Auf Steam läuft noch bis 5. Jänner der Winter Sale, und Three River Games bringt das neue Action-RPG Varthos – Heir to the Throne heraus. Einzelspieler, Mehrspieler, schaut aus wie Diablo – macht das Zocken von Varthos mehr Spaß, als weitere Spiele für den Pile of Shame zu kaufen?
Varthos – Heir to the Throne ist das Erstlingswerk von Nightshift Game Development, einem kleinen Studio, das von drei Industrieveteranen aus Berlin gegründet wurde. Diablo-Nachahmer kann es ja nie genug geben, also schauen wir uns das Spiel einmal an. Und los gehts… oder auch nicht. Ähm. Varthos – Heir to the Throne unterstützt keine Gamepads? Ich weiß schon, die PC-Masterrace spielt nur mit Maus und Tastatur – aber normale Menschen haben sich inzwischen auch am PC an den Controller gewöhnt. Ich habe mir das Spiel auf meinem Wohnzimmer-PC installiert, um am Wochenende in Ruhe eine Runde auf der Couch zocken zu können, während ich es auf Herz und Nieren teste. Daraus wird wohl nichts – deinstallieren und am nächsten Testrechner neu installieren.
Keine Ahnung, warum sich die Entwickler dafür entschieden haben, keine Gamepads zu unterstützen – aber das wird sicher auf massive Kritik stoßen. Wie soll ich das Ding denn nun am SteamDeck spielen? Darüber hinaus schließt es Konsolenportierungen vollkommen aus, falls sich Nightshift Game Development dann nicht noch nachträglich überlegt, wie man ihr Spiel auch mit dem Pad steuern könnte. Also gut- zweiter Versuch mit Maus und Tastatur…

Der Kampf um die Thronfolge
Zuerst erstellt ihr euren Charakter – ihr habt die Wahl zwischen vier Talenten, aber richtige Klassen gibt es nicht. Neben dem Generalisten könnt ihr auch von Anfang an auf den Kampf (Grobian), die Magie (gelehrter) oder den Fernkampf (Fährenleser) setzen, aber im Laufe des Spieles könnt ihr eure Figur ganz nach Wunsch weiterentwickeln. Ihr verbaut euch also nichts, wenn ihr euch für ein Talent entscheidet. Aussehen oder irgendwelche weiteren Änderungen könnt ihr nicht ändern, einen Namen dürft ihr eurem Spielcharakter aber schon geben. Dann wählt ihr aus, wo es losgehen soll – im Wald oder in der Wüste. Dort steht ihr dann, nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Nehmt euch die herumliegenden Waffen, rüstet sie aus und schon springen die ersten suizidären Riesenfrösche (im Wald, in der Wüste waren es Spinnen) auf euch los. Schnetzelt sie mit eurem Schwert nieder oder erschießt sie mit dem Bogen (mit unbegrenzter Munition). Schon bald kommen auch andere Gegner und lassen Dinge wie Waffen und Kleidung fallen. Natürlich verlieren viele Gegner auch Heiltränke. Die hätten sie selber trinken sollen, anstatt mich hirnlos anzugreifen! Sonderlich viele Dinge könnt ihr aber nicht tragen… eigentlich logisch, euer Lendenschurz hat ja nicht viele Taschen. Dafür ist es aber recht mühsam, denn bereits aber der vierten oder so herumliegenden Waffe müsst ihr entweder Platz in eurer Unterhose machen oder die Dinger liegen lassen. Die meisten Sachen könnt ihr anfangs ohnehin nicht verwenden, dazu müsst ihr erst euren Charakter ein wenig in die Höhe leveln. Erst dann könnt ihr die meisten gefundenen Gegenstände auch verwenden.
Die Steuerung erfolgt mit WASD, eure Blickrichtung kontrolliert ihr mit der Maus. Mit dem Mausrad könnt ihr zoomen oder die Ansicht um 360 Grad drehen. Mit der Strg-Taste könnt ihr euer Schild (falls ausgerüstet) verwenden und damit Schaden reduzieren, mit SPACE dasht ihr durch die Gegend (und zieht einen Feuerstreifen mit euch, in den Gegner gerne hineinlaufen und verbrennen). Am linken unteren Bildschirm seht ihr eure Lebensanzeige, rechts die Manaleiste. Ebenso seht ihr Stamina und Erfahrungsfortschritt und rechts oben eine Minikarte der nahen Umgebung. Gibt es eine gezielte Charakterentwicklung? Nicht so einfach, denn in Varthos – Heir to the Throne ist sehr Vieles vollkommen zufällig generiert, nicht nur die Dungeons und die Beute, sondern auch die Fähigkeiten. Eurer Charakter entwickelt sich, je nachdem, was ihr anzieht. Außerdem bekommt ihr bei einem Levelaufstieg Attributpunkte, die ihr auf bestimmte Eigenschaften verteilen könnt (Vitalität, Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz, Zähigkeit), um euren Charakter zu verbessern. Sterbt ihr, ist das alles wieder weg – ebenso wie das Inventar. Roguelite eben.
Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt – es gibt nämlich aktuell keine. Zumindest nicht zu Beginn im Spiel selbst. Angeblich wirft euch Varthos in den Kampf um die Thronfolge – überlebt und ihr werdet der neue Herrscher? Keine Ahnung. Bei der Levelauswahl steht was von einem Anführer, den ihr in einem Wüstentempel töten sollt und den Geheimnissen eines Klosters im Wald. Hier wollen die Entwickler aber nachbessern und zumindest ein wenig Storyelemente hinzufügen. Ebenso wie ein Tutorial, das gibt es nämlich aktuell auch nicht. Die Basisinfos werden aber über Textblasen erklärt, falls jemand noch nie einen Diablo-Klon gespielt hat. Ein erweitertes Tutorial soll aber auch noch kommen. Sprachausgabe gibt es übrigens auch nicht – wofür auch, es gibt ja keine Story.
Wenn ihr sterbt, seit ihr tot. Ich meine, Permadeath-tot. Ähm, ich spiele auf normalem Schwierigkeitsgrad. Leichter einstellen geht nicht, dafür gibt es zwei (anfangs gesperrte) höhere Schwierigkeitsstufen (Hard, Nightmare). Freut euch über einen Text, dass ihr gestorben seid, und ihr seid wieder in der Lobby und könnt einen neuen Charakter erstellen. Das geht zumindest schnell. Nunja, das Spiel ist nichts für Weichlinge.
Es gibt, roguelite-üblich, auch einen dauerhaften Meta-Vorschritt. Verdient euch Heldenpunkte im Spiel, und ihr könnt in der Lobby vor Spielbeginn bestimmte Verbesserungen freischalten, die dann für alle eure zukünftigen Figuren gelten. Insgesamt können 16 Eigenschaften in je vier Stufen verbessert werden. Das Meta-Game ist entscheidend: Am Anfang werdet ihr definitiv oft sterben! Das ist beabsichtigt. Erst nach einigen Durchgängen werden eure Charaktere stärker und ihr bleibt ein wenig länger am Leben. Soferne ihr Heldenpunkte bekommt…
Early Access
Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt – es gibt nämlich aktuell keine. Zumindest nicht zu Beginn im Spiel selbst. Angeblich wirft euch Varthos in den Kampf um die Thronfolge – überlebt und ihr werdet der neue Herrscher? Keine Ahnung. Hier wollen die Entwickler aber nachbessern und zumindest ein wenig Storyelemente hinzufügen. Ebenso wie ein Tutorial, das gibt es nämlich aktuell auch nicht. Die Basisinfos werden aber über Textblasen erklärt, falls jemand noch nie einen Diablo-Klon gespielt hat. Ein erweitertes Tutorial soll aber auch noch kommen.
Varthos – Heir to the Throne befindet sich offensichtlich im Early Access, daher noch in intensiver Entwicklung. Was ist so alles geplant? Controller-Unterstützung! Yea, die Entwickler sagen zwar, dass dies nicht so einfach ist und daher noch ein wenig dauern wird, aber die Implementierung ist jedenfalls bereits angekündigt. Was ist sonst noch in Planung, neben der üblichen Fehlerbehebung und dem Balancing (Schaden, Gesundheit, Kosten der Gegenstände,…)? Derzeit gibt es zwei Biome, möglicherweise kommen noch weitere hinzu. Zumindest der eisige Norden (Vargsfjöll) ist bereits in Arbeit und zur Hälfte fertig. Aktuell gibt es kein Crafting – möglicherweise wird die Herstellung von Gegenständen noch aufgenommen. Die Story ist nur sehr rudimentär vorhanden – auch daran wird gearbeitet. Eine detaillierte Roadmap der geplanten weiteren Entwicklung habe ich allerdings nicht gesehen, ich hoffe die wird noch veröffentlicht. Die Einschätzung der Entwickler ist es, dass das Spiel noch mindestens ein Jahr im Early Access bleiben wird. Ich hoffe auf eine ordentliche Unterstützung für Ultrawidescreen Monitore. Da zwingen die Entwickler mich dank aktuell fehlender Gamepad Unterstützung, das Spiel auf meinem dezidierten Spiele-PC mit coolem 3440×1440 Monitor zu spielen – und dann habe ich breite schwarze Balken auf beiden Seiten. Nunja, immerhin läuft es so ohne Probleme, zeitgemäß ist das aber nicht. Dafür laufen meine Lüfter aber auf Hochtouren – obwohl ich die FPS (maximale Bildrate) auf 144 eingeschränkt habe. Hier wird hoffentlich noch ein wenig optimiert, sonst könnt ihr das Spiel nur mit Kopfhörer spielen.
Kaufen könnt ihr das Spiel aktuell nur auf Steam. Die Entwickler planen, den Preis von aktuell 25 Euro (derzeit 20 Euro zur Veröffentlichung) im Laufe der Entwicklung anzuheben.
Zusammenfassung
FAZIT Sven
Varthos – Heir to the Throne versucht, das altbekannte Gameplay von Diablo ein wenig aufzupolieren. Grundsätzlich ist es ein typisches Hack and Slay Action-Rollenspiel, aber es kommen auch Elemente der neuen Extraction-Shooter mit ins Boot. Ihr spielt in der üblichen isometrischen Ansicht, die Grafik schaut recht gut aus. Findet ihr Gegenstände und zieht die an, ändert sich auch die Grafik der Spielfigur. Die Gegner sind genreüblich strunzdumm und greifen euch in einem gewissen Radius einfach an, und wenn ihr den Radius verlasst, laufen die Gegner wieder zu ihrem Startpunkt zurück. Das Spiel ist für den Mehrspielermodus optimiert – bis zu drei (online) Spieler sind vorgesehen. Das senkt den Schwierigkeitsgrad, an bestimmten Stellen könnt ihr eure Freunde auch wiederbeleben. Generell ist das Spiel aktuell aber nur etwas für Hardcore-Spieler, zumindest wenn ihr alleine spielt. Insgesamt kann ich es nur bedingt empfehlen – es mangelt noch ein wenig an Inhalt und Abwechslung. Das, was bereits hier ist, ist gut – aber ein wenig mehr Abwechslung und Feinschliff wäre schon nett.
FAZIT Hannes
Varthos – Heir to the Throne präsentiert sich im Early Access als isometrisches Hack-and-Slash-Action-RPG mit Roguelite-Ansätzen, flottem Kampfsystem und motivierendem Loot- sowie Koop-Fokus. Die Gefechte machen grundsätzlich eigentlich Spaß und die Grundideen sind klar erkennbar, doch Umfang, Balancing und technischer Feinschliff sind aktuell noch mehr als ausbaufähig. Vor allem der Beginn ist echt mühsam, wenn man dauernd stirbt und immer wieder das gleiche Gebiet bearbeiten muss, das ist wohl wirklich etwas für Hardcore-Zocker. Auch inhaltlich wirkt das Spiel stellenweise roh, und das Preis-Leistungs-Verhältnis mit € 19,99.- überzeugt bislang nicht wirklich. Unterm Strich zeigt Varthos zwar spürbares Potenzial, richtet sich derzeit aber vor allem an Geduldige, die Early-Access-Titel bewusst begleiten möchten.
