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Scott Whiskers: the Search for the Golden Cat im Test

Mit seinem Erstlingswerk Scott Whiskers in: the Search for Mr. Fumbleclaw erfüllte sich der österreichische  Indieentwickler Axel Friedrich (Fancy Factory) einen lang gehegten Traum, für den er zugunsten von Point & Click beruflich komplett umsteuerte. Nicht ganz ohne Kinderkrankheiten, aber mit ausgesprochen viel Herz ermittelte Scott Whiskers im Falle einer verschwundenen Miezekatze.

Südseeabenteuer mit Samtpfote

Der über Kickstarter finanzierte und am 18. Dezember veröffentlichte Nachfolger knüpft nun erzählerisch und stilistisch daran an – und startet sogleich mit einem Volltreffer. Über ein Quiz, bei dem Star Wars-Fans vor dem Rechner sicher auch fleißig mitraten werden, gewinnt Scott eine Urlaubsreise ins ferne Guatemala.

Am dortigen Flughafen angekommen, muss zunächst wie in der realen Welt der eigene Koffer mühsam dem Gepäcksystem entlockt werden, ehe man in seinem Hotel einchecken kann.

Doch auch hier zu früh gefreut: bevor es endlich zur gemütlichen Strandliege und den Cocktails gehen kann, wird man mit einem Fluch konfrontiert, der auf dem sympathischen Tropendorf Santo Tomas lastet. Die Schutzpatronin, die mystische Statue einer goldenen Katze, wurde durch einen Blitzschlag zerstört. Ohne diese oder die verschollene Zwillingsfigur droht der Bevölkerung großes Unglück, was bereits durch Dürren und weitere Vorkommnisse Bahn zu brechen scheint. Selbstverständlich wird dadurch Scotts detektivischer Eifer geweckt.

Scott Whiskers_The_Search_for_the Golden_Cat

Freie Tagesplanung

Ab diesem Zeitpunkt fächert sich das Abenteuer genretypisch auf und eine Inselkarte mit mehreren besuchbaren Lokalitäten wie einem Strand, einem Zoo und einem Dorfplatz werden freigeschaltet. Dabei gibt es überall etwas zu sehen und zu rätseln, wobei diese Freiheit dem Adventure spürbar gut tut.

Unterstützung bekommt man dabei durch ein Journal, welches die anstehenden Aufgaben festhält und eine durch Tastenwahl auslösbare Hotspot-Funktion. Ein Doppelklick bringt Scott spürbar auf Trab, was teilweise etwas unfreiwillig komisch wirkt, wenn der eigentlich doch recht gemütliche Protagonist plötzlich von 0 auf 100 beschleunigt und durch die Örtlichkeiten flitzt.

Was hingegen etwas fehlt, ist ein modernes Hinweissystem. Scott Whiskers rätselt in einer Welt, die nach Adventure-Logiken funktioniert, was einerseits angenehm retro ist. Ohne zu viel zu verraten, führt das aber auch öfters mal zu Hängern, weil die Lösung nicht immer mit unseren Gesetzen der Physik in Einklang zu bringen ist. Was hingegen tatsächlich negativ auffällt, sind Momente, in denen das Spiel eine ganz bestimmte Handlung voraussetzt, obwohl die Umgebung viele andere (und stimmigere) Alternativen anbieten würde.

Dieser Leerlauf durch zu starres Rätseldesign wären durchaus vermeidbar bzw. über ein Hinweissystem zumindest kompensierbar gewesen.

Etwas hakelig ist ebenso das Inventarsystem, welches beim Betrachten von Gegenständen immer in eine kurzen Sequenz überblendet, was die Interaktionen ein wenig träge werden lässt. Neben klassischen Objektpuzzeln (ganz schön: der Charakter hat verschiedene Audiorückmeldungen für „Das geht so nicht“), gibt es auch Logikaufgaben und Dialogrätsel.

Im Vergleich zum Vorgänger sind die Gespräche deutlich stringenter umgesetzt, sodass man dieses Mal nicht in ausufernden Textfluten zu versinken droht. So gibt das Spiel selbst auch optisch durch Dialogeinfärbungen Feedback, welche Gesprächszweige für das Fortkommen notwendig sind und welche optional – schön!

Scott Whiskers_The_Search_for_the Golden_Cat

Postkartenidylle

Wie bereits in Teil 1 kommt die Unity-Engine mit einem etwas ungewöhnlichen Mix aus 2D-Hintergründen mit 3D-Figuren zum Einsatz. Dabei hat die Grafikqualität durch deutlich feiner gezeichnete Bilder und aufwändigere 3D-Objekte einen großen Sprung gemacht. Das ist besonders auffällig, weil das Spiel an einigen Stelle Screenshots des Vorgängers eingehegt hat. Was allerdings noch etwas abfällt, sind die Schatten der Charaktere, die sich nicht besonders gut ins Gesamtbild integrieren.

Ein schönes Feature, was sich in den Menüs versteckt: über eine Einstellung kann man einen Pixelart-Modus auswählen. Selbstverständlich sieht das nicht so prägnant und stilsicher aus, als wenn dies nativ so gezeichnet worden wäre, dennoch ist das Spiel so durchgängig spielbar.

Die musikalische Untermalung sorgt mit ihren lockeren wie schmissigen Klängen für gute Laune und Urlaubsstimmung. Was hingegen eher durchwachsen ist: die deutsche Sprachausgabe. Hier wirken einige Figuren deutlich fehlbesetzt.

Auch Scott selbst tut seine deutsche Stimme nicht gut. Er driftet bereits durch seine Dialoge oftmals ins Streberhafte ab, was durch die Sprache und die Überbetonungen nochmal um ein vielfaches verstärkt wird. So empfehle ich die Auswahl der guten englische Sprachfassung (optional kombinierbar mit deutschen Untertiteln).

Einmal Adventure-Rundreise bitte…

Gerade weil das Adventure viele Klassiker dezent und manchmal offensiv rezitiert, wird im Vergleich zu den großen Vorbildern recht deutlich, dass die Figur Scott Whiskers zwar stets nett, freundlich und ein wenig nerdig ist, ein Charakter mit Ecken und Kanten wie Gabriel Knight, Indiana Jones oder gar Larry Laffer ist er nicht. Wer Adventures mag, deren Charaktere ordentlich Reibungsfläche mit ihrer Umwelt bieten, wird bei diesem Titel wohl etwas fehlen.

Fernab dieser Geschmacksfrage erzählt es seine nette kleine Urlaubsgeschichte (circa 10 Stunden Spielzeit) überaus charmant und bis zu dessen Ende deutlich ausgearbeiteter als dies noch im Vorgänger der Fall gewesen ist.

Neueinsteiger werden dabei problemlos abgeholt – alle relevanten Bezüge zum ersten Teil erklärt das Spiel.

Zusammenfassung

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