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The Messenger im Test

Auf einer meiner früheren „Was will ich mal werden“-Liste findet sich ein Berufswunsch ganz oben: Ninja. Sicherlich darin begründet, dass ich als Kind der Achtzigerjahre mit einschlägigen Action-Filmen sowie Videospielen aufgewachsen bin, in denen die japanischen Söldner als unbesiegbare Helden charakterisiert wurden. Mit dem neuen Action-Platformer The Messenger vom Publisher Devolver Digital kann ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einen Ninja verkörpern und nicht nur sprichwörtlich eine Reise zurück in die Zeit der 8- und 16-Bit Klassiker erleben.

Trara, die Post ist da!

Der Kodex der Ninjas sieht eigentlich vor, dass ein Krieger der Faulheit und dem Eigensinn zu entsagen hat. Ganz im Gegensatz zu diesen Leitlinien verhält sich unser Protagonist, denn das Training langweilt ihn und auf seinen Meister hört er nur sehr widerwillig. All das ändert sich aber, als eine Dämonen-Armee sein Dorf überfällt und dabei nahezu seinen gesamten Clan vernichtet. Nur aufgrund des Einschreitens vom legendären „Held des Westens“ kann schlimmeres verhindert werden. Der übergibt unserem jungen Helden eine Schriftrolle und beauftragt ihn, diese auf den Gletschergipfel eines Berges zu bringen, wo drei weise Männer auf ihn warten. Die Antworten auf die vielen Fragen des Helden in spe bleiben ungehört, denn die sollen wir laut unserem Befehlsgeber während unserer Reise durch die verfluchte Welt erhalten…

Zugegeben, die Geschichte von The Messenger hört sich weder sehr originell, noch spannend an. Das es sich dabei aber trotzdem nicht um eine lustlos dahingeschluderte 08/15 Hintergrundstory handelt liegt einerseits daran, dass im weiteren Spielverlauf einige unvorhergesehene Wendungen hinzukommen, andererseits weil das Abenteuer des jungen Ninjas mit einer gehörigen Portion Humor gewürzt wurde. Wer die einzelnen Text-Dialoge einfach nur wegklickt ohne sie zu lesen, der verpasst viel von einer der großen Stärken des Spiels.

Let’s do the Time-Warp again

The Messenger kann zunächst seine frappierende Ähnlichkeit mit Ninja Gaiden von TECMO auf dem SNES nicht verleugnen. Ihr hüpft genauso durch eine zweidimensionale 8-Bit Spielewelt, weicht zahlreichen Fallen aus und eliminiert mit eurem Katana oder Wurfsternen die heranstürmenden Gegner. Ein schönes Alleinstellungsmerkmal und wichtiges spielerisches Feature ist aber die sogenannte Cloudstep-Technik. Mit diesem speziellen Move könnt ihr euch mittels zusätzlichem Schlag, an Objekten weiterhangeln und so quasi einen Mehrfachsprung ausführen. Das erfordert aber extrem genaues Timing und stellt unerfahrene Spieler vor allem zu Beginn vor eine echte Herausforderung. Weil der Cloudstep jedoch ein zentrales Gameplay-Element ist, sollte man ihn besser früher als später beherrschen. Hat man aber erst einmal kapiert wie es funktioniert, dann lässt sich so ziemlich alles als Sprunghilfe verwenden – sogar feindliche Geschosse. Natürlich bleibt es nicht bei diesem einen Move, denn im weiteren Spielverlauf darf man in einem Laden das Bewegungsrepertoire erweitern und neue Skills erwerben, wie beispielsweise an Wänden hochklettern oder man kauft ganz einfach nützliche Gadgets wie Greifhaken und einen Wingsuit um damit größere Abgründe zu überwinden. Bezahlt werden diese Fähigkeiten und Ausrüstung mit gesammelten Zeitscherben. Diese werden aber auch von eurem Dämonen-Begleiter Quarble verlangt, der euch dafür am nächsten Checkpoint wiederbelebt, solltet ihr doch mal das Zeitliche segnen.

Nach ein paar Stunden Spielzeit verwendet The Messenger einen der vielen Story-Twists, um damit auch das bis dahin eher geradlinige Konzept auf den Kopf zu stellen. Unser Ninja wird mittels Zeitreise in die Zukunft geschickt und von da an wechselt die komplette Kulisse vom 8-Bit in den 16-Bit Modus. Das grundsätzliche Gameplay bleibt zwar gleich, aber sowohl Grafik und Sound springt mit dem Protagonisten in eine neue Ära. Aufgrund von Rissen in der Zeit in Form von Portalen, mit denen man auch wieder in die Vergangenheit und zurück reisen kann, wird dann aus dem bislang linearen Levelsystem eine eher offene Spielewelt, ganz im Stile eines Metroidvania. Weil manche Pfade nur in einer bestimmten Zeitlinie offen sind, kommen damit nicht nur ein paar zusätzliche Rätsel-Elemente ins Spiel, sondern es ergeben sich oftmals mühsame Laufwege zu bereits besuchten Abschnitten. Dieses Backtracking wird mit zunehmender Spieldauer ziemlich ausgereizt und sorgt dann auch schon für Abnutzungserscheinungen im Gameplay sowie den einen oder anderen Frustmoment.

Technik von gestern

Dieser Kritikpunkt ist gleich umso ärgerlicher, da The Messenger ansonsten Genrekost vom Feinsten bietet. Die Steuerung ist präzise, der Schwierigkeitsgrad fordernd aber niemals unfair und die Präsentation kann sich sowohl sehen, als auch hören lassen. Okay, das Design der Standard-Gegner ist nicht sehr originell, dafür sind die Bosskämpfe umso kreativer und auch die Retro-Grafik in den beiden unterschiedlichen Stilen weiß zu überzeugen. Übertrumpft wird das alles vom grandiosen Soundtrack aus der Feder des, in Insider-Kreisen sehr populären, Chiptune-Komponisten Rainbowdragoneyes. Hier untermalen wirklich tolle Musikstücke das Spielgeschehen und nicht umsonst ist der abwechslungsreiche Soundtrack auch separat erhältlich. Mir persönlich sind vor allem einige der 16-Bit Melodien dank echter Ohrwurm-Qualität im Gedächtnis hängen geblieben. Gespielt habe ich übrigens die Nintendo Switch Version. Aufgrund der moderaten Anforderungen ist die Hardware der Hybrid-Konsole nie wirklich gefordert, was natürlich in einem durchwegs flüssigen Spielerlebnis ohne Einbrüche in der Framrate resultiert.

FAZIT

Mit The Messenger bekommt man, zumindest rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet, für sein Geld genau genommen gleich zwei Spiele auf einmal. Klingt natürlich super, relativiert sich aber wieder, wenn es anstatt doppelten Spielspaß diesen sogar schmälert. Nach den ersten Stunden war ich noch restlos begeistert. Ein toller, geradliniger Action-Platformer, der mit sehr viel Humor punkten kann. Nach dem Wechsel im Gameplay funktioniert das Ganze dann leider nicht mehr ganz so gut, denn das häufige Backtracking nimmt viel Schwung aus dem ansonsten sehr flotten und kurzweiligen Spielfluss. Auch wenn ich ansonsten kein Fan von prozedural generierten Levels bin, hätte meiner Meinung nach gerade The Messenger von solchen zufallsgenerierten Spielabschnitten sicherlich profitiert. All das ist natürlich das obligatorische Meckern auf hohem Niveau, denn abgesehen von den etwas nervigen Wiederholungen gibt es nicht viel zu kritisieren. Die Präsentation, insbesondere der schöne Retro-Soundtrack, ist grandios, der Schwierigkeitsgrad fordernd und die Story für einen Platformer überraschend gut sowie dazu noch mit zahlreichen witzigen Dialogen inszeniert. Kurz gesagt: Retro- und Genrefans sollten unbedingt zugreifen!

Was ist The Messenger? Ein von Ninja Gaiden inspirierter Platformer mit 16-Bit-Twist
Plattformen: PC, Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Sabotage Studio / Devolver Digital
Release: 30. August 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

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