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Titanfall

Es ist endlich so weit. Piloten die mit einem speziellen Anzug über Hindernisse hinweg springen und Wände erklimmen, während sich mehrere Exoskelette an den Kragen springen und mit mächtigen Waffen versuchen sich einander den Gar auszumachen. Nein wir sind nicht in einem neuen Matrix-Film gelandet, sondern mitten drin in Titanfall.

Kampagne

Die erste Überschrift trägt bewusst nicht den Titel „Singleplayer“, denn diesen gibt es in Titanfall schlicht und ergreifend nicht. Stattdessen setzt Respawn Entertainment voll und ganz auf Multiplayer-Gameplay. Selbst die Kampagne kann man mit seinen Freunden online durchspielen. Wer sich jetzt eine spannende Story gepaart mit Action und Cut-Scenes a la Call of Duty vorstellt oder erhofft, den müssen wir gleich vorab enttäuschen. Es werden zwar hin und wieder kleine Filmchen eingespielt, diese erzählen aber an sich sehr wenig Geschichte. So viel haben aber auch wir mitbekommen: Es kämpfen die beiden Fraktionen Militia gegen die Interstellar Manufacturing Corporation oder kurz IMC. Bei dem Streit geht es in erster Linie um den Anführer der Militia, der vor einigen Jahren von der IMC übergelaufen ist. Die beiden Fraktionen bekriegen sich gegenseitig in insgesamt 9 Missionen. Hierbei ist es egal, ob du die Schlacht gegen die andere Partei gewinnst oder verlierst – die Story wird in jedem Fall weiter erzählt.

Sobald du zum ersten Mal alle neun Missionen gespielt hast, ist Seitenwechsel angesagt. Du darfst dich danach erneut durch die gleichen Levels ballern, allerdings dieses Mal auf der anderen Seite. Das Durchspielen der Kampagne schreibt Respawn jedem vor, um das Spiel kennen zu lernen. Außer den Cut-Scenes die zu Beginn jeder Mission gezeigt werden und die Einblendungen inklusive Tonspuren rechts oben ändert sich kaum etwas im Vergleich zum reinen Multiplayer.

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Multiplayer

Kommen wir nun zum Herzstück von Titanfall – dem Mehrspieler. Gestartet wird jede Schlacht als Pilot auf einer von 15 verfügbaren Maps. Die Piloten sind allerdings nicht normale Soldaten wie in Battlefield oder Call of Duty, sondern besitzen einen speziellen Anzug mit dem sie an Wänden entlang bzw. hochlaufen, einen Doppelsprung ausführen oder über Seilrutschen über die Map gleiten können. Obwohl du mit deinem Alter Ego viele Manöver ausführen kannst, ist die Steuerung niemals überfordernd und gut durchdacht.

Jede der 15 zur Verfügung stehenden Maps ist somit ein großer Spielplatz für dich. Mit den Fähigkeiten des Anzugs kannst du Wände erklimmen oder Sprünge schaffen von den du nie geglaubt hättest, dass diese überhaupt machbar sind. Genau dieses Einsetzen der Fähigkeiten fördert und belohnt Respawn auch. Durch Wallruns wird dein Soldat immer schneller und kann sich weitaus schneller fortbewegen als zu Fuß.

Diese neue Art der Fortbewegung bringt auch eine gewisse Dynamik in das Spiel. Sogenannte Camper findet man in Titanfall nur sehr selten, da es an sich ja keine Kontrollpunkte gibt, da man alle Gebäude auf unterschiedliche Weise erreichen kann. Sollte ein Gebäude zum Beispiel nur von unten durch eine Treppe zugänglich sein, kannst du dank dem Anzug auch oben über ein Fenster einsteigen und den „Taktischen Bewacher“ von hinten überraschen.

Titan zum Abwurf bereit!

Anders als bei Call of Duty gibt es in diesem neuen First-Person Shooter keine Killstreaks per se. Die Belohnung stellen die Titans dar, von denen jeder Spieler einen alle zwei Minuten ins Spiel holen kann. Diese Zeit kann allerdings durch das Ausschalten von Piloten, Titans und Drohnen bzw. Minions (das sind vom Computer gesteuerte Einheiten) verringert werden.

Der Titan wird via Airdrop ins Spiel gebracht in welchen der Spieler anschließend einsteigen kann. Dieser ist mit großen Geschützen und Waffen ausgestattet, die keinen Stein auf dem anderen lassen. Selbstverständlich ist der Koloss aufgrund seiner Größe nicht so wendig wie ein Pilot, weshalb sich die Fußsoldaten auf den feindlichen Titan begeben können um diesen durch Schüsse in die Elektronik schneller lahm zu legen – das Ganze nennt sich Rodeo. Falls ein Gegnerischer Pilot auf deinem Titan sitzt, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder du steigst aus und erledigst den Bastard oder du hoffst, dass ein Teamkollege den Piloten für dich erledigt.

Gleich wie in Call of Duty sind die Klassen, die du dir im Hauptmenü bzw. während eines Map-Wechsels zusammenbauen kannst. Unterschiedliche Waffen, Ausrüstungsgegenstände, Fähigkeiten und Granaten kannst du dir hier je nach Belieben zusammenstellen. Sobald du im Level aufsteigst, schaltest du auch neue Waffen und Gegenstände frei. Gleiches gilt auch für die Anpassung deiner Titan-Klassen. Hier findet man einen mehr oder weniger großen Kritikpunkt. In Titanfall gibt es kaum unterschiedliche Waffen zur Auswahl – weder für Pilot noch für Titan. Nach wenigen Spielstunden hat man alle verfügbaren Schießeisen freigeschaltet und die Langzeitmotivation ist somit fast gänzlich verschwunden. Auf der anderen Seite muss man allerdings sagen, dass gerade diese Knappheit an Waffen gerade passend ist. Immerhin verwendet man in Call of Duty oder Battlefield-Teilen auch nur 3 bis 5 Waffen ständig. Außerdem werden die Charakteristika der unterschiedlichen Gewehre so noch besser zum Vorschein gebracht.

Apropos knapp bemessen: Auch bei den unterschiedlichen Spielmodi hat Respawn gespart. Derzeit gibt es nur sechs unterschiedliche Spielmodi. Möglicherweise werden die Entwickler weitere Gamemods bei künftigen DLCs nachreichen. Vorerst sollen die verfügbaren aber für ausreichend Spielspaß sorgen.

Ein besonderes und neuartiges Spielelement sind die sogenannten Burn-Cards. Diese kannst du jedes Mal wenn du spawnst einsetzen, um eine besondere Fähigkeit oder Waffe zu erhalten. Zum Beispiel kannst du sofort einen Titan holen oder eine besonders starke Waffe durch dein derzeitiges Primäres Schießeisen ersetzen. Auch die Burn-Cards kannst du während der Lobby zwischen den Map-Changes auswählen und austauschen. Drei Slots hast du pro Map zur Verfügung. Bedenke allerdings, dass der Effekt der Burn-Card nur bis zum Tod wirkt.

Engine

Titanfall verwendet die Source-Engine, die auch in Counter-Strike oder Left 4 Dead eingesetzt wird und einen schnellen Spielfluss erlaubt. Da die Engine sehr zugunsten des Gameplays ausgelegt ist, leidet die Grafik etwas darunter und ist keines Falls High-End und kann auf keinen Fall mit Grafik-Krachern wie Battlefield 4 oder Crysis verglichen werden. Das macht allerdings im Falle von Titanfall überhaupt nichts. Durch die andauernd anstehende Action kommt man ohnehin nicht dazu sich die Texturen und Details des Spiels anzusehen. Außerdem bringt die minimalistische Grafik natürlich den Vorteil mit sich, dass es auch auf etwas schwächeren Rechnern einwandfrei und flüssig läuft.

Der Sound kann auch durchaus überzeugen. Egal ob das Rattern der Pistolen oder die dumpfen und schweren Schritte der Titans. Alle Sounds wirken stimmig und durchaus echt. Einzig die Synchronisation ins Deutsche lässt mehr als zu wünschen übrig. Hier empfiehlt es sich die Sprache auf Englisch umzustellen. Dazu gibt es bereits diverse Videos auf YouTube.

Hintergrund

Knapp 2 Jahre dauert nun der Hype um Titanfall schon an. Doch warum? Der Grund dafür ist, dass das Entwickler-Studio Respawn Entertainment von den beiden Ex-Infinity Ward-Chefs Vince Zampella und Jason West gegründet wurde. Kurz nach der Veröffentlichung von Modern Warfare 2 haben sich die beiden von Activision verabschiedet, sind zum Publisher Electronic Arts gewechselt und haben dort das Studio Respawn Entertainment gegründet. Als Grund dafür gaben die beiden an, dass man mit den zukünftigen Plänen der Modern Warfare-Serie unzufrieden war und dabei nicht mitmachen wollte. Man muss hier glaube ich nicht erwähnen, dass die beiden mit Call of Duty 4 die Ego-Shooter Serie und vor allem das Genre für immer verändert haben.

FAZIT

Titanfall gilt als Meilenstein hinsichtlich der Verschmelzung von Single- und Multiplayer. Durch die Fusion der beiden Elemente ist ein neuartiges Spielkonzept entstanden, welches auch schon Brink vor einigen Jahren zu erschließen versuchte. Der Grundstein ist also gelegt. Respawn muss jetzt nur noch das Prinzip verfeinern und mit neuen Elementen versehen. Dann sollte einem erfolgreichen Nachfolger, welcher schon im Abspann der Kampagne angekündigt wird, nichts im Wege stehen.

Ein Gastartikel vom Thomas Lumesberger

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 10 | Spieldesign: 6 | Motivation: 10

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