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Darksiders Genesis im Test

Neun Jahre ist es nun her, dass Vigil Games den Apokalyptische Reiter War, frei nach dem Motto: „Besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht.“, auf die Menschheit entfesselte. Darksiders war damals ein Titel, den ich bis kurz vor dem Release nicht auf dem Schirm hatte, der mich aber mit seinem Gameplay, seiner genialen Story und dem grandiosen Artwork vom Hocker fegte. Ein Achtungserfolg an dem sein Nachfolger Darksiders 2 nicht mehr ganz anschließen konnte. Death war zwar als Protagonist eine verdammt coole Socke, auch das Gameplay machte Freude, doch in Sachen Story war es etwas schmal um die Hüften. Ob Darksiders Genesis hier wieder rocken kann?

Himmel und Hölle. Als zwei Seiten der selben Medaille, stehen sich die beide Fraktionen seit Äonen feindlich gegenüber. Die Zahl der Opfer dieses ewigen Konfliktes ist Legion, der Sinn dahinter, zweifelhaft. Zwischen dem Reich der Engel und jenem der Dämonen, liegt jenes von Gottes jüngster Schöpfung, das der Menschen: die Erde. Über alledem steht der Feurige Rat, eine schlichtende Instanz, verschrieben dem Gesetz des Gleichgewichts. Als Himmel und Hölle um die Vorherrschaft über die Menschen kämpften, verordnete der Rat einen Waffenstillstand. Auf dass die Menschheit in Frieden gedeihen möge. Garanten dafür, dass der Pakt gehalten wird und die drei Reiche die Gesetze des Rates achten, sind jene die sie die Reiter nennen: Death, War, Fury und Strife – die letzten der Nephilim, eine uralte Rasse, welche die Vier, im Auftrag des Rates, selbst vernichtet hatten. Noch von dem Trauma des Brudermordes gezeichnet, werden War und Strife mit einem Auftrag betraut, denn der Dämonenkönig Luzifer plant finsteres und droht das Gleichgewicht zu stören. Es ist an den Reitern sich eine Schneise durch die Hölle zu bahnen und dem Treiben ein Ende zu setzen.

Die durch die Hölle gehen

Auf den ersten Blick, wirkt Darksiders Genesis wegen seiner neuen Perspektive und dem vermeintlichen Fokus auf Hack & Slay Mechaniken, wie ein dreister Klon eines Diablo. Doch bei näherer Betrachtung, entpuppt sich Darksiders Genesis als überraschend eigenständig und ist auch von allen bisherigen Nachfolgern, der Titel, welcher vom Spielgefühl her am meisten an den ersten Darksiders erinnert. Denn obwohl es den Horden der Hölle, erstmals in der Reihe, aus der isometrischen Perspektive den Dämonen an die Hörner geht, bleibt die zu erwatende Jagd nach immer mächtigeren Ausrüstung aus. Sie ist zwar in Form Kreaturenkernen – dazu später mehr – dennoch vorhanden, tritt aber angenehm in den Hintergrund und ist mehr eine nette Facette im Gameplay.

In seinem Herzen, ist Darksiders Genesis ein klassisches Action-Adventure alter Schule. Wir erkunden Dungeons, lösen Rätsel und meistern kleinere Hüpfpassagen. Letzteres stellte sich für mich als eines der wenigen Dinge heraus, welche durch den vorgenommenen Perspektivenwechsel einen Nachteil erfuhren. Es ist oft schwer einzuschätzen wie genau ein Pfahl oder eine Plattform in Raum liegt, dadurch springt man leider recht häufig daneben, was mich gelegentlich leicht verzweifelt aufstöhnen lies. Umso besser funktionieren die Kämpfe. Diese können wir alleine oder im Koop-Modus bestreiten. Wahlweise schlüpft ein Freund stationär oder online in die Haut eines Reiters und ihr könnt Darksiders Genesis gemeinsam erleben. Ich für meinen Teil genieße Action-Adventures lieber alleine und bin daher die meiste Zeit solo auf dem Pfad der Reiter gewandelt.

Der Kern der Sache

Die bereits erwähnten Kämpfe in Darksiders Genesis, sind sehr dynamisch und gestalten sich, dank der verschiedenen Naturen der beiden Reiter, sehr variantenreich. Strife ist ein Gunslinger, von seinem Wesen her ein Schelm, der seine Feinde meist aus der Distanz bearbeitet. Dazu stehen ihm seine beiden Kanonen und mehrere verschiedene Arten von Munition zur Verfügung. Einen Großteil dieser gilt es im Verlauf der Story freizuschalten. Natürlich besitzt er auch diverse magische Spezialangriffe. So ist er unter anderem in der Lage, einen Klon von sich zu erzeugen, der Feinde für kurze Zeit Schaden zufügt und von seinem Meister ablenkt. War, Held des ersten Games, ist ein grimmiger Nahkämpfer und setzt bei dämonischer Gegenwehr auf vollen Körperkontakt. Er stürmt in die Massen, lässt Klingen aus dem Boden schießen, kann seine Haut erhärten um schweren Schaden zu erleiden und benutzt bevorzugt sein Schwert Chaoseater als Mittel zur Lösung von Konflikten. Selbstverständlich gibt es auch in Darksiders Genesis wieder brachiale Finisher, welche den Sprösslingen der Hölle auf Knopfdruck ein besonders spektakuläres Ende bereiten. Auch wenn das Geschehen am Bildschirm zu einen regelrechten Gewusel ausartet, verliert man selten die Übersicht und hat, dank der präzisen Steuerung mit dem Controller, meist die Oberhand, auch wenn man alleine unterwegs ist. Per Knopfdruck kann man bequem jederzeit zwischen den beiden Reitern wechseln und ihre jeweiligen Stärken ausspielen.

Damit wir unseren Gegnern nicht mit blanken Unterhosen entgegentreten müssen, finden wir in Darksiders Genesis allerlei interessante Werkzeuge, welche unser Vorankommen erleichtern. Da wären zum Beispiel die so genannten Monsterkerne. Diese werden von besiegten Schergen gedroppt und können uns, angelegt im Kampf, praktische Boni verleihen. Diese reichen von verbesserten Werten wie Angriff und Gesundheit, über magische Effekte, zum Beispiel eine Lavaspur beim Ausweichen, bis hin zur Unterstützung im Kampf durch einen Höllenhund. Prinzipiell gilt: Je stärker das Monster desto besser der Knoten, den es vielleicht fallen lässt. Ein System, das mich auch ohne Rüstungsteile an der Stange halten konnte.

Wunderschöne Apokalypse

Um meiner Begeisterung würdig Ausdruck zu verleihen, kann ich es nur fett und kursiv zu Papier bringen: Ich liebe den Art-Style von Darksiders Genesis! Schon seit Teil eins bin ich dieser comichaften Welt und den Figuren darin verfallen. Die Farben, die Optik, der Flair – das Darksiders-Universum atmet Persönlichkeit und ist dabei visuell einwandfrei umgesetzt. Die Zwischensequenzen sind toll gezeichnet, die Dialoge gut geschrieben und die Sprecher hervorragend. Leider ist die Story nicht so stark wie die des Erstlings, doch fand ich sie interessanter als jene von Darksiders 2. Das ist den beiden Helden Strife und War zu verdanken, weil sie dank ihrer Gegensätze ein sehr tolles Gespann abbilden.

FAZIT

Man durfte Darksiders Genesis durchaus mit kritischem Auge entgegen Blicken. Zum einen weil die Reihe nie wieder so stark war wie mit Teil 1, zum anderen weil sie den Ruf genoss stets ein „Best-of“ aktuell beliebter Spieletrends zu sein. Darksiders war 2010 eine Mischung aus Zelda und God of War. Die Fortsetzung ein Devil May Cry mit Loot-Spirale und Open World. Der dritte Teil des – zu jenem Zeitpunkt tot geglaubten – Franchises bediente sich fleißig bei Dark Souls. Auch Darksiders Genesis schien Anfangs dieser Tradition zu folgen und ein Diablo-Klon zu werden, doch nur auf den ersten Blick! Auf den zweiten entpuppt es sich, trotz Iso-Perspektive, als klassisches Action-Adventure und als bester Teil der Reihe seit Darksiders 1. Der Koop-Modus fügt sich gut in das Geschehen ein. Auch Solo-Abenteurer kommen auf ihre Kosten. Die Kämpfe sind dynamisch und wuchtig, funktionieren generell um einiges besser als ich erwartet habe. Lediglich die zermürbenden Sprungpassagen nervten etwas, aber die hielten sich zum Glück in Grenzen. Auch wenn die Story nicht ganz so stark war wie in Teil 1, hatte ich meinen Spaß damit. Darksiders Genesis ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung und es kann gerne mehr davon kommen. Vielleicht wird ja irgendwann der Cliffhanger, welcher seit 2010 im Raum steht aufgelöst. Ich hoffe es sehr!

Was ist Darksiders Genesis? Ein Action-Adventure im aus der Iso-Perspektive.
Plattformen: PC,
Getestet: PC – AMD Ryzen 7 3700 X 8-Core Processor, 16 GB RAM, Radeon RX Vega
Entwickler / Publisher: Airship Syndicate/THQ Nordic
Release:  5. Dezember 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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