Es ist schon einige Jahre her, dass die Painkiller-Reihe einen neuen Ableger bekommen hat. Damals bekannt für ihre hübsche Grafik und das wuchtige Waffengefühl, steht nun Entwickler Anshar Studios vor der doch recht großen Herausforderung, in diese Fußstapfen zu treten. Denn das neu erschienene Painkiller ist mehr als nur ein weiterer Action-Shooter – es versteht sich als echte Wiederbelebung der gesamten Serie.
Ehrlich gesagt habe ich von Painkiller bisher kaum etwas mitbekommen. Erst als ich mich über den neuen Teil informiert habe, wurde mir klar, dass dahinter tatsächlich eine ganze Spielereihe steckt – und das schon seit 2004. Da ich selbst gerne DOOM oder andere Shooter spiele, war meine Begeisterung natürlich ziemlich groß: Nochmal mit dem Gewehr in der Hand durch Dämonenhorden ballern – und diesmal sogar gemeinsam mit bis zu zwei Freunden. Das hat auch wirklich eine Menge Spaß gemacht, zumindest anfangs. Denn je länger man spielt, desto spürbarer geht dem Spiel auch leider nach und nach die Luft aus.

Willkommen im Fegefeuer
Wie für das Genre üblich, ist das Setting schnell erklärt: Wir erwachen als Gefangene im Fegefeuer – und wie es der Zufall so will, bekommen wir die Chance, unsere Sünden zu tilgen. Der Auftrag: eine ganze Dämonenarmee niederzumähen und dabei gleich noch ihren Anführer, den gefallenen Engel Azrael, ein wenig zu ärgern. Jetzt würde ich natürlich gerne erzählen, dass da noch mehr dahintersteckt, aber… das war’s im Grunde schon. Eine richtige Handlung wie in anderen Titeln sucht man hier recht vergeblich. Auch Kapitel oder klassische Missionen gibt es jetzt nicht so wirklich. Nach einem kurzen, recht hilfreichen Tutorial lernen wir die spielbaren Figuren kennen, üben die Steuerung – und dann geht’s direkt los. Handlungsaufbau? Echter Plot? Fehlanzeige.
Der Hauptmodus von Painkiller dreht sich vor allem um die sogenannten Raids. Hier kämpfen wir uns gemeinsam mit Freunden – oder wahlweise der ziemlich nutzlosen KI – durch verschiedene Abschnitte voller Gegner, besiegen am Ende einen Boss und kassieren Belohnungen, mit denen sich Waffen und Ausrüstung verbessern lassen. Daneben gibt es noch den Arena-Modus, der wie ein Roguelite aufgebaut ist und uns mit Wellen von Gegnern konfrontiert. Und ja, auch hier winken am Ende wieder Belohnungen zum Aufrüsten unserer Ausrüstung. Tiefgründig ist das Ganze sicher nicht, aber immerhin genug, um einen gewissen Antrieb zu liefern.
Painkiller lebt also ganz bestimmt nicht von seiner Story oder dem Höllen-Setting – dafür ist das Paket schlicht zu dünn und die Konkurrenz längst weiter. Bleibt also noch das Gameplay.
Gemeinsam durch die Hölle
Zuerst einmal: Painkiller gibt uns vier unterschiedliche Figuren und eine ordentliche Auswahl an Nah- und Fernkampfwaffen. Während die Charaktere selbst in Sachen Persönlichkeit alle ziemlich… nun ja, speziell sind, unterscheiden sie sich spielerisch aber fast kaum voneinander. Klar, der eine hat etwas mehr Leben, der andere teilt mehr Schaden mit Waffen aus, aber wirklich großen Einfluss hat die Wahl der Spielfigur letztlich nicht wirklich. Entscheidender sind die Waffen-Upgrades und Tarotkarten, mit denen sich der eigene Spielstil ein Stück weit anpassen lässt. Das motiviert dazu, hin und wieder neue Kombinationen auszuprobieren, während man sich in seinem Hub – einer düsteren Kathedrale – auf die nächste Schießerei vorbereitet.
Das Gunplay ist dagegen eher Geschmackssache. Ich habe schon öfters gelesen, dass es im Vergleich zu den Vorgängern zu hektisch und unpräzise sei. Das mag stimmen – der letzte Teil liegt schließlich etliche Jahre zurück, und die technischen Möglichkeiten haben sich auch deutlich verändert. Trotzdem fällt auf: Schon ab Minute eins geht’s hier ziemlich zur Sache. Wir können durch die Luft dashen, sliden, an Wänden abprallen, und die Gegner sind ebenfalls erstaunlich flink. Wer also lieber taktisch spielt oder kein Freund von Chaos ist, dürfte hier auf Dauer eher frustriert werden – auch wenn man nostalgisch an die älteren Teile zurückdenkt.
Etwas ärgerlicher ist das teils dann aber schwache Waffengefühl. Gerade wenn man andere Genregrößen kennt, wirken die Waffen hier weniger wuchtig, als sie aussehen. Wenn ich einen Bolzen aus meinem Gewehr auf ein Monster abfeuere, erwarte ich einfach, dass es danach nicht mehr allzu lebendig aussieht. Klar, die Gegner zeigen Trefferwunden, und das Feedback ist grundsätzlich solide – aber es erreicht nie das „Wumms“-Gefühl, das einen so richtig in den Flow zieht. Stattdessen ballert man sich oft ohne klare Orientierung durch Gegnerhorden, und das ist auf Dauer doch etwas unbefriedigend.
Was Painkiller für mich dennoch etwas gerettet hat, ist der Koop-Modus. Gemeinsam mit Freunden macht das Ganze überraschend viel Spaß – selbst wenn man die meisten Raid-Abschnitte mit halbwegs fähigen Mitspielern recht schnell abhakt. Unterm Strich hat man hier gemeinsam aber echt eine gute Zeit. Man muss sich nur bewusst machen, was man bekommt: kein wirklicher DOOM-Koop, keine fesselnde Story, kein tiefes Charaktersystem – sondern pures, actionreiches Gameplay. Das hat durchaus Potenzial, schöpft es aber trotzdem nicht voll aus.
Eine überraschend hübsche Unterwelt
Versteht die Überschrift nicht falsch: Auch in Painkiller ist die Hölle kein freundlicher Blumengarten mit Schmetterlingen und Obstbäumen. Sie ist düster, blutig, bedrückend – und ganz sicher kein Ort, den man freiwillig besuchen möchte. Grafisch macht das Spiel auf dem PC aber trotzdem eine ziemlich ordentliche Figur. Die Level sind detailreich gestaltet, die Gegner wirken angenehm dämonisch, und auch die Waffenoptik, die ich bereits erwähnt habe, kann sich sehen lassen. Der Sound überzeugt ebenfalls: Die Musik untermalt das Dauerfeuer gut, und die verschiedenen Effekte klingen satt genug. Kein audiovisuelles Meisterwerk, aber solide – das Spiel macht hier also definitiv seine Hausaufgaben. Auch technisch lief Painkiller stabil, was man heutzutage ja fast schon positiv hervorheben muss.
Bleibt die Frage, wie lange man sich in Painkiller eigentlich aufhalten will. Inhaltlich ist es kein Titel, der auf Langzeitmotivation setzt. Wer einfach Lust auf schnelle Action hat, wird zwar gut bedient, aber eine echte Metaprogression fehlt – abgesehen von Upgrades und ein paar kosmetischen Skins. Sobald man das meiste gesehen hat, wird’s recht eintönig. Klar, das Game ist kein Vollpreistitel, aber bei der „Wiederbelebung“ einer ganzen Reihe hätte ich mir trotzdem etwas mehr erhofft. Am Ende bleibt es wohl bei dem ein oder anderen Koop-Run mit Freunden – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Zusammenfassung
FAZIT
Painkiller ist ein solider Shooter, der für ein paar Stunden gute Unterhaltung bietet und zwischendurch durchaus seine starken Momente hat. Leider bleiben diese aber eher selten, und insgesamt gibt es einfach zu viele kleine Schwächen, die das Spiel etwas ausbremsen. Genau deswegen bekommt es auf Steam derzeit wohl leider auch nur eine „ausgeglichene“ Bewertung.
Ich habe zwar nicht die Perspektive der alten Painkiller-Fans und kann manchen Unmut daher nur bedingt nachvollziehen, aber viele der Kritikpunkte sind schlicht und einfach nicht von der Hand zu weisen. Einiges ließe sich sicher noch mit Patches oder Updates ausbügeln – das wird jedoch Zeit brauchen.
So bleibt Painkiller derzeit ein durchschnittlicher Koop-Shooter mit ein paar interessanten Ideen, aber auch reichlich Luft nach oben. Oder, um es mit den Worten der Spielfiguren zu sagen: Auf dem Weg in den Himmel steht noch ein gutes Stück Arbeit an.
