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NetherWorld im Test

Frisch aus Katalonien (Spanien) kommt NetherWorld – ein neues Action-Adventure von Hungry Pixel – ein Indie-Projekt, das nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und vielen Jahren Entwicklung nun endlich mit Unterstützung durch den Publisher Selecta Play auf der Switch  erschienen ist – während sich der Steam-Release ein wenig verzögert hat.

Manchmal spiele ich neben all den AAA-Spielen auch gerne etwas kleinere Indie Games – vor allem wenn sie ein wenig seltsam sind. Es müssen nicht immer Metroidvanias, Shoot’em Ups oder Point and Click Adventures sein, wenn es lustig ist, ist mir das Genre eigentlich egal. Und NetherWorld ist so ein Spiel. Ich rede vom aktuellen Release, nicht dem uralten Shmups von Hewson aus dem Jahr 1988. Ist es ein Adventure oder ein Actionspiel? Ich habe keine Ahnung, aber eine von seiner Frau verlassene Qualle auf einem Roadtrip mit einem schwer drogensüchtigen Zauberer muss ich mir einfach anschauen. Vor allem, wenn das Spiel eine heftige Inhaltswarnung hat – nur für Erwachsene.

Sex, Drogen, Gewalt, Perverse, Alkohol… da fehlt nichts. Aber keine Angst, bei der Pixelgrafik ist das Spiel zumindest grafisch ganz sicher Safe for Work. Denke ich zumindest.

Schrille Typen und eine skurrile Handlung

Ihr spielt eine Qualle mit dem Namen Medoo. Gleich zu Beginn des Spieles verlässt eure Frau Clarisse das Haus (und euch). Was bleibt euch denn da anderes übrig, als gleich in die Dorfkneipe zu marschieren und sich einen hinter die Binde zu kippen? Gesagt, getan. Dort lernt ihr Cubick kennen – einen Magier, der ein kleines Drogenproblem hat. Ihr werdet von eurem Haustier begleitet – der fliegenden kleinen Qualle Bozky. Die redet mit euch – zwar völlig unverständliches Zeug, aber durch die Antworten von Medoo bekommt ihr trotzdem mehr oder weniger mit, was euch euer Haustier so mitteilt. Das Spiel ist voll mit weiteren seltsamen Charakteren – meistens recht interessante Typen. Der Apotheker, der euch Viagra oder Lachgas andrehen will, die alte Dame, die euch gerne vernaschen würde (würde? wird!), der Transvestit in der Bar mit dem unschuldigen Mädchen im Schlepptau…

Rasch werdet ihr auch mit dem ersten Bosskampf konfrontiert – ein Geldeintreiber der Drogenmafia. Weicht seinen Sprüngen aus, fangt seine Molotov-Cocktails in der Luft auf und schießt sie zurück, bevor sie explodieren… schafft ihr es nicht, startet ihr sofort wieder zu Beginn des Bosskampfes. Danach geht es gleich ordentlich weiter, Cubick schmeißt eine Party, die euch fast umbringt wenn ihr nicht geschickt seid. Darauf wacht ihr in einem weit entfernten Land in einer Wüste auf, wo euch der erste Kaktus gleich auffrisst (falls ihr ihm nicht entkommt) und ihr von einer Gruppe Outlaws gerettet werdet… und so geht es dahin, eine seltsame Begegnung nach der anderen. Nach einem Bosskampf mit einem Baum findet ihr ein Tunnelsystem (den Verdauungstrakt von diversen Würmen), mit dem ihr euch in einem simplen 2D Jump and Run durch die Welt bewegen könnt…

Die Steuerung ist relativ einfach gehalten – ihr bewegt Medoo nach links oder rechts, duckt euch oder rennt, oder ihr interagiert mit Hotspots. Aufgenommene Gegenstände könnt ihr durch die Gegend werfen oder konsumieren. Hüte könnt ihr aufsetzen, Gespräche laufen im Multiple Choice Verfahren ab. Mit einer Pistole haltet ihr euch Gegner vom Leib.

Für Erwachsene?

Am PC ist das Spiel mehr oder weniger mit jedem Gerät spielbar, auf dem Windows 11 läuft. Egal ober ihr eine Nvidia RTX 5090 oder eine in die CPU integrierte Grafikkarte habt – NetherWorld läuft auf eurem Rechner. Controller werden unterstützt. Die Grafik ist pixelig – manchmal ist es schwer zu erkennen, was eigentlich dargestellt werden soll – vor allem, wenn Medoo besoffen ist und alles verschwimmt. Dafür solltet ihr des Englischen mächtig sein – oder Spanisch bzw. Katalonisch können – eine deutsche Übersetzung bietet NetherWorld nämlich nicht.

Verfügbar ist das Spiel auf der Nintendo Switch. Die Steam-Fassung für den PC hätte zeitgleich erscheinen sollen und ist auch lange fertig – aber Steam hat ein Problem mit der Beschreibung auf der Store-Seite gehabt und den Erscheinungstermin verschoben. Mal sehen, ob das Problem rasch behoben werden kann oder ob Steam nun damit beginnt, Spiele die nicht unter „cozy games“ fallen nicht mehr zu veröffentlichen. Gewalt wird vermutlich weiterhin kein Problem sein, aber bei sexuellen Inhalten haben die Amerikaner ja oft extrem puritanische Vorstellungen.

Steam hat mit seiner Politik der „wir veröffentlichen alles ohne jegliche Inhaltskontrolle“ in den letzten Jahren meines Erachtens als Vertriebsplattform versagt – viele der Pornospiele sind echt ekelig (und das sage sogar ich!) und haben neben Spielen für Kinder auf der weltweit führenden Spieleverkaufsseite nichts zu suchen. Wenn das aber nun ins Gegenteil umgekehrt wird und wieder jedes Spiel entfernt wird, auf dem nur ein Pixelnippel zu sehen ist, dann ist das wieder so eine Sache, bei der ich es absolut hasse, das es keine wirkliche Konkurrenz mehr zu Steam gibt. Valve hat mit Steam schon lange ein weltweites Monopol für PC Spieleverkäufe erlangt (Marktanteil rund 80%). Niemand kann sich dieser Marktmacht entziehen – wenn Steam jemanden von seiner Plattform ausschließt, ist das mehr oder weniger sein kommerzielles Todesurteil. Und nachdem Steam, obwohl ein milliardenschwerer weltweiter Monopolist – nur sehr selektiv nach außen kommuniziert, ist es oft schwer, überhaupt genau zu wissen, was Steam aktuell für Vorgaben hat. Nachdem Steam eine vollkommen in Privatbesitz befindliche Firma ist, die weltweit aktuell nur rund 150 Mitarbeiter direkt beschäftigt, ist es im Regelfall auch sehr schwer, einen Ansprechpartner zu finden. Mal sehen, wann (oder ob) NetherWorld auch für den PC erscheint.

Zusammenfassung

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