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Filmkritik: Wonder Woman

Das DC Extended Universe (DCEU), unter der Leitung von Warner Bros., hatte bisher einen mehr als steinigen Weg hinter sich: Zack Snyder´s Man of Steel versank dank holpriger Inszenierung im Mittelmaß, Dawn of Justice konnte zwar mit toller Optik und einem grandiosen Batman punkten, litt aber unter seinem Drehbuch und diversen dämlichen Momenten („Martha!“). Suicide Squad mutierte zum farbenfrohen Schnitt-Gewitter mit langweiligen Figuren und blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Kann Wonder Woman diese Abwärtsspirale brechen und dem vor sich dahinsiechenden DCEU neues Leben einhauchen? Ja – sie kann!

INHALT

Diana (Gal Gadot), Tochter der Königin der Amazonen Hippolyta (Connie Nilsen), lebt zusammen mit den unsterblichen Amazonen auf der Insel Themyscira, welche von Zeus nach einem großen Krieg gegen Ares vor den Augen der Menschen verborgen wurde. Dort wird sie von General Antiope (Robin Wright) in der Kunst des Kampfes unterwiesen. Eines Tages strandet der britische Spion Steve Trevor (Chris Pine) auf Themyscira. Er erzählt Diana von einem Krieg, größer als alle Kriege bisher, und dem unsäglichen Leid unschuldiger Menschen durch ihn. Die Amazonenprinzessin sieht darin die Rückkehr von Ares und begleitet Trevor in die Schrecken des ersten Weltkrieges, um den Kriegsgott endgültig zu vernichten.

© 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC ENTERTAINMENT, LLC
© 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC ENTERTAINMENT, LLC

KRITIK

Das Licht der Welt erblickte Diana Prince, alias Wonder Woman, im Jahr 1941 in All Star Comics Nummer 8. Sie entsprang der Feder des Psychologen William Moulton Marston und dessen Frau Elisabeth. Moulton war bekennender Feminist und Comic- Fan. Dementsprechend fand er es bedauerlich, dass es keinerlei starke weibliche Figuren im damaligen „Golden Age“ der Comics gab. Er wünschte sich eine weibliche Heldin, welche Supermann in Kraft und Fähigkeit ebenbürtig war. So erschuf er mit der Amazonenprinzessin Diana die erste weibliche Superheldin der Comicgeschichte.

Die Parallele zur damaligen Entstehung der Figur Wonder Woman und welchen Platz ihr Film von Regisseurin Patty Jenkins im heutigen „Golden Age“ der Comicverfilmungen einnimmt, ist äußerst interessant. Seit Sam Raimi 2002 mit seinem Spider-Man eine ungeahnte Lawine an Comicverfilmungen ausgelöst hatte, sind (man möge mich bitte korrigieren wenn ich falsch liege) erst zwei Comicverfilmungen mit weiblichen Titel-Heldinnen erschienen: Elektra und Catwoman. Während Elektra mit Jennifer Garner  in seinem Ergebnis eher bescheiden war, geriet Catwoman mit Halle Berry zu einer Vollkatastrophe, dem nicht einmal der geneigte Fan des gepflegten Trashs etwas Positives abgewinnen kann.

Obwohl es genügend starke weibliche Figuren in den Comicuniversen gibt – man denke zum Beispiel an Black Widow, oder Scarlett Witch aus dem Marvel Universum – dienen diese leider in den meisten Filmen als schön anzusehender Anhang diverser Superhelden und werden bei Solo-Projekten leider total übersehen. Umso erfrischender ist dann ein Film wie Wonder Woman, in dem Gal Gadot als Diana Prince den Batmans und Supermans dieser Welt zeigt, wie man böse Buben vermöbelt und nebenbei auch noch die Herzen des Publikums und der Kritiker gewinnt.

Wonder Woman ist ein schwer erhoffter Herzschlag, ein Lebenszeichen, welches beweist, dass noch Geist und Seele in dem vor sich dahinsiechenden DC Extended Universe steckt.  Den Zustand des DCEU in jener Radikalität zu beschreiben versetzt mir, als DC Fanboy und Batman-Nerd, einen Stich in der Seele, aber Faktum ist leider, dass das Konstrukt rund um die Justice League bisher leider – zum Großteil – nicht funktionierte.

Warner Bros. versuchte auf den Erfolg des Marvel Cinematic Universe und deren Avengers aufzuspringen, übersah dabei aber ein ganz entscheidendes Element des Erfolgs: Marvel hatte sich beim Aufbau des MCU Zeit genommen, sehr viel Zeit. Schritt für Schritt führten sie ihre Helden mit Solofilmen ein, brachten so dem Publikum auch die eher unbeliebteren Figuren, wie Captain America, erfolgreich näher. Diese Feinarbeit und Geduld beim Aufbau wurden dann mit The Avengers von Joss Whedon belohnt. Vom Publikum und den Kritikern sehr gut aufgenommen, schlug der Film an der Kinokasse ein wie eine Bombe. Warner Bros. fehlte diese Geduld leider. Mit Man of Steel führten sie, unter der Regie von Zack Snyder, Superman ein. Darauf folgte Batman v. Superman – Dawn of Justice. Dieser präsentierte uns mit Ben Affleck einen charakterlich grandios düster gezeichneten Batman: Seelisch verwundet durch die Niederlagen seiner Vergangenheit hat er seine eigenen Prinzipien über Bord geworfen und wurde zu einem Monster in der Finsternis. Herrlich, genau so will ich Batman sehen! Während auch Wonder Woman gut in BvS eingeführt wurde, bekamen The Flash, Aquaman und Cyborg nur kurze Clips spendiert. Eine Tatsache die ich als Fehler erachte, denn Bezug konnte ich zu ihnen keinen aufbauen. So sehe ich sie im kommenden Justice League Film mehr als belangloses Nebenprodukt an der Seite eines verdammt coolen Batman. Was Schade ist, denn Aquaman ist mit Jason Momoa toll besetzt, auch wenn dieser in meinen Augen der perfekte Lobo gewesen wäre.

Eine weitere große Stärke von Marvel gegenüber DC ist Kevin Feige, der leitende kreative Kopf hinter dem MCU. Er hält seine Hand über jeden einzelnen Film und achtet darauf, dass sie sich in das große Ganze einfügen, ohne dabei die Individualität und Kreativität des Regisseurs zu beschneiden. Warner Bros. fehlt leider dieses Vertrauen in die eigenen Regisseure. So wurde Suicide Squad von David Ayer als düsterer Anti-Helden-Film entworfen, aber aufgrund der positiven Resonanz auf die quietschbunten Trailer wurde der Film letztendlich von einer Trailer-Firma geschnitten. Das Ergebnis war ein Film der sich wie ein zwei Stunden langes Musikvideo anfühlte, mit vielen bunten Effekten, aber leider nicht den Hauch einer Seele.

Wonder Woman hingegen besitzt nicht nur Seele, sondern auch jede Menge Herz und einen völlig unerwarteten Batzen an gutem Humor. Das liegt zum großen Teil an der tollen Leistung der Regisseurin Patty Jenkins. Sie inszeniert sowohl die kleinen und ruhigen Szenen, als auch die Action gekonnt und fein nuanciert. Wo Wonder Woman zuschlägt stürzen Gebäude ein, fliegen Körper durch die Gegend und Kugeln eines schweren Maschinengewehres werden mal eben in vorbeigehen weggeschlagen. Jenkins inszeniert das Ganze aber mit einer solchen Ästhetik und subtilem Augenzwinkern, dass die Action trotz der ganzen Absurdität nie lächerlich wirkt. Ein Balanceakt den sie mit Bravour meistert. Unterstrichen wird das Ganze von einem tollen Score und das geniale Wonder Woman-Theme sorgt für zusätzliches Adrenalin.

Auch sehr zu loben sind die Darsteller. Gal Gadot als Wonder Woman ist perfekt besetzt. Sie verleiht ihrer Diana Prince jugendliche Neugier, Mitgefühl und Sanftmütigkeit. Trotzdem schafft sie es auch Wonder Woman in diversen Situationen bedrohlich wirken zu lassen, fast schon ein wenig unheimlich. Chris Pines Steve Trevor ist eine Mischung aus Mentor, Love Interest und Comic Relief und weiß in allen Belangen gut zu überzeugen. Im Allgemeinen ist die Truppe rund um Wonder Woman sehr sympathisch und für diverse Lacher gut. Ares, der Gott des Krieges funktioniert als Antagonist sehr gut, allerdings werde ich um Spoiler zu vermeiden nicht näher darauf eingehen.

Die Geschichte des Films ist toll geschrieben und wurde im Gegensatz zur Originstory der Comics nicht im zweiten, sondern im ersten Weltkrieg angesiedelt. Trotz des gelegentlichen Humors verliert der Film nie den Respekt vor der Grausamkeit dieses Krieges und nimmt sein Szenario ernster als es zum Beispiel Captain America – The First Avenger tat. Im Allgemeinen ist die Geschichte von Wonder Woman sehr gut strukturiert und spannend erzählt. Wenn man etwas bemängeln will, dann vielleicht, dass die Wendungen des Films leider sehr vorhersehbar sind und dass es gegen Ende hin etwas zu schmalzig wird. Aber das wäre Jammern auf sehr hohen Niveau.

© 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC ENTERTAINMENT, LLC
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FAZIT

Manche Kritiker bezeichnen Wonder Woman als den besten Comicfilm seit The Dark Knight. Dem kann ich nicht ganz zustimmen, da diese Aussage in meinen Augen Filme wie Watchmen, oder Guardians of the Galaxy ignoriert. Aber ich denke, dass er ein ähnlicher Meilenstein im Genre der Superhelden ist, denn er etabliert eine verdammt starke Frauenfigur, in dem von Männern dominierten Comic-Kino. Ich hoffe, dass dieser Film den Weg für weitere Solofilme weiblicher Superheldinnen bereitet. Warner Bros.  hat ja schon bestätigt, dass Joss Whedon (Avengers) an einem Bat-Girl Film arbeitet. Wichtig ist dieser Film auch für das DCEU, denn er gibt mir Hoffnung, dass die Neuinterpretationen Batmans und des Jokers vielleicht endlich den Film bekommen den sie verdienen. Unterm Strich hat mir Wonder Woman sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn er vielleicht nicht DER beste Comicfilm ist, hat er sich sehr weit oben in meiner Liste platziert. Ich kann jedem empfehlen sich diesen Film anzusehen, er ist die Zeit absolut wert.

 

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