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Filmkritik: Mortal Engines: Krieg der Städte

Endzeit-Stories in denen überlebende Fraktionen um Ressourcen und das Überleben kämpfen, kennt man. Sie tun es in post-apokalyptischen Wüstenlandschaften in Auto und auf Motorrädern, in Booten auf dem offenen Meer, oder in mechanischen Kampfanzügen in zerstörten Städten. Was man aber noch nicht gesehen hat, sind Kriege zwischen gigantischen Städten, die auf Rädern oder Ketten durch verwüstete Landschaften kreuzen und auf der ewigen Suche nach Nahrung und Treibstoff, Jagd aufeinander machen. Ein opulentes Spektakel scheint also vorprogrammiert, aber kann so etwas auch inhaltlich überzeugen?

INHALT

Die gigantische Raub-Stadt London hat die britische Insel verlassen, denn die Ressourcen dort werden knapp und die immer weiterwachsende Stadt benötigt immer mehr Nahrung und Energie. Bei der Übernahme einer kleinen Handelsstadt schleicht sich die junge Hester mit an Bord, denn sie hat eine Rechnung mit dem leitenden Forscher und Archäologen Londons, Thaddeus Valentine, offen. Sie hat Rache geschworen, denn der skrupellose Mann hat ihre Mutter getötet, als sie noch ein kleines Mädchen war.

Ihr Mordanschlag schlägt zwar fehl, doch kann sie sich mit der unfreiwilligen Hilfe des Nachwuchs-Forschers Tom, in letzter Sekunde von der Raubstadt retten. Während der nur so schnell wie möglich zurück in seine Heimatstadt kommen möchte, hat Hester ihren Rache-Plan noch lange nicht aufgegeben. Doch Valentine weiß nun, dass sie am Leben ist und versucht seinerseits, sie loszuwerden. Denn seine ambitionierten Pläne, London endgültig zur größten Macht der Erde zu machen, will er unter keinen Umständen in Gefahr bringen. Als Tom und Hester realisieren, was er vorhat, haben sie schnell das gemeinsame Ziel, ihn aufzuhalten. Doch was können zwei Menschen in der Wildnis schon ausrichten, in einer von riesigen, fahrenden Städten regierten Welt?

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© 2018 Universal Pictures International

KRITIK

Auch wenn man Peter Jackson nach den Hobbit Filmen viel Böses nachgesagt hat, die Fähigkeit ein fantastisches Spektakel auf die Leinwand zu zaubern, kann ihm niemand absprechen. Und obwohl er bei Mortal Engines: Krieg der Städte nur hinter den Kulissen als Produzent gewirkt hat, ist dieses Talent zweifelsfrei auch hier zu erkennen. Ein so aberwitziges Setup, wie es fahrende Großstädte darstellt, glaubwürdig auf Film zu bannen, ist definitiv kein leichtes Unterfangen. Und es gelingt ihm und dem Team, mit dem er auch schon die Herr der Ringe und Hobbit Trilogien geschaffen hat, auf beeindruckende Art und Weise. Der hochgradig an klassischen Steampunk erinnernde, aber doch eigenständige Stil, verleiht dem Film ein ganz eigenes Flair. Besonders die Raubstadt London ist ein beeindruckendes Stück Design-, Kulissen- und CGI-Kunst.

Die Story, der gleichnamigen Romanvorlage entliehen, erfindet zwar das Rad nicht neu, kann aber durchaus überzeugen und bietet alles, was großes Abenteuerkino braucht. Große Emotionen, atemlose Action und das Wohl eines Kontinents, das auf dem Spiel steht. Dazu eine Prise Humor, heroische Akte, fertig ist das Fantasy-Epos. So könnte man das stehen lassen, hätte sich Jackson (oder wer auch immer diese Entscheidung getroffen hat) nicht ein weiteres Mal massiv im Pacing vergriffen. Hat man den Hobbit noch um ein Vielfaches zu sehr gestreckt, wünscht man sich als Zuseher bei Mortal Engines fast einen Mehrteiler, oder zumindest einen wesentlich längeren Film. Vieles wirkt abgespult, um schnell zum nächsten Handlungsstrang weiterhasten zu können. Dieser Umstand gibt einem kaum Zeit, sich in die Akteure hineinzuversetzen, um sie zu bangen, oder mit ihnen zu fühlen. Ganz besonders die Nebenhandlung um Hester und ihren „Ziehvater“ Shrike fällt hier auf. Die viel zu kurze Aufbauzeit gibt dem Publikum kaum Möglichkeit, die Emotionen des auf der Leinwand gezeigten, mitzufühlen.

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© 2018 Universal Pictures International

Bei der Besetzung hat man sich vorrangig für unbekannte Gesichter entschieden, was an sich eine löbliche Sache ist. Nur sollte man in diesem Fall dann schon darauf achten, auch Schauspieler zu casten, die neben einem gewissen Talent auch Ausstrahlung besitzen. Hera Hilmar, die Hester verkörpert, macht da noch die beste Figur. Ihr männlicher Gegenpart, Robert Sheehan als Tom, bleibt blass und hinterlässt keinerlei bleibenden Eindruck. Selbes gilt für die meisten Nebencharaktere, wobei Jihae als coole Luftpiraten-Braut regelrecht deplatziert und unglaubwürdig wirkt. Einzig wirklich bekannter Name auf der Casting-Liste ist Hugo Weaving, der den Schurken Valentine mimt. Der kann auch problemlos überzeugen, trotz der etwas unausgegorenen Motivationen seines Charakters.

Wie schon Eingangs erwähnt, ist Mortal Engines ein optisches Spektakel. CGI wird aufgrund des fern der Realität liegenden Settings zwar massiv eingesetzt, doch ist dessen Qualität bis ein, zwei winzige Momente, über alle Zweifel erhaben. Der ganz eigene Stil zieht sich konsequent durch Set-, Kostüm- und Welt-Design, was das Ganze wie aus einem Guss wirken lässt. Der Schnitt tut sein Bestes, das überladene Drehbuch ein wenig zu entschleunigen, kann aber keine Wunder wirken. Regie und Kamera entsprechen dem, was man von einem Kinofilm dieser Art erwartet. Auch das Sounddesign gibt sich allergrößte Mühe die Atmosphäre dieser riesigen, sich bekriegenden Stahlmonster, nicht zu brechen. Musikalisch kann die Score von Junkie XL nicht ganz mit dem mithalten was für die Augen geboten wird, klingt aber durchwegs gut und fügt sich nahtlos ins Gesamtbild ein.

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© 2018 Universal Pictures International

FAZIT

Mit Mortal Engines: Krieg der Städte präsentiert uns das Team um Peter Jackson ein zwiespältiges Paket. Alle Komponenten eines packenden und erfolgreichen Fantasy-Abenteuers sind vorhanden. Ein bildgewaltiges, frisches Szenario und die zwar nicht revolutionäre, aber durchaus interessante und vielschichtige Story, alles kompetent zu einem bombastischen Fest für die Sinne abgemischt. Leider ist der Film aber viel zu überladen, um einen mit Haut und Haaren auf seine Reise mitzunehmen und hetzt von einem Ereignis zum nächsten, ohne dem Publikum Zeit zu geben, selbst die emotionalsten Momente auch wirklich nachzufühlen. Die Riege der zwar talentierten, aber durchwegs blass wirkenden Akteure, tut ihr übriges dazu, den angedeuteten Tiefgang jemals an die Oberfläche kommen zu lassen. Was bleibt ist ein optisch beeindruckendes, kurzweiliges Spektakel, dem aber vor allem eine längere Laufzeit mehr als nur gut getan hätte.

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