Das mit über einer Million Wunschlisteneinträgen auf Steam meisterwartete Echtzeitstrategiespiel das Jahres ist erschienen! Nach einer längeren Beta-Phase ist Broken Arrow nun endlich veröffentlicht worden. NATO gegen Russland – Spitzengrafik, Mehrspielermodus, Einzelspielerkampagne – hat Publisher Slitherine die neue Genrereferenz herausgebracht?
Eines ist jedenfalls klar – das Genre der Echtzeitstrategiespiele lebt! Nachdem erst kürzlich das tolle Command & Conquer-inspirierte Tempest Rising erschienen ist, bedient Broken Arrow die Fans realistischerer Szenarien mit einem offenen Konflikt zwischen russischen und NATO Truppen im Baltikum.
Eine NATO Übung mit 40.000 Soldaten (und massenhaft Material) in Litauen, während nur ein paar Kilometer weiter die Russen ebenfalls eine vergleichbar große Übung abhalten? Da kann ja nichts schief gehen! In der ersten Mission übernehmen wir die Rolle eines Majors der amerikanischen Streitkräfte, der einen Gesandten der Regierung mit einem Humvee durch das Manövergebiet führen muss. Dabei werden uns gleich einmal die verschiedenen Einheiten vorgestellt – Stryker mit Granatwerfern zur Artillerieunterstützung, Patriot und Avenger für die Luftabwehr, 70 Tonnen schwere Abrams für gepanzerte Ziele, riesige Chinook Hubschrauber zum Transport von Truppen und Material, Versorgungs-LKWs für Munition und Reparaturen, Panzerabwehrraketen, Scharfschützen, A-10 Erdkampfflugzeuge, Harrier Senkrechtstarter und schließlich noch eine F-15 für eine Luftkampfdemonstration. Hier taucht aber plötzlich ein Ziel in der Luft auf, das eigentlich nicht am Übungsplan gestanden hat… und schon beginnt die Story so richtig.
Ihr wählt zwischen drei Schwierigkeitsgraden, hört euch die Missionsbriefings an, könnt manchmal auswählen, welche Mission ihr als nächstes angeht, und schon geht es auch los. Eine Luftlandeoperation, eine amphibische Landung mit Unterstützung durch die Geschütze eines Kriegsschiffes, verzweifelte Abwehrkämpfe gegen anstürmende Gegnerhorden – keine Mission ähnelt der letzten.
Unterschiedliche Munitionsarten, mehrere Waffensysteme auf einem Fahrzeug, verschiedene Beschädigungen, begrenzte Munition… es gibt allerhand, auf das ihr achten müsst. Treibstoff ist nur bei Luftfahrzeugen relevant (und beschränkt ihre Einsatzdauer), bei Bodeneinheiten spielt aber dafür Moral eine große Rolle – Einheiten unter Beschuss können schon einmal in Panik verfallen. Einheiten können sich im Wald verstecken und Gebäude betreten. Sie bewegen sich auf Wegen schneller als über die Wiese. Die Karten sind nicht flach – geht in einer Mulde in Deckung, versteckt euch hinter einer Erhebung oder feuert von oben herab auf den Gegner. Neue Einheiten werden nicht gebaut, sondern gekauft und erscheinen dann recht schnell am Schlachtfeld. Das System erinnert an vergleichbare Games wie WARNO oder Steel Division 2. Je größer eure Armee, desto teurer werden neue Einheiten.
Multiplayer – aber nur in großer Gruppe!
Neben dem umfangreichen Einzelspielermodus mit 19 Missionen (ihr spielt im Laufe der Story auf beiden Seiten) ist Broken Arrow natürlich vor allem für den Mehrspielermodus entwickelt worden. Hier gibt es derzeit vor allem Karten, die für größere Gefechte (3v3 oder gar 5v5) gedacht sind, was auch gleich zu einiger Kritik der ersten Käufer geführt hat. Die Entwickler haben daher zügig auch die Möglichkeit freigeschalten, 1v1 Partien zu spielen. Die (großen) Karten sind dafür derzeit allerdings noch nicht optimiert, die sind für drei oder mehr Spieler pro Seite gedacht. Der 1vAI Skirmish-Modus ist noch gar nicht freigeschalten. Eigentlich war der gesamte Skirmish-Modus noch gar nicht aktiviert, aber aufgrund der massiven Kritik der ersten (Vorbesteller-)Spieler ist es nun bereits möglich, 2v2 AI zu spielen. Geplant ist von Seiten der Entwickler natürlich, alle Varianten von Spielern/Bots (auch mit Bots als Teamkollegen) zu ermöglichen, dies soll im Laufe der nächsten Updates erfolgen. Auch die KI ist noch nicht ideal, da sie sich derzeit auf bestimmten Karten etwas zu passiv verhält. Jedenfalls ist man sich des Problems bewusst und hat ganz deutlich klargestellt, dass man beabsichtigt, Broken Arrow über einen mehrjährigen Zeitraum zu unterstützen und verbessern.
Broken Arrow simuliert mehrere verschiedene Einheitentypen. Also eigentlich rund 300 verschiedene Einheitentypen. Fast alle relevanten Waffensysteme der NATO und der Russen haben auch den Weg in das Spiel gefunden. Die grafische Darstellung der Einheiten ist fantastisch, und die Funktionsweise ist zumindest so weit das spieltechnisch sinnvoll war an die Realität angepasst. Ihr müsst kein ausgewiesener Fachmann von aktueller Militärtechnologie sein, um das Spiel zocken zu können. Ohne Basiswissen wird es aber hart. Grundsätzlich gilt, wie in allen guten Echtzeitstrategiespielen, das Schere-Stein-Papier-Prinzip. Eine bestimmte Einheit ist einigen gegnerischen Einheiten klar überlegen, anderen jedoch deutlich unterlegen – ihr müsst also nach Möglichkeit immer die richtigen Einheiten zum Einsatz bringen. Jede Einheit hat ihre Stärken und Schwächen, keine Einheit ist unbesiegbar, keine Einheit ist vollkommen nutzlos. Bei Broken Arrow orientiert sich dieses Schere-Stein-Papier Prinzip an der Realität. Wenn ihr also mit einem Avenger Luftverteidigungssystem einen T-80 Kampfpanzer angreift, wird das ein kurzer Kampf…
Keine Gnade – keine Speichermöglichkeit!
Während einer Mission ist es nicht möglich, das Spiel abzuspeichern. Eine Mission dauert aber lange. Pech, wenn ihr schlafen gehen müsst, weil ihr am nächsten Tag arbeiten oder zur Schule müsst, Pech wenn ihr irgendetwas anderes machen wollt/müsst, aber die aktuelle Mission noch nicht beendet habt. Ebenso habt ihr Pech, wenn die Mission suboptimal verläuft, weil ihr eine falsche Entscheidung getroffen habt. Das Laden eines Spielstandes gibt es in Broken Arrow nicht – hier heißt es: Neustart! Eines der letzten großen Echtzeitstrategiespiele war das Anfang letztes Jahr erschienene Terminator: Dark Fate – Defiance (ebenfalls von Slitherine). Das Spiel war so schwer, dass nur wahre Echtzeitgötter ohne Save-scumming (dem regelmäßigen Laden eines Spielstandes, wenn etwas schief gelaufen ist) vorangekommen sind. Und bei Broken Arrow gibt es gar keine Speicherstände? Von dem einen Extrem ins andere. Ich hätte mir jedenfalls unbedingt die Möglichkeit zum Speichern während einer Mission gewünscht!
Steuerung – passt!
Einheit auswählen mit dem linken Knopf, Bewegungs- oder Angriffsbefehl mit dem rechten Knopf. Der Einstieg in das Spiel wird euch leicht fallen. Links am Bildschirm wird eine Übersichtskarte eingeblendet, wo ihr auch alle Einheiten (soferne nicht im Fog of War verborgen) seht. Jede Einheit hat mehr oder weniger spezielle Fähigkeiten – bei den Patriot Luftabwehrraketen könnt ihr beispielsweise das Radar ein/ausschalten. Ohne (Haupt-)Radar seht ihr nicht so weit, mit Radar werdet ihr leichter entdeckt (oder bekommt gleich eine Anti-Radar Rakete verpasst).
Ihr steuert das Spiel sinnvollerweise mit Maus und Tastatur – mit WASD bewegt ihr die Karte, mit der Maus zoomt ihr und verändert den Blickwinkel der Ansicht nach Belieben. Ihr könnt extrem nahe heranzoomen (schaut aus wie bei einem Shooter), aber ihr könnt auch extrem weit heraus zoomen, das schaut dann fast aus wie ein altes Strategiespiel, bei dem ihr nur Einheiten-Symbole über die Karte verschoben habt. Eurem Rechner (GPU und CPU) wird dabei jedenfalls nicht fad, auf meinem System sind die Lüfter ordentlich angesprungen, um die Hitze abzutransportieren. Dafür schaut die Grafik aber auch fantastisch aus, und durch die Möglichkeit des weiten Herauszoomens behaltet ihr auch einen guten Überblick über das Geschehen. Lauffähig ist das Spiel bereits ab einer älteren Nvidia GTX 1650 mit nur 4GB Speicher. Wie oft bei Echtzeitstrategiespielen war mein Ultrawide-Monitor (3440×1440) hilfreich, um die Übersicht über das Geschehen zu wahren.
Der Skirmish-Modus ist zwar noch ein wenig unfertig, aber dafür gibt es bereits einen Editor, mit dem ihr eure eigenen Szenarien erstellen – und im Steam Workshop hochladen – könnt. Kaufen könnt ihr das Spiel derzeit nur für den PC und nur auf Steam.
Zusammenfassung
FAZIT
Broken Arrow ist die definitive Simulation des modernen Landkrieges zwischen den beiden Superkräften NATO und Russland im Baltikum – zumindest so wie es sich die Militärstrategen vorgestellt haben, bevor der Ukraine-Krieg die moderne Kriegsführung neu definiert hat. In Broken Arrow dominiert noch der harte Stahl – gepanzerte Fahrzeuge, schwere Artillerie, massive Luftunterstützung – Drohnen spielen noch keine wirkliche Rolle. Kämpft mit High-Tech Geräten wie der F-22, kämpft mit (modernisierter) Ausrüstung aus den 50er Jahren wie dem M60 Kampfpanzer. Stellt euch eure Truppen aus einer enormen Vielfalt an Kriegsgeräten zusammen und passt sie an eure bevorzugte Spielweise an. Broken Arrow hat eine tolle Einzelspielerkampagne, aber natürlich ist es vor allem für den (derzeit noch nicht ganz fertiggestellten) Mehrspielermodus gemacht, der Fans für eine lange Zeit fesseln wird.