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Destiny 2: Am Rande des Schicksals im Test

Am 15. Juli 2025 erschien mit Am Rande des Schicksals die neueste Erweiterung des bekannten Looter-Shooters Destiny 2. Der Titel ist dabei nicht nur klangvoll gewählt, sondern auch Programm – denn diese Erweiterung markiert den Auftakt einer völlig neuen Destiny-Saga. Nach dem starken Kapitel Die finale Form steht das Spiel an einem entscheidenden Wendepunkt. Bungie wagt den nächsten Schritt und führt die Spieler in ein geheimnisvolles Abenteuer auf den fernen Planeten Kepler. Es ist ein Sprung ins Unbekannte – und könnte das eigene Schicksal von Destiny 2 langfristig prägen.

Ich spiele Destiny seit der Erweiterung König der Besessenen, die 2015 erschienen ist. Zehn Jahre später bin ich immer noch dabei – habe jeden Aufstieg und jeden Fall von Destiny 2 miterlebt – und kann mit ziemlicher Sicherheit sagen: Ich bin nach wie vor süchtig nach dem Spiel. Umso gespannter war ich, nach dem Abschluss der Licht-und-Dunkelheit-Saga in Die finale Form, darauf zu sehen, wohin Bungie die Geschichte nun lenken möchte. Mit Am Rande des Schicksals bekomme ich aber nun endlich mehr über die geheimnisvollen Neun zu erfahren, darf wieder einen völlig neuen Planeten erkunden – und mich, ja wirklich, in eine Kugel aus reiner Energie verwandeln. Das hatte ich definitiv nicht auf meiner Bingo-Karte.

Edge of Fate- Guardians

Die Neun

Erzählerisch knüpft Am Rande des Schicksals natürlich an die Ereignisse von Die finale Form und den darauffolgenden Seasons an – an dieser Stelle also eine deutliche Spoiler-Warnung für alles, was davor geschah. Nach dem Tod des Zeugen und dem Umgang mit den verbleibenden Bedrohungen erreicht uns ein rätselhafter Ruf vom fernen Planeten Kepler. Wer ihn gesendet hat, bleibt zunächst unklar – und der Grund dafür erst recht. Doch schon bald deutet alles darauf hin, dass die geheimnisvollen Neun ihre Hände im Spiel haben: jene mächtigen, kaum greifbaren Wesen, die bislang stets aus dem Schatten agierten. Bislang begegneten wir ihnen nur indirekt – durch den zwielichtigen Händler Xur oder die Abgesandte Orin. Letztere spielt nun eine deutlich größere Rolle in der Erweiterung. Und sie ist dabei nicht die einzige neue Figur: Mit Lodi begegnen wir einem völlig neuen NPC, der sich ebenfalls aus undurchsichtigen Gründen auf Kepler aufhält. Es gibt also mehr als genug Geheimnisse zu lüften – und Probleme zu beseitigen. Und wer wird natürlich mal wieder reingeworfen? Unser Hüter. Urlaub? Offenbar ein Fremdwort.

Wer schon einmal eine Kampagne in Destiny 2 gespielt hat, bekommt hier im Grunde genau das, was man erwartet: Wir ziehen von Mission zu Mission, die quer über den neuen Planeten verstreut sind, und schießen uns durch Horden von Gegnern. Denn natürlich sind wir nicht allein auf Kepler: Das Gefallenen-Haus des Exils und die Vex treiben hier ebenfalls ihr Unwesen – und wie immer haben sie nichts Besseres zu tun, als uns das Leben schwer zu machen.

Neu ist allerdings der Aufbau der Missionen: Diese setzen deutlich stärker auf Rätsel, Erkundung und cleveres Leveldesign. Versteckte Wege, verschlossene Türen und geheime Bereiche warten darauf, entdeckt zu werden – sofern man die Augen offen hält. Dadurch entsteht vor allem in der Kampagne ein angenehm ausgewogener Mix aus Action und Denken. Allerdings sorgt eine Zutat im sonst gut gemixten Cocktail für einen leicht bitteren Nachgeschmack, der sich durch die gesamte Erweiterung zieht.

Der neue Planet Kepler

Das Highlight von Am Rande des Schicksals ist – wie so oft – das neue Gebiet, das wir erkunden dürfen. Und Kepler hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten: Wie bereits erwähnt, gibt es hier deutlich mehr zu entdecken als auf vielen anderen Himmelskörpern davor.

Optisch jedoch kann Kepler nicht ganz mit früheren Glanzlichtern wie der träumenden Stadt oder dem bleichen Herzen mithalten. Der Stil bleibt vergleichsweise bodenständig. Natürlich gibt es auch hier wieder fremdartiges Aliengewächs und mysteriöse, futuristische Anlagen – doch der ganz große Wow-Effekt bleibt diesmal aus.

Dazu kommt: Unser geliebter Sparrow bleibt diesmal in der Garage. Kepler erlaubt nämlich keine motorisierte Fortbewegung. Stattdessen sind wir entweder zu Fuß unterwegs – oder als blitzende Energiekugel. Und genau da beginnt mein größtes Problem mit Am Rande des Schicksals.

Bereits in der ersten Mission erhalten wir eine neue Fähigkeit: Wir können unsere physische Form auflösen und uns in reine Energie verwandeln – sprich, wir werden zum Ball. In dieser Kugelgestalt bewegen wir uns etwas schneller fort als zu Fuß, können Energiezellen aufladen oder durch enge Röhren und verwinkelte Gänge schlüpfen.

Was zunächst wie ein spaßiger Gimmick wirkt, entwickelt sich im Spielverlauf leider zur zähen Daueraufgabe. Während der eigentliche Mix aus Kämpfen und Rätseln gut funktioniert, bremsen die zahlreichen Kugel-Passagen immer wieder den Spielfluss. Oft schalte ich im Sekundentakt zwischen Hüter und Kugel hin und her – nur um wenige Meter weiter wieder das Gleiche zu tun. Die Abwechslung verliert schnell ihren Reiz und wird zur Pflichtübung.

Klar: Abwechslung ist wichtig. Aber bitte mit Maß und Ziel. Wenn ich die meiste Zeit nur durch enge Röhren gleiten muss, weil es schlicht keinen anderen Weg zum Ziel gibt, fühlt sich das nicht mehr wie ein cleveres Gameplay-Element an, sondern wie ein mühsamer Zwang.

Schade – denn der grundsätzliche Ansatz der neuen Overworld-Fähigkeiten ist eigentlich erfrischend. Ein neuer Fokus wäre mir zwar lieber gewesen, aber die Idee hat Potenzial. Das Problem: Auf Kepler bin ich eine leuchtende Kugel. Auf allen anderen Planeten? Wieder nur Hüter – ohne Ball, ohne neue Mechanik. Die Kugelform bleibt also eine nette Spielerei mit eingebautem Verfallsdatum. Zumindest im Moment.

Das neue Destiny 2

Neben den neuen Inhalten der Erweiterung durften sich Destiny-Fans auch über zahlreiche Verbesserungen im Spielsystem freuen. Neben frischen Waffen, Rüstungen und exotischen Gegenständen – darunter etwa das Scharfschützengewehr New Land Beyond – wurde auch das User Interface überarbeitet. Dieses wirkt nun deutlich aufgeräumter, klarer strukturiert und ist einfacher zu bedienen.

Ebenfalls komplett überarbeitet wurden das Waffen- und Rüstungssystem – und mit dem Start der neuen Saga gibt es gleich einen radikalen Schnitt: Unser mühsam aufgebautes Lichtlevel? Weg. Stattdessen starten alle Hüter nun auf einem einheitlichen Level 10, das sich bis 450 steigern lässt. Für Hardcore-Spieler ein willkommener Grind, für Gelegenheits-Hüter dagegen ein eher harter Einstieg. Der Vorteil: Es ist endlich wieder übersichtlich – zum Vergleich: Vorher waren wir jenseits der 2000er-Marke unterwegs.

Die Waffen sind nun in unterschiedliche Tiers eingeteilt: Tier 1 enthält z.B. Basiswaffen, die sich mit saisonalen Mods anpassen lassen. Höhere Tiers schalten zusätzliche Upgrades und Eigenschaften frei, wodurch sich die Waffen nach und nach verbessern lassen. Das sorgt für eine bessere Progression während der Spielzeit.

Bei Rüstungen fällt die Umstellung noch drastischer aus: Neben der Tier-Einteilung gibt es jetzt Set-Boni und sogenannte Archetypen. Außerdem wurden die Stats überarbeitet – sowohl inhaltlich als auch namentlich: Die neuen Hauptwerte heißen nun Waffen, Klasse, Gesundheit, Nahkampf, Granate und Super. Welche Werte eine Rüstung konkret verbessert, hängt vom Archetyp ab – eine „Alleskönner“-Rüstung, die in jedem Bereich stark ist, gibt es also nicht mehr. Zudem wurde das Maximallevel der Stats von 100 auf 200 erhöht.

Das klingt auf den ersten Blick komplex – ist es aber nicht. Sobald man ins Spiel eintaucht, merkt man schnell, dass das neue System logisch aufgebaut ist und sich gut anfühlt. Es lässt sich einfacher erspielen als erklären – versprochen.

Neben den grundlegenden Verbesserungen bringt Am Rande des Schicksals auch einige spannende Neuerungen mit sich. Die wohl spürbarste: Der Schwierigkeitsgrad wird nun in sogenannte World-Tiers unterteilt. Je höher die Stufe, desto knackiger das Gameplay – dafür winkt aber auch deutlich besserer Loot. Dieses System erlaubt es endlich, den Schwierigkeitsgrad gezielt an das eigene Level und die eigene Spielweise anzupassen. Eine gute Entscheidung.

Ebenfalls neu ist das Portal, ein zentrales Hub, in dem wir Missionen, Aktivitäten und Operationen effizient verwalten können. Wer zum Beispiel eine Aktivität für ein bis drei Spieler sucht, klickt einfach auf Solo-Operationen – und schon geht’s los. Eine praktische Ergänzung, die gerade im täglichen Spielbetrieb spürbar Zeit spart.

Ein weiteres Highlight ist – wie immer – der neue Raid. Dieser ist erneut fordernd, teils sogar richtig knifflig, macht mit einer eingespielten Gruppe aber enorm viel Spaß. Mechanisch abwechslungsreich, optisch beeindruckend und mit reichlich Loot belohnend – so muss ein Raid sein.

Zusammenfassung

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