eine Reihe von Fertigkeiten, die von Stabilisierung der eigenen Region bis hin zur Ermordung feindlicher Generäle reichen. Das Problem hier ist leider wie so oft, dass auch den anderen Mächten Agenten zur Verfügung stehen. Zusammen mit der relativ hohen Anzahl an kleineren Staaten die alle ihre eigene Agenda haben, führt dies zu unangenehm langen Wartezeiten, bis man nach Ende der eigenen Runde wieder zum Zug kommt. Und das schon kurz nach Beginn einer neuen Kampagne.

Sparta und Co VS Troja

Der Konflikt, der im Grunde zwischen zwei Mächten besteht, hat zumindest oberflächlich einen interessanten Einfluss darauf, wie man sich als Spieler verhält. Je nachdem welche Seite man wählt hat man nämlich nicht nur die üblichen Siegesbedingungen, wie etwa totale Kontrolle über genügend Gebiete zur Verfügung. Zusätzlich hat man auch die Option zu gewinnen, indem man den trojanischen Krieg beendet. Auf Seite der Achaier beispielsweise durch die Eroberung von Troja. Tatsächlich fand ich mich als der Grieche Agamemnon eher dabei schnell mehr Land erobern zu wollen, während ich auf Seite Trojas defensiver spielte. Ob das tatsächlich gute Strategien waren, sei freilich dahingestellt. Ein weiterer Faktor, der zu differenziertem Gameplay beitragen kann, ist das Religionssystem. Denn der Gott des Meeres Poseidon ist beispielsweise nicht gut auf Trojas Mauern zu sprechen – ist eine lange Geschichte – und sorgt daher immer wieder für Erdbeben in der Region. Die Götter in A Total War Saga: TROY sind allerdings nicht nur rachsüchtig. Durch gewisse Aktionen, wie den Bau eines Tempels, kann man sich mit ihnen sogar gut stellen. Gute Beziehungen mit einem Angebeteten sorgen für diverse passive Boni, wie etwa eine zufriedenere Bevölkerung. Dabei muss man sich übrigens nicht auf einen einzigen Gott beschränken. Wer sich nicht allein auf übernatürliche Hilfe verlassen will, darf auch verstärkt auf Diplomatie setzen. Dank neu eingeführter Ressourcen wie Bronze, ist das auch schwer zu empfehlen. Daher gilt es nicht nur militärische Allianzen zu schmieden. Es lohnt sich auch Freunde zu bewahren, die einem helfen können Phasen zu überbrücken, in denen einem sonst etwa Nahrung für die Armee ausgehen würden.

Mythos oder Wahrheit

A Total War Saga: TROY versucht den Anschein zu erwecken historisch plausibel zu sein, will sich aber auch nicht selbst um den Schatz an fabelhaften Kreaturen bringen, den griechische Mythologie bietet. Meines Erachtens nach, gelingt der Spagat hier allerdings nur mäßig. So bekommt man zwar die Gelegenheit Einheiten wie Minotauren, oder Satyrn zu rekrutieren, diese werden aber als mehr oder weniger normale Menschen dargestellt. Etwa trägt der Minotaurus einfach einen Stier Totenkopf als Helm. Wenn mir die Option gegeben wird einen Satyr in meiner Armee zu haben, hätte ich nunmal gerne wirklich ein mythologisches Mischwesen, vielleicht sogar mit Ziegenbeinen, aber jedenfalls keinen alten Mann mit Panflöte. Hätte man sich also etwas weniger künstlerische Freiheiten genommen, etwa bei den Rüstungen der Helden, dann wäre das vielleicht noch einfacher zu verkraften gewesen. Aber im Ganzen wirkt die Mischung aus Mythos und historischer Korrektheit für mich nicht ganz stimmig. Hier wurde die Chance verpasst, sich komplett auf eine fantastischere Welt einzulassen und einen wirklich unüblichen und möglicherweise sehr spannenden Total War-Titel zu schaffen. Oder jedoch mutig genug zu sein sich auf Fakten zu verlassen, soweit möglich. Sehr gut gelungen ist dafür die Integration von Bildern im antiken Stil in die Spielwelt selbst. Beispielsweise verliert sich der Rand der Karte nicht im Nichts, sondern verläuft gen Horizont in eine dem Kunststil der Epoche nachempfundenen Zeichnung von Gebirgen. Allgemein gibt es rein visuell zwar keine großartigen Fortschritte, aber auch kaum etwas auszusetzen. Das Benutzerinterface, beziehungsweise die Dialoge könnten stellenweise kleinere Verbesserungen vertragen, um etwas klarer zu werden. Man gewöhnt sich jedoch rasch daran.

FAZIT

Im Kern wird A Total War Saga: TROY der Total War Serie absolut gerecht. Die manuell geführten Schlachten machen Spaß wie eh und je. Trotz vieler kleinerer Änderungen findet man sich schnell zurecht, zumindest wenn man mit dem Genre einigermaßen vertraut ist. Das liegt vermutlich daran, dass viele der Neuerungen zwar nicht unbedingt oberflächlich sind, aber eher als zusätzliche Hilfen dienen, anstatt komplett neue Mechaniken einzuführen. Die Kehrseite dieser Medaille ist natürlich, dass man die bekannte Formel vielleicht nicht ganz so erfrischt, wie möglich gewesen wäre. Eine gewisse Unentschlossenheit zeigt sich für mich auf darin wie die mythologischen Komponenten des Quellenmaterials umgesetzt wurden. Statt sie entweder anzunehmen und damit in eine ganz neue Richtung zu gehen oder sie komplett aufzugeben und sich auf Fakten zu konzentrieren, entschied man sich für einen unbefriedigenden Mittelweg. Gut funktioniert hat dafür wieder was aus der Kulisse des Trojanischen Kriegs gemacht wurde. Nicht nur schlägt sich dieser Hintergrund in den Fraktionen nieder, sondern auch darin wie man an seine Strategie herangeht. Auch wenn möglicherweise nicht alles vorhandene Potenzial ausgeschöpft wurde, macht all das A Total War Saga: TROY für mich zu einem sehr empfehlenswerten Titel.

Was ist A Total War Saga: TROY? Ein rundenbasiertes Strategiespiel zur Zeit des Trojanischen Kriegs
Plattformen: PC, Mac
Getestet: auf PC Intel Core i7-7700HQ, 16GB RAM, GeForce GTX 1050
Entwickler / Publisher: Creative Assembly, Feral Interactive, Creative Assembly Sofia / Feral Interactive, Sega
Release: 13. August 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8

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