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Elden Ring: Nightreign im Test – drei Monate nach Release

Bei den Game Awards am 13. Dezember 2024 staunten FromSoftware-Fans nicht schlecht: Ganz aus dem Nichts tauchte plötzlich ein neuer Trailer auf – und zwar nicht zu irgendeinem Projekt, sondern zu Elden Ring: Nightreign. Die Überraschung war perfekt, die Gerüchteküche sofort am Brodeln. Doch schon beim ersten Blick wurde klar, dass es sich nicht um eine klassische Erweiterung des gefeierten Hauptspiels handelte. Stattdessen präsentierte sich Nightreign als eigenständiges Multiplayer-Spinoff, das die vertraute Welt von Elden Ring in ein völlig neues Licht rücken sollte.

Nur wenige Monate später, am 30. Mai 2025, war es dann soweit: Nightreign erschien offiziell und schickte die Spieler in ein Abenteuer, das zwar im Schatten des Originals steht, sich jedoch mutig von dessen Konzepten löst und was Neues versucht. Anfangseuphorie und hitzige Diskussionen in den Community-Foren ließen nicht lange auf sich warten. Doch wie hat sich das Spiel fast drei Monate nach Release geschlagen? Und wichtiger noch: Welche Zukunft könnte Nightreign in der Landschaft der FromSoftware-Titel haben? Genau über diese Fragen wollen wir hier einmal sprechen.

Elden Ring Nightreign - Nightlord 1

Ein kurzer Überblick

Fast drei Monate nach Release konnten sich Spielerinnen und Spieler weltweit sowie zahlreiche Medien ein klares Bild von Nightreign machen. Das Grundkonzept unterscheidet sich massiv vom Hauptspiel – und sollte den meisten inzwischen vertraut sein. Der Vollständigkeit halber wollen wir trotzdem einen kurzen Überblick über die wichtigsten Spielmechaniken geben, bevor wir uns den spannenderen Fragen widmen.

Also mal zurück zum Anfang: Nightreign ist ein Multiplayer-Action-Survival-Roguelike – ein Genre-Mix, der so gar nicht nach klassischem Elden Ring klingt. Story? Nur am Rande. Erkundung? Auf ein Minimum reduziert. Eigener Charakteraufbau über Dutzende Stunden? Nicht wirklich. Stattdessen setzt Nightreign auf kompromisslose, schnelle Action, die weder Pausen noch Gnade kennt. Allerdings das allgemeine Gameplay durchaus von seinem Vorgänger übernimmt.

Zu Beginn wählt man eine von acht Figuren, die sich nicht nur optisch unterscheiden, sondern jeweils mit eigenen Waffen, Fähigkeiten und Start-Builds ausgestattet sind. Manche setzen auf rohe Nahkampfkraft, andere auf flinke Beweglichkeit oder mächtige Zauber – und ähnlich wie in Hades prägen diese Unterschiede stark, wie man jede Runde erlebt. In die Spielwelt Limveld – eine alternative Version des bekannten Startgebiets Limgrave – werden die Spieler von einem Spektralvogel getragen. Limveld sieht auf den ersten Blick vertraut aus, doch es ist eigens für Nightreign entworfen und folgt einer klaren Roguelike-Logik: Kartenabschnitte und Gegnerplatzierungen variieren von Match zu Match, wodurch kein Durchlauf identisch verläuft.

Tagsüber gilt es, Gegner zu besiegen, Ressourcen und Loot zu sammeln und damit stärker zu werden. Hier greift das Roguelike-Prinzip: Waffen, Zauber, Buffs und Items werden zufällig verteilt, sodass man in jeder Runde mit einem etwas anderen Set-up spielt. Koordination im Koop wird dadurch spannend, da Teams ihre Synergien im laufenden Match anpassen müssen. Mit dem Einbruch der Nacht ändert sich die Dynamik radikal. Ein mystischer Regen schließt sich immer enger um das Spielfeld – wer außerhalb der sicheren Fläche bleibt, kassiert kontinuierlich Schaden. In der letzten verbliebenen Zone erscheint schließlich ein Nachtboss, der den Tag beschließt. Wird er besiegt, beginnt der nächste Zyklus.

Nach zwei überstandenen Nächten wartet am dritten Tag das eigentliche Ziel: der Kampf gegen den Nachtfürsten. Insgesamt gibt es acht dieser Bosse, eigens für Nightreign entworfen, jeder mit eigenen Mechaniken, Movesets und Schwierigkeitsgrad. Wer ihn besiegt, beendet das Match erfolgreich und kassiert wertvolle Belohnungen – Ingame-Währung und freischaltbare Upgrades für die Meta-Progression zwischen den Runs. Scheitert man jedoch – sei es bei einem Nachtboss oder dem Fürsten – heißt es: zurück auf Anfang. Ganz im Sinne der Roguelike-Tradition, die Nightreign klar verfolgt.

Aber auch wenn jeder Durchlauf von vorne beginnt, bleibt der Grind nicht folgenlos: Mit erspielten Ressourcen lassen sich neue Waffen, passive Boni oder Charakteranpassungen freischalten, die den nächsten Versuch etwas einfacher oder zumindest abwechslungsreicher machen. Genau dieses Wechselspiel zwischen gnadenloser Wiederholung und spürbarem Fortschritt macht Nightreign aus.

Was hat sich getan?

Das war nur ein grober Überblick, wie eine typische Runde in Nightreign abläuft. Schon daran lässt sich erkennen, dass das Konzept sich stark von anderen Genrevertretern – und erst recht vom Hauptspiel – unterscheidet. Genau das sorgte anfangs für Skepsis bei vielen Langzeitfans, vor allem in Hinblick auf die Langzeitmotivation. Die Frage lag nahe: Was bleibt noch zu tun, wenn man alle acht Bosse besiegt und den Abspann gesehen hat? Und wie sieht es überhaupt mit weiterem Support aus?

Zunächst einmal: Nightreign ist kein Live-Service-Spiel, und soll es nach Aussage der Entwickler auch nie werden. Trotzdem wird der Titel fortlaufend mit neuem Content versorgt. In den vergangenen Wochen kamen etwa die sogenannten Everdark-Nachtfürsten hinzu – verstärkte, schwierigere Versionen der sieben Hauptbosse, die mit besonderen Belohnungen locken. Inzwischen sind alle Varianten verfügbar, lediglich beim finalen Boss bleibt offen, ob er ebenfalls eine überarbeitete Form erhält. Gerade hier wäre es eine verschenkte Gelegenheit, immerhin zählt der letzte Kampf von Nightreign zu den spektakulärsten und inszenatorisch stärksten Bossfights, die FromSoftware je entworfen hat.

Abseits dieser Highlights liefern die Entwickler regelmäßig Updates nach, die Performance und Balancing verbessern. Auch nützliche Quality-of-Life-Features wurden ergänzt, etwa die Möglichkeit, Relikte gezielter zu filtern. Diese Relikte – Belohnungen nach erfolgreichen Runs oder käuflich im Ingame-Shop mit erspielter Währung – sind entscheidend für die Stärke und Spielweise jedes Charakters. Das Grinden nach den perfekten Relikten ist bis heute einer der Hauptantriebe, Nightreign immer wieder zu starten.

Ein weiterer wichtiger Punkt: der Zwei-Spieler-Modus. Ursprünglich ließ sich Nightreign nur solo oder zu dritt spielen – eine Entscheidung, die für großen Unmut in der Community sorgte. Inzwischen haben die Entwickler nachgebessert und den 2er-Modus per kostenlosem Update nachgereicht. Nicht sofort, aber immerhin.

Und wie geht es weiter?

Es hat sich also einiges getan seit Release. Vor allem die stärkeren Bossvarianten, welche sich nun wöchentlich abwechseln sollen, haben dafür gesorgt, dass es sich immer wieder lohnt, in Nightreign zurückzukehren und einen neuen Run zu wagen. Und alles deutet darauf hin, dass sich daran auch in Zukunft nichts ändern wird.

Denn die Gerüchteküche brodelt bereits: Dataminer haben Hinweise auf einen neuen Modus entdeckt, der den Namen “Deep of the Night” tragen soll. Dabei könnte es sich um eine Art Ranglisten- oder Endlosmodus handeln, in dem Spieler sich durch zufällige Begegnungen und stetig steigende Schwierigkeitsgrade kämpfen müssen. Ein solcher Modus würde nicht nur mehr Abwechslung bringen, sondern auch für den dringend benötigten Langzeit- und Wettbewerbskick sorgen. Wie genau „Deep of the Night“ aussehen könnte – oder ob er überhaupt jemals offiziell ins Spiel kommt – ist allerdings noch unklar. Von Seiten der Entwickler gibt es bisher keinerlei Bestätigung.

Sicher ist dagegen: Ende des Jahres erscheint ein DLC. Details sind bislang rar, weder Name noch konkrete Inhalte sind bekannt. Doch vieles spricht dafür, dass uns neue spielbare Figuren und zusätzliche Nachtfürsten erwarten. Ebenso wahrscheinlich – und von Fans heiß ersehnt – sind frische Gegnertypen, neue Waffen und weitere Nachtbosse. Spannend wäre außerdem, wenn FromSoftware die Gelegenheit nutzt, auch Elemente aus Shadow of the Erdtree vollständig in Nightreign zu integrieren. Bislang sind lediglich zwei Bosse aus dem großen Elden-Ring-DLC vertreten, während der Rest noch fehlt. Gerade hier schlummert großes Potenzial, Nightreign stärker mit dem Hauptspiel zu verknüpfen, ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren.

Zusammenfassung

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