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Die Fightlings kommen!

Wer noch nie etwas von sogenannten Location-based Services gehört hat, der sollte einmal einen Blick auf sein Smartphone werfen. Dort finden sich sicherlich solche Programme wie Google Maps, Runtastic oder vielleicht auch Foursquare – also alles Apps welche standortbezogene Daten verarbeiten und dem Anwender in aufbereiteter Form zur Verfügung stellen. Für den Spielemarkt hat diese Technologie der Pokémon Go Erfinder Niantic entdeckt und war damit mehr als erfolgreich. Das kleine deutsche Spielestudio Thoughtfish geht hier sogar einen Schritt weiter und verarbeitet zusätzlich zu den Positionsdaten, auch noch den aktuellen Kontext in dem sich der gerade User aufhält. Ihre erste App welche dieses Verfahren verwendet, ist das Mobile-Game „Fightlings“.

Als Grundlage für Fightlings verwendet Thoughtfish ein selbstentwickeltes System mit dem Namen COALA (Context Aware Location Assessment). Mithilfe dieser Technologie kann eine App Informationen aus den verschiedensten Datenquellen kumulieren und die Reaktion der Anwendung auf den Kontext des Users anpassen. Dieses Wissen beschränkt sich somit nicht nur auf den Standort des Users, sondern etwa auch auf Zeit und Wetter und sogar Verkehrsdaten sowie Mondphasen sollen berücksichtigt werden. Dieses System kann natürlich beliebig erweitert werden.

fightlings-banner

Wie in Pokémon Go ermittelt Fightlings zunächst anhand der GPS-Daten des mobilen Devices die Standortdaten des Spielers und positioniert ihn auf einer virtuellen Landkarte, wobei hier die Geodaten nicht von Google, sondern von OpenStreetMap stammen. Der große Unterschied zu Nintendos Taschenmonster-Jagd: Die Umgebung ist in verschiedenfarbige Regionen unterteilt. Stark frequentierte Verkehrsflächen sind beispielsweise rot, Wälder und Parks grün und andere sind dann wieder blau, orange oder lila. Je nach Farbe können dort dann unterschiedliche Ressourcen in Form von Seelen gesammelt werden. Obwohl das Motto von Fightlings „Go out and play!“ lautet, muss man dieses aber nicht zwingend wörtlich nehmen, denn man kann jedem Ort der Welt sammeln, egal ob draußen oder im inneren eines Gebäudes. Dieses Anhäufen an Seelen ist nun kontextsensitiv, das  bedeutet, dass Faktoren der realen Welt wie etwa Zeit, Wetter die Menge und die Art der Ressourcen beeinflussen, die man einsammeln kann. Entlang einer Straße zur Rush-Hour können andere Seelen eingefangen werden, als zu einer weniger frequentierten Zeit. Auch am Spielplatz findet man bei Regen nicht die gleichen Ressourcen, wie etwa bei trockenem Wetter und wer sich zur späten Stunde und vielleicht sogar auch noch bei Vollmond auf einen Friedhof traut, der kann dort dann auch ganz etwas anderes finden als etwa bei Tag. Zusätzlich gibt es dann noch so genannte POIs (Points of Interest). Das sind besondere Orte auf der Karte, an denen es nicht nur Seelen zum sammeln gibt, sondern wo sich auch Kreaturen tummeln, die man einfangen kann. In Fightlings sind das etwa Schulen, Museen aber auch gewöhnlichere Plätze wie Haltestellen, Briefkästen oder auch Parks.

Fight Club mit Memory

Das Sammeln der Ressourcen erfolgt mittels stupiden Grinding. Das bedeutet ich bekomme abhängig vom Kontext in dem ich mich gerade befinde, plus einer Zufallskomponente, für jeden Klick auf die Karte eine gewisse Anzahl an Seelen auf mein Konto gut geschrieben. Diese unterteilen sich in insgesamt sechs Kategorien, mit denen man dann die verschiedene Kreaturen in Form von Karten freischalten und verbessern kann. Karten deswegen, weil es sich bei Fightlings im Grunde genommen um ein Tradingcard-Game handelt. Jeder Clan, respektive Deck, besteht dabei aus einem Champion mit einer levelabhängigen Anzahl an Lebenspunkten. Dazu kommen noch vier Fightlinge mit jeweils drei Helfern. Hat man genug Seelen eingesammelt, um damit alle Kreaturen eines Clans freizuschalten, darf man danach mit diesem Kartendeck die PVP-Duelle bestreiten.

Dieser Zweikampf wird dann sehr unkonventionell ausgetragen, nämlich anhand des Pairs-Prinzip a’la Memory. In der Mitte des Spielfeldes befinden sich 16 verdeckte Karten, welche die Fightling-Paare der beiden Duellanten repräsentieren. Runde für Runde werden von jedem Spieler zwei Karten auf dem Spielfeld umgedreht und wer ein Pärchen aufdeckt, löst die Fähigkeit des jeweiligen Charakters aus. Zusätzlich kann pro Runde ein Helfer eingesetzt werden. Das Spiel ist dann vorbei, wenn einer der beiden Champions keine Lebenspunkte mehr hat. Was sich zunächst als kindgerechtes Spielprinzip anhört, entpuppt sich als taktisch herausfordernder Wettkampf, denn ein gutes Gedächtnis und die Kenntnis der Fähigkeiten des eigenen Decks und auch jenes des Gegners, sind fast immer spielentscheidend. Gedankenloses ausspielen der Karten führt dagegen fast immer zu einer Niederlage.

Für gewonnene Duelle bekommt man Prestigepunkte für die Rangliste gut geschrieben. Die einzelnen Karte der verschiedenen Clans kann man übrigens aus Balancing-Gründen nicht kombinieren, die Decks sind fix vorgegeben und können vom Spieler lediglich durch das Aufleveln verbessert werden. Das Matchmaking selbst erfolgt automatisch und basiert vermutlich nicht auf der Stärke des Decks sondern anhand der Prestigepunkte. Vielleicht nicht immer ganz fair, aber geduldige Spieler die mehr Zeit in den Aufbau ihrer Karten stecken, werden damit (zumindest in den ersten Duellen) etwas belohnt.

Free2Play

Zusätzlich zu den Seelen gibt es in Fightlings noch zwei weitere Ressourcen. Das sind zum einen Murmeln, welche man durch gewonnene Duelle bekommt oder bei einer neuen Stufe oder sie können alle paar Stunden bei einem Portal abgeholt werden. Während Seelen das äquivalent zu Erfahrungspunkten sind, erfolgen Levelaufstiege der einzelnen Karten lediglich mit dem Einsatz von Murmeln. Da man diese nur sehr spärlich findet, werden sie zu einer wertvollen Währung. Noch seltener ist die dritte Ressource, das Anaram. Mit diesen kann man Portale erzeugen, aus denen dann weitere Kreaturen oder zusätzliche Murmeln erscheinen. Wer mehr Anaram benötigt, der kann dieses im In-Game-Shop gegen Echtgeld käuflich erwerben. Ansonsten ist Fightlings völlig kostenfrei spielbar und hält sich an bewährte Free2Play Prinzipien.

FAZIT

Die Fightlings ist zwar keine echte Konkurrenz für Nintendos Pokémon Go, denn dafür sind die Location-based-Spielelemente etwas zu oberflächlich und repetitiv, aber das Spiel ist eine mehr als brauchbare Alternative, mit viel Potential und hohem Suchtfaktor. Vor allem das Sammelkarten-Prinzip kombiniert mit den PVP-Duellen ist spannend und macht Lust darauf, ständig mehr und bessere Kreaturen freizuspielen. Obwohl ich durchwegs begeistert bin, wird meine Euphorie durch die etwas ungewisse Langzeitmotiviation etwas gebremst. Nach drei Tagen hatte ich alle Decks freigespielt und es zeigten sich bereits erste Abnutzungserscheinungen im Gameplay. Dafür gibt es zum Ansporn Ranglisten und auch die packenden Duelle gegen menschliche Gegner werden sicherlich nicht so schnell langweilig. Unterm Strich ist Fightlings ein unterhaltsames, kurzweiliges und vor allem wegen der einzigartigen PVP-Spielelemente ein innovatives Mobile-Game.

Fightlings ist ab 18. Juli 2017 in Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenlos im Apple Appstore und im Google Playstore erhältlich.

Official site: www.fightlings.com
Facebook: facebook.com/fightlings
Twitter: twitter.com/fightlings

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