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Rise of the Tomb Raider – Test

Jede zeitbegrenzte Exklusivität hat einmal ein Ende und selten haben wir auf eine Plattform-Portierung so sehnsüchtig gewartet wie bei Rise of the Tomb Raider. Nachdem XBox-Spieler bereits seit fast drei Monaten wieder mit Frau Croft auf Grabräuber-Tour gehen durften, sind PC-Zocker erst jetzt dran. Eines können wir aber schon verraten: Das Warten hat sich gelohnt!

Prequel, Reboot oder wie man es auch immer nennen mag, das Tomb Raider aus dem Jahr 2013 war zwar ein Erfolg, auch wenn viele eingefleischte Fans die spielerische Neuausrichtung hin zum Action-Shooter kritisierten und das typische Flair der Spielreihe rund um die charismatische Archäologin verloren ging. Die Handlung von Rise of the Tomb Raider knüpft rund ein Jahr nach den Ereignissen aus dem vorangegangen Teil an und erzählt die Geschichte der nun 22-jährigen Lara Croft auf der Suche nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit. Dabei liefert sie sich ein Wettrennen mit der rücksichtslosen Geheimorganisation Trinity, die ebenso nach der sagenhaften göttlichen Quelle sucht und dabei sogar über Leichen geht. Weil sich dieses Artefakt in der legendären unsichtbaren Stadt Kitesch befindet, verbringt Lara den Hauptteil der Geschichte im tief winterlichen Sibirien, lediglich in einer Rückblende gibt es einen kurzen Ausflug nach Syrien.

Alte Tugenden

Einer der größten Kritikpunkte des Vorgängers war das actionreiche Gameplay, indem der Spieler von einer Ballerei meist direkten in die nächste geschickt wurde. Rise of the Tomb Raider will dagegen zurück zu den Wurzeln und steht deshalb ganz unter dem Motto „Rückkehr zur Grabräuberei „. Nicht nur storytechnisch verschlägt es Lara daher endlich wieder in antike Grabstätten, auch spielerisch orientiert man sich an den ersten Abenteuern der taffen Archäologin. Erkunden, klettern, springen und Geheimnisse lösen stehen wieder im Mittelpunkt. Natürlich darf man von Zeit zu Zeit auch wieder zur Waffe greifen und kämpfen, aber man kann nun selbst entscheiden ob man die Gegner mittels Guerilla-Taktik ausschaltet indem man sich auf Bäumen oder im Gebüsch versteckt, mit Bomben und Sprengsätzen für Ablenkung sorgt oder ob man wie Rambo seine Feinde auf die brachiale Methode eliminiert. Die meiste Zeit verbringt man aber in unterirdischen Höhlen oder riesigen Grabkammern, springt von Plattform zu Plattform und löst dabei mehr oder weniger kniffelige Schalterrätsel.

Frau Croft kann craften

Eines muss sich Rise of the Tomb Raider aber eingestehen, das Spiel wird sicherlich nicht von der etwas oberflächlichen Hintergrundstory getragen. Dass es aber trotzdem niemals langweilig wird, dafür sorgen die sehr abwechslungsreichen Schauplätze sowie die tolle und spannende Inszenierung der einzelnen Rätsel und Aufgaben. Auch abseits der Hauptstory rund um das Mysterium der Unsterblichkeit gibt es jede Menge zu entdecken. Da bitten etwa einheimische Widerstandskämpfer Lara einige Funktransmitter zu zerstören, entführte Genossen zu befreien oder ganz einfach Hühner einzufangen. Diese Nebenquests sind zwar optional, belohnt wird man dafür aber nicht nur mit diversen Waffen und Gegenständen, sondern auch mit zusätzlichen Erfahrungspunkten. Die benötigen wir um Spezialfähigkeiten in den drei Kategorien Kämpfer, Jäger oder Überlebender freizuschalten. Wer auf die Story verzichten möchte, der kann sich auch die Zeit mit Jagen, sammeln und entdecken vertreiben. Mit den dadurch angehäuften Ressourcen können dann etwa neue Waffen gebaut oder existierendes Equipment verbessert werden. All das ist zwar keinerlei Einfluss auf die Hauptstory, die dadurch erlangten Boni erleichtern aber die weitere Suche nach dem magischen Artefakt erheblich.

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Lara hat die Haare schön

Inhaltlich gibt es somit, abgesehen von einer durchaus brauchbaren Maus/Tastatur-Steuerung (alternativ kann natürlich immer noch mit dem Gamepad gezockt werden), kaum Unterschiede zur drei Monate alten XBox One Fassung. Dass aber die PC-Version von Rise of the Tomb Raider keine 08/15 Portierung geworden ist, dafür sorgt die deutlich aufgebohrte Foundation-Engine. Zum einen wurde der anisotropische Texturfilter zur schärferen Darstellung von weit entfernte Texturen erhöht, die Tessellation, durch die Oberflächen plastischer dargestellt werden, sind in der PC-Version direkt in der Hardware implementiert und generell hat man das Level of Detail deutlich verbessert. Dazu kommt noch Nvidias Beleuchtungstechnik Ambient OCCLUSION HBAO+ zum Einsatz, genauso wie AMDs TressFX-Technologie “Pure Hair” welche für Lara’s realistisch wirkende Haarpracht sorgt. Klingt jetzt auf dem Papier sehr beeindruckend – ist es auch in der praktischen Umsetzung. Wer die einzelnen Technologien und die Unterschiede im direkten Vergleich sehen will, der sieht sich am besten folgendes Video an.

Abseits von all diesem technischen Schnickschnack kann man Rise of the Tomb Raider eines Bescheinigen: Es sieht ganz einfach nur fantastisch aus! Alleine schon der Gletscheraufstieg im ersten Spielabschnitt ist eines der Highlights des Spieles und neben der grafisch imposanten Präsentation auch noch atemberaubend und vor allem spannend inszeniert. Und wer jetzt glaubt, dass der Ausflug nach Sibirien optisch nur wenig Abwechslung mit sich bringt, hat sich geirrt, denn die schneebedeckte russische Wildnis ist nur ein kleiner Teil von Lara’s Reise, die sie weiter durch unterirdische Gletscherhöhlen, riesigen Grabstätten bis hin zur gefrorenen Stadt Kitesch führt. Diese Grafikpracht hat aber natürlich auch ihren Preis. Die minimalen Systemanforderungen werden mit einem Intel Core i3-210, 6 GB Arbeitsspeicher und einer NVIDIA GTX 650 bzw. einer AMD HD7770 Grafikkarte angegeben. Um jedoch die volle Grafikpracht  genießen zu können, sollte man mindestens eine Geforce Grafikkarte der 900 Serie oder ein gleichwertiges AMD Pendant in seinem Rechner haben, für Full-HD oder 4K-Auflösungen ist aber selbst das dann schon zu wenig. Aber selbst in mittlerer Grafikqualität sieht Rise of the Tomb Raider immer noch fantastisch aus und lässt sich auch auf Mittelklasse PC’s flüssig spielen. Lara Croft wird übrigens nicht mehr wie im Vorgänger von  Nora Tschirner gesprochen, sondern von der Synchronsprecherin Maria Koschny, der deutschen Stimme von Jennifer Lawrence. Gute Entscheidung!

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Bonusspiel

Auf den etwas missglückten Mehrspielermodus aus dem Vorgänger hat man bei Rise of the Tomb Raider lieber gleich verzichtet. Dafür steht unter dem Menüpunkt „Expeditionen“ eine zusätzliche Spielvariante zur Auswahl. Hierbei dürfen bereits absolvierte Spielabschnitte nochmals gespielt werden. Der Unterschied zum Story-Modus: Es werden Punkte mitgezählt. Für virtuelle Tode gibt es Strafpunkte, für bestimmte Ziele, wie etwa Zeitlimits oder eine bestimmte Anzahl an Kills, gibt es Extrapunkte.  Mit im Spiel verdienten Credits könnt ihr dann auch noch zusätzlich Karten kaufen, die in diesem Modus diverse spielerische Vor- und Nachteile bieten. Die erreichten Punkte werden danach in einem Online-Ranking veröffentlicht und können per Knopfdruck auch direkt mit denen eurer Steam-Freunde verglichen werden.

FAZIT

Tja liebe alte Lara aus den Neunzigern, das war es jetzt mit uns, ich habe eine neue Favoritin! Die ist nicht nur viel jünger als du, sondern sieht auch noch um so viel besser aus und kann ebenso mit inneren Werten bei mir punkten. Ich habe mir die Entscheidung jetzt auch nicht leicht gemacht, aber seien wir ehrlich: Es liegt an dir und nicht an mir. Okay, die Geschichten die sie erzählt sind mindestens genauso oberflächlich wie deine langweiligen Erzählungen, aber mit ihr ist alles wieder ein bisschen spannender und aufregender. Genauso wie ich  mir eine zeitgemäße Lara Croft immer vorgestellt habe. Und dass sie sich für ein paar Monate auf einer anderen Plattform ausgetobt hat, verzeihe ich ihr gerne. Im Gegenteil, denn so schön und fehlerlos wie sie nun ist, hat ihr der Ausflug scheinbar richtig gut getan. Tschüss Frau Croft machs gut, wir hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit! Von mir aus können wir gerne Freunde bleiben, spielen tu ich aber von nun an lieber mit der jungen Lara aus Rise of the Tomb Raider.

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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