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Kathy Rain 2: Soothsayer im Test

Kathy Rain ist zurück! Eines der besten Point and Click Adventures der letzten Jahre hat eine Fortsetzung erhalten. Das schwedische Team von Clifftop Games hat mit Unterstützung des erfahrenen Publishers Raw Fury den Titel Kathy Rain 2: Soothsayer veröffentlicht.

Der Vorgänger aus dem Jahr 2016, Kathy Rain (inzwischen in einer überarbeiteten Director’s Cut Fassung erhältlich) war eines dieser Adventures, das ich mir nur kurz anschauen wollte, und viele Stunden später erst nach der Schlusssequenz beendet habe. Es war einfach überaus gut gemacht – die Geschichte war spannend, die Rätsel fordernd aber nicht unmenschlich schwer. Es war wie ein Dragee-Keks – wenn ich nur aufhören könnte. Wer Point and Click Adventures mag, kennt dieses Gefühl. Manche Spiele ziehen einen einfach in ihren Bann, sobald man sie beginnt.

Kathy Rain 2: Soothsayer setzt die Geschichte des ersten Teiles fort, allerdings in einem neuen Setting. Mal sehen, ob die Krimi-Geschichte um einen Serienmörder (Soothsayer, übersetzt Wahrsager) auch wieder mit übernatürlichem Horror wie im ersten Teil aufwartet. Der Killer wurde von der Presse Soothsayer nach dem dritten Mord genannt, nachdem er an jedem seiner Tatorte einen kleinen Obsidianspiegel zurückgelassen hat – so einen, wie ihn im Mittelalter die Wahrsager verwendet haben.

Auf der Jagd nach dem Serienmörder

Seit dem Ende des ersten Teiles ist einige Zeit vergangen. Kathy Rain, eine junge Bikerin, hat damals die Umstände des Todes ihres Großvaters erforscht und ist dabei den Machenschaften eines bösartigen Kultes auf die Spur gekommen. Die Kultisten wollten schließlich sogar Kathy’s Freundin Eileen ihrer alten Gottheit opfern. Der Kult wurde von Kathy zerstört, Eileen gerettet, eigentlich Ende gut, alles gut – aber so ist es nicht: die aktuelle Situation schaut für Kathy nicht ganz so perfekt aus.

Mit Eileen hat es nicht geklappt, Kathy lebt alleine in ihrer Wohnung, die gleichzeitig als Büro dient. Sie hat sich vor rund einem Jahr als Privatdetektiv selbstständig gemacht – aber das Geschäft brummt nicht. Kathy schläft gerade am Nachmittag ihren Rausch aus (Liebeskummer?), unbezahlte Rechnungen pflastern den Boden, eine leere Tequilla Flasche steht neben der Couch. Mit ihr in der Wohnung lebt nur ihre Katze Mildred. Kathy braucht dringend einen neuen Job, eine neue Freundin und ein wenig Geld. Vielleicht sollte sie die aktuelle Mordserie in ihrem Wohnort Kassidy untersuchen. Bereits fünf Opfer wurden in den letzten Monaten von offensichtlich dem selben Täter bestialisch ermordet – die Polizei tappt noch im Dunkeln und der Bürgermeister von Kassidy hat eine hohe finanzielle Belohnung für das Ergreifen des Täters ausgeschrieben.

Und so beginnt das Spiel. Es ist in Tage gegliedert, immer wenn alle Aufgaben eines Tages erledigt sind, kehrt Kathy in ihre Wohnung zurück und schlaft bis zum nächsten Tag. Am ersten Tag recherchiert Kathy über die bisherigen Morde in der Stadtbibliothek. Das letzte Opfer war eine bekannte lokale Romanautorin, aber wer waren die anderen Leichen? Mit Hilfe von Mikrofilm (das Spiel handelt im Jahr 1998) und dem Telefonbuch (das waren noch Zeiten…) wird das rasch eruiert, um dann am nächsten Tag die Orte der Morde aufzusuchen. Scheinbar spielt auch eine neue, mysteriöse Droge eine wichtige Rolle bei allen Morden – also schnell einen Besuch bei Kathy’s Drogendealer, der auch rasch einen möglichen Kontakt zum Erhalt der Droge bekannt gibt. Mal sehen, ob Kathy dem Killer auf die Spur kommt… oder ob sie selbst als weiteres Opfer endet.

Tolle Grafik

Die Grafik von Kathy Rain 2: Soothsayer ist überaus gut gemacht – Pixel Art im Stil alter 16-Bit Spiele, voller liebevoller Details. Die Grafiker verstehen ihr Handwerk wirklich, ich habe selten eine derart gut gemachte grafische Umsetzung gesehen. Das erst kürzlich erschienene (und durchaus gute) Rosewater beispielsweise verwendet einen ähnlichen Stil – aber die grafische Qualität in Kathy Rain 2: Soothsayer ist deutlich höher. Detaillierte Umgebungen, stilvolle Farbwahl, gute Animationen – erinnert mich an die grafischen Meisterleistungen in den Adventures von LucasArts vor vielen, vielen Jahren. Die Steuerung geht leicht von der Hand – ein Klick auf ein Objekt, um eine Aktion durchzuführen. Ein Klick auf das Inventar, um es zu öffnen. Inventargegenstand auf Hotspot ziehen, um das Objekt damit anzuwenden. Gespräche laufen im Multiple-Choice Verfahren ab, wobei es hier eine Besonderheit gibt – ihr könnt euren Gesprächspartner auch über alle Hotspots in Sichtweite ausfragen. In einem Notizbuch werden automatisch die offenen Aufgaben niedergeschrieben.

Rein technisch gibt es an Kathy Rain 2: Soothsayer nichts auszusetzen. Mir sind keine Bugs aufgefallen. Das Spiel erfüllt alle zeitgemäßen QoL-Anforderungen – mit einem Doppelklick auf den Ausgang wechselt ihr schneller in den angrenzenden Raum, mit einem Druck auf die Leertaste werden alle verfügbaren Hotspots angezeigt. Wenn ihr die Leertaste gedrückt haltet, könnt ihr euch auch bewegen, was bei den oft mehr als nur einen Bildschirm breiten Orten sehr angenehm ist. Es kann jederzeit gespeichert werden, und ich bin in keine Sackgassen geraten, die das Laden eines früheren Spielstandes notwendig gemacht hätten. Ultrawide Auflösungen werden unterstützt, allerdings mit schwarzen Balken auf der Seite. Spielstände werden in der Cloud abgelegt. Die Texte von Kathy Rain 2: Soothsayer sind vollständig ins Deutsche übersetzt worden, die (wirklich gute) Sprachausgabe ist jedoch nur in Englisch verfügbar. Kaufen könnt ihr das Spiel über Steam oder GOG.

Zusammenfassung

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