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20 Jahre Gamers.at – ein ganz persönlicher Rückblick von Johannes

Nach Hannes und den beiden Toms wird es nun also Zeit für mich – den vierten „alten Hasen“ in den aktuellen Reihen von Gamers.at, den virtuellen Dachboden zu durchforsten und die alten Kamellen auszugraben. Dabei kann ich zwar nicht auf ganz 20 Jahre zurückblicken, bringe es aber immerhin auf 15. Auch genug Zeit, um viele, schöne Erinnerungen mitzunehmen.

Eigentlich begann ich meine „Gaming-Journalisten-Karriere“ ja andernorts. Noch bevor ich in die Reihen von Gamers.at aufgenommen wurde – übrigens kurz bevor das 2004 noch neue Büro in der Perfektastraße bezogen wurde – durfte ich mich in Deutschland austoben. Als alter Cheater, der ich in meinen jungen Jahren eben so war, wurde ich darauf aufmerksam, dass das entsprechende Portal dlh.net („dirty little helper“ übrigens) sich auch an Spieletests wagt … und Verstärkung gesucht hat. Dort verdiente ich meine ersten Journo-Sporen. Und ja – ich hatte die strenge Hand auch nötig, die dort über die Artikel wachte und zu wirklich jedem Artikel ausgiebigies Feedback vom Stapel ließ. Das hat mir bestimmt bis heute – wo ich ja glücklicherweise auch hauptberuflich nah am Journalismus blieb – ungemein geholfen. Und die Kollegen von Gamers waren wohl auch nicht allzu böse, dass sie mir das Schreiben damals nicht von Grund auf beibringen mussten. 😉

Über den folgenden Einzug in die Perfektastraße und den Start in die Print-Produktion (erzähle immer wieder gerne, dass wir das ausgerechnet dann getan haben, als die ersten zu riefen begannen: Print ist tot) habt ihr ja schon gelesen, also möchte ich als Nächstes etwas weiter in der Zeit nach vorne springen … und beim Thema „Schreiben lernen“ bleiben: Lektoren gehören zu den unbesungenen Helden eines jeden journalistischen Produktes. Helden, die zunehmend vom Aussterben bedroht sind, aber in der Regel für die Qualität eines Produkts doch unersetzlich sind. Immerhin haben die durchschnittlichen Schreiber nicht nur oft wenig Muße oder Zeit (also Bock), sich um Rechtschreibung und Typos zu kümmern, auch geht ihnen schnell einmal die Kreativität etwas durch, womit so manch interessante Wortschöpfung entsteht. So auch bei mir. Und sie waren wohl tatsächlich SO interessant, dass unsere ehemalige Gegenleserin Conny einigen meiner Schöpfungen in einer ihrer Kolumnen sogar ein paar Zeilen gewidmet hat:

Natürlich handelte es sich bei den hier aufgeführten Beispielen nicht nur um meine Fehltritte (vielleicht aber auch doch). Somit fiel die Wahl für das „ich hau dich mit einem Duden-Foto“ auch nur mit mir umgesetzt, weil ich gerade Zeit hatte für so ein Späßchen (vielleicht aber auch nicht nur deswegen).

Highlights

Doch genug von Rechtschreibung … lasst uns über goldene Zeiten reden. Und auch wenn manch noch ältere Kollegen schon zu meiner aktivsten Zeit gemeint haben, früher sei alles besser gewesen (meistens war damit gemeint, dass wohl noch Business Class geflogen wurde), so verdanke ich meinen alles in allem 15 Jahren bei Gamers doch zahlreiche unvergessliche Erinnerungen – und sie alle hatten mit Pressereisen zu tun. Zwei davon will ich kurz erzählen:

1. Unter Moskau

Für die Präsentation von Metro 2033 hatte sich THQ damals etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Kenner des Games oder Buches wissen wohl sicher von der dort erwähnten „Metro 2“ – der gemeinen U-Bahn unter der normalen, die sogar NOCH atomangriffssicherer ist, als die obere. Guess what. Es gibt sie wirklich – und wir waren dort. In einen unauffälligen Hinterhof geführt, öffnete sich eine unscheinbare Tür und gab den Blick auf eine sowjetische Militär-Anlage frei, wie sie nur klischeehaft sein kann. Grüner Boden, großer, roter Stern an der Wand, keinerlei Deko. Es folgten: Stufen. Viele Stufen. Dutzende Stockwerke ging es bergab. Danach durch ein paar Tunnel und plötzlich standen wir, mitten unter Moskau, in einem gigantischen U-Bahn-Tunnel um dort Dmitry Alexeevich Glukhovsky zu treffen und Metro 2033 anzuzocken. Wahnsinn!

2. Wiederholt zu Valve nach Seattle – ohne Journalistenvisum.

Irgendwie habe ich es einmal geschafft, dass Doug Lombardi – Unternehmenssprecher von Valve – mich zur Kenntnis nahm. Mehr noch: Er lud mich mehrmals in die heiligen Hallen von Valve nach Seattle ein um dort einige ihrer Projekte zu begutachten – das erste Left 4 Dead etwa. Einmal ergab es sich so, dass ich innerhalb eines Jahres drei Mal nach Seattle flog – ohne das für die USA eigentlich wichtige Journalistenvisum. Warum wäre es wichtig? Naja: Weil irgendwann schwer wird glaubhaft zu vermitteln, dass du aus privatem Interesse im Herbst für drei Tage in ein regnerisches Seattle fliegst. Der geniale Einfall: In Österreich Seattle Seahawks-Kappe kaufen, Trip so planen, dass man während einem Spiel der Seahawks rüber fliegt, vor Migrations aufsetzen und bei der Frage „Business or pleasure“ einfach auf die Kappe zeigen und sagen: Big fan. So schnell war ich noch nie in die USA eingereist. Ha!

Und dann gab es da noch so viel anderes … Treffen mit Idolen wie Warren Spector, Kazunori Yamauchi oder „Kane“, merkwürdige Presse-Geschenke, Events mit fetten Karren und Messen … viele Messen …

Ende, Weiterentwicklung, Neuanfang

Aber es gibt noch etwas, dass ich Gamers.at maßgeblich zu verdanken habe: Heute meinen Traumjob zu haben. Als ich Ende 2012 unfreiwillig den damals aktiven consol.MEDIA Verlag verlassen musste (unten übrigens die Seite, die die Kollegen heimlich ins Heft geschummelt haben), fand ich bald im Folgejahr einen Job in einer digital-Marketing-Agentur – weil sie jemanden mit Gaming-Background gebraucht haben. Das wiederum half mir unglaublich bei meinem Studium der Kommunikations-Wirtschaft, bei dem ich durch meine Arbeit dann sogar Gastlektor für meinen eigenen Studienjahrgang hätte werden sollen. Und dann – als in einem österreichischen Automagazin jemand gesucht wurde, der Erfahrung im Journalismus und vor allem digitaler Kommunikation hat, war ich auch schon „the obvious choice“.

Schwubs, hatte ich meinen Fuß in der Tür der Autobranche – wo ich immer schon hinwollte. Auch deswegen – weil ich das eben nicht unwesentlich Gamers.at zu verdanken habe – bin ich nach wie vor, ehrenamtlich und so gut ich eben kann – mit Herz und Seele Teile des Teams … und vorrangig für Rennspiele verantwortlich. „Never change a running system“ eben. Wer weiß, wofür es vielleicht noch weiter gut sein wird. Die deutlich besseren Fotos von mir gibts jetzt jedenfalls schon … 😉

Alle Artikel und zu unserem 20 Jahre Jubiläum und auch die Gewinnspiele findet ihr unter diesem Link.

Foto: Robert May

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